Wie wir Jugendliche in die Gemeinde integrieren können

Wem sind sie noch nie begegnet – die Vorurteile über die Jugendlichen unserer Gemeinden? Was da wirklich dran ist und wie man Jugendlichen eine Hilfe sein kann, erfährst du hier.
Wie wir Jugendliche in die Gemeinde integrieren können

Vorab möchte ich drei Vorurteile abbauen, denen ich immer wieder begegne:

Jugendliche von heute haben kein Interesse an Gemeinde. Sie sind Konsum- und Lust-orientiert.1. Vorurteil

Man kann Jugendliche nur in solche Gemeinden integrieren, die intakt sind.2. Vorurteil

Ja, wenn unsere Gemeinde offener wäre, wenn alle Geschwister mitmachen würden, wenn…, dann…!3. Vorurteil

Vielleicht hörst du hier bereits auf, weiter zu lesen, denn das Anliegen dieses Artikels ist nicht in erster Linie, deine Gemeinde oder die Jugendlichen deiner Gemeinde zu verändern, sondern deine Einstellung zu deiner Gemeinde und zu den jungen Leuten in ihr.

Was ist deine Motivation?

Irgendwo habe ich folgende Geschichte gelesen. (Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, von wem sie stammt. So kann ich sie nur dem Sinngehalt nach wiedergeben):

Ein Mann sah drei Arbeiter auf einer Baustelle und kam mit ihnen ins Gespräch – über ihre Arbeit und was sie ihnen bedeute.
„Ich schufte acht Stunden am Tag“, sagte der erste, „damit ich etwas zum Leben habe. Es ist schon eine mächtige Plackerei und Knochenarbeit!“
„Ich arbeite“, entgegnete der Zweite, „weil ich Frau und Kinder zu Hause habe. Ich tue es aus Liebe zu ihnen.“
„Und Sie?“, fragte der Mann den Dritten, „Warum arbeiten Sie?“
„Ach“, sagte dieser, „Ich bin einfach stolz darauf, dass ich an diesem Bau einer herrlichen Kathedrale mitarbeiten kann …“

Arbeit – eine Frage der Motivation. Aus welchem Grund tue ich etwas? Auch bei vielen Christen in unseren Gemeinden sind die Motive der Mitarbeit sehr unterschiedlich. Ehrlich gesagt, habe ich oft den Eindruck, dass es noch eine vierte Gruppe von Arbeitern in Gottes „Weinberg“ gibt, und diese Gruppe ist leider oft sehr stark: Es sind die, die sich auf ihr geistliches Werkzeug stützen und „Arbeiterdenkmal“ spielen. Ihre einzige Tätigkeit scheint darin zu bestehen, anderen bei der Arbeit zuzusehen, gut gemeinte Ratschläge zu geben oder warnende Prognosen zu stellen, um hinterher sagen zu können: „Seht, ich hab’s ja schon immer gewusst …“ Ich hoffe nicht, dass du zu der Gruppe gehörst, die nach dem Motto leben: „Wer Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt …“ Sie führen gerade dann stets „hochgeistliche Gespräche“, wenn in der Gemeinde ganz praktische Handgriffe gefragt sind. Dann brauchst du dich nicht zu wundern, wenn die Jugendlichen deiner Gemeinde „treue Jünger“ werden, die in den entscheidenden Augenblicken „zwei linke Hände“ haben.

Mach’s vor!

Du kannst niemanden weiter führen, als du selber bist! Das ist das erste biblische Prinzip, um junge Christen in die Gemeinde zu integrieren und zur Mitarbeit zu motivieren: Sei ein Vorbild, mach’s ihnen vor.

Paulus schreibt an die junge Gemeinde in Philippi:

Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut, und der Gottes Friedens wird mit euch sein.Philippe 4,9
Junge Leute sind nicht dumm. Im Gegenteil: sie können die menschliche Natur gut beurteilen. Sie lesen in den Erwachsenen wie in einem offenen Buch. Ältere Christen mögen vielleicht über Heiligung, Hingabe und Opferbereitschaft predigen. Sie können über das Missionsfeld und die Würde des Dienstes für Christus predigen. Aber junge Menschen können sagen, dass das, was sie wirklich denken, an der Art gemessen werden kann, wie sie ihr Leben verbringen. Wenn sie sehen, wie die verantwortlichen Brüder ein Vermögen anhäufen, dem Geschäft den ersten Platz einräumen und in Luxus leben, dann soll es uns nicht wundern, wenn sie demselben Schema folgen.William MacDonald, 'Trachtet zuerst' (CLV, Bielefeld, 1991)

Das ist also das erste Prinzip für Motivation: Sei selbst motiviert! Du kannst niemanden weiter führen, als du selber bist!

Liebe deine Gemeinde!

Was ist für dich deine Gemeinde? Liebst du sie so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat Epheser 5,22-33?

Wenn wir andere für die Gemeinde motivieren wollen, müssen wir selbst von ihr begeistert sein! Mach dir immer wieder neu bewusst, dass der Herr Jesus sie erdacht hat, um denen, die durch sein Sterben auf Golgatha errettet werden, einen Ort zu schaffen, wo sie innerlich weiterkommen, ermutigt werden und ihn mit anderen zusammen loben und anbeten können. Somit hat er sie – ebenfalls wie die einzelnen Gläubigen – durch sein Blut erworben Apostelgeschichte 20,28. Die Gemeinde ist sein Eigentum. Sie ist ihm so wichtig, dass er alles für sie getan hat Epheser 5. Er pflegt und nährt sie. Er möchte, dass sie innerlich und äußerlich wächst und ein Zeugnis seiner Liebe in dieser Welt ist.

Wie wichtig sind dir die fünf Aufgaben der Gemeinde? Zeig durch dein eigenes Engagement in der Gemeinde, dass es dir ein großes Anliegen ist, nach Apostelgeschichte 2,42-47

  • Gemeinschaft mit Gott und den Geschwistern zu haben,
  • an ihn und sein Werk beim Brotbrechen zu denken, ihn anzubeten und zu loben,
  • durch die Lehre innerlich zu wachsen und uns gegenseitig zu ermutigen,
  • miteinander und füreinander und für andere zu beten und zu danken,
  • und ein Leben der Hingabe zu leben.
Liebe deine Gemeinde. Nicht, weil sie so perfekt ist, sondern weil der Herr Jesus sie liebt.

Ich liebe die Gemeinde von ganzem Herzen. Sie ist das brillanteste Konzept, das je erdacht wurde. Wenn wir wie Jesus sein wollen, dann müssen wir die Gemeinde so lieben, wie er das tut, und wir müssen auch andere lehren, die Gemeinde ebenfalls zu lieben, »wie Christus die Gemeinde geliebt hat.« Zu viele Christen benutzen die Gemeinde, aber sie lieben sie nicht.Rick Warren, 'Kirche mit Vision' (Projektion J, 2003)

Bete für deine Gemeinde!

Die Jugend ist die Gemeinde von morgen. Vielleicht sagst du, deine Gemeinde sei nur ein schwaches Abbild von dem, was der Herr Jesus sich gewünscht hat. Das Bodenpersonal entspreche nicht den Idealvorstellungen der Bibel. Dann bete für sie! Du veränderst deine Gemeinde nicht, aber der Herr Jesus kann Herzen und Situationen verändern. Bete für die Jugend der Gemeinde! Sie ist die Gemeinde von morgen! Deshalb investiere in das tägliche Gebet für die junge Generation.

Mach dir bewusst, dass der Teufel mit aller Macht versuchen wird, die Zukunft der Gemeinde durch die Verführung der Jugend zu verhindern. Aber wir dürfen überzeugt sein, dass der Herr Jesus zu seinem Wort steht:

Und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen!Matthäus 16,18

Bete für fähige Mitarbeiter. Dazu ermutigt uns der Herr Jesus:

Die Ernte zwar ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.Matthäus 9,37-38

Sei hingegeben und treu!

Wer Vorbild sein will, um andere zu motivieren, muss ihnen auch zeigen, dass Beständigkeit und Treue, Zuverlässigkeit und Disziplin einen Mitarbeiter des Herrn Jesus ausmachen. Wirf die Arbeit nicht gleich hin, wenn sich nicht gleich Erfolg einstellt.

Studiere die Lebensbilder von Missionaren und Gottesmännern. Sie alle haben Zeiten durchlebt, die keine Frucht zeigten. Selbst bei unserem Herrn, kam der „Erfolg“ erst nach seinem Sterben. Aber „um der vor ihm liegenden Freude willen, hat er das Kreuz erduldet“ Hebräer 12,2.

Sei begeistert und überzeugt!

Wer andere motivieren will, muss selbst motiviert sein! Lies deshalb immer in deiner Bibel und entdecke die Kostbarkeiten Gottes, die uns das Staunen lehren über seine Person, über sein Handeln, über sein Wesen, über seine Liebe, seine Gnade… Und sei im ständigen Gespräch mit ihm.

Sei authentisch!

Wehe den Christen mit den zwei Gesichtern! Lebe so, dass du jederzeit von den Jugendlichen deiner Gemeinde gesehen werden kannst. Ein offenes Leben in der Gegenwart Jesus ist ein befreites und sieghaftes Leben. Das werden die Jugendlichen, deine Familie, deine Arbeitskollegen und deine Gemeinde merken. Der Herr Jesus sagte in Bezug auf sich:

Ich bin durchaus das, was ich zu euch rede.Johannes 8,25

Sei persönlich!

Vertrauen muss wachsen. Dann werden die Jugendlichen dich auch um deinen Rat fragen. Interessiere dich für die Jugendlichen deiner Gemeinde. Lade sie ein, sprich mit ihnen, interessiere dich für ihre Interessen (und kommentiere nicht gleich alles, was du vielleicht anders machen würdest).

Vertrauen muss wachsen. Dann werden sie dich auch um deinen Rat fragen. Rede nicht nach ihrem Mund, du musst aber auch nicht alles besser wissen. Du musst nicht der Oberlehrer sein, dann werden sie sich dir gegenüber verschließen. Aber wenn sie merken, dass sie dir am Herzen liegen, werden sie sich dir öffnen. Bete mit ihnen und begeistere sie für den Herrn Jesus, für sein Wort und für seine Gemeinde. Ein Sprichwort sagt:

Wer gute Schiffsbauer ausbilden will, muss ihnen die Sehnsucht nach dem Meer wecken.

Sei Mentor!

Der Herr Jesus hat seinen Jüngern den Auftrag gegeben, nicht nur Menschen zum Glauben zu führen, sondern „zu Jüngern zu machen und… sie alles zu lehren, was ich euch geboten habe“ Matthäus 28,19.

Das heißt, aus bloßen Gemeindebesuchern nicht nur aktive Besucher, sondern reifende Mitarbeiter bis hin zu verantwortliche Mitarbeiter zu führen. Das moderne Wort dafür heißt Mentoring. Kürzlich fragte mich ein junger Bruder, der vor kurzem zum Glauben gekommen war, ob ich als „alter Hase“ ihm nicht die Bibel erklären könnte. Wir trafen uns jede Woche und studierten miteinander die Bibel. Er war so begeistert, dass er jeweils am Tag darauf, das gerade Gelernte an einen anderen weitergab. Paulus sagte seinem jungen Mitarbeiter Timotheus dieses Prinzip:

Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.2. Timotheus 2,2

Mach anderen kein schlechtes Gewissen!

Vermeide stets bei anderen ein schlechtes Gewissen zu erzeugen! „Du solltest…, du musstest…, warum tust du nicht…?“ verursachen keine Motivation, sondern höchstens ein Pflichtbewusstsein. Aber ich bin doch auch nicht aus Pflichtbewusstsein mit meiner Frau verheiratet und ihr treu, sondern aus Liebe! Wir Christen sind nicht aus moralischem Druck unserem Herrn gehorsam, sondern aus Liebe – weil er uns zuerst geliebt hat und liebt.

Die dreimalige Frage an Petrus: „Liebst du mich?“ Johannes 21,15-17 sollte auch für dich und jeden der Jugendlichen das einzige Motiv unserer Nachfolge sein und bleiben!

Sei praktisch!

Fang an! Und kümmere dich um einen der Jugendlichen deiner Gemeinde. Bete für ihn, lade ihn ein oder besuche ihn. Sag ihm, dass du für ihn betest. Ermutige ihn, für einen anderen Jugendlichen zu beten. Fang an, mit ihm die Bibel zu lesen. Vielleicht machst du mit ihm einen Jüngerschaftskurs. Begeistere ihn für das Prinzip der Gemeinde.

  • Wecke in ihm den Blick für die Grundlage des Evangeliums: Die Errettung von Menschen.
  • Wecke in ihm den Blick für den Auftrag Gottes, Menschen zu Jüngern zu machen.
  • Wecke in ihm den Blick für die Mitarbeit in der Gemeinde.
  • Wecke in ihm den Blick für das Ziel, für das es sich zu leben lohnt.
  • Nimm ihn mit zu Missionseinsätzen, zu Besuchen bei Geschwistern, nimm ihn mit zu Seminaren und Konferenzen.
  • Wecke in ihm die Sehnsucht nach mehr Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus, nach seinem Wort und nach mehr Gemeinschaft mit den Geschwistern. Und du wirst einen gewonnen haben, der es weitergeben wird an den Nächsten. Manche nennen das Erweckung. Sie fängt bei dir an.

Fang an!

Warte nicht, bis deine Gemeinde eine Idealgemeinde ist. Sag nicht: „Man müsste eigentlich…“ Fang einfach an!