Unsere Werte heute und morgen

In unserer Gesellschaft scheinen die Werte im Wandel. Doch für uns Christen ist das Wertvollste nicht eine Tugend, sondern eine Person. Jesus Christus zeigt uns, was unverrückbar steht.
Unsere Werte heute und morgen

Werte sind heute das Thema überhaupt. Sie sind nicht altmodisch, sondern spielen vielleicht heute eine größere Rolle als je zuvor. Viele Firmen möchten sich Werten verpflichtet wissen, viele Menschen sich an Werten orientieren. Das Problem ist nur: Jeder versteht darunter etwas anderes. Schaut man ins Lexikon, sind Werte Leitbilder, an denen sich die Bürger orientieren. Aber orientieren kann man sich nur an etwas, das fest steht wie ein Leuchtturm, nicht an Wolken, die mit dem Wind ziehen.

Welche Werte bestimmen unsere Gesellschaft?

Der Kölner Kardinal Meisner legte sich 1991 mit Kanzler Kohl an, als er Angela Merkel zur Ministerin machte. Der Grund: Sie lebte damals noch in wilder Ehe. Nur 21 Jahre später – jetzt vor Weihnachten – ging ein Bild durch die Medien, das den totalen Wandel illustriert: Vor dem Brandenburger Tor stehen der verheiratete Bundespräsident mit seiner Lebensgefährtin und daneben der Regierende Bürgermeister von Berlin mit seinem Lebensgefährten. Es stört fast niemanden. Auf einem Familienkongress hieß es kürzlich: „Früher hatte eine Oma mehrere Enkel, heute hat der Enkel mehrere Omas.“

Wir sind in Deutschland nicht wertelos geworden – aber die Werte haben sich oft völlig gewandelt.

Denn trotz seiner Familiensituation ist unser Bundespräsident höchst beliebt, weil eben ein anderer Wert heute für wichtiger gehalten wird: Zivilcourage. Gaucks Mut vor Diktatoren gilt für viele als vorbildlicher als eine normale Ehe.

Auch manche junge Christen leben mittlerweile unverheiratet zusammen, schlafen aber in fair gehandelter Bettwäsche. Und sie fragen die Älteren: Ist nicht soziale Gerechtigkeit viel wichtiger als eure Sexualmoral? Gibt euch nicht der Irrsinn zu denken: 870 Millionen Menschen weltweit sind krank, weil sie zu wenig zu essen haben, und die doppelte Zahl – 1.500 Millionen – ist krank, weil sie zu viel gegessen hat.

Wie ist der dramatische Wertewandel zu erklären?

Ein entscheidender Grund dürfte sein: Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die 10 Gebote die Leitvorstellung überhaupt, während „Werte“ nur wirtschaftlich verstanden wurden. Vier Kilo Schweinefleisch hatten eben den Wert von einer Reichsmark. Da der Begriff Werte jedoch keine jenseitige, göttliche Verankerung hat wie die 10 Gebote, ändern sich bis heute auch die Leitvorstellungen immer schneller.

Die ganze Wertefrage ist letztlich eine Gottesfrage. Die Kriege und Greuel der letzten Jahrhunderte charakterisierte der große russische Dichter Fjodor Dostojewskij in nur acht Worten: „Eine Welt ohne Gott endet immer im Chaos.“ Damit das nicht geschieht, hat Gott die Zehn Gebote gegeben – als Grundwertekatalog der Menschheit.

Doch wer glaubt noch an diesen Gott? Nach dem Neuen Testament ist Christ, wer sein Leben von Christus bestimmen lässt. Und wie viele gibt es davon in Deutschland? Nachprüfbar ist allein, wie viele das Zentrum christlichen Lebens – den Gottesdienst – besuchen. Nach der neuesten Statistik sind es fünf Prozent – also jeder 20. Bürger. Wenn wir also wollen, dass christliche Werte häufiger gelebt werden, müssen wir uns auch darum sorgen, dass mehr Menschen Christen werden.

Welche Werte gelten für uns Christen?

Hier können wir anknüpfen an all das, was die Mehrheit der Bürger laut Umfragen für wert-voll hält: Ehrlichkeit, Fairness, Gerechtigkeit, Treue, Pflichtbewusstsein, Respekt und Anstand. All das gilt für Christen auch! Und doch gibt es zwei entscheidende Unterschiede:

Zum einen: Christen haben eine klare Rangordnung: Das Wertvollste ist nicht irgendeine Tugend, sondern eine Person: Jesus Christus.

Zum anderen: Im Unterschied zu anderen Religionsführern fordert nun dieser Jesus nicht zuerst etwas, sondern sagt jedem zu: „Du bist kein Zufallsprodukt! Du bist ein Geschöpf Gottes und damit wert-voll! – auch mit Downsyndrom oder Alzheimer!“ Und Jesus stellt nun wichtige Werte dieser Welt auf den Kopf. Ich möchte drei benennen, bei denen Christen alternativ leben sollten:

Gott und das Geld

Wer ist eigentlich der größte Konkurrent Gottes? Jesus sagt es: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Geld hat eine große Anziehungskraft. Wie wäre es sonst möglich, dass Versicherungsbetrug ein Massendelikt ist? Wie wäre sonst zu erklären, dass in vielen Familien der größte Streit um das Erbe entbrennt? In der Bibel ist jedenfalls mehr vom Geld als von der Liebe die Rede –und trotzdem wird kaum darüber gepredigt. Da haben junge Christen schon recht, die Ältere anklagen: „Beim Sex kann es euch nicht keusch genug zugehen. Aber beim Geld schaut ihr nicht so genau hin. Ihr seht in Homosexuellen den Untergang des Abendlandes, aber ihr legt Aktien an bei Konzernen, die Millionen Menschen ausbeuten. Ihr pflegt euren Garten, als ob ihr das Paradies nachbauen wollt, aber ihr kauft die billigsten Eier und verlängert damit das Elend von Gottes Geschöpfen in Legebatterien.“
Wie wird man frei von Geldgier? Die Psychologie bestätigt hier die Bibel: „Geben macht glücklicher als nehmen.“ Ein weiser Mann drückte es noch konkreter aus: „Geld ist wie Mist. Wenn du es gut verteilst, bringt es viel Frucht. Wenn aber alles auf einem Haufen bleibt, stinkt es.“

Gott fordert Zivilcourage

Der christliche Glaube ist überall dort anziehend, wo er positiver handelt als seine Umgebung. Als es im römischen Reich üblich war, missgebildete Kinder zu töten und Alte zum Sterben in die Wüste zu schicken, sagten die Christen: „Gebt uns diese Kinder! Überlasst uns eure Alten!“ Das überzeugte derart, dass sich die Gemeinden innerhalb weniger Jahrzehnte in ganz Europa ausbreiteten – und das trotz gnadenloser Verfolgung durch den römischen Staat. Aber wir brauchen gar nicht 2.000 Jahre zurückzuschauen. Weil sich im Osten Deutschlands Christen vor 25 Jahren anders verhielten, fiel die Mauer. Sie traten mit Gebet, Kerzen und Worten gegen eine brutale Diktatur auf! Sie sind Vorbilder für uns alle in der Gegenwart.

Gott gibt Vergebung

Nichts kann Menschen so bitter werden lassen wie Unrecht, das ihnen widerfährt: Sie werden übers Ohr gehauen, gemobbt, geschlagen. Und sie fragen sich: Muss ich mir das alles gefallen lassen? Um es klar zu sagen: Verbrechen gehören bestraft! Wir sind gegen jedes Vertuschen – beispielsweise von Kindesmissbrauch erst recht, wenn er in Gemeinden und Familien geschieht. Aber hilft hier ein Psychologe oder ein Rachefeldzug? Langfristig sicher nicht. Jesus hat während des schrecklichsten Sterbens, das man sich vorstellen kann – an einem Kreuz hängend –, um Vergebung für die Täter gebeten. Kaum etwas anderes fasziniert auch heute Menschen mehr, als wenn wir ihnen vergeben. Als 2007 in der Türkei der deutsche Pastor Tilmann Geske und zwei türkische Protestanten von fünf jungen Muslimen getötet wurden, erklärten die Witwen: „Wir vergeben den Mördern.“ Darauf schrieb eine türkische Tageszeitung: „Die Mörder wollten die Aktivitäten der Christen verhindern. Aber was diese Frauen durch ihre öffentlichen Aussagen in ein paar Tagen bewirkt haben, das hätten 1.000 Missionare in 1.000 Jahren nicht schaffen können.“ Ein solches Vergeben klingt übermenschlich. Aber wir tun damit nichts Besonderes, denn auch wir leben tagein, tagaus nur von der Vergebung. Und es liegt ein geradezu unheimlicher Segen auf der Bitte des Vaterunsers: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Hören wir die Bedingung? „Wenn ich nicht vergebe, wird auch mir nicht vergeben!“

Was kann uns nun helfen, dass wir unsere Werte auch leben?

Wer ist eigentlich weise – also klug mit Sahnehäubchen? Die Antwort durchzieht die Bibel: Wer Gott fürchtet. Mittlerweile fürchten viele Christen eher Karies als Gott. Was heißt fürchten? Dasselbe wie Gott lieben: Gott ernst nehmen und nach seinen Maßstäben leben. Dann setze ich auch meine Prioritäten im Leben richtig. In Psalm 90 heißt es: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir weise werden.“ Wer darüber nachdenkt, dass sein Leben ein Ende hat – und das kann schneller kommen als erwartet –, überdenkt seine Prioritäten. Er lebt gezielt. Er fragt sich: Was bestimmt eigentlich mein Leben? Elisabeth von Thüringen sagte einmal den wunderbaren Satz: „Wer den Himmel
ernst nimmt, wird für die Erde tauglich.“

Das Passwort für den Himmel ist allein das Bekenntnis zu Jesus Christus. Das gilt für alle gleich. Nicht die Taten entscheiden! Aber deshalb ist es überhaupt nicht egal, wie ich lebe! Paulus gebraucht sogar Bilder aus dem Sport, um uns hier zu motivieren: „Alle laufen auf der Rennbahn, aber nur einer bekommt den Siegespreis. Lauft so, dass ihr ihn gewinnt“ (1. Korinther 9,24-27). Anders ausgedrückt: Voller Einsatz für Gottes Werte!

Wir Christen haben ewig gültige Werte. Wir können sie aber immer nur vorleben, nicht aufzwingen. Wenn wir sie leben, überzeugen wir andere, tun uns selbst Gutes und werden noch im Himmel dafür belohnt. Mehr geht nicht!