Getting Girlies to God

Durch diesen Artikel sollst du motiviert werden, in junge Leute zu investieren, auch wenn man nicht weiß, was dabei heraus kommt
Getting Girlies to God

Ein starker Mädchenjahrgang um die 13 Jahre stand „vor der Tür zum Jugendkreis“. Was macht man mit Teenie-Mädchen im besten Alter? Jungs sind gerade alle doof, Eltern total schwierig, Klamotten zu teuer – und als christliches Mädchen darf man gar nichts! Wie bekommt man die Mädels in den Jugendkreis integriert? Und wie kann man verhindern, dass sie uns „verloren gehen“?

Ein neues Format für eine neue Generation

Uns Mitarbeitern war klar, dass wir keine „Kinderstunde für Große“ machen können. Die Mädchen waren aus frommen Familien und mit allen Gemeinde-Wassern gewaschen. Zugleich stand es um ihre persönliche Jesus-Beziehung schwierig. Sie taten sich schwer, in der Gemeinde ihren Platz zu finden, waren zu jung für die Jugend – und einige Mädchen in dem Alter hatten in den letzten Jahren in dieser Situation der Gemeinde den Rücken zugekehrt und waren weg vom Glauben. Fest stand:

Es würde eine kleine, aber sehr arbeitsintensive Gruppe werden, und Ziel wäre immer, sie später in den Jugendkreis abzugeben.

So starteten wir im Januar 2005 mit drei Mitarbeiterinnen für zunächst 6 Mädels im Alter von 13 -14 Jahren. CHRISTEEN’s – Christliche Teenies in Stuttgart – der Name war Programm. In der ersten Jahreshälfte ging es um Gemeinschaftsförderung, damit die Mädels zu einer Gruppe zusammen finden. Aber genauso wichtig war uns von Anfang an, die Beziehung zu Jesus Christus weiter auszugestalten und den Mädchen zu helfen, zu einer jungen Frau nach Gottes Herzen zu werden.

Pro-Gramm für (!) die Zielgruppe

Das Programm war bewusst erlebnisorientiert: wir trafen uns 14-tägig in der Gemeinde, nach einer Andacht – put first things first – gab es Aktionen und zuletzt Zeit zum Reden bei Snacks und Getränken. Unser Programm war so abwechslungsreich wie wir Mitarbeiter (Kleiner Tipp: Macht Mitarbeiterkreise nicht homogen, damit alle Gaben und Neigungen zum Zuge kommen – unsere Teens sind genau so verschieden wie wir!). Da gab es eine Gemeindehaus-Ralley, Workshops  über Magersucht und Bulimie, eine spannende „Bräuteschule“, in der die Mädchen anhand von Sprüche 31 verschiedene Aufgaben erledigen mussten – einschließlich eines 3-Gänge-Menüs. Am „Afrikaabend“ mussten die Mädchen erst einmal Wasser von der Quelle holen … also schickten wir sie 500 Meter zu einer Nachbarin – die wohnte bei „der Quelle“. Und dann wurde afrikanisch gekocht, Reis mit Hühnchen und Erdnusssoße. In speziellen Beauty-Nights machten wir sleep-overs mit voller „Schönheitsfarm“ – Masken, Frisuren, Peelings und Massagen.

Dazwischen ernsthafte Zeugnisabende, Missionsberichte, aber eben auch tiefe Bibelarbeiten zu verschiedenen Bibelstellen und biblischen Geschichten. Meine Zeit. Was bin ich wert? Abtreibung. Der Mann fürs Leben?! – Wir hatten mit einigen richtig gute Gespräche dazu. Oft erst hinterher, beim Aufräumen und irgendwie wurde die Frage  immer wieder wichtig, ob man gewiss ist, zu Gott zu gehören.

Ein gutes zweites Jahr

Im Jahr 2006 schenkte Gott viel Gnade. Zur Fußball-WM 2006 verteilten wir mit den Mädchen Flyer an die Menschen auf der Straße. Die Teens machten eine ganz neue Erfahrung. Zugegeben war es für sie schwer – und für einige auch das erste Mal in ihrem Leben – wildfremde Menschen anzusprechen und ihnen vom Herrn Jesus weiterzusagen, wenn sie darauf angesprochen wurden.

Im Nachhinein waren die CHRIS-TEENS echt froh und auch ein bisschen stolz, 200 Flyer in nur einer Stunde verteilt und dabei nicht den Kopf verloren zu haben.

Ein weiteres Highlight war unser erster gemeinsamer Urlaub im September in der Eifel. Ja, in der Eifel! Auf einem abgelegenen Ferienbauernhof – wir dachten, die Mädels würden uns „killen“ – so in der Pampa, keine Stadt, nix zum Shoppen in der Nähe, nur Natur pur und Tiere. Aber die Citygirls waren begeistert von den Tieren. Wir machten Ausflüge, gingen Reiten, hatten heiße Kettcar-Rennen, spazierten durch Kuhställe, streichelten Katzen, kochten gemeinsam, machten eine Pyjama-Party mit Marshmallows über Kerzen, schauten Liebesfilme mit und ohne Happy End und verbrauchten alle Taschentücher, die es im Haus gab…. Legendäre Videos entstanden, ungeahnte Talente kamen zum Vorschein.

Wir hatten eine tolle Zeit – auch bei unseren abendlichen Bibelarbeiten:

„Delila – zu was Frauen fähig sind“, über Rut, Orpa und Naemi, sowie über David und Batseba. Große Diskussionen bis spät in die Nacht entstanden daraus: „Wie wirke ich auf Jungs?“ „Wie kleide ich mich?“ „Muss ich im Sacktuch rumlaufen?“, „Flirten verboten?“ … wir waren mitten im Leben der Teens angekommen.

Das Leben ist … Veränderung

Anfangs 2008 merkten wir, dass die Mädchen begannen, ihre Prioritäten anders zu setzen. Wie erwartet wurde die Schule intensiver, die Eltern machten manchmal Druck, einige wollten lieber in den Jugendkreis. Aber auch in den privaten Beziehungen verschob sich manches: die Mädchen waren jetzt 16, die Jungs wurden interessanter, so manche hatte einen Mini-job. Sie durften abends schon mal mit Freundinnen weg – irgendwie gab es zu viele Angebote an einem Termin.

Wir bereiteten manchen Abend völlig umsonst vor, wurden mit Handyanrufen 20 Minuten vor Beginn versetzt, manche Mädels vergaßen die Termine völlig. Es war nicht selten deprimierend, dass wir uns vorbereiteten und organisierten, aber die Umsetzung nicht funktionierte, weil zu wenig Mädchen da waren. Nicht nur einmal brauchten wir die Zusage von Gott, dass wir das für ihn und nicht umsonst machten. (Tipp: Kolosser 3,23 ist in solchen Situationen Anti-Depressivum!)

Nach den Sommerferien 2008 unternahmen wir einen letzten Versuch, die Mädchen einmal im Monat freitagabends zu uns nach Hause einzuladen. Der Titel „Ich gebe dir mein Herz – Eine junge Frau nach dem Herzen Gottes werden“ von Elizabeth Georg hatte es uns angetan. Zusammen kochen, dann gemeinsam ein Kapitel aus dem Buch bearbeiten und die daraus entstehenden Fragen beantworten – so war das Programm geplant. Die Mädchen übernachteten bei uns, am Samstag verabschiedeten wir uns nach dem „Spät“stück.

Der Freitagabend war ungünstig: wenn die Mädchen kamen, war es eine echt gute Gemeinschaft, aber viele Termine fielen einfach ins Wasser. So beschlossen wir dann im Sommer 2009, CHRISTEENS aufzulösen.

Alles umsonst?

Hat es sich gelohnt, in die Mädchen zu investieren, Zeit und Kraft und Geld für sie zu verwenden, andere Termine abzusagen, um für die Mädels da zu sein? Man muss sich erinnern, was wir am Anfang wollten: die Mädels sollten die Brücke in Gemeinde und Jugendkreis finden. Das hat bei fast allen geklappt. Sie sind auch sonntags in der Gemeinde da, einige sind woanders unterwegs, aber immer noch mit Jesus.

Zwei von ihnen gehen diesen Sommer für ein Jahr ins Ausland, um in einem philippinischen Kinderheim und bei einer paraguayischen Missionarsfamilie mitzuhelfen. Kürzlich war ich im Jugendraum, wo Steckbriefe an der Wand hingen. Ich trat näher und las, was eines „unserer“ Mädchen in die Spalte „Mein größter Wunsch“ geschrieben hatte: „Ich möchte immer mehr eine Frau nach dem Herzen Gottes werden und mit meinem ganzen Leben immer mehr auf IHN Und daneben sind wir Freundinnen, Vertraute, Eingeweihte und Vorbilder. Wir sind nahe dran. hinwachsen.“ Nichts war umsonst.

Einige Lektionen

Was wir gelernt haben in dieser CHRISTEEN-Zeit: wir müssen ein Ja finden zu zeitlich begrenzten Sonderprojekten, denn selbst in der Jugendarbeit gibt es verschiedene Generationen. Im Alter von 13 bis 18 sind unsere Mädchen so heiß umkämpft wie nie zuvor – sie brauchen uns in dieser Zeit, auch wenn sie es nie zugeben würden. In der Phase, wo alles von den Eltern Vorgegebene auf den Prüfstand kommt, müssen wir wichtige Orientierungsgeber sein.

Wir hatten immer die volle Rückendeckung der Gemeindeleitung, selbst als es „trouble“ gab. Viele haben für uns gebetet, die Eltern waren froh, dass jemand für ihre Kids da war. Wie es weitergeht? Gott ist groß. Gott war selbst einmal Teenager. Und: Gott liebt sogar die Zicken. Nothing else matters!

Finde weitere Themen, die zum Artikel passen

Mädchen