Wenn Gott dir nicht genügt…

Das Paradebeispiel für erlebtes Leid in der Bibel ist Hiob. Diese Bibelarbeit versucht die Geschichte nicht aus der Perspektive des Lesers, sondern aus Hiobs Perspektive zu beleuchten
Wenn Gott dir nicht genügt…

Wir fragen oft nach dem „Warum“, aber Gott antwortet anders, als wir denken.

Worum geht’s?

Wenn wir in unserem Leben mit Leid konfrontiert werden, fragen wir häufig nach dem „Warum“. Obwohl diese Frage wichtig sein kann, bekommen wir oft keine Antwort darauf. Genauso ging es Hiob. Das Ziel dieser Bibelarbeit ist daher, dass wir den Fokus auf Gott richten und ihm auch dann noch vertrauen, wenn wir keine Antwort bekommen.

Wie gehen wir vor?

Einstieg

Mögliche Einstiege in den Abend wären:

  • Video / PPT erstellen, die unterschiedliche Leiderfahrungen zeigen (Naturkatastrophen, Krankheiten, Tod, Arbeitslosigkeit, Scheidung der Eltern, ungewollte Schwangerschaft, Trennung einer Beziehung, etc.)
  • Brainstorming durchführen, welche Leiderfahrungen die Jugendlichen mitbekommen haben

Wichtig ist, dass am Ende die Frage gestellt wird: Warum müssen wir das alles erleben? Eventuell kann der Leiter an dieser Stelle auch aus dem eigenen Erleben über Leid und die „Warum-Frage“ berichten.

Erarbeitung und Anwendung

Hiob hat die Frage nach dem „Warum“ auch gestellt. Für den Leser des Hiobbuches wird diese Frage auch direkt zu Beginn des Buches beantwortet. Doch Hiob bekommt am Anfang der Geschichte keinen Einblick in den Himmel und er erfährt nichts über das Gespräch Gottes mit Satan. Er ist auf der Erde und erlebt die Ereignisse aus seiner ganz eigenen Perspektive. Diese Perspektive beinhaltet die Erfahrungen seines bisherigen Lebens (mit Gott), das erlebte Leid und die Gespräche mit Gott am Ende des Hiobbuches. Damit ist die Dreiteilung der Bibelarbeit bereits vorgegeben. Auf die Gespräche mit seinen Freunden und die Auseinandersetzung mit ihrer Theologie (und somit auf alle Fragen, die mit dem „Tun-Ergehen“ zusammenhängen) wird in dieser Bibelarbeit nicht eingegangen.
Die ersten beiden Punkte können auf verschiedene Arten erarbeitet werden. Neben einem gemeinsamen Lesen der Bibelstellen bietet sich auch eine Erarbeitung in Gruppen an. Die Ergebnisse können auf verschiedene Arten vorgestellt werden. Wir fragen oft nach dem „Warum“, aber Gott antwortet anders, als wir denken.

  • Szenen aus Hiobs früherem Leben im Schauspiel darstellen
  • Hiobs Leid malen
  • Zeitungsartikel (Personenportrait) über Hiobs früheres oder aktuelles Leben schreiben
  • Fiktives Interview mit einem Zeitzeugen führen, der über Hiobs Leben berichtet (kann zum Beispiel auch als Video vorbereitet und eingespielt werden)

Hiobs früheres Leben

Es sollte deutlich werden, das Hiobs Leben absolut korrekt und vorbildlich war. Mögliche Bibelstellen: Hiob 1,1+5+8; 29,12-17+24; 31,1+13-34

Das erlebte Leid

Es sollte deutlich werden, wie schlimm das Leid von Hiob ist. Mögliche Bibelstellen: Hiob 1,13-22; 2,7-10; 30,9-10

Die Gespräche mit Gott

Hiob möchte mit Gott einen Rechtsstreit führen, um zu beweisen, dass er im Recht ist und ein gutes bequemes Leben ohne Leid verdient hätte und das Gott im Unrecht ist, wenn er zulässt, dass Hiob leidet. Er war dieser Ansicht, weil er sich selbst geprüft hatte und dabei zu dem Ergebnis kam, dass er unschuldig leiden würde. Hiob erwartete von Gott eine Antwort auf die „Warum-Frage“. Denn die einzige Erklärung, die ihm einfiel, nämlich dass Sünde in seinem Leben war, kam für ihn nicht in betracht. Das scheinbare grundlose Leid quälte ihn so, dass er nach einer Antwort schrie und verlangte. Dann geschah das Unglaubliche: Gott antwortete Hiob aus einem Sturm heraus. Diese Antwort finden wir in den Kapiteln 38-41. Bevor diese Antwort jedoch gelesen wird, sollte gemeinsam überlegt werden, was die Jugendlichen (an Hiobs Stelle) von Gott als Antwort erwarten würden.

Mögliche Antworten wären:

  • Gott erklärt Hiob, warum er leidet.
  • Gott bestätigt gegenüber Hiobs Freunden, dass es nicht an Hiob liegt.
  • Vielleicht zeigt Gott Hiob doch noch eine verborgene Sünde auf, die sein Leid erklären würde.
  • Oder Gott erklärt Hiob, dass auch durch ein ethisch gutes Leben kein Anspruch auf Wohlstand und Glück besteht.

An dieser Stelle sollten die Jugendlichen verschiedene Abschnitte aus den Kapiteln 38-41 in Kleingruppen lesen und untersuchen, ob ihre Erwartungen von der Rede Gottes erfüllt werden. Höchstwahrscheinlich werden sie nicht erfüllt. Denn Gott redet nur über ein Thema: Seine Schöpfung und Welterhaltung.

Gott lässt Hiob und uns auf die Schöpfung blicken und daraus Schlüsse zu ziehen, wie er seine Welt regiert. Dabei werden drei Gruppen von rhetorischen Fragen1 deutlich:

1. „Warst du bei der Schöpfung dabei?“-Fragen Eine rhetorische Frage, die Hiob nur mit Nein beantworten konnte. Es wird deutlich, dass Hiob vieles nicht wissen kann und daher Gott, den Schöpfer, nicht herausfordern kann. (38,4-11)
2. „Kannst du die Welt managen?“-Fragen Rhetorische Fragen, die ausdrücken, dass Hiob an der Welterhaltung, dem täglichen „Management“ der Welt, ebenfalls keinen Anteil hat (38,12-38). Er kann weder den Lauf der Sonne und der Sterne oder Schnee und Regen beeinflussen. Während die Schöpfung in der Vergangenheit liegt, beschreiben diese Fragen Vorgänge in der Gegenwart, die in Gottes Verantwortung und Machtbereich liegen.
3. „Tier“-Fragen Während Hiob bei den ersten beiden Frage- Komplexen absolut keine Chance hatte, wechselt nun die Beschreibung zur Tierwelt. Doch auch hier sehen wir, dass es sich um rhetorische Fragen und Beschreibungen zu wilden Tieren handelt (38,39- 39,30; 40,15-41,26):

Tiere, die…

  •  … der Mensch nicht versorgt: Löwe, Rabe, Steinbock
  • … der Mensch nicht nutzbar machen kann: Wildesel, Wildstier
  • … der Mensch nicht versteht: Straußenhenne
  • … der Mensch nicht befähigt: Pferd, Habicht, Geier
  • … der Mensch nicht kontrollieren kann: Behemoth und Leviatan

Damit wird ausgesagt:

  • Nicht der Mensch hat die Welt erschaffen, sondern Gott.
  • Nicht der Mensch lenkt den Lauf der Welt, sondern Gott.
  • Nicht der Mensch hat die vollkommene Einsicht in die Welt, sondern Gott.
  • Das Schöpfungswerk Gottes ist prachtvoll und gewaltig, gleichzeitig aber für den Menschen unergründlich und unkontrollierbar.

Eigentlich sagt Gott damit nichts Neues. Eigentlich hätte Hiob (und auch wir) durch die Beobachtung der Schöpfung ganz ohne eine Rede Gottes zu dem Ergebnis kommen können, dass Gott so groß ist, dass wir ihn einfach nicht verstehen können. Hiob bekommt keine direkte Antwort auf die Frage, warum er leiden muss. Er begreift wie groß Gott ist. Das genügt. Hiob kommt in 42, 3-6 zu dem Ergebnis (GN):

„Ich weiß jetzt, dass dir nichts unmöglich ist; denn alles, was du planst, führst du auch aus. Du fragst, warum ich deinen Plan anzweifle und rede ohne Wissen und Verstand. In meinem Unverstand hab ich geredet von Dingen, die mein Denken übersteigen. Du hast mich aufgefordert, zuzuhören und dann auf deine Fragen zu erwidern. Ich kannte dich ja nur vom Hörensagen; jetzt aber hat mein Auge dich geschaut. Ich schäme mich für alles, was ich sagte; in Staub und Asche nehm ich es zurück.“Hiob 42,3-6

Wenn Gott dir nicht genügt, dann wird dich auch keine andere Antwort jemals zufrieden stellen! Verstanden hatte Hiob sein Leid immer noch nicht. Aber weil er ein Stück von Gott erkannt hatte (was jeder in der Schöpfung beobachten kann), reichte es ihm zu wissen, dass Gott die Fäden in der Hand hat. Gott reichte ihm als Antwort – mehr brauchte er nicht mehr.

Damit wird Hiob zur einen herausfordernden Vorbild für uns in unserem Leid. Oft geht es auch für uns in Leidsituationen darum, Gott zu vertrauen, weil er Gott ist, und dennoch bei ihm zu bleiben – denn was bliebe auch sonst noch übrig? Die Fragen nach dem „Warum“ oder die scheinbar christliche Version dieser Frage nach dem „Wozu“ helfen dabei nicht weiter. Genau wie Hiob bekommen wir normalerweise keinen Einblick in den Himmel, um alles zu verstehen. Was bleibt, ist das Vertrauen in den Gott, der sowohl in seiner Schöpfung als auch sonst auf vielfältige Art und Weise erlebbar ist und dessen Gedanken und Wege für uns oft nicht zu erfassen sind (vgl. Jesaja 55,8-9). Deshalb: Wenn Gott dir nicht genügt, dann wird dich auch keine andere Antwort jemals zufrieden stellen.

Ergebnissicherung

Zum Abschluss bieten sich verschiedene Möglichkeiten, die auch miteinander kombiniert werden können:

->Einen Brief an Gott schreiben Jeder bekommt ein Blatt mit dem vorgefertigten Beginn „Lieber Vater, ich verstehe nicht……“ und ab der zweiten Hälfte des Papiers dem Text: „Dennoch will ich dir weiter vertrauen, weil….“ Dabei geht es darum, Gott sowohl die offenen Fragen und das Leid zu bringen und ihm gleichzeitig zu sagen, dass wir (dennoch) wir bei ihm bleiben wollen, weil er Gott ist.
->Gemeinsamer Lobpreis, in dem Gottes Größe und seine Schöpfung hervorgehoben wird.
->Video: Creation Calls