Wenn Dornröschen ihre Stacheln ausfährt

Personen Erzähler Prinz Dornröschen Schneewittchen Mutter von D. Requisiten Tisch Blumenvase Telefon Handy (2x) eigene Klamotten Szene1 E: Es lebte einmal …
Wenn Dornröschen ihre Stacheln ausfährt

Personen

Erzähler
Prinz
Dornröschen
Schneewittchen
Mutter von D.

Requisiten

Tisch
Blumenvase
Telefon
Handy (2x)
eigene Klamotten

Szene1

E: Es lebte einmal eine wunderschöne Prinzessin. Ihr Name war Dornröschen. Nachdem sie sich an einer Spindel gestochen hatte, fielen sie und  das ganze Schloss mit ihr in einen 100-jährigen Schlaf.

Die Prinzessin lag also schon eine ganze Weile so da und wartete auf den Kuss, der sie erwecken sollte.

Derweil kämpfte sich ein kühner Prinz durch allerlei Gefahren und setzte sein Leben aufs Spiel, um Dornröschen zu retten und ihr seine ewige Liebe zu gestehen. Er überwältigte finstere Gesellen, überquerte reißende Ströme und kämpfte sich durch dichtes Dornengestrüpp, um schließlich vor seiner großen Liebe zu stehen und sie auf ewig zu retten.
 (P. beugt sich über D., küsst sie wach; D. streckt sich, rümpft die Nase und schnuppert)

D: Puh! Was richt denn hier so übel? Bist du das? Boa, so was Übles hab ich ja schon seit ner halben Ewigkeit nicht mehr gerochen! Solltest dir mal ein Portiönchen Mundwasser zulegen. Am besten mit Minzfrische.
(Blick auf die Uhr)
Hey, wurde aber auch Zeit, dass du kommst!

P: (geht nicht darauf ein, schwärmerischer Kniefall) Schön, dass wir uns endlich gefunden haben. Jetzt können wir für immer zusammen sein.

D: (ignoriert das Gesagte, schaut an sich herunter) Wie seh ich denn aus? Das ist ja peinlich!

P: (steht auf) Ich finde dich wunderschön so, wie du bist!

D: So läuft heut ja wohl keiner mehr rum. (Blick auf Prinz) Na, so bestimmt auch nicht. Was mach ich denn jetzt? Ich werd am besten erst mal Schneewittchen anrufen. (wählt deren Nummer) Hey, Schneewittchen. Von dir hab ich ja schon seit 100 Jahren nichts mehr gehört! – Was? – Ja, ausgeschlafen, ja. – (Pause) – Ja – ja – warte mal, warte mal. Also meine Klamotten sind völlig aus der Mode. So kann ich mich unmöglich blicken lassen. Hast du Lust, shoppen zu gehen?

P: Aber ich wollte dich doch für heute Abend zum Essen einladen!

D: Ssscht! Nein, nein, da ist niemand. Das war nur … die Katze – miau – hörst du?

P: (schaut traurig, aber geduldig)

D: Okay, ich komm dann gleich vorbeigeritten. Sagst du mir noch mal die Adresse? – (Pause) – Hinter – den – 7 – Bergen, – bei – den – 7 Zwergen. – OH, meinst du, du kriegst so auf die Schnelle einen Zwergensitter? – (Pause) – Ja? Alles klar! Dann hol ich dich gleich ab. Freu mich. Bis dahann!

P: Aber du denkst dran, dass wir heute Abend essen gehen? – Ich lad dich ein.

D: Ich glaub kaum, dass mir das reicht. (Blick auf die Uhr) Oh, ich bin spät dran. Ich muss dann los. (Läuft los – dreht sich noch mal um) Also, du brauchst nicht auf mich zu warten. (geht)

P: (sieht ihr traurig hinterher) Schade! Ich wäre gern mit ihr essen gegangen.

E: Dornröschen und Schneewittchen verbrachten einen märchenhaften Nachmittag in der Stdta und machten sich erst am späten Abend auf den Heimweg zum elterlichen Schloss.

Szene 2

(D. und S. kommen zurück, D. in einem moderneren Outfit, jede hat ein trendy Handy)

D: Wie funktioniert das jetzt noch mal?

S: Ich sag dir am besten die Nummer, wo du dir die neuen Klingeltöne runterladen kannst.

M: (entsetzt) Kind! – Wie siehst du denn aus? Wo hast du denn das her?

D: Von H&M.

M: (fragender Blick, bestimmt) Für das Fest morgen ziehst du dir aber was Anständiges an! Ich ruf direkt mal – bei „TS“ an.

D: „TS“?

M: (fragend, unsicher, gequält) Na, das „Tapfere Schneiderlein“?!

D: Oh Mama, bitte! Sag mir lieber, was das für ein Fest sein soll.

M: Da fragst du noch! Jetzt, wo wir alle gerettet sind, gibst es ja wohl genug Grund zum Feiern. Und der Prinz, unser Retter, ist der Ehrengast.

D: Äh, morgen wollten wir doch ins Kino, (schaut hoffnungsvoll zu Schneewittchen und haut ihr in die Rippen) Schneewittchen, gell?!

S: Das kannst du ja wohl nicht bringen!

D: Was?

S: Wenn da ein Fest zu Ehren deines Retters stattfindet, kannst du doch nicht fehlen.

D: Ich hab aber keine Lust dahinzugehen.

S: Ich glaub, dir ist nicht wirklich bewusst, was es den Prinzen gekostet hat, dich zu befreien!

D: Jetzt fang du nicht auch noch so an!

S: Ich würde hingehen, aber das musst du selbst wissen. Auf jeden Fall muss ich jetzt gehen. Machs gut!

(D. und S. umarmen sich zum Abschied, S. geht)

M: Übrigens, der Prinz wartet schon den ganzen Tag in deinem Zimmer auf dich.

(M. verlässt die Szene)

E: Der Prinz hatte indessen geduldig im Schlafgemach Dornröschens auf deren Rückkehr gewartet.

Szene 3

(D. kommt ins Schlafgemach, P. sitzt immer noch an derselben Stelle)

P: Schön, dass du wieder da bist! Hattest du einen guten Tag?

D: (genervt) Wieso bist du denn immer noch da? Ich hab dir doch gesagt, du brauchst nicht auf mich zu warten!

P: Aber ich dachte, wir könnten reden. – Ich würde mich freuen.

D: Ich will aber nicht mit dir reden!

P: Schade! Ich hab mich so darauf gefreut, mehr Zeit mit dir zu verbringen.

D: (explodiert / schreit) Jetzt reichts mir aber! Nur weil du mich gerettet hast, heißt das nicht, dass sich in meinem Leben jetzt alles nur noch um dich dreht! (etwas ruhiger, aber bestimmt) Und jetzt geh, ich will schlafen.

(legt sich in Ausgangsposition auf ihr Bett und schließt die Augen)

P: (steht traurig da und sieht sie an – nach einer Pause) Aber … ich liebe dich doch!