Korrektur

Was ist schlimmer als Sünde? Sünde, die im Verborgenen bleibt, denn sie zerstört noch mehr. Deshalb ist es heilsam, wenn sie aufgedeckt, bekannt und geächtet wird.
Korrektur

Ziel

Sünde ist eine Realität in unserem Leben. Die entscheidende Frage ist, wie man mit ihr umgeht. Die Jugendlichen erkennen, dass es sich lohnt, ehrlich mit der eigenen Schuld umzugehen, und dass sie Verantwortung füreinander tragen.

Einstieg

Der Spiegel

Ein großer Spiegel steht im Raum. „Wer bist du?“, steht darauf geschrieben. Jeder Teilnehmer stellt sich einige Sekunden vor den Spiegel, schaut sich genau an und beantwortet die Frage laut oder schreibt seine Antwort auf den Spiegel.

Ein Spiegel sieht dein Äußeres. Wer weiß, wie du wirklich bist?

Stell dir vor…

  • …ein Mensch fährt mit seinem Auto trotz roter Ampel über eine Kreuzung, rammt ein anderes Fahrzeug und begeht Fahrerflucht. Der andere Wagen überschlägt sich und rast in ein Haus. Die Fahrerin erleidet ein schweres Trauma, ihr Beifahrer mehrere Rippenbrüche. Das Haus brennt total aus. Stell dir vor, du wärst der Staatsanwalt, der die Interessen der Allgemeinheit vertreten muss. Was sollte nach deiner Vorstellung mit dem Täter geschehen?

  • …ein Mensch geht mit der Frau seines Nachbarn und Angestellten fremd, zeugt ein uneheliches Kind, schickt sie anschließend nach Hause und lässt schließlich ihren Mann umbringen. Stell dir vor, du wärst Gott, der sich für diese Welt verantwortlich fühlt. Was sollte nach deiner Vorstellung mit dem Täter geschehen?

Erarbeitung und Anwendung

Erwischt!

Nach Davids Meinung bestand die größte Gefahr darin, dass jemand etwas über seinen Ehebruch und den anschließenden Mord herausfinden würde. Doch in Wirklichkeit ist die größte Gefahr, dass niemand etwas darüber herausfindet. Denn dann bleibt die Verhärtung seines Herzens, das Misstrauen, die Angst, möglicherweise neue Sünde, um die alte weiter zu vertuschen. Letztendlich wäre sein Leben ruiniert. Wieder einmal eine Situation, in der David kurz davor steht, ein zweiter Saul zu werden. Wenn er keinen Nathan in seinem Leben gehabt hätte…

Nachdem 2. Samuel 12,1-25 gelesen oder vorgespielt wurde, können die folgenden beiden Punkte von zwei Gruppen bearbeitet werden, die dann ihre Ergebnisse im Plenum vorstellen.

Ein lebender Spiegel

David ist der mächtigste Mann im Staat. Soeben hat er gezeigt, dass er nicht davor zurückschreckt, Unliebsame aus dem Weg räumen zu lassen.

Was wird Natan gedacht haben, als er von Gott den Auftrag erhält, David seine Sünde vorzuhalten?

Nathan spaziert nicht naiv vor den König, sondern handelt wohlüberlegt.

Wie geht er vor, um sein Vorhaben möglichst erfolgreich durchzuführen?

Stell dir vor…

  • …dein Freund kopiert seine Computerspiele und verkauft sie günstig an Mitschüler

  • …deine Freundin hat sich einen Partner gesucht, der nicht mit Jesus lebt

  • …einer aus eurer Gemeindeband ist immer mächtig stolz auf sein musikalisches Können

  • …deine Freundin lästert über Lehrer

  • …jemand aus eurer Jugendgruppe schläft mit seiner Freundin

Hast du eine Verantwortung, ihr oder ihm zu sagen, dass Gott das nicht will?

Wie kannst du es so sagen, dass er oder sie auf dich hört?

Zeigt den anderen in einer Stegreifszene, wie das praktisch aussehen könnte!

Dietrich Bonhoeffer schreibt zum Thema Zurechtweisung:

„Unerlässlich, weil von Gottes Wort geboten, ist die Zurechtweisung dort, wo der Bruder in offenbare Sünde fällt. Wo der Abfall vom Worte Gottes in Lehre oder Leben die Gemeinschaft gefährdet, dort muss das ermahnende und strafende Wort gewagt werden. Nichts kann grausamer sein als jene Milde, die den Andern seiner Sünde überlässt. Nichts kann barmherziger sein als die harte Zurechtweisung, die den Bruder vom Wege der Sünde zurückruft. “Dietrich Bonhoeffer: „Gemeinsames Leben“

Keiner wird gern auf Fehler hingewiesen. Aber warum ist deutliche Kritik manchmal Ausdruck von Barmherzigkeit? Warum ist es grausamer, wenn man nichts dazu sagt?

Achtung: Es geht dabei nicht um eine „Gemeinde- Stasi“, die jedem hinterherschnüffelt, um seine Fehler zu finden! Deshalb schreibt Bonhoeffer „wo der Bruder in offenbare Sünde fällt“.

Sünde zerstört

Bei Sünde geht es um mehr als um einen Regelverstoß. Manchmal erwecken wir den Eindruck, es ginge Gott nur darum, dass wir ja alle Regeln einhalten und ihn irgendwie zufriedenstellen. Wir verstehen gar nicht, warum Gott die Sünde abgrundtief hasst und nicht einfach darüber hinweggehen kann. Doch Sünde zerstört. Sünde zerstört Vertrauen. Sünde zerstört Beziehungen. Sünde zerstört Frieden, Freude, Träume und Sünde zerstört andere Menschen und am Ende dich selbst. Sünde zerstört das Leben. Wer sündigt, sägt an dem Ast, auf dem er und die anderen sitzen. Deshalb toleriert Gott keine Sünde.

Wem hat David mit seinem Verhalten geschadet?

Was stellt Gott David vor Augen? Welche verborgenen Motive zeigt er ihm, die hinter seiner Sünde stecken? (Vers 7-14)

Davids Situation und Sünde erinnert an die erste Situation und Sünde der Menschen im Garten Eden (1. Mose 3). Welche Parallelen siehst du?

Stellt eine Collage zusammen, in der deutlich wird, wie die Sünde heute in unserer Welt zerstörerisch wirkt – im Großen und im Kleinen.

Auch wenn Sünde zerstörerisch wirkt, muss sie nicht das Ende bedeuten. Was verspricht Gott jedem, der seine Sünde zugibt?

Nachdem die Gruppen ihre Ergebnisse im Plenum vorgestellt haben, kann man noch auf das tragische Schicksal des Kindes eingehen, das aus dem Ehebruch von David mit Batseba hervorgegangen ist. Und auf alle Fälle muss auf Gottes Vergebung hingewiesen werden, die David überraschenderweise erlebt.

Sünde tötet

Nach geltendem Recht wäre der doppelte Tod die Strafe für Davids Verhalten gewesen:

  • „Wenn jemand mit der Frau eines anderen Israeliten Ehebruch begeht, müssen beide getötet werden, der Ehebrecher und die Ehebrecherin.“ (3. Mose 20,10)

  • „Wer einen Menschen tötet, muss von Menschenhand sterben; denn der Mensch ist nach dem Bild Gottes geschaffen.“ (1. Mose 9,6)

Doch weil David sich korrigieren lässt und seine Schuld einsieht, vergibt ihm Gott großzügig. Ein kurzer Satz und die Beziehung zwischen David und Gott ist wiederhergestellt! Immer wieder wird in der Bibel deutlich: Das Problem ist nicht, dass Gott beleidigt wäre oder Sünde nicht vergeben könnte. Das Problem ist, dass Sünde wirklich etwas zerstört und dass wir Menschen nicht bereit sind umzukehren.

Für unser Gerechtigkeitsempfinden ist es schwierig zu akzeptieren, dass Gott dem schuldigen König sofort vergibt, aber das unschuldige Baby sterben wird. Doch obwohl David überraschend schnell und umfassend Vergebung erlebt, muss er schmerzlich erleben: Sünde ist keine Bagatelle, sie hat Konsequenzen. Und wie so oft im Leben ist nicht der Täter derjenige, der am meisten leidet, sondern Menschen, die eigentlich gar nichts dafür können. Weil David der Auserwählte Gottes ist, weil er als König so große Verantwortung trägt, hat auch seine Verfehlung große Auswirkungen.

Und vielleicht wird David in dieser Situation bewusst: Jemand anderes muss an meiner Stelle sterben.

Der „Sohn Davids“

250 Jahre nach David kündigt der Prophet an, dass ein Unschuldiger für die Schuld aller Menschen sterben wird:

Wir meinten, Gott habe ihn gestraft und geschlagen; doch wegen unserer Schuld wurde er gequält und wegen unseres Ungehorsams geschlagen. Die Strafe für unsere Schuld traf ihn und wir sind gerettet. Er wurde verwundet und wir sind heil geworden. Jesaja 53,4-5

Jahrhunderte später erlebt der Verbrecher Barabbas in der Davidstadt hautnah, was es bedeutet, wenn ein anderer den Tod stirbt, den ich verdient hätte:

„Pilatus ließ die Hohen Priester, die anderen Ratsmitglieder und das Volk zusammenrufen und erklärte ihnen: ,Ihr habt diesen Mann vor mich gebracht und behauptet, er würde das Volk aufhetzen. Nun, ich habe ihn in eurem Beisein verhört und keine einzige von euren Anklagen bestätigt gefunden. Auch Herodes hat nichts herausgefunden, sonst hätte er ihn nicht zu uns zurückgeschickt. Ihr seht also: Der Mann hat nichts getan, wofür er den Tod verdient hätte. Darum werde ich ihn jetzt auspeitschen lassen und dann freigeben.‘ Da ging ein Aufschrei durch die Menge: ,Weg mit ihm! Gib uns Barabbas frei!‘ Barabbas war in einen Aufruhr in der Stadt verwickelt gewesen und hatte dabei einen Mord begangen. Deswegen saß er im Gefängnis. Pilatus wollte Jesus freilassen und redete der Menge zu. Aber sie schrien noch lauter: ,Ans Kreuz mit ihm! Lass ihn kreuzigen!‘ Da machte Pilatus noch einen dritten Versuch. ,Was hat er denn verbrochen?‘, fragte er sie. ,Ich habe keinen Grund für ein Todesurteil gefunden. Darum werde ich ihn auspeitschen lassen und anschließend freigeben.‘ Doch sie setzten ihm mit lautem Geschrei zu und forderten mit aller Macht, dass Jesus gekreuzigt würde. Schließlich beugte sich Pilatus der schreienden Menge und entschied, dass ihre Forderung erfüllt werde. Den Mann, der wegen Aufruhr und Mord im Gefängnis saß, ließ er auf ihr Verlangen hin frei; Jesus dagegen opferte er ihrem Willen. Lukas 22,13-25

Du brauchst einen Spiegel

Gott hat uns nicht als Einzelkämpfer berufen, sondern als Gemeinschaft, als Leib, bei dem jedes Körperteil auf die anderen angewiesen ist. Füreinander zu sorgen, ist eine wichtige Funktion von Gemeinde, oft spricht man da von „Seelsorge“. Dietrich Bonhoeffer schreibt über eine echte Gemeinschaft:

„Wo Christen zusammenleben, muss es irgendwann und irgendwie dazu kommen, dass einer dem andern persönlich Gottes Wort und Willen bezeugt. Es ist undenkbar, dass von den Dingen, die dem Einzelnen wichtig sind, nicht auch brüderlich gesprochen werden sollte.“ Dietrich Bonhoeffer („Gemeinsames Leben“)

Dabei geht es um gegenseitige Hilfe, nicht um gegenseitige Kontrolle:

„Auch der andere, er sei so alt, so hochgestellt, so bedeutend wie er wolle, ist ein Mensch wie wir, der als Sünder nach Gottes Gnade schreit, der seine großen Nöte hat wie wir, der Hilfe, und Vergebung braucht wie wir. Diese Erkenntnis gibt dem brüderlichen Wort die nötige Freiheit und Offenheit. Wir reden einander auf die Hilfe an, die wir beide brauchen. Wir ermahnen einander zu dem Weg, den Christus uns gehen heißt. Wir warnen einander vor dem Ungehorsam, der unser Verderben ist. Wir sind sanft und wir sind hart gegeneinander, denn wir wissen von Gottes Güte und von Gottes Ernst (Römer 11,22). Warum sollten wir uns voreinander fürchten, da wir beide doch nur Gott zu fürchten haben? Wer selbst in Empfindlichkeit und Eitelkeit das ernste brüderliche Wort ablehnt, der kann auch dem Andern nicht in Demut die Wahrheit sagen, weil er die Ablehnung fürchtet und sich dadurch wieder selbst verletzt fühlt. Der Demütige aber bleibt zugleich an der Wahrheit und an der Liebe. Er bleibt am Worte Gottes und lässt sich von ihm zum Bruder führen. Weil er nichts für sich sucht und fürchtet, kann er durch das Wort dem Andern helfen.“ (Dietrich Bonhoeffer „Gemeinsames Leben“)

Wie kann eure Jugendgruppe zu einer Gemeinschaft werden, in der man voreinander ehrlich sein kann und sich gegenseitig hilft, gerade auch, wenn jemand gefallen ist?

Ergebnissicherung

Zum Abschluss schätzen sich die Jugendlichen selbst ein, wie sie mit Sünde und Kritik daran umgehen. Nach Ende der Bibelarbeit sollte es ein Gesprächsangebot durch die Mitarbeiter geben.

Kleiner Selbsttest

  • Gibt es Dinge in deinem Leben, die außer dir niemand weiß?

  • Schätze dich selber ein: Wie verhältst du dich, wenn jemand versucht, dir kritische Rückmeldungen zu geben? Wo würdest du dich auf der der Skala einordnen?

  • Welche Ziele hast du dir in deinem (geistlichen) Leben gesteckt? Gibt es jemand, der diese Ziele kennt und dich ab und zu fragt, wie es läuft?

  •  Hast du einen „Nathan“? Jemand, dem gegenüber du dich verpflichtet hast, offen über alles zu reden, und der dich hinterfragen und kritisieren darf?

  • Wenn nicht, fällt dir jemand ein, der möglicherweise so ein Freund werden könnte? Welchen nächsten Schritt könntest du tun, um eure Beziehung diesem Ziel näher zu bringen?

Erleichterung

David hat seine Erfahrungen im Psalm 32 verarbeitet.

  • Vertont diesen Psalm und singt ihn gemeinsam.

  • Zeichnet einen Comicstrip dazu, in dem die verschiedenen Phasen der Krise eindrücklich zum Ausdruck kommen!