Wie Süchte entstehen

Nachdem wir aus den vorherigen Artikeln erfahren haben, was Sucht überhaupt ist, erfahren wir hier, wie es dazu kommen kann.
Wie Süchte entstehen

Einsatz mit einem Mobilen Treffpunkt in einer westdeutschen Großstadt. Rolf sitzt vor mir: Verspiegelte Sonnenbrille, fettige Haare, Drei-Tage-Bart, Fahne zehn Meter gegen den Wind. Rolf ist einsogenannter Berber, ein Nichtsesshafter, der dankbar die ihm angebotene Tasse Kaffee schlürft. Wir kommen ins Gespräch. „Rolf, warum säufst du?“, frage ich ihn. „Mann bring meck minne Fru wie’er, un ick hör uf!“, ist seine knappe Antwort. „Sei ehrlich, Rolf: Säufst du, weil deine Frau weg ist oder ist deine Frau weg, weil du säufst?“ „Has ja recht, Mann, eck sauf, weil ick nix gebacken krieg int Leben. Irjendwie muss man sech doch trösten, oder? Man gönnt sech ja sons nix!“

Was ist Sucht?

Störung und Verzerrung des bewussten Zugangs zu den eigenen Gefühlen, ein Mangel an Vertrauen in die Kräfte des eigenen Selbst, eine Neigung, eigene Schwächen durch Ersatzgefühle zu kompensieren.Prof. Gerhard Scherborn

Etwas schwierig ausgedrückt, nicht wahr? Den Satz muss man mehrfach lesen, um ihn einigermaßen zu verstehen. Vielleicht kann man es so sagen: Man möchte ein schönes Gefühl, ein als angenehm empfundenes Erleben erneut und zwar dringlich wieder erfahren und nimmt dafür sogar negative Folgen in Kauf.

Die Bibel sagt es so:

„Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“Jakobus 1,14

Sucht ist ein Lernprozess

In den meisten Fällen entsteht eine Abhängigkeit schleichend und zunächst völlig unbemerkt. Viele Süchte beginnen in einer Clique, in einer Gruppe, im Freundeskreis oder in der Schulklasse: „Komm, sei kein Frosch! Oder traust du dich nicht? Sei keine Memme!“ Was tut man nicht alles, um nicht wie ein  Schwächling dazustehen!

Wenn du ehrlich bist, hat das erste Glas Bier, der erste Schnaps, die erste Zigarette nicht geschmeckt. Es hat auf der Zunge und in der Kehle gebrannt. Aber man hat’s probiert und die Zähne zusammengebissen, um zu zeigen, dass man stark ist. Thomas Mann charakterisierte es so: „Mit 14 versuchst du, ein Mann zu sein, indem du rauchst – mit 40 versuchst du, ein Mann zu sein, indem du versuchst aufzuhören.“

Erst später raucht oder trinkt man allein und dann heimlich. Warum? Sucht ist in der Gesellschaft geächtet und gilt als Charakterschwäche. Dieses Negativ-Image will man unter allen Umständen vermeiden. Also beginnt man, die Sache zu vertuschen. Dann braucht man mit der Zeit Menschen, die stillhalten und die Sache decken. Man tut in der Familie und im Bekanntenkreis so, als hätte man nichts gesehen. Auch im Jugendkreis und in der Gemeinde schweigt man sich aus. Man redet höchstens hinter vorgehaltener Hand darüber. Aber keiner unternimmt etwas. Doch allein kommt da in der Regel keiner raus. Der Abhängige stirbt einen langsamen Tod und alle schauen schweigend zu: „Das hab ich schon lange gewusst…“

Die Öffentlichkeit bemüht sich heute, Sucht als Krankheit darzustellen, um die Abhängigen von dem Stigma des Versagers zu befreien. Aber dadurch ist noch nichts gewonnen, denn an einer Krankheit ist man in der Regel nicht selber schuld und muss selbst nichts unternehmen. Dafür sind ja andere da: der Therapeut oder der Arzt. Doch die eigentliche Ursache ist: Abhängigkeit von einem Mittel oder von einer Person ist zunächst einmal Sünde.

Sucht ist in der Gesellschaft geächtet und gilt als Charakterschwäche. Die Öffentlichkeit bemüht sich heute, Sucht als Krankheit darzustellen, um die Abhängigen von dem Stigma des Versagers zu befreien.

Die Hauptursache, ein Suchtmittel zu verwenden, ist um vermeintlich mit Frust, mit Einsamkeit, mit Beziehungsschwierigkeiten, mit Hemmungen oder Minderwertigkeitgefühlen fertig zu werden, die Suche nach dem Sinn und der Bedeutung meines Lebens.

Wie kann ich frei werden?

Hier kann mir nur die Abhängigkeit von Gott, von dem Herrn Jesus wirklich helfen. Ich brauche kein Mittel, um Erfüllung meiner Sehnsucht und meinerWünsche zu finden.

Jesus hat gesat: „Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Fülle haben.“

Lebenserfüllung und den wahren Sinn meines Lebens finde ich allein in ihm. Er allein gibt mir auch den Selbstwert, den ich vielleicht schmerzlich vermisse. Bei ihm bin ich geborgen, verstanden und geachtet.

Überprüfe deshalb genau, aus welchem Grund du ein Suchtmittel benutzt. Sei ehrlich zu dir selbst. Nur so kannst du an der eigentlichen Ursache eine Veränderung vornehmen.

An diesem Punkt brauchst du den Herrn Jesus. Fang nicht am falschen Ende an, indem du versuchst, weniger zu konsumieren, verschiedene Taktiken einzuüben, oder dir Entschuldigungen auszudenken. Bekenne deinem Herrn, dass du ohne ihn gelebt hast und er nicht wirklich der Herr deines Lebens geworden ist. Dann kannst du mit ihm und als Hilfe kann dir ein gereifter Christ beistehen neue Schritte gehen, den Ballast deiner Vergangenheit unter seinem Kreuz ablegen und neue Verhaltensweisen mit seiner Hilfe einüben. Dazu wünsche ich dir viel Mut und Vertrauen.