Wenn Gott (be-)ruft,…

Gottes Berufung verstehen und entdecken, kann schwierig sein. Hier geht es um Fragen, was es bedeutet berufen zu sein und wie man sie erfahren kann.
Wenn Gott (be-)ruft,…

… dann ändert sich alles

„Haben Sie etwas zu verzollen? – Okay, 10 Eimer mit frischem Fisch. Das macht 25 Denare.“ Levi sitzt am Zollhaus. Das hier ist sein Tagesgeschäft. Tagaus, tagein setzt er Zoll fest. Die Leute sind stinksauer. „Halsabschneider!“, murmeln sie ärgerlich. Aber ändern können sie nichts. Der Zöllner Levi hat das Sagen.

Und dann kommt der Tag, der anders ist als jeder andere Tag: Ein Mann kommt an die Zollstation. Er hat weder Fische im Eimer noch Feigen im Sack. Da gibt es für Levi nichts zu holen. Der Mann bleibt vor ihm stehen. Er sagt:

„Folge mir nach!“ (Markus 2,14)

Könnten wir Noah, Abraham, Mose, David oder Paulus fragen – sie würden uns alle das Gleiche erzählen. Wenn Gott ruft, dann ändert sich alles.

… dann gibt er alles

Berufung ist nicht nur etwas für Spezialisten. Paulus schreibt an Timotheus:

„Gott hat uns gerettet und uns berufen mit heiligem Ruf.“ (2. Timotheus 1,9)
Für jeden fußballbegeisterten Jungen wäre es der Traum schlechthin zum Team vom FC Barcelona zu gehören. Aber das ist gar nichts im Vergleich dazu, dass wir zum Team Gottes und seines Sohnes Jesus Christus gehören.

… dann hat das oft eine Vorgeschichte

Der allgemeinen Berufung folgt die persönliche Berufung. Etwas Geheimnisvolles in Worte zu fassen ist gar nicht so einfach. So ist es auch, wenn man versucht zu beschreiben, wie Gott in das Leben eines Menschen hinein spricht.

In das Leben Samuels hat Gott bereits hinein gesprochen, bevor er geboren war. Jedenfalls ist die Geburt Samuels die Antwort auf ein Gebetsanliegen, das Hanna viele Jahre ihres Lebens vor Gott gebracht hatte. Deswegen nennt sie ihren Jungen auch Samuel = Gott hat erhört (1. Samuel 1,20 u. 27) und weiht ihn anschließend Gott (1. Samuel 1,28).

Auch wenn sich dieses Geschehen nicht verallgemeinern lässt, lässt sich doch nicht übersehen, dass das Gebet der Eltern für ihre Kinder oft sichtbare Folgen hat. Gott liebt es, wenn Menschen ihm ihr ganzes Familienleben weihen (siehe 5. Mose 5,10).  Hierin ist Hanna ein großes Vorbild und solche Vorbilder gibt es auch heute noch in unseren Gemeinden.

… dann ist das nicht zu überhören

Mitten in der Nacht wacht Samuel auf. Jemand hat ihn gerufen und er vermutet, dass es Eli gewesen ist. Doch dem ist nicht so. Eli braucht ein wenig Zeit, aber dann begreift er, dass Gott hier am Werk ist. Der alte Mann gibt Samuel einen Rat, von dem wir bis heute viel lernen können. Antworte Gott: [Bibelstelle]„Rede, Herr, denn dein Knecht hört!“ (1. Samuel 3,9) [/bibelstelle]

Sei offen dafür, dass Gott zu dir reden kann. Denn das möchte Gott ganz sicher tun. Samuel ist ein gutes Beispiel dafür, welche Voraussetzung nötig ist. Er hat ein Verlangen danach, Gott zu dienen (1. Samuel 3,1). Bildlich gesprochen könnte man sagen: Sein GPS war auf Gott ausgerichtet. In allem was er tat, wollte er sich an Gott und seinem Wort ausrichten. Dieses Fixiertsein auf Gott und sein Wort und diese Offenheit des Herzens sind nötig, um zu lernen Gottes Stimme zu erkennen.

Die Art und Weise, wie Gott zu Menschen redet, ist sehr unterschiedlich. Ich glaube, dass Gott auch heute noch auf übernatürliche Weise zu Menschen redet, so wie Samuel es damals erlebte. Gott hat sich darin nicht festgelegt. Manchmal gebraucht Gott Umstände, um uns etwas deutlich zu machen oder er spricht durch andere Menschen zu uns. Vor allem wählt er den Weg, durch sein Wort zu uns zu sprechen. Oft habe ich erlebt, dass ich beim Nachsinnen über den Bibeltext oder beim Hören auf die Predigt gemerkt habe, dass Gott gerade jetzt zu mir gesprochen hat. So spricht er auch heute noch berufend in unser Leben hinein. Und dann kommt es darauf an zu antworten, wie Samuel es getan hat: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört!“

Persönlich erlebt

Als ich Anfang 30 war, las ich zusammen mit meiner Frau eine Klassenarbeit, die ich als 15-Jähriger in Deutsch geschrieben hatte. Es ging um die Thematik „Was ich mal werden will“. Da stand: „Ich würde gerne Bankkaufmann werden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, mein ganzes Leben in der Bank zu sitzen. Ich möchte, wenn ich so etwa 30 Jahre alt bin, in die Mission gehen.“

Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich so etwas jemals geschrieben hatte. Wir mussten lachen und waren zugleich sehr angerührt von Gottes geheimnisvollem Handeln. Denn was dort stand, hatte sich erfüllt: Ich habe den Beruf des Bankkaufmanns erlernt. Als ich 30 Jahre alt war, wurde ich Jugendmissionar und begann deutschlandweit jungen Leuten von Jesus zu erzählen.

Rückblickend wurde mir klar, dass Gott schon damals zu mir geredet hat. Er hat berufend in mein Leben hineingesprochen, ohne dass ich ein Berufungserlebnis hatte wie Levi an der Zollstation. Sein Ruf führt ganz gewiss nicht immer in den vollzeitlichen Dienst, aber sein Anliegen ist immer das Gleiche:

Er möchte, dass wir ihm mit Haut und Haaren nachfolgen, wo auch immer er uns haben möchte