Kopflos ohne König

So wie Israel dringend einen König brauchte, der Recht und Ordnung wiederherstellte, so brauchen auch wir - jeder persönlich - einen König, der uns verändert - nämlich Jesus.
Kopflos ohne König

Überblick

Die letzte Geschichte im Buch Richter zeigt exemplarisch die gottlosen Zustände im Volk Israel. Das Volk ist ohne Führung und jeder tut, was er will. Unsere Gesellschaft ist dem ziemlich ähnlich. Wie Israel brauchen auch wir einen König, der uns rettet und verändert.

Ziel

Die Jugendlichen sollen verstehen, dass jeder Mensch Jesus als König braucht, um ein Leben führen zu können, das Gott gefällt.

Bibeltext

Richter 19-21

Einstieg

a) Erzählt von einer Begebenheit, wo ihr ohne Navi/Orientierung unterwegs wart und euch verirrt habt. Welche Entscheidungen habt ihr in dieser Situation getroffen?

b) Baut einen kleinen Parcours auf, den nacheinander 2 Teilnehmer mit verbundenen Augen absolvieren müssen. Die erste Person bekommt einen persönlichen Führer an die Seite, der ihr Anweisungen gibt, wo sie entlang laufen soll. Der zweiten Person rufen alle wild durcheinander Kommandos und Hinweise zu. Wertet danach aus, wie gut die Personen den Parcours absolviert haben und wie ihnen die Anweisungen geholfen haben.

Erarbeitung & Anwendung

[Da der Bibeltext sehr lang ist, schlage ich vor, dass man die Geschichte vorab in eigenen Worten wiedergibt. Im Lauf der Bibelarbeit kann man dann einzelne Verse zu den behandelten Punkten vorlesen.]

Die letzte Geschichte im Buch Richter ist noch einmal so richtig bizarr und krass. Hier geht es nicht um einen speziellen Richter, sondern es werden die Umstände im Volk Israel beschrieben. Auffällig ist, dass keine der handelnden Personen namentlich benannt wird. Damit dient diese Begebenheit als „repräsentativer Fall“ für den allgemeinen Zustand in Israel.

Die Geschichte wird umrahmt von der Bemerkung, dass es zu dieser Zeit keinen König in Israel gab. Diese Führungslosigkeit hat krasse Auswirkungen. Kap. 21,25 gibt die Zusammenfassung:

Jeder tat, was recht war in seinen Augen.Richter 21, 25

Wie äußert sich das?

1.      Verzerrte Sicht von Sexualität & Geschlechtern

In Kap. 19 sehen wir, wie Israel Gottes Plan von Sexualität verlässt und „mit der Zeit“ geht. Der Levit hat eine Nebenfrau, eine Mätresse, und ignoriert damit Gottes Eheordnung von einem Mann und einer Frau. Diese Nebenfrau wiederum ist ihm untreu. Und schließlich finden wir die männlichen Einwohner der Stadt Gibea, die ihre homosexuellen Phantasien an dem Levit ausleben wollen. Sie handeln damit genauso verwerflich wie die Männer von Sodom (Gen 19,5). Kein Wunder also, dass diese Geschichte aus der Richterzeit auch später noch als absolutes Negativbeispiel für Israels Sünde dient (Hos 9,9).

Außerdem fällt auf, dass in diesen 3 Kapiteln Frauen durchgängig als Objekte behandelt werden. Sowohl der Levit als auch der Vater der Nebenfrau reden nicht mit ihr; sie hat kein Mitspracherecht. Ebenso ist der alte Mann aus Gibea bereit, dem lüsternen Mob vor seiner Tür zwei Frauen herauszugeben. Schließlich finden wir das Volk Israel in Kap. 21, das 600 Jungfrauen ihrer Familien beraubt und den Benjaminitern „zur Verfügung stellt“. In allen Situationen werden Frauen als Objekte behandelt.

Auch wir stehen genauso in der Gefahr, unsere Sicht von Sexualität und Frauen von unserer Kultur prägen und bestimmen zu lassen (z.B. Sex vor der Ehe, Pornografie).

2.      Kein Sinn für Gerechtigkeit

In Kap. 20 versammelt sich Israel, um etwas gegen die gottlosen Männer von Gibea zu unternehmen. Sie senden Boten an den Stamm Benjamin mit der Aufforderung, die Männer herauszugeben, damit sie gerichtet werden. Das wäre gerecht. Aber für die Benjaminiter scheint die Sippe/Familie wichtiger zu sein als Gerechtigkeit. Anstatt die schuldigen Männer zu bestrafen, stellt sich der gesamte Stamm schützend vor sie.

Leider hält Israel im Lauf der Geschichte nicht an seinem Sinn für Gerechtigkeit fest. Als es zum Kampf mit Benjamin kommt, erleiden die Israeliten an den ersten beiden Kampftagen schwere Verluste. Am dritten Tag gewinnen sie dank eines Hinterhaltes die Oberhand. Aber sie töten eben nicht nur die Männer der Stadt Gibea, wie es die Gerechtigkeit erfordert. Anscheinend angestachelt von den vorherigen Verlusten ist Israel nun Rache und Vergeltung wichtiger als Gerechtigkeit. Sie rotten fast den gesamten Stamm Benjamin aus.

Gott ist gerecht und sein Wunsch ist, dass auch wir seinen Sinn für Gerechtigkeit teilen. Ohne Gott nehmen wir aber genauso die Gerechtigkeit in eigene Hände und drehen es so, dass es unseren Interessen passt. Und das sieht dann ähnlich aus wie in Israel. Entweder wir ignorieren Sünde (wie die Benjaminiter) oder wir schießen in unserem Gerechtigkeits-Aktionismus über das Ziel hinaus (wie die Israeliten).

3.      Kurzsichtige Entscheidungen, die alles nur noch schlimmer machen

Ohne König spielt Gott in den Überlegungen und Entscheidungen der Israeliten kaum eine Rolle mehr; sie treffen ihre eigenen Entscheidungen. In Kap. 20 befragen sie zwar mehrfach Gott, was sie tun sollen. Sie fragen aber Gott nicht, ob sie in den Krieg ziehen sollen. Das entscheiden sie selbst. Er soll nur noch sagen, wer beginnen soll. Der Kampf selbst steht nicht zur Debatte.

Israel verlässt sich auf seine eigene Vernunft und Logik und macht damit alles nur noch schlimmer.

In Kap. 21,1 lesen wir, dass sie den dummen Schwur geleistet haben, dass niemand den Benjaminitern eine Frau geben darf. Nun stehen sie vor dem Problem, dass sie fast den ganzen Stamm ausgerottet haben. Aber anstatt die Verantwortung dafür zu übernehmen, beschweren sie sich darüber bei Gott. Als ob er daran schuld wäre, dass sie so kurzsichtige Entscheidungen treffen! Aber leider finden wir weiterhin in V.5 heraus, dass sie außerdem geschworen hatten, dass jeder, der nicht mit zum Kampf auszieht, getötet werden soll. Israel versucht nun, mit eigenem Verstand ihr selbst geschaffenes Problem (der Stamm Benjamin existiert bald nicht mehr) zu lösen und richtet damit ein weiteres Blutbad in Jabesch in Gilead an (V.10).

Die Bilanz der Geschichte ist katastrophal: Weil eine Frau vergewaltigt und getötet wird, werden zwei Städte komplett ausgelöscht, ein Stamm nahezu vollständig eliminiert und 600 Frauen entführt und vergewaltigt!

Auch wir werden immer wieder die Erfahrung machen, dass unsere eigenen Entscheidungen, so gut sie sich zuerst angefühlt haben, sich früher oder später als kurzsichtig, dumm oder sogar katastrophal herausstellen.

Ohne Gott fehlt die Perspektive und das feste Fundament für nachhaltig gute Entschlüsse

Israel und wir

Wenn wir uns ansehen, wie Israel ohne einen König kopflos handelt, dann müssen wir auch feststellen, dass wir nicht wirklich besser sind. Unsere Gesellschaft gleicht in vielen Dingen der Kultur Israels. Weil Gott „tot“ ist, fehlt unserer Gesellschaft der übernatürliche Fixpunkt, an dem sich Moral, Vernunft und Recht ausrichten. Jeder kann tun, „was recht ist in seinen Augen“.

Aber es wäre zu wenig, wenn wir nur auf unsere Gesellschaft schimpfen. Denn das Problem ist letztlich nicht unser gottloses Umfeld, sondern wir selbst. Israels und auch unser Problem ist das sündige und rebellische Herz in uns. Unsere „Werkseinstellung“ ist Egoismus. Von Natur aus will jeder von uns das tun, „was recht ist in seinen Augen“. Paulus schreibt mal:

Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Römer 3, 10-11

So wie Israel dringend einen König brauchte, der Recht und Ordnung wiederherstellte, so brauchen auch wir – jeder persönlich – einen König, der uns verändert – nämlich Jesus.

Jesus ist der Einzige, der uns wirklich tiefgreifend verändern kann, nicht nur oberflächlich verbessert. Er war der einzige Mensch, der nicht tat, „was recht war in seinen Augen“. Er war Gott 100% gehorsam. Er erwählte uns und starb freiwillig für uns, denn wir hätten ihn nie darum gebeten. Er vollbrachte alles, was nötig ist, um uns zu Gott zu bringen und zu verändern, weil wir unfähig sind, viel zu verdorben, um uns selbst irgendwie zu helfen.

Ergebnissicherung

Plant abschließend eine Zeit der Stille, in der sich die Jugendlichen mit einigen Reflektionsfragen befassen können:

  • Wirst du von deinem Umfeld beeinflusst, wie du Sexualität siehst? In welcher Weise stehst du in der Gefahr, Frauen als Objekte und Besitz zu betrachten?

  • Welche Rolle spielt Gerechtigkeit in deinem Denken und Handeln? Gehst du in diesem Bereich Kompromisse ein, weil dir andere Interessen wichtiger sind?

  • Gibt es Bereiche in deinem Leben, wo du wie Israel deine eigenen Entscheidungen triffst und dich hinterher über die Folgen bei Gott beklagst?

  • In welchem Bereich fällt es dir besonders schwer, Jesus als König anzuerkennen?

Im Anschluss kann in kleinen Gruppen (evtl. geschlechterspezifisch) für einander gebetet werden.