Wie wir Gott (nicht) lieben

Zahlreiche Bibelverse, die Gottes väterliche Fürsorge für seine Kinder dokumentieren, sind in der Bibel zu finden. In diesem Artikel geht es jedoch bewusst und einseitig um die heute eher ausgeblendeten Charaktereigenschaften und Handlungsweisen Gottes. Ein ausgewogenes und vor allem ein an der Bibel orientiertes Gottesbild muss auch auf diese und noch viele andere Aspekte des Wesens Gottes achten.
Wie wir Gott (nicht) lieben

Hier findest du Teil 2.

Zahlreiche Bibelverse, die Gottes väterliche Fürsorge für seine Kinder dokumentieren, sind in der Bibel zu finden. In diesem Artikel geht es jedoch bewusst und einseitig um die heute eher ausgeblendeten Charaktereigenschaften und Handlungsweisen Gottes. Ein ausgewogenes und vor allem ein an der Bibel orientiertes Gottesbild muss auch auf diese und noch viele andere Aspekte des Wesens Gottes achten.

Bildung einer Vorstellung

Jeder Mensch macht sich im Laufe seines Lebens ein oder mehrere Vorstellungen von Gott. Selbst Atheisten und Materialisten haben ihre Gottesbilder – wenn auch eher als Feindbilder. Beim Nachdenken über Gott bleibt tatsächlich nur wenig anderes übrig, als sich ein eigenes, natürlich immer subjektives, interessengeleitetes und zeitgebundenes Bild von Gott zu machen. Eine hypothetisch objektive Erkenntnis Gottes ist schon alleine deshalb nicht möglich, weil kein Mensch und keine Methode einen direkten Zugriff auf Gott hat. Alles Denken über Gott beruht letztlich auf Beobachtungen seines Handelns und Redens, auf Schlussfolgerungen und begründeten Spekulationen.[1] Keine Methode der Theologie oder Philosophie erlaubt es, unmittelbare Aussagen über Gott zu machen. Christen sind davon überzeugt, das Handeln und Reden Gottes am zuverlässigsten und authentischsten in der Bibel zu finden. Deshalb ist dieses Buch die Grundlage ihres Redens von Gott.

Die Vorstellung von Gott wird vom gesellschaftlichen Trend beeinflusst

Da jeder Mensch in seiner Denk- und Wahrnehmungsfähigkeit beschränkt ist, fallen auch die jeweiligen Gottesbilder einseitig aus. Welche Gottesbilder beliebt und damit häufig vertreten sind, liegt einerseits an einer sehr persönlichen Prägung und Erwartung sowie dem eigenen Charakter. Andererseits aber auch an den gesellschaftlichen Trends mit denen die betreffende Person lebt.

Zu einer Zeit, in der in Europa Materialismus und Konsum dominieren, haben diese weithin beworbenen Wertungen natürlich auch Auswirkungen auf das Gottesbild der Christen. Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund wird Gott weitgehend als Garant der erstrebten Lebensform betrachtet.

Dabei wird die Diesseitigkeit Gottes hervorgehoben, sein Kümmern um die materiellen Bedürfnisse des Menschen: Einkommen, Gesundheit, Beziehungen, Spaß usw. Auch Demokratie und Individualismus hinterlassen ihre Spuren im Gottesbild. Gott wird eher als Partner betrachtet, der ermutigt, tröstet, versteht, höchstens einmal rät, nie aber befiehlt. Gott muss emotional erlebbar sein, sich nach Willen und Wünschen des Christen richten. Er sollte sich weltoffen und tolerant präsentieren – ebenso wie es von einem zeitgemäßen Menschen erwartet wird, nur mit etwas mehr Macht und Gestaltungsfreiraum. Der gewünschte Gott ist dafür da, den Menschen in seinem Lebensplan zu unterstützen, ihm immer wieder zuzusagen wie wichtig und wertvoll er ist. In ethischen Fragen soll sich Gott eher zurückhalten, denn da fordert der postmoderne Mensch größtmögliche Freiheit.

Die Einseitigkeit von Vorstellungen

Populär und ausführlich beworben wird gegenwärtig vor allem der liebevolle, vergebende, verständnisvolle, tolerante, unterhaltende, heilende und reich beschenkende Gott. All diese Eigenschaften Gottes finden sich durchaus auch in der Bibel und werden von persönlichen Erlebnissen aus Geschichte und Gegenwart gestützt. Gott ist der liebende Vater[2], mit einer unvorstellbaren Geduld, er vergibt auch die schlimmste Schuld[3] und lässt sich selbst in der Person Jesu Christi quälen, ohne den Menschen direkt zu bestrafen.[4] Diese Aspekte Gottes entsprechen den tiefen Sehnsüchten des modernen / postmodernen Menschen und seinen Vorstellungen von einem erlebnisreichen und erfüllten Leben. Daneben existieren aber noch ganz andere Seiten des Ewigen, ohne die das Gottesbild einseitig und irreal werden kann. Die gewollte oder zumindest realisierte Einseitigkeit des Gottesbildes führt in der logischen Konsequenz natürlich dazu, dass andere Eigenschaften Gottes in den Hintergrund treten. Das betrifft insbesondere Charakteristika Gottes, die nicht dem gegenwärtigen Zeitgeschmack oder theologischen Trend entsprechen, die aber trotzdem deutlich in der Bibel benannt werden.

Mancher wird im Laufe seines Lebens von Gott mutmaßlich enttäuscht, weil er sich ihm gegenüber eben nicht nur verständnisvoll, tolerant, heilend usw. verhalten hat.[5] Einige geben deshalb sogar ihren Glauben auf, verlassen ihre Gemeinden oder suchen ihr Heil anderswo, beispielsweise in der Esoterik.

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[1] Vgl. Mt 11,27; Joh 1,18

[2] Vgl. Mt 6,9; Röm 8,15

[3] Vgl. Jes 1,18; Röm 5,20

[4] Vgl. Lk 23,34

[5] Vgl. Hi 7,3; Ps 73; Jer 12,1