Verständlich vom Glauben reden

Verständlich vom Glauben reden ist wichtig und kann gelernt werden. Rainer Baum gibt Tipps wie.
Verständlich vom Glauben reden

Wir können reden. Wir können auch so miteinander reden, dass unser Gesprächspartner uns versteht, oder wir reden aneinander vorbei.

Scheinbar haben wir alles richtig gesagt und doch ist bei dem Anderen nur „Bahnhof“ angekommen.

Jeder von uns kennt solche Situationen: Wenn Mediziner mit lateinischen Begriffen um sich werfen und wir eigentlich nur wissen wollten, wie wir gesund werden können, oder wenn uns jemand mit Begriffen aus der Computer- Netzwerktechnik zutextet, obwohl man nur einen Drucker anschließen möchte. Für Eingeweihte, die diese medizinische oder computertechnische Fachsprache gelernt haben, ist das Ganze kein Problem – nur für alle anderen.
Das gilt auch für die Sprache des Glaubens.
Was versteht ein Mensch ohne christliche Vorbildung, wenn er hört: „Du musst deine Sünden unter das Kreuz bringen, wo sie von dem Blut des Lammes abgewaschen werden und du geheiligt wirst!“? Wahrscheinlich versteht er nichts – denn er hat die christliche Fachsprache nie gelernt. Deshalb gilt das Anliegen Luthers heute vor allem in der Evangelisation: Wir müssen „dem Volk aufs Maul schauen“ und so reden, dass man die zeitlos gültigen Inhalte des Evangeliums auch in der heutigen Zeit versteht.

Wenn wir von „Sünde“ reden, geht es vielen Zuhörern wie beim Arzt, der mit unverständlichen Fachbegriffen um sich wirft. Hören wir auf, frommes Kauderwelsch zu reden.

Schauen wir dem Volk aufs Maul, entdecken wir, dass schon ein Begriff wie „Sünde“ unterschiedlich verstanden wird. Der eine denkt dabei an die Verkehrssünderdatei in Flensburg, der Nächste an das vierte Stück Schwarzwälder Kirschtorte, der Dritte an den Karnevalsschlager und der Muslim fragt sich, wie er gute Taten sammeln kann, damit die Sünde nicht so schwer wiegt.

Tipps für einen Sprachkurs im Teen- oder Jugendkreis

Macht zunächst in der Einleitung deutlich, warum es wichtig ist, verständlich vom Glauben zu reden. Danach sammelt gemeinsam Begriffe, die man in einem Gespräch mit einem VIP erklären sollte. (Zur Bezeichnung der Menschen ohne christliche Vorbildung verwende ich den Begriff VIP [Very Important Person]. Das soll deutlich machen, dass diese Person von Gott unendlich geliebt und so unendlich wertvoll ist, dass sie das Leben eines Gottes wert ist.) Schließlich teilt die Gruppe in verschiedene Untergruppen auf. Jede Gruppe bekommt einen Begriff zugeteilt, für den sie sich überlegt, wie man ihn einem VIP erklären könnte. Im Anschluss daran findet ein Rollenspiel statt, bei dem jeweils eine Gruppe ihre Erklärung in einem Gespräch vorträgt und die restlichen Jugendlichen die VIPs spielen.

In dem sich ergebenden Gespräch kann man die Stärken und Schwächen einzelner Erklärungsmöglichkeiten gut herausarbeiten. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass der Gruppenleiter nach dem Rollenspiel die unten dargestellten fünf Erklärungsmöglichkeiten vorstellt und mit der gesamten Gruppe überlegt, wie diese Schritte bei dem jeweiligen Begriff mit Inhalt gefüllt werden können.

Wichtig ist es zu beachten, dass die Motivation hinter alledem die Liebe zu den VIPs sein sollte. Es ist ein Ausdruck von Liebe zu meinem Nächsten, wenn ich mich bemühe so mit ihm zu reden, dass er die Inhalte auch verstehen kann. Dabei sollten wir jedoch nie vergessen, dass selbst die beste und verständlichste Erklärung niemals das Wirken des Heiligen Geistes ersetzen kann. Genau darauf dürfen wir auch in Gesprächen vertrauen: Dass nicht wir die Redenden sind, sondern der Heilige Geist (nach Matthäus 10,20) und dass wir vor allem im Vertrauen auf Gottes Wirken loslegen. Trotzdem will Gott mit uns sein Reich bauen und deswegen ist es gut, wenn wir uns zu 100% um Menschen bemühen (und darum auch üben, verständlich vom Glauben zu reden) und zu 100% auf Gottes Wirken vertrauen.

Fünf Möglichkeiten Begriffe zu erklären

Um die Chancen verschiedener Erklärungsmöglichkeiten besser zu verstehen, wird bei jeder der fünf Möglichkeiten kurz erläutert, wie man mit ihrer Hilfe erklären kann, was Sünde bedeutet.

1. Selbst erlebte Geschichten

Bei selbst erlebten Geschichten soll es natürlich nicht um ein höher, schneller, schlimmer der Sünden gehen, sondern vielmehr darum, welche Auswirkungen Sünde im eigenen Leben hatte. Vielleicht hat jemand schon mal erlebt, wie aufgrund einer Lüge das Vertrauen zu einer anderen Person zerbrochen ist. Das macht deutlich, dass es bei Sünde nicht einfach nur um einen Verstoß gegen einen Moralkatalog geht. Sünde beinhaltet immer einen Beziehungsaspekt, denn durch Sünde wird Beziehung zerstört oder unmöglich gemacht.

2. Aktuelle Geschichten

Seit Monaten ist die Selbstanzeige von Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung aktuell (Stand August 2013). Selbst bei der in Deutschland häufig als Kavaliersdelikt angesehenen Sünde der Steuerhinterziehung musste Hoeneß erleben, wie Sünde Beziehungen stört. Der Mann ist plötzlich einsam(er) geworden. Sünde stört Beziehungen dermaßen, dass ein Fußballkommentator beim Champions League Finale bewusst hervorhob, dass Angela Merkel ihn trotzdem per Handschlag begrüßt hat. Vor einem Jahr hätte kein Kommentator dazu ein Wort verloren. So wird auch bei diesem aktuellen Beispiel deutlich, wie Sünde Beziehungen trennt – jedoch nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Mensch und Gott.

3. Standard-Geschichten

Standard-Geschichten sind nahezu immer einsetzbar, da sie mehr oder weniger zeitlos sind. Die Gefahr bei ihnen ist jedoch, dass sie manchmal „abgelutscht“ oder „altbacken“ daher kommen. Beispiele für gute Standardgeschichten findet ihr z.B. im Film „Göttlich: Best Message“ (bei Youtube) von Nightlight oder in der Broschüre „Best Message“, die kostenlos bei nightlight.de bestellt werden kann.

4. Biblische Geschichten

Biblische Geschichten können sowohl erzählt als auch gemeinsam gelesen werden. (Für letzteres ist es gut, wenn man weiß, wo sie stehen oder ein Smartphone hat, um noch schnell bei YouVersion oder ähnlichem nachzuschauen.) Um Sünde zu erklären eignen sich zum Beispiel die Geschichte über den Sündenfall (1. Mose 3), die Ehebrecherin (Johannes 8) oder auch die Verleugnung des Petrus.

5. Bibelverse

Auch hier gilt: Es ist gut, wenn man nicht nur die Verse auswendig kennt, sondern auch weiß, wo sie stehen. In einem Gespräch mit einem VIP macht es einen großen Unterschied, ob ich ihm nur den Inhalt von Johannes 3,16 sage oder ob ich (falls eine Bibel zur Hand ist) ihn den Vers selbst lesen lasse. Daher ist das Auswendiglernen von Bibelversen eine gute Übung. Als Alternative taugt auch ein Spickzettel, den man aber natürlich nicht immer dabei hat. Wenn man offen im Gespräch damit umgeht und dem VIP erklärt, dass man sich sonst nicht merken kann, wo der Vers steht, hat dafür jeder Verständnis. Bei Shakespeare findet ja auch kein normaler Mensch innerhalb von drei Sekunden den berühmten Satz: „Sein oder nicht sein…“. Trotzdem ist das Auswendiglernen die bessere Variante.

Tipp

Erstellt als Jugendkreis eure eigene Liste mit Versen, die ihr in einem evangelistischen Gespräch benutzen würdet und lernt sie gemeinsam auswendig. Mögliche Verse zum Thema Sünde sind zum Beispiel Jesaja 59,2 oder Römer 3,23 und 6,23.

Tipp

Vergleicht verschiedene Bibelübersetzung miteinander und lernt die Version auswendig, die für einen VIP am leichtesten zu verstehen ist.