
Es war ein schleichender Prozess. Langsam, aber sicher. Den Anfang habe ich gar nicht mitbekommen. Auch rückblickend kann ich nicht bestimmen, wie und wann es begonnen hat. Wirklich gemerkt hatte ich es erst, als ich mittendrin war. Ich hatte mich von Gott entfernt.Als ich im September mit der neuen Ausbildung begonnen hatte, las ich jeden Morgen im Zug zur Fachhochschule in der Bibel und nutze die Zeit für das Gebet. Das war eine gute Gewohnheit. Aber irgendwann wurde mir die Bibel im Rucksack zu schwer. Mir kam die Idee, stattdessen eine Predigt morgens zu hören. Aber auch die Predigt war mir morgens zu anstrengend und machte mich müde. Also ging ich über christliche Musik zu hören. Ab und zu. Letztendlich blieb die Bibel zu Hause. Und die stille Zeit war aus meiner Alltagsroutine ausgeschlossen. Schließlich gefiel es mir auch, dass mein Rucksack leichter war und dass ich morgens im Zug Zeit hatte, um zu schlafen.
Ganz langsam, aber sicher, hatte ich meine regelmäßige Zeit mit Gott aus meinem Alltag entfernt, ohne dass es mir bewusst war. Das wirkte sich auf mein ganzes Leben aus.Das wirkte sich auf mein ganzes Leben aus. Mir fehlte die Motivation in den Gottesdienst zu gehen, ich war unzufrieden mit meinem Leben und ich distanzierte mich von anderen Menschen. Das Gebet machte mir keinen Spaß mehr und Gespräche über meinen Glauben wollte ich nicht führen. Mein Leben frustrierte mich sehr, ich war lustlos und Sorgen machten sich breit. Mich hat also das volle Programm erwischt.
Wie konnte das passieren, wo ich doch so gut angefangen hatte?
In 1. Petrus 5, 8 steht:Seid nüchtern, wacht! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann.Der Teufel kam in meinem Fall nicht brüllend daher, sondern flüsternd und leise. Aber versucht zu verschlingen hat er trotzdem. Der Teufel ist jemand, der in böser Absicht anklagt und ohne jeden Grund entzweit. Als Widersacher Gottes ist es ihm ein Anliegen uns von Gott zu entfernen. Und das kann auch leise und heimlich wie bei mir passieren. Mit jedem Christen, wo der Teufel es schafft eine Distanz zu Gott aufzubauen, geht eine Möglichkeit verloren, dass noch mehr Menschen das Evangelium hören und Gott die Ehre entgegengebracht wird, die er verdient. Der Teufel hat Lustlosigkeit an der Gemeinschaft mit Gott in mein Herz gesetzt. Dabei ist der Teufel auch nicht an dem Glück der Menschen interessiert, sondern lediglich an seinem Ziel, Gott zu beschmutzen. Da sich diese Lustlosigkeit so langsam breitgemacht hatte, habe ich sie auch erst so spät realisiert.
Was habe ich dagegen getan? Was kannst du dagegen tun?
Natürlich wollte ich mir zuerst nicht eingestehen, was mir passiert ist. Ich bin doch ein engagierter Christ, der gerne in die Gemeinde geht und in der Jungschar arbeitet. Aber als ich merkte, dass ich wochenlang keine Lust hatte, mit Gott Gemeinschaft zu haben, musste ich mich dem Problem stellen. Ich musste mir selber eingestehen, dass ich den Fokus auf Gott verloren hatte und der Wahrheit ins Auge sehen. Ich nahm allen Mut zusammen und erzählte meinem Ehemann, wie es mir geistlich geht. Er hatte das schon längst mitbekommen. Nun ging es bergauf. Wenn man jemanden anderen erzählt, wie es einem geht, fällt ein Stück Last von den Schultern.Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet.Steht in Jakobus 5,16. Heilung kann nicht nur bei körperlichen Gesundheitszuständen geschehen, sondern auch bei geistlichen und seelischen. Wenn wir einander erzählen, wie es uns geht, können wir Heilung erfahren. Menschen können für uns beten und uns auf den richtigen Weg bringen. Und das Wichtigste: Das ganze Spiel, dass Distanz zu Gott aufgebaut wird, wenn ich dem Teufel Platz lasse, geht auch andersherum. Widersteht aber dem Teufel! Und er wird von euch fliehen. Naht euch Gott! (Jakobus 4, 7-8a). Wenn wir uns in die Nähe Gottes begeben, dann wird der Teufel fliehen.
Wer den Fokus verliert und sich von Gott entfernt, sollte also damit beginnen, sich selber nichts mehr vorzumachen, sondern die Distanz als Realität ansehen. Um sich dann wieder Gott aufs Neue zu nahen, ist es hilfreich ein Gespräch mit einer vertrauten Person zu führen. Und schließlich, setze mit vollem Herzen alles daran, wieder in die Gemeinschaft Gottes zu kommen.