Wie wir Gott (nicht) lieben

Zahlreiche Bibelverse, die Gottes väterliche Fürsorge für seine Kinder dokumentieren, sind in der Bibel zu finden. In diesem Artikel geht es jedoch bewusst und einseitig um die heute eher ausgeblendeten Charaktereigenschaften und Handlungsweisen Gottes. Ein ausgewogenes und vor allem ein an der Bibel orientiertes Gottesbild muss auch auf diese und noch viele andere Aspekte des Wesens Gottes achten.
Wie wir Gott (nicht) lieben

Hier findest du Teil 1.

Zahlreiche Bibelverse, die Gottes väterliche Fürsorge für seine Kinder dokumentieren, sind in der Bibel zu finden. In diesem Artikel geht es jedoch bewusst und einseitig um die heute eher ausgeblendeten Charaktereigenschaften und Handlungsweisen Gottes. Ein ausgewogenes und vor allem ein an der Bibel orientiertes Gottesbild muss auch auf diese und noch viele andere Aspekte des Wesens Gottes achten.

Vier vernachlässigte Vorstellungen von Gott

Unter den zahlreichen Aspekten von Gottesbildern, die heute unter die Räder zu geraten drohen, sollen hier stellvertretend vier Beispiele genannt werden.

Der richtende / strafende Gott

Hier handelt es sich mit Sicherheit nicht um die heute populärste Eigenschaft Gottes. Trotzdem, durch die gesamte biblische Geschichte hindurch tritt Gott als jemand in Erscheinung, der böswillige Menschen auch schon einmal heftig zurechtweist. Adam und Eva wurden wegen Überschreitung eines Gebots Gottes aus dem Paradies geworfen.[1] Die gottvergessenden und leichtlebigen Menschen zur Zeit Noahs wurden von Gott ertränkt.[2] Die ägyptische Armee kam bei der Verfolgung der Israeliten um, weil sie gegen den ausdrücklichen Wunsch Gottes handeln.[3] Saul wurde krank und verworfen, weil in guter Absicht etwas Falsches tat und dabei Gottes Ordnungen verletzte.[4] Auch im Neuen Testament griff Gott ein, wenn er Menschen zurechtweisen wollte. Hananias und Saphira starben, weil sie die Apostel belogen.[5] Andere Christen wurden krank, weil sie das Abendmahl nicht ordentlich einnahmen[6] und bei den Gerichten in der Offenbarung kommen Millionen Menschen um, weil sie sich gegen Gott empören.[7] Zwar passt ein richtender Gott so gar nicht zu den sanften und friedfertigen Konzepten von Pädagogik, Esoterik und zeitgenössischer Theologie. In den biblischen Berichten ist sie allerdings eine der ganz deutlichen Eigenschaften Gottes. Bei einem ausgewogenen Gottesbild sollte dieser Charakterzug nicht fehlen.

Der transzendente Gott

Sicher ist Gott an der Welt, den Menschen und ihrem Ergehen interessiert. Ansonsten hätte er sie kaum in Existenz gerufen. Die Bibel ist voller Beispiele von Gottes Anteilnahme und Hilfe in schwierigen Lebenslagen.[8] Das Hauptaugenmerk Gottes geht aber weit über diese Welt hinaus: schon Ewigkeiten war Gott, lange vor der Erschaffung der materiellen Welt und des Menschen.[9] Auch hat der Planet Erde nur eine begrenzte Haltbarkeit. Zu dem von Gott verheißenen Schlusspunkt wird diese Welt und alles was mit diesem irdischen Leben zu tun hat vernichtet, um Platz für ein rein jenseitiges Leben zu schaffen.[10] Gott ist mehr am Herz des Menschen, seinem innersten Wesen, interessiert als an seinem Aussehen.[11] Gott kommt es mehr darauf an, dass der Mensch ihm vertraut als auf seine Leistungen und Opfer.[12] Menschen, die zu sehr am Diesseits und an materiellen Dingen hängen, werden überdeutlich aufgefordert sich davon zu trennen, weil das alles nur von sehr begrenzter Bedeutung ist.[13] Gott fordert den Christen auf sich seines eigentlichen Ziels im Jenseits bei Gott bewusst zu sein und alle irdischen diesseitigen, zeitlich begrenzten Interessen und Aktivitäten hintenanzustellen, weil auch Gott in diese geistlichen, nichtmateriellen Welt zuhause ist.[14] Gott ist Geist, sagt die Bibel.[15]

Der Leiden zumutende Gott

Wahrscheinlich niemand, außer der Masochist oder der eingefleischte Pessimist, sehnt sich nach Leiden. Es ist vollkommen normal, sich zu wünschen satt, sicher und gesund zu leben. Aus der Sicht Gottes sind das aber nicht die höchsten Werte, was sowohl ihn selbst als auch was seine Nachfolger betrifft. Durch die Erschaffung der Welt mit ihren nicht immer so friedlichen Bewohnern hat sich Gott einige Unannehmlichkeiten eingehandelt. Doch er war bereit, um der Menschen willen zu leiden, an ihrer Undankbarkeit, ihrem Hochmut, ihrer Brutalität usw. Immer wieder wird die Trauer und Betroffenheit Gottes in der Bibel erwähnt.[16] In Jesus Christus hat Gott schwerstes Leid und übelste Verspottung auf sich genommen.[17] Leid ist aus der Sicht Gottes manchmal gut, manchmal ein notwendiger Nebeneffekt von Wachstum und Reife. Den treuen Propheten des Alten Testamentes mutete Gott immer wieder äußerste Probleme zu. Hiob ist geradezu das Paradebeispiel des unschuldig Leidenden.[18] Ebenso ist es mit dem verschleppten und versklavten Joseph und mit Daniel.[19] Auch Elia musste mit Verfolgungen und Morddrohungen leben.[20] Im Neuen Testament verspricht Jesus seinen Jüngern weder Reichtum noch Gesundheit, dafür aber mehrfach Verfolgungen, Spott und Leiden.[21] Alle Apostel haben schwer gelitten.[22] Und das war scheinbar durchaus im Sinne Gottes. Gelegentlich kann Leid aus Gottes Sicht andere, wichtigere Eigenschaften fördern oder vor potentiellen Fehlern schützen.[23] Eine überdeutliche Charaktereigenschaft Gottes in der Bibel ist es, Leid zu ertragen und anderen Leid zuzumuten.

Der fordernde Gott

In einer Zeit von Konstruktivismus, Esoterik und Konsum hört der postmoderne Mensch beständig, wie schön, wichtig und begehrenswert er ist. Daran kann man sich gewöhnen, auch geistlich. Unzählige Vorträge, Predigten, Seminare und Buchtitel stoßen in dasselbe Horn: „Du bist wichtig!“, „Du bist wertvoll!“, „Erkenne Deine Potentiale!“, „Bleibe wie du bist!“ usw. Der Gott der Bibel schlägt da gelegentlich ganz andere Töne an. Fast könnte man da depressiv werden. In jedem Fall wird bei den klaren Aussagen Gottes das positive Selbstbild angekratzt. Schon im Alten Testament wird dem Menschen immer wieder der Spiegel vorgehalten. Ihm  wird Eigensucht, Undankbarkeit oder sogar Dummheit vorgehalten.[24] Im Neuen Testament geht es in gleicher Weise weiter, dazu kommen Hinweise auf die eigene Hartherzigkeit und Lieblosigkeit.[25] Gott bleibt aber nicht bei der Diagnose. Auch wenn der Mensch nur allein durch die Gnade Gottes gerettet werden kann, wie Luther zurecht erkannte, stellt Gott an den Geretteten deutliche und nachhaltige Anforderungen.[26] Sein Denken und seine Lebensplanung soll er grundsätzlich neu aufstellen und an Gottes Prioritäten eichen.[27] Er soll sich ganz für Gott investieren mit aller Zeit, seinen materillen Möglichkeiten und allen seinen Fähigkeiten. Alles andere soll dahinter zurückbleiben.[28] Seine ethischen Urteile soll er nicht nach seinem Bauchgefühl oder den eigenen Vorteilen, sondern den deutlichen und gelegentlich auch unangenehmen Forderungen Gottes ausrichten. Gott fordert alle Zeit und Energie für ihn, für andere Christen und für leidende Menschen zu investieren.[29] Der Gott der Bibel ist zweifellos ein sehr fordernder Gott.

Hier findest du Teil 1.


[1] Vgl. 1Mo 3,17-19.23f

[2] Vgl. 1Mo 6,13.17; Mt 24,37-39

[3] Vgl. 2Mo 15,1-21

[4] Vgl. 1Sam 13, 5-14; 15,20-26

[5] Vgl. Apg 5,1–11

[6] Vgl. 1Kor 11,27-33

[7] Vgl. Offb 6,12-17; 8,8-11

[8] Vgl. 2Chr 33,12f; Ps 50,15; 107,6

[9] Vgl. Spr 8,22; Ps 90,2; Joh 1,1

[10] Vgl. Jes 65,17; 66,22; 2Petr 3,10; Offb 21,1

[11] Vgl. 1Sam 16,7;

[12] Vgl. Jes 1,10-17; Amos 5,21-23; Mich 6,6-8

[13] Vgl. Mt 6,19-21; 19,21; 2Kor 4,16-18; 1Joh 2,16f

[14] Vgl. Joh 14,3; 2Kor 5,1-10; Phil 3,20f

[15] Vgl. Joh 4,24; 2Kor 3,17f

[16] Vgl. 1Mo 6,6; Hes 33,11; Jona 4,11;  Lk 19, 41

[17] Vgl. Jes 53,4-7; Mt 27,15-54

[18] Vgl. Hi 1,20f; 3,1-26

[19] Vgl. 1Mo 37,29f; 39,7-20; Dan 1,3-7; 3,16-23

[20] Vgl. 1Kön 19,1-4

[21] Vgl. Mt 5,10f; Joh 15,18-21; 2Tim 3,12

[22] Vgl. Apg 4,1-3; 12,1f; 2Kor 11,16-28

[23] Vgl. Röm 5,3-5; 2Kor 4,7-15; 12,7-10

[24]  Vgl. 1Mo 6,5; 8,21; Ps 14,1; Jes 59,3-9; Jer 17,9

[25] Vgl. Mk 7,21f; Röm 3,23; Gal 5,19f; Kol 3,5-8

[26] Vgl. Gal 5,16-21

[27] Vgl. Röm 12,2; Eph 4,17; Jak 1,19-27

[28] Vgl. Mt 10,37; Lk 14,25-27; Phil 3,8

[29] Vgl. Mt 25,31-40; Jak 4,4; 1Joh 2,12-17; 4,7-21