Wie eine Freizeit deine Jugendgruppe verändern kann

„Weißt du noch damals, auf unserer Freizeit in Borkum? Jonas war nach der Wattwanderung von oben bis unten komplett voll mit Watt! Oder der Abschlussabend, …
Wie eine Freizeit deine Jugendgruppe verändern kann
„Weißt du noch damals, auf unserer Freizeit in Borkum? Jonas war nach der Wattwanderung von oben bis unten komplett voll mit Watt! Oder der Abschlussabend, wo Felix am Strand…“

So oder so ähnlich klingt’s schon mal, wenn man den Gesprächen in unserer Jugendgruppe lauscht. Dabei waren wir nur kümmerliche 4 Tage in Borkum – interessant, wie die Erlebnisse trotzdem hängen bleiben.

Freizeiten haben das Potential, deine Jugendgruppe zu verändern. Freizeiten können deine Gruppe zusammen schweißen, näher zu Gott zu bringen und bringen viele weitere gute Dinge mit sich. Wahrscheinlich weißt du das. Dennoch fragst du dich als Leiter – ist es den Aufwand wert?

Meine Antwort: Ja, es lohnt sich!

Hier kommen meine Top 6, warum Du mit Deiner Jugendgruppe unbedingt mal über einen längeren Zeitraum wegfahren solltest. Eine Freizeit eben. Denn Freizeiten…

1. …stärken das Gruppengefühl und die Beziehungen untereinander

Gerade Klassenfahrten werden mit dem Ziel veranstaltet, dass sich die Schüler untereinander besser kennenlernen. Ist irgendwie logisch, dass man die Gruppen gerne besucht, wo man sich kennt, schätzt und Freundschaften hat. Freizeiten können genau das extrem fördern. Ein Jugendlicher bei uns kam relativ unregelmäßig, fiel auch wenig auf. Auf einer Freizeit taute er richtig auf, stellte Fragen und fügte sich ein. Wenn Teenager aus dem Teeniekreis „nachrücken“ ist es die Gelegenheit, sie gut aufzunehmen.

Herausforderung: Versuche den Gedanken bei den Teilnehmern deiner Freizeit hochzuhalten, z.B. das Klübchen-Bildung vermieden wird (gilt auch für Mitarbeiter!). Gute (wirklich gute) Kennenlernspiele, Aktionen oder Challenges über die ganze Freizeit können helfen.

2. …sorgen für eine Schatzkiste voll mit Erinnerungen

Ich liebe es, dass was man gemeinsam erlebt hat nochmal hervorzuholen. Sei es Jan-Simon, der sich auf dem Klettersteig bravourös durchkämpft, einen Heiratsantrag am Strand oder der Leuchtturm in Borkum, der plötzlich wichtiger Wegweiser wurde.

Gruppen brauchen genau solche Dinge, an die man sich gerne erinnert. Man muss es nicht übertreiben und jede Woche ein Spektakel veranstalten – aber es ist super, wenn ihr solche Momente als Gruppe teilt und hervorholen könnt.

Tipp: Ich nutze die Dinge gerne als Illustrationen und Beispiele in den Bibelarbeiten und verknüpfe sie mit den Biblischen Inhalten. Grade, weil du die gemeinsame Basis, also das gemeinsame Erlebnis hast.

3. …bieten viel Zeit für Hirtendienst

Was ist ein Hirte, der nicht bei seinen Schafen ist? Wahrscheinlich kein guter Hirte. Die Bibel vergleicht den Dienst an einer Gemeinde (oder Jugendgruppe) häufig mit dem Bild eines Hirten, der sich um seine Herde kümmert (Eph. 4,11; Hes. 34). Der gute Hirte ist bei seinen Schafen (Joh. 10,14). Freizeiten bieten dir ziemlich einfach 24h Stunden für intensiven Hirtendienst Freizeiten bieten dir ziemlich einfach 24h Stunden für intensiven Hirtendienst– über mehrere Tage! Wolltest du schon immer mal jemandem zeigen, wie man eine fruchtbare Stille Zeit haben kann? Auf der Jugendfreizeit kannst du es morgens einem ganzen Zimmer vormachen! (Einer unserer Mitarbeiter ging mit einem Zimmer morgens früh joggen am Strand und machte dort mit ihnen Stille Zeit – der Hammer!) Schiebst du ein schwieriges Gespräch schon lange vor dir her? Du kannst ungestört lange Spaziergänge mit den Teilnehmern machen – ohne die sonstigen Alltagsverpflichtungen.

Herausforderung: Eine Freizeit wird häufig überladen mit Programm, Teamtreffen und Vorbereitung. Versuche deine Aufgaben VOR der Freizeit stehen zu haben (oder delegiert), so dass du mehr Zeit für den aktiven Hirtendienst hast. (Ich habe mir selbst regelmäßig viel Schlaf und Gesprächszeiten geraubt, weil die Bibelarbeit noch nicht fertig war o.ä. – das ist schlecht.) Mach dir vor der Freizeit Gedanken, was du wem im persönlichen Gespräch weitergeben möchtest.

4. …fördern Mitarbeit

Auf einer Freizeit fallen ziemlich viele Arbeiten an. Perfekt für Dich als vorausschauenden Planer, denn Du nimmst dir natürlich einige deiner Jugendlichen mit ins Team. Auf einer Freizeit in Österreich übernahm ein Teilnehmer die morgendliche Andacht, die wir gemeinsam vor Ort vorbereitet haben. Hinterher gab’s Feedback. Der Rahmen war ihm recht für seine ersten Schritte und es war auch eine Wertschätzung und Bestätigung ihm gegenüber (und ich hatte einen Programmpunkt weniger 😉 ). Meine Beobachtung ist, dass sich die meisten freuen, wenn sie etwas beitragen können. Freizeiten sind eine riesen Chance für Dich und Deine Gruppe Mitarbeiterpotential zu entfalten.

Herausforderung: Achte gerade bei einer Freizeit darauf, dass Du nicht alles machen musst. Wenn du Jugendliche mit einbindest, ist es allerdings sehr wichtig, ihnen genau zu sagen, was sie machen sollen, wann sie es machen sollen, „wo“, helfe ihnen beim „wie“… Erwarte nicht bei allen dasselbe Maß an Selbstständigkeit.

5. …zeigen dich als erlebbares Vorbild

Paulus schreibt den Philippern, sie sollen ihn nachahmen – also seinem Vorbild folgen (Phil. 3,17). Puuh, das heißt, sein Leben muss ganz schön vorbildlich sein, um so was zu schreiben. Wäre gut, wenn auch dein Leben so von Hingabe zu Jesus strotzt, dass es sich andere locker zum Vorbild nehmen können. Auf einer Freizeit erleben dich deine Jugendlichen täglich. Wie du mit deiner Frau umgehst. Wie du den Küchendienst ordentlich machst, ohne zu murren. Sie erleben dein Reden. Wie du dein Gebet in den Alltag einbringst. Und deinen Umgang mit Problemen und Herausforderungen.

Klar – im Idealfall erleben sie das auch außerhalb der Freizeit, weil du sie natürlich häufig einlädst und Ausflüge machst und Eis essen gehst… Auf einer Freizeit erleben sie dich und deine Beziehung zu Jesus aber besonders – unterschätze das nicht.

Herausforderung: Du kannst auch ein schlechtes Vorbild sein. Einmal habe ich beim Volleyball durch übertriebenen Ehrgeiz ein Mädchen ziemlich verschreckt. Das ist dann irgendwie gar nicht so gut. Sei auch ehrlich, wenn du kein gutes Vorbild warst und bring es zur Sprache. Sag in so einem Fall deutlich, dass es nicht gut war und du es wirklich bereust. (Isaak bringt dieselbe Lüge in Bezug auf seine Frau wie sein Vater Abraham. Also die Frau/Schwester Aktion. Wie hat Abraham mit seinem Sohn wohl darüber geredet, abends am Lagerfeuer?)

6. …bringen spürbare, geistliche Veränderung

Ich selber wurde auf Freizeiten sehr geprägt. Sie waren für mich häufig eine Art Boxenstopp, wo man nochmal ordentlich geistlich auftanken konnte und frische Reifen aufziehen konnte für den Wettlauf, den man als Christ läuft. Genau das können gute Freizeiten für deine Jugendgruppe sein. Gefühlt sind die Learnings auf Freizeiten noch mal mehr besonders. Der Abstand zum Alltag sorgt für eine ordentliche Verarbeitungstiefe, viel mehr, als wenn man vom Arbeits- oder Studienstress in die Jugend gerast kommt. Das veränderte Umfeld, die viele (Frei-)zeit, die „Urlaubslaune“. All das trägt dazu bei, dass man sich viel eher die Dinge behält und fokussierter ist. Und ein wesentlicher Punkt: Man beschäftigt sich auf einer Freizeit bestenfalls durchgehend mit Jesus Christus und seinem Wort! Psalm 1 bestätigt, was für positive Auswirkungen das generell hat. Auf einer Freizeit merkt man, wie gut das tut und wie Jesus dadurch wirkt. Ich merke immer wieder, wie der Herr durch Freizeiten unsere Gruppe verändert. Mentorings sind angelaufen. Der Wunsch, sich für sein Reich einzusetzen gewachsen. Die Jugendlichen merken wie gut es ist, nah bei Jesus zu sein und brennen darauf, es im Alltag weiterzuführen. Sie lernen Wichtiges für ihr Leben aus Gottes Wort.

Herausforderung: Der geistliche Teil einer Freizeit ist der wichtigste. Entscheidet euch früh genug für ein Thema oder Abschnitt und setzt alles daran, es so alltagsrelevant, illustrativ und Christuszentriert wie möglich zu predigen. Die Jugendlichen müssen nach Hause gehen und genau wissen, was sie machen sollen. Wir haben oft sehr davon profitiert, dass ein „Externer“ die Inputs hält.

Herausforderung 2: Freizeithoch und Alltagstief ist real. Versuche dann da zu sein und sie wieder aufzufangen.

Fazit

Eine Freizeit hat das Potential, deine Jugendgruppe zu verändern. Freizeiten sind klasse und ich brenne dafür! Und wirklich nützlich sind sie, wenn du auch nach der Freizeit viel Zeit mit deinen Jungs/Mädels verbringst und ihr euch austauscht. Mit der zurückliegenden Freizeit hast du die perfekte Basis, da weiter zu investieren. Schließlich habt ihr interessante, gemeinsame Gesprächsthemen („Weißt du noch…“), worüber ihr lachen und quatschen könnt. Dann kannst du auf die guten und ernsten Gespräche, Spaziergänge, Andachten, Gebete, …, auf der Freizeit zurückgreifen. Du kannst auf seine Ziele eingehen, die er vielleicht auf der Freizeit formuliert hat. Du kannst ihn weiter fördern, wenn er auf der Freizeit mitgearbeitet hat.  Du wirst sehen, dass sich die Beziehungen untereinander vertiefen. Freizeiten lohnen sich!

Haut euch rein und plant eure nächste Jugendfreizeit, damit die Jugendlichen in deiner Gruppe noch näher an den Herrn rücken und er groß gemacht wird!