Nicht-Christen in der Jugendgruppe

Wir wünschen uns, dass Jugendgruppen nicht nur evangelistisch aktiv, sondern auch evangelistisch attraktiv sind. Doch was hindert uns daran? Und vor allem: Wie kann sich das ändern?
Nicht-Christen in der Jugendgruppe
Unsere Jugendlichen bringen einfach niemanden in unsere Gruppe mit.

Diese Klage höre ich  häufig von Jugendmitarbeitern, die sich wünschen, dass ihre Gruppe evangelistisch aktiv ist. Dazu kommt die Erfahrung, dass Gäste ein oder zweimal kommen und dann nicht wieder auftauchen.

Das ist frustrierend. Aber warum ist das so?

…weil wir die Falschen erreichen wollen

Mit Adem und Cengiz hatte ich einen guten Kontakt aufgebaut. Ich habe sie in der Offenen Jugendarbeit unseres Ortes kennengelernt und mit ihnen  Sport gemacht. Sie waren auch jeden Tag begeistert bei einem großen Einsatz dabei, den wir eine  Woche lang im Rahmen des Ferienprogrammes vor  Ort durchgeführt haben – mit viel Sport, guter Gemeinschaft und einem evangelistischen Rahmenprogramm. Der Einsatz war vorbei, und sie kamen  tatsächlich zu unserer Jugendstunde, der wir einen  bewusst lockeren Rahmen gegeben hatten. Sie kamen noch einmal – und dann nicht wieder…

Die Teens und Jugendlichen in unserer Gruppe entstammen alle gutbürgerlichen, intakten Familien, sind  relativ fit in der Schule und christlich sozialisiert.  Sie haben sich bemüht, auf Adem und Cengiz  zuzugehen – aber man merkte deutlich, dass Gesprächsthemen und gleiche Interessen fehlten.  Adem und Cengiz sind Kinder aus Einwanderer-Familien, schulisch schwach und viel auf den Straßen unseres Ortes unterwegs.

Auch wenn ich mir wünsche, dass unsere Jugendgruppen offen sind für Personen aus allen unterschiedlichen Milieus, so fällt es gerade kleineren Gruppen schwer, Jugendliche, die einen ganz anderen Hintergrund haben, zu integrieren – weil gemeinsame Interessen und Gesprächsthemen fehlen.

Unser erstes Anliegen sollte es deshalb sein, die Freunde der Jugendlichen einzuladen und Kontakt  mit ihnen aufzubauen. Hier besteht bereits eine gemeinsame Grundlage – und die Hürden sind nicht so hoch.

…weil uns die passenden Angebote fehlen

Aber wie können wir Kontakt zu den Freunden bekommen?
Viele Jugendliche haben den Eindruck, dass sich die klassischen Gruppenstunden mit (mäßigem) Gesang und Bibelarbeiten nicht dafür eig- nen.
Deshalb bietet es sich an, separate Angebote zu schaffen, die das Einladen erleichtern.
Eine Idee sind gemeinsame Geburtstagsfeiern am See, zu denen nicht-christliche Freunde mitgebracht werden  können. Oder die Jugendgruppe macht in regelmäßigen Abständen Sport, wozu Freunde eingeladen werden können. Wenn man erst einmal gemeinsam geschwitzt hat, dann entstehen freundschaftliche Beziehungen und der Schritt, einen Gemeinderaum zu betreten, ist nicht mehr so groß, weil man schon weiß, auf was für Leute man sich da einlässt.

…weil wir überfromm wirken

Ich glaube, für bibelfremde Leute ist das nichts.  Sie würden nichts verstehen…

…weil unsere Gruppenstunden nicht attraktiv sind

Die Jugendlichen stehen vor dem verschlossenen Gemeinderaum. Der Mitarbeiter ist mal wieder zu spät. Er hält mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz, sprintet zur Tür und hat noch seine Arbeit im Kopf. Leider hat er es auch nicht geschafft, sich auf die Andacht richtig vorzubereiten, deshalb wird es heute etwas holperig. Nach dem Programm muss er „leider“ schnell wieder weg.
Ehrenamtliche Jugendarbeit ist in der Regel eine zusätzliche Belastung – neben Arbeit, Studium, Familie und anderen Aufgaben in der Gemeinde. Darunter leidet leider viel zu häufig die Qualität der  Gruppenstunden. Alles wirkt gehetzt – und das bekommen die Jugendlichen mit.
Wie ist das bei euch? Müsst ihr vielleicht andere Termine aus eurem Kalender streichen? Sollte  das Mitarbeiterteam vergrößert werden? Können die Jugendlichen stärker mit einbezogen werden? Sucht Wege, damit die Gruppenstunden zum Höhepunkt der Woche der Jugendlichen werden – dann  fällt es ihnen viel leichter, ihre Freunde mitzubringen – und die Freunde werden merken, wie liebevoll  die Atmosphäre ist.

…weil wir gar nicht wirklich wollen

Und hiermit kommen wir vielleicht zum Kern des Problems. Attraktive Gruppenstunden, ansprechende Bibelarbeiten und passende Angebote zur  Begegnung erfordern gute Ideen, Zeit und die Bereitschaft, sich auf Nicht-Christen einzulassen. Da ist es manchmal bequemer, die gute alte Jugendarbeit so weiterlaufen zu lassen, wie man es gewohnt  ist. Der Aufwand ist überschaubar – und die Überraschungen sind kalkulierbar.  Meine Frage an dich ist:  Willst du wirklich Veränderung? Wünschst du dir, dass deine Jugendgruppe lernt Nicht-Christen zu erreichen und zu integrieren? Oder reicht dir der Status quo – und deine Unzufriedenheit mit den Jugendlichen, die einfach niemanden einladen wollen?

Nimm dir jetzt bitte einige Minuten Zeit und überlege:

Fällt es deiner Gruppe schwer Nicht-Christen zu integrieren?
Was könnte die Ursache sein?
Was könntet ihr anpacken und verändern?