learning by doing

Projekte in der Teenager und Jugendarbeit bergen große Chancen für die geistliche und soziale Entwicklung der Jugendlichen. Es gibt unzählige Gründe für diese Methode. Zehn davon werden hier kurz beschrieben
learning by doing

Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Projekttage im Referendariat: Eine Radtour von Leipzig nach Leipzig über Zwickau, Schneeberg und Chemnitz. Das klingt zunächst wie Aktivurlaub, aber für die Schüler war es harte Arbeit. Denn sie mussten:

  • Die Route planen unter Berücksichtigung der Verkehrsverhältnisse und der Leistungsfähigkeit der Teilnehmer.
  • Für drei Tage die Übernachtung und Verpflegung organisieren
  • Die Strecke, die sie zusammengestellt hatten, schließlich selber fahren und durchhalten.

Das Fahrradfahren hat allen mächtig Spaß gemacht. Jeder war beteiligt, jeder war wichtig. Und „nebenbei“ gab es noch etliche Lerneffekte. So lernten die Jugendlichen zum Beispiel auf praktische Art den Zusammenhang kennen zwischen den vielen verschiedenen Linien und Symbolen auf der Landkarte und dem realen Gelände. Am Abend des ersten Tages die ernüchternde Erkenntnis: Manche unnötige Steigung hätte vermieden werden können. Auch hatte die Qualität der Vorbereitung direkte Auswirkungen auf die gesamte Gruppe. Mitunter fuhren alle zusammen in die Sackgasse und mussten mühsam wieder umkehren. Schließlich hatten wir unterwegs jede Menge Zeit, um miteinander zu reden. Ich habe die Leute in den drei Tagen viel besser kennengelernt, als in den restlichen 51 Wochen des Jahres.

Ab in die Praxis

In der Gemeinde werden die Dinge des Glaubens meistens theoretisch weitergegeben, durch Bibelarbeiten und Predigten, in gemeinsamen Gesprächsrunden und Seminaren. Verbunden damit ist die Hoffnung, dass die Beteiligten das Gehörte in ihrem alltäglichen Leben irgendwie anwenden. Das hat seine Berechtigung. Trotzdem ist es sinnvoll, von Zeit zu Zeit die eigenen Räume zu verlassen und bei einem Projekt den Glauben gemeinsam praktisch werden zu lassen. Dafür spricht:

Das Ziel der Errettung

Gott hat uns erwählt, damit wir fleißig sind und anderen Gutes tun (Titus 2,14). Projekte sind eine gute Möglichkeit, um Menschen innerhalb und außerhalb der (weltweiten) Gemeinde diakonisch und missionarisch zu dienen. Sie helfen Teenagern und Jugendlichen über ihren Horizont hinauszuschauen und sich nicht an ein egozentriertes (Christen-)Leben zu gewöhnen.

Aus Theorie wird Praxis

Christsein ist mehr als eine Theorie oder Weltanschauung. Es bedeutet, einen neuen Weg zu gehen, eine andere Art zu leben – Nachfolge leben. Wenn Jugendliche an einem Projekt mitarbeiten, tun sie das was Jesus sagt, und reden nicht nur darüber. Sie lernen, dass ein reifer Christ nicht in erster Linie einer ist, der viel weißt, sondern der das, was er weiß auch anwendet.

Nachhaltig Lernen

Bei der Mitarbeit an Projekten sind die Teenager und Jugendlichen (im besten Fall) mit ihrer ganzen Persönlichkeit gefordert und beteiligt. Das, was sie dabei lernen, reicht oft tiefer und ist einprägsamer als theoretisches Wissen.

Miteinander reden

Die gemeinsame Arbeit an einem Projekt fördert die Kommunikation untereinander. Das beginnt bei der Planung des Projekts, wo sich die Jugendlichen einigen müssen, setzt sich bei der Durchführung fort und ist schließlich bei Auswertung und Feedback wieder von zentraler Bedeutung.

Identifikation

Weil die Teenager und Jugendlichen das Projekt mit initiiert und geplant haben und jeder eine bestimmte Aufgabe übernimmt, identifizieren sie sich stärker mit dem Ziel und entwickeln ein höheres Engagement und Verantwortungsbewusstsein.

Begabung entdecken

Bei der Arbeit an (verschiedenen) Projekten entdecken und üben die Jugendlichen ihre von Gott gegebenen Begabungen. Der Planungsphase, in der die einzelnen Aufgaben verteilt werden, kommt deshalb besondere Bedeutung zu.

Gemeinde als Organismus

Jugendliche lernen, dass sie aufeinander angewiesen sind. Im Gottesdienst und auch im Teen- oder Jugendkreis sitzen alle nebeneinander und brauchen sich eigentlich nicht. Wichtig ist derjenige, der gerade die Bibelarbeit oder Predigt hält. Beim gemeinsamen Projekt fällt es auf, wenn jemand fehlt oder neu dazu kommt, wenn jemand seine Aufgaben mit viel Engagement ausführt oder lustlos. Alle sind davon betroffen.

Neue Rollen

Bei der Arbeit am Projekt ist jeder aktiv. Es gibt keine passiven Teilnehmer, die nur konsumieren, was Leiter und Mitarbeiter vorbereitet haben. Die Mitarbeiter lernen sich zurückzuhalten, den Jugendlichen etwas zuzutrauen und stehen als Berater zur Verfügung. Das entspricht dem neutestamentlichen Auftrag für Leiter (Epheser 4,11.12).

Leistung lohnt sich

Wird ein Projekt erfolgreich abgeschlossen, bleibt das Gefühl mit Gottes Hilfe gemeinsam etwas geleistet zu haben. Und noch dazu etwas sehr sinnvolles! Das Projekt schweißt die Gruppe zusammen.

Das Projekt schweißt die Gruppe zusammen.

Die gemeinsame Erinnerung sorgt für eigene Gruppenidentität.

Doch, es geht

Erfolgreiche Projekte haben einen positiven Einfluss auf die Erwartung der Jugendlichen an sich selbst. Unterschwellig vorhandene Einstellungen wie: „Wir können die Welt sowieso nicht verändern.“ oder „Ich kann im Alltag nicht so leben, wie Jesus es will.“ werden widerlegt. Daraus erwächst Motivation, Jesus im Alltag konsequent nachzufolgen.