Schweigen ist Silber – Reden ist Gold

Mit dem vorliegenden Stundenentwurf sollen Teenager unter anderem Impulse dazu bekommen, offen aber zugleich sensibel miteinander umzugehen.
Schweigen ist Silber – Reden ist Gold

Talk, Talk, Talk

Sie reden und reden und reden…

unsere Teens. Über Computer und Autos, über Mode und Make up. Auf dem Schulhof, am Telefon, in der Clique. Aber kommt dabei das zur Sprache, was Teenager wirklich umtreibt?

Sie reden und reden und reden…

von Montag bis Freitag um 13 Uhr bei Britt und um 14 Uhr bei Oliver Geissen, samstags um 19 Uhr bei Sonya Kraus.

In Talkshows werden die wirklichen Probleme des Menschseins offen angesprochen: Sexualität in allen Facetten, Schönheit und Dummheit, Berufswünsche und verratene Freundschaften.

Aber hilft dieser mediale Exhibitionismus wirklich, um das Leben zu bewältigen? Ja, es gibt eine Sehnsucht nach Ehrlichkeit. Man will einmal wirklich offen sagen, was im Inneren vor sich geht. Erfahrungen, Ängste, Sehnsüchte, Verletzungen und auch eigene Schuld, die mich prägen und beschäftigen. Doch gepaart mit Selbstdarstellung und quotengerechter Aufmachung wird das ganze schnell zur Farce.

Mit dem vorliegenden Stundenentwurf sollen Teenager Impulse bekommen, offen aber zugleich sensibel miteinander umzugehen. Außerdem werden sie herausgefordert, sich eine oder verschiedene Vertrauensperson(en) zu suchen, mit denen sie ehrlich über das reden, was sie wirklich beschäftigt. Auch über das, was ihre Beziehung zu Gott und zu anderen belastet.

Nicht zuletzt wird die Möglichkeit aufgezeigt, mit Gott zu reden, um von eigener Schuld befreit zu werden.

Methodisch wird mit Ausschnitten aus bekannten Talkshows gearbeitet. Sie dienen jeweils als Ausgangspunkt, um die Gedanken der Teenager anzuregen und zu den einzelnen hinzuführen.

Mit wem redest du?

Zum Einstieg zeigt man eine kurze Szene, in der etwas – nach unserer Vorstellung völlig Unmögliches – in einer Talkshow besprochen wird. Zum Beispiel: Eine junge Frau bringt ihre altgewordene Mutter mit ins Studio, weil sie ihr dort erklären möchte, dass man Wäsche nicht im Schwimmbad in der Dusche wäscht. Die Rentnerin soll es mit der Sparsamkeit nicht übertreiben.

Frage an die Gruppe:

Würdest du so etwas auch im Fernsehen besprechen? Warum? Warum nicht?

Möglicherweise gibt es hier eine kurze Diskussion über Talkshows. Das ist ok. Aber dann kommt die wichtigere Frage:

Wenn du nicht in die Talkshow gehst, mit wem redest du dann über das, was dich beschäftigt?

Dazu füllen die Teens den anhängenden Fragebogen für sich aus. Wichtig ist dabei, dass die Anonymität gewahrt bleibt. Niemand muss seine Antworten vorlesen. Wenn Teens einige Situationen noch nicht erlebt haben, dann sollen sie angeben, was sie vermutlich tun würden.

Man kann erklären, dass dieser Punkt zunächst dazu diente, dass jeder sich darüber klar wird, mit wem er in bestimmten Situationen redet.

Wir brauchen Feedback

Wieder dient eine Szene aus einer Talkshow als Aufhänger. Immer wieder kann man dort miterleben, wie sich Leute vor Publikum und laufender Kamera gegenseitig kritisieren. Zum Beispiel trifft sich eine Clique mit einer Mitschülerin, die gern Model werden möchte, um ihr dort zu sagen, dass sie kein Talent dazu hat und auch nicht die richtige Figur („Du bist viel zu dick!“).

Unmittelbar danach werden kleine Gruppen gebildet, die sich über folgende Fragen austauschen:

Wie beurteilt ihr das Verhalten der Freunde?
Würdet ihr eurer Freundin etwas sagen, wenn sie etwas vorhat, das eurer Meinung nach nicht funktioniert?
Wie würdet ihr versuchen eurer Freundin dafür die Augen zu öffnen?

Spielt eine Szene, wie du mit deiner Freundin reden könntest, um ihr deine Sicht der Dinge mitzuteilen!

Die Fragen muss man natürlich an die gezeigte Szene anpassen. Je nachdem, wie es um das Verhältnis innerhalb der Gruppe steht, empfiehlt es sich dabei reine Jungs- bzw. Mädchengruppen zu bilden.

Denn die Geschlechter haben verschiedene Kommunikationsstile. Aber natürlich wäre es auch interessant zu sehen, wie Mädchen mit der Kritik von Jungs umgehen und umgekehrt.

Nachdem die Gruppen ihre Vorschläge vorgespielt haben, können die anderen jeweils ihren Eindruck wiedergeben, ob sie mit dieser Variante einverstanden sind bzw. welcher Gruppe es am besten gelungen ist, die Freundin über ihr Verhalten ins Nachdenken zu bringen.

Bei dem Gespräch sollte deutlich werden, dass es wichtig ist offen darüber zu reden, wenn ich bei anderen etwas nicht in Ordnung finde, ohne dabei zu verletzen.

Zur Verdeutlichung kann man das Johari-Fenster erläutern, durch das verständlich wird, warum jeder Mensch Feedback nötig hat.

Ich muss dir etwas beichten…

Bin ich beim Feedback herausgefordert, dass ich andere konstruktiv-kritisch hinterfrage oder von ihnen hinterfragt werde, so geht es im dritten Teil um die Frage:

Wie gehst du mit Schuld um? Was ist, wenn du weißt, du hast etwas falsch gemacht, hast Gott oder andere Menschen verletzt?

Man suche sich wieder eine Talkshow-Szene, in der eine „Beichte“ inszeniert wird. Das findet man ja häufig: „Du, ich muss dir etwas sagen…“ Und dann wird berichtet, dass man den Partner betrogen hat, oder dem besten Freund die Freundin abgeworben hat usw. Alles vor laufender Kamera, um genau einzufangen, wie der andere reagiert.

Nachdem man die Szene gemeinsam angeschaut hat, werden die Teens aufgefordert, dass Auftreten der Personen zu bewerten. Daran schließt sich wieder die Frage an:

„Was würdest du in so einer Situation tun?“

Mit der Situation ist nicht die Talkshow gemeint sondern, wenn ich Schuld auf mich geladen und ein schlechtes Gewissen habe.

Im Gespräch werden die Alternativen gegenüber gestellt:

Darüber reden

Talkshow = alles wird ausgepackt, Erleichterung

 Aber:

  • Sehr unsensible Vorgehensweise.
  • Der andere ist möglicherweise noch mehr verletzt.
  • Es ist eine Show. Schuld gehört ausgesprochen aber nicht an die große Glocke gehängt.
  • Wenn man Schuld ernst nimmt, dann ist sie nichts, womit man andere unterhalten kann.

 Bessere Möglichkeiten: 

  • persönlich mit dem anderen reden
  • zu einer Person des Vertrauens gehen, um mit ihr die Sache zu besprechen und das weitere Vorgehen zu planen

Nicht darüber reden

Schweigen, für sich behalten = Keine Lösung

 Denn:

  • Ich habe ein schlechtes Gewissen.
  • Ich muss immer wieder daran denken.
  • Ich kann dem anderen nicht in  die Augen schauen.
  • Ich habe keine richtige Freude

Wer schweigt wird einsam

Nun werden diese Alternativen an Hand der Bibel noch einmal illustriert und konkretisiert. Psalm 31 beschreibt diese Situation treffend:

1 Ein Gedicht Davids. Freuen dürfen sich alle, denen Gott ihr Unrecht vergebenund ihre Verfehlungen zugedeckt hat! 2 Freuen dürfen sich alle, denen der HERR die Schuld nicht anrechnet und deren Gewissen nicht mehr belastet ist! 3 HERR, erst wollte ich meine Schuld verschweigen; doch davon wurde ich so krank, dass ich von früh bis spät nur stöhnen konnte. 4 Ich spürte deine Hand bei Tag und Nacht; sie drückte mich zu Boden, ließ meine Lebenskraft entschwinden wie in der schlimmsten Sommerdürre. 5 Darum entschloss ich mich, dir meine Verfehlungen zu bekennen. Was ich getan hatte, gestand ich dir; ich verschwieg dir meine Schuld nicht länger. Und du – du hast mir alles vergeben! 6 Deshalb soll jeder, der dir die Treue hält, zu dir beten, wenn er in Not gerät. Wenn sie ihn dann bedrängt wie eine Flut, wird sie ihn nicht verschlingen können. 7 Bei dir finde ich Schutz; du hältst die Not von mir fern und lässt mich jubeln über meine Rettung. 8 Der HERR hat mir geantwortet: »Ich sage dir, was du tun sollst, und zeige dir den richtigen Weg. Ich lasse dich nicht aus den Augen. 9 Sei doch nicht unverständig wie ein Maultier oder Pferd! Die musst du mit Zaum und Zügel bändigen, sonst folgen sie dir nicht.« 10 Wer nicht nach Gott fragt, schafft sich viel Kummer; aber wer dem HERRN vertraut, wird seine Güte erfahren. 11 Freut euch und jubelt über den HERRN, ihr, die ihr ihm treu seid! Alle, die redlich und rechtschaffen sind, sollen vor Freude singen! (Psalm31)

Welche Phasen durchlebt David als er Probleme und Schuld hat?

  • 1 Schuld verdrängt und verschwiegen
  • 2 Schlechtes Gewissen Schlaflosigkeit Elender Zustand
  • 3 Schuld zugegeben und bekannt
  • 4 Vergebung erlebt Wieder aufgeatmet

Das ehrliche Bekennen der Schuld ist der Schlüssel, um wieder ein ruhiges Gewissen und Freude am Leben zu haben. Was am Anfang große Mühe bereitet und Überwindung kostet, erweist sich am Ende als echte Befreiung.
Je nach verfügbarer Zeit kann am Ende noch auf folgenden Bibelvers hingewiesen werden:

Überhaupt sollt ihr einander eure Verfehlungen bekennen und füreinander beten, damit ihr geheilt werdet. Das inständige Gebet eines Menschen, der so lebt, wie Gott es verlangt, kann viel bewirken.(Jakobus5,14-16)

„Der Christus im Bruder ist oft stärker als der Christus in uns.“
Dietrich Bohnhoeffer

Fazit

Am Ende des Thema sollte jedem Teilnehmer bewusst sein:

  • Du brauchst eine Vertrauensperson, mit der du offen reden kannst, wenn du Probleme hast.
  • Du brauchst  Mut, um anderen ehrlich das zu sagen, was du denkst und um andere in dein Leben hineinschauen zu lassen.
  • Wer könnte für dich eine Vertrauensperson in Krisen sein?
  • Mit wem könntest du dich regelmäßig treffen, um gemeinsam in der Bibel zu lesen, zu beten und über alles zu reden, was dich beschäftigt?