Alterskonzepte in Gemeinde

Der Wunsch einer Gemeinde ist, dass sich Kinder und Jugendliche dauerhaft integrieren. Doch welches Alterskonzept und welche Übergänge sind aktuell sinnvoll?
Alterskonzepte in Gemeinde

Sinnvolles Alterskonzept für die Gemeindearbeit – Ein Bericht aus der Praxis

J. (37 Jahre) wuchs in einer christlichen Familie auf. Er durchlief die Sonntagsschule und war beim Biblischen Unterricht. Unter der Woche besuchte er die Jungschar und kam anfangs zur Jugendstunde. Doch mit 16 Jahren tauchte er in der Gemeinde nicht mehr auf. Heute hat er mit dem Glauben an Jesus nichts mehr zu tun.

So oder ähnlich ergeht es immer wieder Kindern aus gläubigen Familien. Aber auch mitgebrachte Freunde schaffen in der Jugendzeit oftmals nicht den Sprung in die Gemeinde. Doch wie kann eine Gemeinde, Kinder und Jugendliche so begleiten, dass sie dauerhaft Fuß fassen? Welche Übergänge zwischen den Gruppen sind nützlich? Welche aktuellen Altersgruppenverschiebungen sollte es geben? Welche Faktoren muss man berücksichtigen, um ein sinnvolles Alterskonzept zu erstellen?

Konzeptentwicklung

Um ein gutes Alterskonzept zu erstellen, sollte man sich im Vorfeld fragen: Wie groß ist die Gemeinde? Um wie viele Kinder und Jugendliche in welchem Alter handelt es sich? Wie viele Mitarbeiter stehen zur Verfügung? Haben Mitarbeiter Kapazität sich in zwei Gruppen zu engagieren, um den Wechsel zu erleichtern? Welche Räumlichkeiten sind vorhanden? Was ist der zeitliche Rahmen? In welche Gruppen können gemeindeferne Kinder und Jugendliche eingeladen werden?

Am meisten Sinn ergeben für mich folgende Altersgruppen in einer Gemeinde:

Vorschule – Kidsclub – Pre-Teens – Teens – Jugend – Junge Erwachsene 

Mit diesen bin ich persönlich sehr vertraut. Sie tauchen auch in den drei Gemeinden auf, in denen ich war und aktuell noch bin. Folgenden Konzepten bist du vielleicht auch schon in ähnlicher Form begegnet:

Gemeinde 1 – das überwiegend klassische Konzept

Geboren und aufgewachsen bin ich vor 37 Jahren in der ehemaligen DDR. Meine Eltern gehörten zu einer Brüdergemeinde mit ca. 60 Mitgliedern. Es gab:

  • zwei Kinderstundengruppen am Sonntag (3-6 J., 7-10 J.)
  • Bibelunterricht (12-14 J.)
  • Jungschargruppe (10-14J.)
  • Jugendgruppe (ab 14 J.)

Gemeinde 2 – das offene Konzept

Mit 23 Jahren zog ich der Arbeit wegen um und ging in die Brüdergemeinde vor Ort. Dort lernte ich ein Konzept der offenen Kinder- und Jugendarbeit mit folgenden Gruppen kennen:

  • Krabbelgruppe (0-3 J.)
  • monatlicher Kindertreff (3-12 J.)
  • wöchentlicher Kindertreff (6-12 J.), aus dem ein Mädchentreff (11-14 J.) und ein Jungentreff (6-12 J.) hervorgingen
  • offener Jugendtreff und Sporttreff (ab 13 J.)
  • evangelistischer Jugendhauskreis und Hauskreise für junge Erwachsene
  • Kinderstunde am Sonntag mit drei Altersgruppen (3-6 J., 7-11 J., 12-14 J.)
  • Jugendgruppe (ab 14 J.)

Gemeinde 3 – das gemischte Konzept

Vor dreieinhalb Jahren bin ich durch meine Hochzeit umgezogen und gehöre nun einer Baptistengemeinde mit 320 Mitgliedern an. Hier ist ein großes Spektrum an Gruppen vorhanden. Die Altersstruktur gestaltet sich wie folgt:

  • Offener Eltern-Kind-Kreis (1-4 J.)
  • Kinderstunde am Sonntag (2-4 J., 5-11 J. in verschiedene Kleingruppen unterteilt)
  • Jungschar (8-12 J.)
  • Biblischer Unterricht (12-14 J.)
  • Teenkreis (13-17 J.)
  • Jugendkreis (ab 17 J.)
  • Jugendhauskreis
  • Junge Erwachsenenarbeit (ab 19 J.)

Was kann Gruppenübergänge erleichtern?

Dass beispielsweise die Teilnehmer vom Biblischen Unterricht parallel auch in den Teenkreis gehen können, finde ich sehr gut. Dass Kinder am Sonntag in die Kinderstunde und unter der Woche in die Jungschar gehen, ist ebenfalls hilfreich. Auch dass es gemeinsame Aktionen vom Jugendkreis mit dem Teenkreis gibt, z.B. eine gemeinsame Woche zusammen in der Gemeinde leben. Ebenso können die älteren Jugendlichen im Jugendkreis auch schon bei den Jungen Erwachsenen sein. Das sind für mich sinnvolle Übergänge. Aber es braucht auch immer wieder Mut für Anpassungen.

ABER

Trotzdem höre ich von einigen Familien unserer Gemeinde, dass ihre Kinder nicht mehr dabei sind. Meiner Meinung nach spielen auch folgende Faktoren eine wesentliche Rolle:

Gibt es in den Gruppen begeisterte Mitarbeiter, die als Vorbilder im Glauben dienen?

Wird der Kontakt zu den Teilnehmenden auch über die Treffen hinaus gehalten?

Gibt es Gebetspatenschaften?

Werden junge Leute eins zu eins begleitet z.B. durch Mentoring?

Sind die Treffen tiefgehend?

Gibt es zusätzliche  Kleingruppen, die ehrliche und verbindliche Beziehungen ermöglichen?

Dass Integration in eine Gemeinde gelingt, verdanken wir meines Erachtens der großen Gnade Gottes.