Neuland erkunden

Die Jugendlichen sind die Erfahrenen, die Mitarbeiter die Neulinge im Web 2.0. Hier kommen Gedanken eines Mitarbeiters zu diesem Medium zu Wort
Neuland erkunden

24 Stunden Gebet in meiner Gemeinde. Wir haben es 5 Wochen Sonntag für Sonntag im Gottesdienst angekündigt, Listen ausgelegt und Einzelne persönlich angesprochen. Am Ende ist gerade mal 1/3 des besagten Tages abgedeckt. Ich sitze frustriert am Rechner, öffne Facebook und stelle verblüfft fest, wie eine unserer Jugendlichen die frohe Kunde verbreitet, dass Ole in der Stadt ist. Mittlerweile als Zivi im Norden unterwegs, war Ole jahrelang eine Stütze des Jugendkreises und ist bei allen beliebt. Ich lese resigniert, wie sich die Jugendlichen motivieren mitzumachen und es funktioniert: Als sich Ole auf einer LAN Party blicken lässt, trifft er zu seiner Überraschung auf Menschen, denen er für gewöhnlich bei derartigen Veranstaltungen nicht begegnet. Sie sind wegen ihm gekommen – dass er da ist, wissen sie aus dem Netz.

Die Herausforderung

Diese moderne Art der Kommunikation ist dem Mediengeschulten als Web 2.0 bekannt. Der Rest von uns – zu dem auch ich mich zähle – steht staunend vor diesem undurchschaubaren Mysterium menschlichen Einfallsreichtums.

Wie meine Recherche für diesen Artikel offenbarte, ist sich nicht mal die akademische Elite einig darüber, was das Web 2.0 in Wirklichkeit ausmacht. Am ehesten lässt es sich wohl als ein zufällig entstandenes Netzwerk von Möglichkeiten verstehen, das darauf abzielt, individuelle Interessen auf kürzestem Wege für jeden Internetnutzer zugänglich zu machen.

Wie gehe ich nun damit um? Mich zu verschließen ist kein Weg. Gott selbst ist mein Vorbild. Seine Wege, mit dieser Welt in Kontakt zu treten, waren zu allen Zeiten außergewöhnlich. Solange die Menschen noch an das Übernatürliche glaubten, benutzte er Blitze, Wattwanderungen und andere Kunstwerke der Naturgesetze. Heute aber braucht es andersartige Wege, um uns Aufgeklärte auf andere Gedanken zu bringen. Wir sind bereit für eine neue Welt, wenn die Alte zu eng geworden ist.

Als Christen sollten wir zu den Ersten zählen, die dabei helfen diese neue Welt zu erforschen.

Wem wollen wir die virtuelle Welt überlassen, wenn wir uns selbst davor verschließen?

Meine Motivation

Unsere Offenheit gegenüber einer Innovation wie dem Web 2.0, sollte daher auf Nächstenliebe gründen. Aufgabe von Jugendarbeit ist  Folge Gott nach und lass dich zu den Stränden führen, wo unsere Jugend ihre Zeit verbringt. Jesus ging zu den Fischern und ihren Netzen. Dein Weg führt dich ins Social Network. es die Menschen fit zu machen für die Welt, die sie erwartet. Im Umgang mit der Virtuellen liegt es somit bei uns selbst den jungen Menschen nützliches Wissen und Erfahrungen zu vermitteln. Anstatt sie zurückzuhalten, nehmen wir sie lieber an der Hand und zeigen ihnen den Weg.

Folge Gott nach und lass dich zu den Stränden führen, wo unsere Jugend ihre Zeit verbringt. Jesus ging zu den Fischern und ihren Netzen. Dein Weg führt dich ins Social Network.

Eines dieser Gestade ist Facebook! Hier stranden Millionen von Menschen aus aller Welt; vernetzt mit persönlichem Profil via Kurznachrichten, Fotos, Videos und Kommentaren. Wo verbale Kommunikation an ihre Grenzen kommt, umgeht sie Facebook. Bedarf es im traditionellen sozialen Verkehr eines gewissen ersten Schritts der Kontaktaufnahme, geh ich hier entweder eine mir bekannte Person gezielt suchen oder klicke durch die Millionen verlinkter User. Jedes Profil, was nicht durch Einstellungen meinen Augen verschlossen wird, erlaubt einen tiefen Einblick in die Seele des Anderen. Diese Systemfunktion umgeht den Datenschutz. Der User macht sich bereitwillig durchsichtig, was vor allem bei Personalchefs auf Gegenliebe stößt.

Ich bin erst seit einigen Monaten im Social Network. Allerdings habe auch ich schon den unbändigen Druck verspürt, dass eine gepflegte Selbstdarstellung durchaus auf Interesse stößt. Je mehr User oder auch Freunde genannt, mein Produziertes mit ihren Klicks und Kommentaren wertschätzen, desto mehr lasse ich die Hüllen fallen. Wir können an dieser Stelle wie Paulus sagen: Nicht alles dient zum Besten. Doch das hilft unseren Jugendlichen nicht weiter. Solange ich selbst nicht auf Facebook aktiv war, konnten meine Mahnungen über dieses Medium nur als Unkenrufe eines Moralapostels verstanden werden.

Jetzt wo wir in dem gleichen Boot sitzen, bin ich von vielen alten Hasen (Pros) umgeben. Genau das sind unsere Jugendlichen im Web 2.0. Die Meisten lernen sehr schnell mit den Klippen und Riffs umzugehen und pimpen ihre Skills (sammeln Erfahrung) im Eiltempo. Es ist eine geniale Erfahrung selbst der Schüler zu sein und von den Meistern zu lernen.

Grenzwertig wird es dann, wenn du die alten Hasen schwanken siehst. Denn wenn sie auch im virtuellen Leben zu den Besten zählen, im Real Life sieht es oft anders aus.

Es ist unsere Verantwortung gemeinsam mit ihnen zu lernen und in den entscheidenden Momenten für sie da zu sein. Mit ihnen dort Gemeinschaft haben, wo sie sich aufhalten – wo ihre Lebensstürme toben. Gottes Dienst ist dann gefragt, wenn sie die Gewalten nicht mehr in den Griff bekommen. Miteinander ins rudern kommen und ihnen dann posten:

Gnade!

Die Gnade Gottes bestand zu allen Zeiten darin, Menschen über soziale Grenzen hinweg zu erreichen. Er hat sich Selbst hingegeben, um Welten zu überwinden. Wenn Gott sich auf deine Welt einlässt, wie viel mehr kannst du dich auf die Welt deiner Jugendlichen einlassen. Du begegnest ihnen in ähnlicher Art und gewinnst ihre Aufmerksamkeit.

Sei ermutigt, dich von Gottes außergewöhnlichem Handeln inspirieren zu lassen. Sei sein Werkzeug. Bleib für Gott und die Welt erreichbar – auch multimedial. Sei bereits anwesend, wenn die Stürme des Lebens zu toben beginnen und hilf deinen Jugendlichen hindurch. Jesus gebrauchte Naturgewalten. Du brauchst einen internetfähigen Rechner, eine Maus und eine Tastatur, damit auch du im Namen Jesu posten kannst: Wir lesen uns wieder. Spätestens im Himmel.