Pergamon

Standhaft unter Verfolgung aber nicht klar abgegrenzt gegen falschen Lehren. Wie Jesus die Christen in Pergamon sah.
Pergamon

Bibeltext

12 Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: Dies sagt der, der das zweischneidige, scharfe Schwert hat:
13 Ich weiß, wo du wohnst; wo der Thron des Satans ist; und du hältst meinen Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist.
14 Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, eine Falle vor die Söhne Israels hinzustellen, so dass sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben. 15 So hast auch du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten. 16 Tu nun Buße! Wenn aber nicht, so komme ich zu dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes. 17 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben und, auf den Stein geschrieben, einen neuen Namen, den niemand kennt, als wer ihn empfängt.

Offenbarung 2, 12-17

Wichtige Vorbemerkung

Die geschichtlichen Fakten, Einordnungen und die Auslegungen (insbesondere der zu erklärenden Begrifflichkeiten) beruhen auf verschiedenen Kommentaren:

  • CV-Kommentar zum neuen Testament

  • William MacDonald: Kommentar zum Neuen Testament

  • John MacArthur Studien Bibel

  • Arno C. Gaebelein: Kommentar zum neuen Testament

Ich würde jedem raten, auch selbst noch einmal das Sendschreiben zu erforschen und verschiedene Kommentare zwecks Prüfung zur Hand zu nehmen (besonders dann, wenn diese Andacht Grundlage für eine Jugendstunde, etc. sein sollte.). Beim Versuch verschiedene Ansichten kurz und prägnant darzustellen, besteht auch immer die Gefahr, Elemente zu vergessen oder einseitig zu werden. Davon kann ich mich hierbei nicht freisprechen.

1. Überblick

Die Gemeinde in Pergamon lag etwa 90 Kilometer nördlich von Smyrna. Sie war als intellektuelle Stadt bekannt. Bis zum 1. Jahrhundert n.Chr. war sie die Hauptstadt der Provinz Asien und wurde zur Hauptstadt des Kaiserkultes. Pergamon litt sehr stark unter Verfolgung. Grund waren verschiedene religiöse Kulte und hier hervorgehoben insbesondere der Kaiserkult. Diesen haben wir auch schon in der Andacht zum Sendschreiben an Smyrna gesehen. Gott lobt diese Gemeinde für ihre Standhaftigkeit (ähnlich wie in Ephesus), allerdings muss er sie kritisieren und warnen, weil sie in ihrer Gemeinde Menschen mit verdrehten und neuen Lehren, die nicht den Worten Jesu entsprechen, dulden.

2. Ziel

Wir wollen neu erkennen, dass es sich trotz aller Umstände lohnt, auf Gott zu vertrauen und bei ihm zu bleiben. Wir wollen uns aber auch im Klaren sein, dass der Teufel ein Anliegen daran hat, unserer Beziehung zu Jesus zu schaden und überlegen, wie er das bei uns versucht.

3. Einstieg

3.1 Historische Karte

Zum Einstieg kann eine Landkarte der damaligen Provinz Asien genutzt werden, um die Lage von Pergamon einmal vor Augen zu haben. Wenn es bis dahin noch nicht geschehen ist, kann man nun auch alle sieben Empfänger-Gemeinden der Provinz und der Sendschreiben anschauen.

3.2 Plakat

Sofern ihr ein Plakat als Übersicht über alle Sendschreiben angelegt habt, könnt ihr es vor Beginn dieses Themas noch einmal gemeinsam betrachten, um im Kopf zu haben, was Gott bisher schon gesagt hat.

4. Erarbeitung und Anwendung

Wie in fast allen Sendschreiben finden wir auch bei Pergamon Lob und Tadel:

Lob

Die Gemeinde wird dafür gelobt, dass sie trotz aller Widrigkeiten und Verfolgung (Kaiserkult) an Gott festhält und ihn nicht verleugnet, obwohl sie durch den Märtyrer-Tod Antipas schmerzlich merken musste, was sie der Glaube an Gott kosten kann.

Tadel

Trotz aller Standhaftigkeit, die sie nach außen bewiesen, muss Gott sie sehr eindrücklich auf einen destruktiven inneren Zustand hinweisen, der für den Bestand der Gemeinde gefährlich werden würde: Sie akzeptierten Menschen in Ihrer Mitte, die Lehren vertraten und predigten, die nicht den Worten Jesu entsprachen und somit die völlige Autorität der Worte Jesu in Frage stellten.

4.1 Zu erklärende Begrifflichkeiten

Während die beiden Zielgedanken an sich relativ gut durchs Lesen zu erfassen sind, gibt es im Sendschreiben an Pergamon einige Begrifflichkeiten und Personen, die vermutlich nicht bereits jeder Christ kennt oder einordnen kann. Deshalb sollten diese auf jeden Fall erklärt werden. In einer Jugendstunde wäre eine Gruppearbeit denkbar, bei der mehrere kleine Gruppen mit Hilfe von Literatur (Bibelkommentare, etc.) einzelne Begriffe erarbeiten und diese dann vor der Gesamtgruppe vorstellen.

  • Das scharfe, zweischneidige Schwert (Vers 12)

Das Symbol der Regierung Pergamons war ein Schwert und der Prokonsul (oberster Beamter) der Stadt hatte das Recht, die Todesstrafe ohne Rückfrage zu verhängen. Dies wurde als „Recht des Schwertes“ bezeichnet. In Anbetracht des intensiven Kaiserkults, der Verweigerung der Christen in Pergamon, diesem zu huldigen und der daraus resultierenden Gefahr, gibt die Aussage Gottes, dass er das scharfe zweischneidige Schwert hat, Hoffnung. Gott, der Regierungen einsetzt (Römer 13, 1-4), ist größer als alle Regierungen dieser Welt. Er verdient den höchsten Stellenwert in unserem Leben. Das Schwert symbolisiert zudem Gericht gegenüber Menschen, die Gottes Volk und seine Gemeinde angreifen.

  • Der Thron des Satans (Vers 13)

Man geht davon aus, dass aus den Umständen der vielen in der Stadt herrschenden religiösen Kulte und der durch den Kaiserkult verbunden Verfolgung der Christen diese Bezeichnung gewählt wurde. Der Teufel hat immer ein Interesse daran gehabt, das Christentum zu beseitigen.

  • Die Lehre Bileams (Vers 14)

Bileam war ein Weissager, der dem moabitischen König gegen Geld den Rat gab, die Israeliten zu Unzucht und Götzendienst zu verführen (4Mo 25,1-2; 31,16). Außerdem steht die Lehre Bileams auch für die Praxis des Predigens zum persönlichen Gewinn (4. Mose 22-25;31). Im neuen Testament wird der Name Bileams als Sinnbild der Habsucht und Teilnahme an heidnischen Kulten genutzt (2.Petr. 2,15; Jud. 11).

  • Die Lehre der Nikolaiten (Vers 15)

Es gibt keine eindeutige Erklärung darüber, was genau „die Lehre der Nikolaiten“ war und was sie wollten. Zum einen könnten sie sehr liberal eingestellt gewesen sein und die Gnade Gottes als Vorwand für „götzendienerisches“ und „unzüchtiges“ Verhalten missbraucht haben.

Dr. C. I. Scofield sieht die Bedeutung eher im Aufkommen des Klerikalismus. Gott soll laut dieser Lehre also den Klerus eingesetzt und damit verschiedene Stellungen von Gläubigen vor Gott geschaffen haben – Geistliche und Laien. Das Wort „Nikolaiten“ besteht aus zwei griechischen Worten: niko (Bezwinger oder Überwinder) und laos (das Volk). Gegen Ende der Apostelzeit gab es die Tendenz, die Ältesten als einen privilegierten Personenkreis hervorzuheben, der zwischen Gott und seinem Volk stand – dies waren die Nikolaiten. (Ella E. Pohle, Dr. C. I. Scofield’s Question Box, S. 89).

Wenn man alles zusammen betrachtet, wird auf jeden Fall deutlich: Es war eine Lehre, die definitiv nicht dem entsprach, was Jesus gelehrt hat. Somit bestand hierin für die Gemeinde die Gefahr, „Sonderlehren“ neben der Bibel zu dulden bzw. sich von Jesus und der biblischen Lehre abzuwenden.

  • Das verborgene Manna (Vers 17)

Wie dem Volk Israel in der Wüste das Manna versprochen wurde, wird den Gläubigen hier auch Manna versprochen. Allerdings ist hier geistiges Manna genannt, welches Jesus selbst (das „Brot des Lebens“, vgl. Joh. 6, 31-51) und somit ein Sinnbild für das ewige Leben ist („Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, so wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“ – Joh. 6,51).

  • Der weiße Stein (Vers 17)

Auch für den weißen Stein gibt es verschiedene Deutungen. Er war wohl Zeichen von Anerkennung (Freispruch) im Gerichtsverfahren, ebenso auch ein Ausdruck des Willkommens für einen Gast. Eine weitere Erklärung, die ich hier am passendsten finde, besagt, dass Sieger von Sportwettkämpfen oft als Teil des Preises diesen Stein erhielten, der ihnen Einlass zu Siegesfeierlichkeiten nach Wettkämpfen verschaffte. Auf die Gemeinde übertragen könnte dies also ein Bild für den Augenblick sein, wenn sie als Überwinder der weltlichen „Kämpfe“ ihre Eintrittserlaubnis zur Siegesfeier im Himmel empfangen wird. In allen Zeichen wird aber in jedem Fall die Anerkennung von Christus deutlich.

5. Persönliche Anwendungsmöglichkeiten

Zum Einen kann man das Lob und den Tadel an Pergamon auch auf seine Ortsgemeinde anwenden. In Deutschland werden wir zwar nicht körperlich verfolgt und wir denken dabei eher an unsere verfolgten Geschwister in Nordkorea, Afghanistan oder Syrien, aber auch wir haben nicht die Garantie, dass unsere Gemeinden dies nicht auch einmal erleben könnten. Wir kämpfen vielleicht mit anderen „Problemen“, wie gesellschaftlicher Ablehnung, in der wir standhaft bleiben und fest auf Christus, unserem Fundament, stehen bleiben wollen. Auch müssen wir Predigten, Ansichten und Lehren in der Gemeinde immer wieder an der Bibel prüfen, um zu erkennen, ob Zusatzlehren hinzukommen oder biblische Wahrheiten verändert werden.

Zum Anderen kann aber auch jeder ganz persönlich aus diesem Sendschreiben lernen:

Welchen Stellenwert hat Jesus für dich?

Hat er und das, was Gott sagt (Bibel), den höchsten Stellenwert für dich? Bist du bereit Nachteile in diesem Leben in Kauf zu nehmen, weil du dich zu Jesus bekennst? Ob in der Schule, auf der Arbeit oder im Studium? Vielleicht verlierst du dein Ansehen bei Freunden oder sie lachen über dich. Oder vielleicht musst du einen besser bezahlten Job ablehnen, weil du weißt, dass es dort mit ungeteilter Ehrlichkeit schwierig wird. Das klingt alles hart und negativ, aber Jesus beschönigt in der Bibel nichts, wenn es um die Nachfolge geht. Es kann uns alles kosten (Lukas 9,23).

ABER: Er gibt uns etwas viel Wertvolleres. Etwas, dass wir nirgends hier in dieser Welt finden und was uns viel mehr gibt, als jeder Verlust dieser Welt uns nehmen kann!

  • Das Ewige Leben bei Gott (Joh. 3,16),

  • Die Verbindung zu ihm (Hebräer 3,14)

  • und den Heiligen Geist, durch den Gott in uns wohnt (Eph. 2,22; 1.Kor. 3,16),

  • und vieles mehr

So wie es falsche Lehre in der Gemeinde Pergamon gab, müssen wir unsere Gedanken und unser Handeln aber auch immer wieder hinterfragen und überprüfen und nah an Gott bleiben. Der Teufel hat ein großes Interesse daran, uns zu verwirren und uns in Sünde zu verstricken. Dabei geht er oft geschickt vor – er hat schließlich auch schon mehrere tausend Jahre Erfahrung (Epheser 4,27; Epheser 6,11; 1.Petrus 5,8, …). Selbst Jesus hat er versucht (Matthäus 4).

6. Ergebnissicherung

Die Tabelle über die Sendschreiben kann zur Zusammenfassung und Ergebnissicherung gemeinsam weiter ausgefüllt werden. Die persönliche Anwendung kann auch in Kleingruppen mit Hilfe von 3-4 Fragen erarbeitet und durch Arbeitszettel persönlich festgehalten werden.