Von Herzen loben

Musik ist eines der Grundmerkmale der neutestamentlichen Gemeinden. Sie transportiert die Botschaft in die Menschenherzen. Die Frage ist: „Welcher Transporter eignet sich am besten?“
Von Herzen loben

Worum geht’s?

Durchforstet man das Neue Testament auf der Suche nach der Musik der neutestamentlichen Gemeinde wird man feststellen, dass die Informationen hierfür dezent gehalten werden. Während im Alten Testament noch Instrumente, Chöre und Reigentanz zur Ehre Gottes beschrieben werden, fehlen diese Details im Neuen Testament völlig. Aber gerade über Musik gibt es die meisten Diskussionen, in unseren Gemeinden. Das geht soweit, dass sich Generationen unversöhnlich voneinander entfernen. Da gibt es Gemeinden, wo die einen nicht mit singen, wenn aus dem roten Glaubensliederbuch gesungen wird und die Anderen als „Trotzreaktion“ aus dem blauen Liederbuch. Und wehe, es spielt eine Band.

Zunächst geht es hier nicht darum, Argumente gegenüber zu stellen, sondern sich auf das einzulassen, was die Schrift wirklich sagt und das, was sie offen lässt auch als „offen“ zu betrachten. Es gibt nun mal (offensichtlich vom Geist Gottes so gewollt) keine Anweisungen über Rhythmik, Intonation, Begleitung und Harmonie, die wir so gerne hätten, um sie dem Anderen an den Kopf zu hauen. Nein, das Neue Testament legt einen ganz anderen Schwerpunkt.

Mit wem haben wir’s zu tun?

Ich will hier nicht schwarz malen, da es viele Gemeinden gibt, in denen das Thema Musik für alt und jung gut umgesetzt wird. Trotzdem: Viele junge Leute stehen den „Argumenten“ der Älteren gegenüber, ohne eine eigene, bewusst geistliche Grundlage zu haben. „Das war schon immer so“ zählt genau so wenig, wie „das wird heutzutage so gemacht“. Und auf die kontroversen Diskussionen: „zu laut – zu leise“ – „zu schnell – zu langsam“ – „nicht so ein Gestolper – mehr groove“ – „getragener – mehr beat“ muss eine Lösung folgen. Schließlich soll unser Lied ein Ziel verfolgen und das hat weniger mit unserem Geschmack zu tun.

Worauf wollen wir hinaus?

Wir wollen versuchen heraus zu finden, worauf Gottes Wort Wert legt und wie wir das beurteilen, worauf Gottes Wort nicht so viel Wert legt. Uns wird klar werden, dass die Wertigkeiten im Neuen Testament auf dem Inhalt und der Motivation zur Musik liegen und sich die musikalische Umsetzung dem unterordnet. Also wollen wir uns intensiver mit dem ersten beschäftigen und das zweite nicht außen vor lassen. Als Grundlage soll uns Epheser 5,18-19 dienen und folgende Fragen.

1. Worin liegen die inhaltlichen Schwerpunkte der Musik?

2. Was wird über den Musizierenden gesagt?

3. Gibt es außerhalb dieser Stelle Hinweise auf das „Wie“ der Musik?

Wie gehen wir vor?

Einstieg

Stellt euch vor, ihr hättet eine Speditionsfirma und müsset Ware von A nach B bringen. Welche Informationen braucht ihr noch von mir und was wäre die wichtigste Frage für euch?

Frage 1: Was muss ich transportieren? Erst wenn ich mich mit dem, was zu verladen ist auskenne, kann ich die zweite Frage stellen:

Frage 2: Welches Transportmittel wähle ich? Nicht jeder Lastwagen eignet sich für jede Ladung. Es ist mühsam Hühner, die zum Schlachthof gebracht werden, aus einem Betonmischer zu holen. Auch wenn man Kompromisse schließen kann, versucht man zunächst das optimale Transportmittel zu finden. Man kann Sand in einem Container liefern, aber ein Kipper wäre besser. Es ist zwar möglich, aber völlig daneben, die tägliche Post per Tieflader mit Polizeischutz und Straßensperren auszuliefern. Da hat der Postbote mit einem Caddy die richtige Wahl getroffen.

Frage 3: Wie ist mein Fahrstil und die Strecke? Kein Fahrer mit Verstand würde wie ein Rallyefahrer bei Paris–Dakar die 50 Gasflaschen auf seiner Ladefläche ausliefern.

Diesen Vergleich wollen wir vor unseren Augen behalten und uns nun an den Text wagen. Gemeinsam lesen wir Epheser 5,18-19. Zunächst macht Vers 18 klar, worin das Ziel der Musik liegt: „werdet voll Geist“. Danach erst wird der Weg dahin beschrieben. Dabei geht es nicht um die Frage hat man den Geist Gottes oder nicht, sondern eher um eine gewisse Füllstands-Höhe. Denn nur durch den Geist Gottes sind wir fähig unserer eigentlichen Bestimmung als Geschöpfe Gottes zu entsprechen – ihn anzubeten! „Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten wollen, müssen dabei von seinem Geist bestimmt und von der Wahrheit erfüllt sein.“ (Johannes 4,24) Musik ist dabei eine der schönsten Formen.

Durchführung

Hier wäre eine Gruppenarbeit möglich, wobei sich jede der drei Gruppen mit einem Punkt beschäftigt und anschließend die Ergebnisse mit der gesamten Gruppe zusammengetragen werden.

Worin liegen die inhaltlichen Schwerpunkte der Musik?

Wir teilen die Musik immer in musikalische Kategorien ein. (Klassik, Rock, Pop,…) Unser Text aber beschreibt drei inhaltliche Schwerpunkte, wobei es nicht um eine klare Einteilung geht, sondern vielmehr um verschiedene Zielrichtungen, die auch miteinander verknüpft werden können.

1. Psalmen, psalmoi (Plural), wörtlich: „berühren“ meint zuerst das Spielen eines Saiteninstrumentes, dann das Instrument an sich (den Psalter) und zuletzt das Lied, dass wir im Alten Testament in fünf Büchern kennen.* Psalmen sind vorrangig Lieder, die das Verhältnis zwischen Menschen und Gott beschreiben. Das was mit Gott erlebt wurde, Wünsche, Nöte und Freuden, Dankbarkeit, Erwartungen Gott gegenüber und vieles mehr. Natürlich gibt es da auch Loblieder und einzelne geistliche Lieder. Der Schwerpunkt aber liegt auf dem Verhältnis zwischen Menschen und Gott.

2. Loblieder, hymnus, Lied zur Ehre Gottes. Loblieder haben Gott selbst zu Thema und das Ziel ihn zu beschreiben, zu ehren, zu verherrlichen. Und das um seiner selbst willen und dem was er ist und getan hat.

3. Geistliche Lieder, von pneumatikos, zum Bereich des Geistes Gottes gehörend und ode, Lied. Ode meint jedes beliebige Lied und durch den Zusatz wird es speziell.* Um zu verstehen, was damit gemeint ist, müssen wir überlegen, was das Ziel des Geistes Gottes ist. Johannes 16,14 „Er (der Heilige Geist) wird meine Herrlichkeit sichtbar machen, denn was er euch verkündigt, hat er von mir empfangen.“ Das geistliche Lied hat Jesus Christus zum Inhalt. Sein Werk, sein Reich und das, was wir durch Jesus haben. Die Ode in Offenbarung 5,9 ist auch ein geistliches Lied und hat Jesus Christus zum Inhalt. „Du bist würdig…“

Die Musik soll eine Botschaft transportieren.
Und nicht jede Musikrichtung, nicht jedes Instrument
nicht jede Spielart passt zur Botschaft
Was wird über den Musizierenden gesagt?

1. zueinander reden: von laleo = reden im Sinne der Tatsache, dass geredet wird. Da geht es weniger um den Inhalt und mehr um die Aufforderung zum Reden, darum nicht zu schweigen.* „Ich kann nicht anders als zu singen. Ich kann nicht anders als von dir zu erzähl´n. Ich kann nicht anders, als dich preisen mein ganzes Leben lang.“ Dieses Lied trifft den Nagel auf den Kopf. Wir haben eine Botschaft weiter zu sagen und sollen dem nachkommen. Apostelgeschichte 4, 20 sagt: „Was wir gesehen und gehört haben, können wir unmöglich verschweigen.“ Macht euch bewusst, dass es nicht nur um die Stimmung und den coolen groove, sondern um die Botschaft geht.

2. Mit dem Herzen: dem Zentrum unserer Person* Kennst du das: du sitzt in der Gemeinde, singst ein bekanntes Lied und bist mit den Gedanken ganz woanders. Es ist möglich ein Lied singen, ohne sich bewusst zu machen, was man da singt. Das tun wir sogar sehr oft. Und das ist kein neues Problem: „Dieses Volk ist nur mit dem Mund nah bei mir, es ehrt mich mit den Lippen, aber sein Herz ist weit von mir fort. Ihre Gottesfurcht ist ohne Wert, weil sie nur auf angelernten, menschlichen Geboten beruht.“ (Jesaja 29,13) Oft genug fordere ich die Chorsänger auf: „Meint, was ihr singt!“ Ihr glaubt nicht, wie authentisch dadurch die Botschaft wird. Legt in das Lied euer ganzes Herz hinein und seid nicht oberflächlich.

3. Singt und spielt: von psallo / Seiteninstrument spielen, lobsingen, berühren und zum Schwingen bringen* Musik mit zwei Mitteln: der Stimme und dem Instrument. Beides bedarf einer gewissen Gabe, aber die Aufforderung der Bibel ist nicht an Spezialisten gerichtet! Die Aussage: „Ich bin nicht musikalisch“ trifft auf sehr wenige Menschen zu. Die meisten verstecken sich hinter solch einem Satz. Du auch!? Gott hat sich unsere Stimme ausgedacht und damit verfolgt er ein Ziel: die Kommunikation – und die auch musikalisch. Dabei geht es nicht in erster Linie um fachliche Präzision, sondern darum, dass zu tun, was Gott gefällt! Psalm 104,33 „Singen will ich dem Herrn mein Leben lang, ich will meinem Gott spielen, solange ich bin.“ Lasst euch auffordern zu singen.

Gibt es außerhalb dieser Stelle Hinweise auf das „Wie“ der Musik?

Ich sitze oft vor meinem Musikmodul und arrangiere Playbackmusik für den Chor. Nun haben die Leute, die solche Musikmodule programmierten, keine Ahnung von geistlicher Musik und richten sich nach der ganzen Bandbreite der möglichen säkularen Musik. Da ist von Klassik, über Country bis Walzer und Techno alles dabei. Ich bin also in der Pflicht, zu überlegen, was ich auswähle, oder besser: wie ich das Lied musikalisch umsetze. Welcher „Lastwagen“ würde die Botschaft am besten transportieren? Die gleiche Frage muss sich jeder Lobpreisleiter, Chorleiter und jede Band stellen und natürlich jede Gemeinde und dabei gib es immer verschiedene Möglichkeiten. Hier kann man unmöglich sagen: „erlaubt“ oder „verboten“, da wir gerade deutlich gesehen haben, dass das Neue Testament dazu keine festlegenden Aussagen trifft. Aber völlig ohne Hinweise lässt uns die Bibel nicht. Wenn ich überlege, was gute geistliche Musik ist und was nicht, lasse ich mich von mehreren Aussagen des Neuen Testamentes leiten. Vier möchte ich vorstellen.

„Und richtet euch nicht nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lasst die Art und Weise, wie ihr denkt, von Gott erneuern und euch so umgestalten, dass ihr prüfen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob es Gott gefallen würde und ob es zum Ziel führt.“ Römer 12,2

Nicht einfach die „Welt“ kopieren, sondern bewusst musizieren. Dabei steht die Botschaft an erster und die Musik an zweiter Stelle. Die Musik muss die Botschaft unterstützen und sie weder verschnulzen noch niederknüppeln. Was ist vor Gott gut, wohlgefällig und führt zu seinem Ziel?

„Mit ihr (der Zunge) preisen wir unseren Herrn und Vater und mit ihr verfluchen wir andere Menschen, die nach Gottes Bild geschaffen sind.“Jakobus 3,9

Was hier von der Zunge als Instrument gesagt wird, gilt für jedes Instrument und jede Musik. Sie ist ein Transportmittel. Nicht mehr und nicht weniger. Sie kann sowohl geistlich als auch teuflisch verwendet werden. Ein Schlagzeug ist nicht grundsätzlich teuflisch, wie eine Geige nicht grundsätzlich geistlich ist. Erst die Botschaft, der Sänger und das  Ziel machen sie geistlich, wenn sie sich dem unterordnet. Die biblische Botschaft macht aber nicht jede Musik geistlich!

„Es ist so wie bei den unbeseelten Musikinstrumenten, zum Beispiel der Flöte oder der Harfe. Wenn man die einzelnen Töne nicht unterscheiden kann, wie soll man dann erkennen, was auf der Flöte oder Harfe gespielt wird? Und wenn die Trompete kein klares Signal gibt, wer wird sich dann zum Kampf fertig machen? So ist es auch bei euch. Wenn ihr beim Reden in Sprachen keine verständlichen Worte von euch gebt, kann euch niemand verstehen. Ihr werdet nur in den Wind reden.“1. Korinther 14,7-9

Was hier über das Sprachenreden gesagt wird, kann man auch gut auf die Musik anwenden. Die Botschaft muss ankommen und zwar verständlich und von der Musik unterstützt. Wenn also der Drummer zu laut ist, sollte er in einem Glaskasten spielen, oder ein Cajon verwenden. Ihn gar nicht mitspielen zu lassen, ist keine gute Möglichkeit. Wenn der Chor aus dem Ruder und der Intonation läuft, muss die Band, oder der Klavierspieler lauter spielen. Alles muss die Botschaft unterstützen. Und ein englisch gesungenes Lied bedarf (auch bei jugendlichen Sängern und Zuhörern) einer für alle verständlichen Übersetzung!

„Alles steht mir frei, aber nicht alles ist förderlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich darf mich von nichts beherrschen lassen.“ Kapitel 10,23 : „Alles ist uns erlaubt! – Ja, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist erlaubt! – Ja, aber nicht alles baut auf“ 1. Korinther 6,12

Wir sind nicht in die „enge“, sondern in die „weite“ Sicht gestellt. Und bei der Freiheit die uns Gott lässt, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Trotzdem dürfen wir das „aber“ nicht ausklammern. Ist es für alle förderlich? Dann lasst es uns tun! Beherrscht es mich zum Negativen? Und hier sei deutlich vor der Musik gewarnt, die zur Ekstase, zur Beeinflussung durch satanische Mächte und zu reinen körperlichen Reaktionen führt! Dann lasst uns damit aufhören! Ist es nützlich? Wem nützt es? Gott? Den Menschen? – Dann wird es etwas Gutes bewirken! Oder nützt es deinem Ego – dann eher nicht! Baut es auf? Hat die Musik einen wachstumsfördernden Charakter oder eher einen Zerstörenden? Bei ersterem werden Früchte sichtbar!

Vertiefung:

Wir wollen uns nun drei Lieder aus „Glaubenslieder 2“ (Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg) hernehmen und miteinander überlegen:

  • Welchen der drei inhaltlichen Schwerpunkte behandelt dieses Lied?
  • Was davon kann ich von Herzen singen und ist auch meine Überzeugung? Worüber muss ich noch mal nachdenken?
  • Wir singen das Lied mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln (Instrumenten) und zwar so, wie es den Text gut transportieren würde. Danach überlegen wir, welche Musikrichtung dafür unpassend wäre! Meine Liedvorschläge sind: 711, 669, 662 / 719, 615, 613 / 720, 634, 626