Wert-voll bleiben im Wertewandel

Es ist die Verbindung, die zählt: aus Gott und zu Gott hin – so gelingt Jugendarbeit auch in einer sich verändernden Gesellschaft.
Wert-voll bleiben im Wertewandel

Ziel der Mitarbeiterstunde:

Mitarbeiter, die sich ihrer eigenen Identität bewusst sind, können Trends und Herausforderungen offen begegnen.

Wer sich von Gott berufen weiß, kann Neuem pro-aktiv begegnen, ohne irgendwann wertlos zu werden.

Es ist die Verbindung, die zählt: aus Gott und zu Gott hin – so gelingt Jugendarbeit auch in der Zukunft. Und zwar immer mit dem einzelnen Mitarbeiter – denn Gott handelt mit Menschen, nicht mit Projekten.

Das ist keine allgemeine Jugendstunde. Neue Besucher oder Junggläubige wären mit dem Thema überfordert. Der Beitrag ist explizit als Mitarbeiterstunde konzipiert.

Methodik:

Verwende eine große Flipchart oder idealerweise vier Flächen im Raum. Vier Hauptblätter mit der Überschrift „Finde …“ hängen aus. Jeweils vier unterschiedlich farbige Blätter A4 sind vorgedruckt mit den Fragen „Was passiert?“, „Was denkst du dazu?“, „Wie reflektiert Paulus selbst?“ und „Was macht das mit dir?“.
Tipp: Die Tabelle bei 2. kann gut auf einem Overhead-Projektor erarbeitet werden.

Einstieg

Da es sich um eine Mitarbeiterstunde handelt, wird auf Spielelemente verzichtet, der Einstieg erfolgt direkt mit einer Fragerunde zu den örtlich konkret betreffenden Themen. Beispielsweise folgende:

2020 haben wir 80 Prozent des Jugendkreises in Ganztagesangeboten – wie machen wir dann Jugendarbeit?
Der Gemeinderat plant ein neues Sozialwohnungsprojekt – wie gehen wir auf die Jugendlichen zu, die dort mit ihren Familien hinziehen?
Unsere Gemeinde ist „Mittelstand aufwärts“ geprägt – wollen wir das als Jugend auch sein?
Kaum jemand traut sich, Freunde von außen mitzubringen – wohin wird das führen?
Unsere Freizeitangebote sprechen nur „Fromme“ an – woran liegt das?“

Fragen und Antworten werden zur späteren Verwendung auf weiße A4-Blätter aufgeschrieben.

Der Leiter führt nun in das Leben des Paulus ein: „Paulus lebte in einer Zeit heftiger Veränderungen. Politisch, wirtschaftlich und kulturell gingen die Länder im Nordosten des Mittelmeers durch bewegte Zeiten. Paulus: mittendrin, am Puls der Zeit, in Gemeindearbeiten unter Juden und Heiden, mit erfahrenen Haudegen als Mitarbeitern genauso wie mit den „Newcomern“ wie Timotheus und Titus.
Was können wir heute von ihm für morgen lernen? Vier Schritte Richtung Jugendarbeit 2020.“

Der Leiter macht einen „ersten Schritt“ hin zu Plakat 1.

  1. Er ergänzt den fehlenden Teil der Überschrift „… dich zurecht“!
  2. Der Bibeltext wird – durch die Teilnehmer – vorgelesen.
  3. Die Gruppe bearbeitet gemeinsam (oder je nach Größe vier einzelne Teile) die vier farbigen Blätter, dazu bekommt sie zusätzlich die „hinführenden Fragen“ auf kleinen Moderationskarten.
  4. Die Ergebnisse werden zusammengetragen.

Auf die gleiche Art werden die alle vier Gliederungspunkte erarbeitet.

1. Finde … dich zurecht!

Paulus sucht sich Gemeindearbeit nicht aus – er wird in sie hineingestellt. Seine Voraussetzungen: intellektuell und religiös hervorragend, moralisch katastrophal, er bekämpft die Gemeinde. Kann so einer überhaupt Mitarbeiter werden?

Lies Apostelgeschichte 9,1-9

Was passiert?

  1. Was wird Paulus gefühlt haben, als er morgens sein Pferd bestieg, um nach Damaskus zu reiten?
  2. Welche Hoffnungen wird er – den Brief aus Jerusalem in der Tasche – gehabt haben?
  3. Was wird ihn an der Begegnung mit dem Herrn Jesus als frommen Juden am meisten erschreckt haben?

Was denkst du dazu?

  1. Wann bist du schon einmal über die Heiligkeit Gottes erschrocken?
  2. Wann hattest du deine letzte Begegnung mit Gott, in der du seine Heiligkeit persönlich erlebt hast?
  3. Warum ist dieses Erlebnis für Paulus so wichtig?

Wie reflektiert Paulus selbst?

Vergleiche Paulus` eigene Berichte von dem Ereignis in Apostelgeschichte 22,3-11 + 26,9-18. Könnte es sein, dass die Erfahrung der eigenen Unwürdigkeit, überhaupt im Dienst Christi stehen zu dürfen, wesentliches Element eines gesegneten Dienstes ist?

Was bedeutet das für dich?

Finde für dich heraus, wer dich gerecht gemacht hat, wie viel er dir vergeben musste, was ihn das gekostet hat und was er dafür von dir verlangen darf, und du wirst eine Person des „aufopferungsbereiten Segens“ für die Jugendlichen der kommenden Generation sein.

Lies Lukas 7,47 und frage dich, ob du genug Liebe für Jugendliche hast.

2. Finde … deine Berufung!

Paulus empfindet immer mehr, dass er berufen ist – kannst du das selbst auch von dir sagen? Wenn der Erfolg der Jugendarbeit das „Thermometer“ für unsere Berufung sein soll – wie sah das dann bei Paulus aus (lies beispielsweise. 1. Timotheus 5,15 und 2. Timotheus 1,15)?

Wenn aber nicht der sichtbare Erfolg zählt, was ist es dann?
Lies Römer 1,1-7a; 1. Korinther 1,1a; 2. Korinther 1,1a; Galater 1,1; Epheser 1,1; Philipper 1,1a; Kolosser 1,1a; 1. Thessalonicher 1,4-5; 1. Timotheus 1,1

Was passiert?

  1. Wie wird sich Paulus gefühlt haben, als er zum Schreibzeug griff, um diese Briefe zu schreiben, in Gedanken ganz bei den Adressaten
  2. „Das (Gemeinde-)Leben ist kein Ponyhof“ – notiere dir kurz, um welche Probleme es in den Gemeinden ging, an die Paulus diese Briefe schrieb!
    Gemeinde Themengebiet (Auswahl)
    Rom Notwendigkeit der Errettung; Echtes Leben in Christus
    Korinth Sittlichkeit in Großstadt-Kontext; Zusammenleben in Gemeinde
    Galatien Gefahr der Gesetzlichkeit; Rückkehr zu Werken
    Ephesus Neues Leben in Gemeinde, Familie und Arbeit
    Philippi Zielorientierung auf Christus hin; Einheit in der Gemeinde
    Kolossä Irrlehren; Verehrung von Engelswesen; Heiligung im Alltag
    Thessalonich Vermeidung von Unzucht; Ausrichtung auf Christus hin
  3. Warum beginnt Paulus diese Briefe der Ermahnung und Ermutigung, aber auch der Zucht und Zurechtweisung mit seinem eigenen „Stand“?
    Ging es ihm nur um seine Autorität bei den Empfängern, oder könnte es auch um ihn selbst gegangen sein?

Was denkst du dazu?

  1. Welche Worte in Paulus` Briefen über seine Position haben dich gerade bestätigt und wo hattest du eher Unbehagen?
  2. Könntest du heute sagen, dass Gott dir die Mitarbeiterschaft „befohlen“ hat, dich berufen hat, oder es einfach der Wille Gottes ist, dass du mitarbeitest?
  3. Wann hattest du deine letzte Bestätigung von Gott, in der du seine Berufung persönlich erlebt hast?

Wie reflektiert Paulus selbst?

Lies noch einmal Paulus` eigene Formulierung seines Auftrags in Apostelgeschichte 22,10; 14-15 + 21 und Apostelgeschichte 26,16-20.
In welchen Situationen sagt er das? Wo steht er vor wem, und wer erlaubt ihm jeweils zu reden?
Lies nun Epheser 2,10. Warum konnte Paulus in diesen Situationen so „cool“ sein?
Könnte es sein, dass die Erfahrung der eigenen Berufung, überhaupt im Dienst des Christus zu stehen, wesentliches Element eines nachhaltigen
Dienstes ist?

Was bedeutet das für dich?

Finde für dich heraus, wer dich begabt hat, wie er dich bis heute gelenkt und zugerüstet hat und dich darüber hinaus direkt berufen hat, um auch in schwierigen Situationen Gottes Wort zu sagen, und du wirst eine Person des „konfliktfähigen Vertrauens“ für die Jugendlichen der kommenden Generation sein.

Lies Jeremia 20,9 und frage dich, ob du genug Feuer für Jugendliche hast.

3. Finde … deinen Platz!

Paulus war irgendwie dauernd unterwegs, wenn er nicht gerade eingesperrt war. (Wenn möglich, kurzer Blick auf Landkarte „Die Missionsreisen des Paulus“). An den Orten aber gab es für Paulus immer wieder ein Muster: erst mal in die Synagoge, und wenn es dort Ärger gab, hinaus zu den Heiden. Und dieser zweite Teil kann dir deinen „Einsatzort“ zeigen.

Lies Apostelgeschichte 16,11-13; 19,8-10; 20,17-21; Galater 4,12-14; 1. Thessalonicher 2,5-10; 2. Thessalonicher 3,7b-8;

Was passiert?

  1. Paulus: berufen und beauftragt – und doch weiß er manchmal scheinbar nicht, wo er ansetzen soll. Welche Offenheit beobachtest du bei ihm und seinem Team?
  2. „Wir treffen uns immer freitags im Gemeindehaus“ – wo war Paulus` Arbeit anders als die deiner Jugend? Welche Vor- und Nachteile hatte Paulus` Vorgehen?
  3. Wie sah wohl ein Arbeitstag von Paulus in Thessalonich aus? Paulus arbeitete sich in sein Umfeld hinein – wie sieht eure „evangelistische Arbeit“ aus?

Was denkst du dazu?

  1. Was löst diese Variabilität bei dir aus? Abenteuerlust oder Verunsicherung?
  2. Schlagwort „aufsuchende Jugendarbeit“: Wenn es zukünftig darum geht, überhaupt erst mal mit Menschen in Kontakt zu kommen, was müsste sich dann bei dir verändern? Wo sind deine „Flüsse“ und „Tyrannus-Schulen“?
  3. Zeiteinteilung: Wenn in der Zukunft Zugänge zu Jugendlichen noch schwieriger zu finden sind, wie könnte dann „offene Jugendarbeit“ durch dich aussehen?

Wie reflektiert Paulus selbst?

Lies noch einmal Paulus` eigene „Tagebucheinträge“. Was war ihm im Rückblick auf seine Zeit in den jungen Gemeinden wichtig?
Lies nun 1. Korinther 4,9-16. Wie konnte Paulus so stark auf sich selbst verweisen? Könnte es sein, dass die Erfahrung der eigenen Schwachheit gerade auch im Dienst Christi wesentliches Element eines barmherzigen Dienstes ist?

Was bedeutet das für dich?

In Anspielung auf ein bekanntes Telefon schreibt ein asiatischer Christ: „Es gibt keine i-Tränen“. Was könnte das bedeuten für dein Anteilnehmen, dein Mitleben und Mitleiden mit den Jugendlichen?
Finde für dich heraus, wem du deine Zeit, deinen Besitz, deine Bildung und deinen Beruf verdankst, und du wirst in jeder einzelnen Begegnung – ob zufällig oder geplant – ein „nahbarer Begleiter“ für die Jugendlichen der kommenden Generation sein.
Lies Paulus Aussage aus Apostelgeschichte 23,1 und frage dich, ob du genug Ressourcen für Jugendliche hast.

4. Finde … deine Worte!

Paulus sprach auch heiße Eisen an, er war „a man of grace and grit“, wie ihn einmal jemand beschrieb: eine Mischung aus „Gnade und Schneid“. Kurz noch einmal aus dem Gedächtnis zusammengestellt, welche Probleme in den Gemeinden herrschten (siehe Tabelle zu Punkt 2).
Wie könnten die bisherigen Beobachtungen aus Paulus` Leben ihm geholfen haben, diese Gemeindeschwierigkeiten offen anzusprechen?

Lies 1. Korinther 2,1 – 3,2a

Was passiert?

  1. Paulus: manchmal so voller Gnade, und dann wieder so scharf und streng. Welche „eindringliche Intoleranz“ beobachtest du bei ihm
  2. Welche Stellung haben Christus und das ungekürzte Evangelium bei ihm?
  3. Spott und Ironie neben zärtlicher Zuwendung – warum schreibt Paulus so?

Was denkst du dazu?

  1. „Zu uns kann jeder kommen, wie er ist, aber er soll nicht so bleiben“. Was bedeutet das für die Jugendarbeit, in der du stehst? Welchen Herausforderungen werdet ihr gemeinsam begegnen müssen?
  2. Wie sah eine Problembekämpfung von Paulus und seinem Team aus? Wo fehlt dir die Gnade mit Sündern – und wo die Entschlossenheit, Nöte und Sünden wirklich anzugehen?
  3. Warum ist es in unserer Zeit – und wahrscheinlich auch in der Zukunft –so schwierig, die Dinge beim Namen zu nennen, wenn es um Heiligung und Bibeltreue geht?

Wie reflektiert Paulus selbst?

Lies noch einmal Paulus` eigenen Rückblick auf Korinth. Was war sein Ziel für den Dienst in dieser Stadt? Paulus bemerkt selbst, dass er Verachtung erntet für seine Treue zu Christus (Vers 13 b). Warum ist er nicht verbittert darüber, sondern bleibt an den Korinthern dran? Könnte es sein, dass die Erfahrung der eigenen Berufung durch Gottes Geist selbst wesentliches Element eines liebevoll-korrigierenden Dienstes ist?

Was bedeutet das für dich?

Paulus wollte „in Christus geistliche Kinder zeugen“ (Vers 15). Willst du das auch mit deinem Beitrag zur Jugendarbeit?

Finde für dich heraus, wo du von Gott klare Handlungs- und Redeanweisungen erhältst, und du wirst selbst in schwierigen Konflikten ein „väterlicher Freund und Orientierungsgeber“ für die Jugendlichen der kommenden Generation sein.

Lies Paulus‘ Aussage aus 2. Korinther 2,15-17 und frage dich, ob du genug Gottesworte für Jugendliche hast.

Ergebnissicherung

Ordnet nun die A4-Blätter vom Anfang zu, um euch die Probleme klarzumachen, die auch in Paulus` Leben eine Rolle spielten und euch morgen herausfordern werden.

Der Leiter bittet nun um eine Gruppenaufstellung jedes einzelnen Mitarbeiters: Wo sehe ich mich und meine Mitarbeiterkollegen herausgefordert, wo möchte ich mit meinem Beitrag unsere Jugendarbeit hinbringen. Es entsteht eine Mitarbeiterlandkarte für die zukünftigen Problemfelder. Wer arbeitet an was, wer intensiviert sich, wer korrigiert sich, wer orientiert sich ganz neu? Warum werden hier Einzelne angesprochen?

Eine schlichte Beobachtung der letzten 30 Jahre, die ich in verschiedenen Gemeinden und Jugendkreise machen durfte: Immer haben Einzelne geprägt, mitgerissen, aufgerissen, angefangen, durchgehalten, nicht aufgegeben; die kollektive Entscheidung der Mitarbeitergruppe, des Jugendkreises oder gar der Gemeinde kam manchmal viel später. Und manchmal kam sie gar nicht.
Heute geht es nicht darum, was die anderen machen, sondern was ich mache. Das wird morgen nicht anders sein, egal, was die Zukunft bringt.
Und später einmal werde ich vor dem Herrn stehen, und es wird nicht um die anderen gehen, weder um ihre Erfolge noch um ihre Niederlagen. Es wird um meinen Beitrag gehen, um meinen Gehorsam, um meine Zeit, um meine Liebe, um meine Gastfreundlichkeit, um meine Großzügigkeit, meine Geduld – um mein Leben. Es geht nicht um die grundsätzliche Bereitschaft Mitarbeiter in der Jugendgruppe zu sein – sondern es geht um den Einsatz meines Lebens, mit allem,
was ich bin und habe.