Konfliktpotential Familie

Mit dem Siegeszug des PCs ist für viele Familien ein neues Konfliktpotenzial entstanden. Wie beherrscht man den PC ohne von ihm beherrscht zu werden?
Konfliktpotential Familie
„Nun sitzt du aber wirklich schon lange genug vor dem Computer. Kannst du dich denn gar nicht mehr anders beschäftigen? Du bekommst ja schon ganz viereckige Augen…“

Sätze wie diese fallen sicher tausendfach in deutschen Familien. Mit dem Siegeszug des PCs, dem Einzug in die deutschen Haushalte und mit der Erfindung des Mitmach-Internets (Web 2.0) ist für viele Familien ein neues Konfliktpotenzial entstanden. Wie beherrscht man den PC ohne von ihm beherrscht zu werden?

Wie bleibt der PC Diener der Familie und wird nicht ihr unheimlicher Herr?

Der Konflikt zieht sich zwischen den Generationen hindurch: Da sind zu einem die Teenager, die mit dem Internet und dem virtuellen Angebot aufwachsen. Als „digital natives“ sehen sie die vielen Chancen zur Kommunikation (Facebook…), zur Information (wikipedia) und zur Unterhaltung (Youtube, Spiele…)

Auf der anderen Seite stehen die Eltern, die sich als „digitale immigrants“ erst in der digitalen Welt zurechtfinden müssen und die Veränderung kritisch beobachten. Wie sicher sind unsere Teenager in im Netz (Weitergabe von Daten, …)? Wie bewahre ich sie vor dem digitalen Suchtpotenzial (z.B. Online-Spiele)  und wie schütze ich sie vor der dunklen Seite des Internets (Gewaltdarstellungen, Sex, …)?

In diesem schwierigen Bereich der Veränderung haben viele Eltern resigniert, andere führen einen harten Kampf für ihre Prinzipien. Welche Leitlinien haben sich bewährt?

Geeigneter Standort

Viele Familien finden es hilfreich, wenn der PC im Ess- oder Wohnbereich der Familie steht. Dadurch wird die Gefahr vermieden, dass sich der Teenager „aus Versehen“ auf Seiten verirrt, die eine Gefahr für ihn darstellen. Dennoch sollte man auf eine angemessene Privatsphäre des Teenagers achten, da gerade über sozialen Netzwerke oder E-Mail viele persönliche Angelegenheiten weitergegeben werden. Ein fester PC hat den Vorteil, dass er nicht wie ein Laptop mit ins Zimmer genommen werden kann. Diese „sanfte Kontrolle“ durch den Standort des PC kann Jugendliche schützen und Eltern vor unnötigem Misstrauen bewahren.

Geeignete Zeitkonten

Eine zeitliche Beschränkung der Computer-Nutzung ist gerade bei jüngeren Teenagern nötig: Zu leicht wird über dem Spiel die Zeit vergessen. Online-Spiele benötigen oft große Zeitmengen, um erfolgreich gespielt werden zu können und entwickeln dadurch ihren Sucht-Charakter. Eltern und Kinder werden über die Dauer der Nutzung sehr unterschiedliche Vorstellungen haben. Ich wage es, hier einen konkreten Vorschlag zu machen, auch wenn ich mir hiermit wohl den Unmut der Teenager und der Eltern zuziehe: Für 11-13 jährige Teenager schlage ich 45 bis 60 Minuten pro Tag vor.  Das soll ein Richtwert sein, der individuell variiert werden kann: Eine bekannte Familie benutzt die Woche über den PC nur in Ausnahmefällen, dafür ist der Samstag dann fast unbegrenzter Spielgenuss möglich. Andere benutzen Zeitkonten über ein Familien-Software-Programm (z.B. über www.t-online.de), wo  jedes Familienmitglied einen eigenen Account hat, in dem eine tägliche Zeit festgesetzt wird, Minuten angespart werden können und dann am Stück verbraucht werden dürfen. Oft reicht aber auch ein einfacher Küchenwecker neben dem Computer.

Gespräche über das Internet

Der persönliche Austausch über die Freuden aber auch über die Gefahren des Netzes kann durch keine Kontrolle ersetzt werden. Verständnis ist wichtiger als Kontrolle! An anderer Stelle wurde schon auf die Gefahren des Internets hingewiesen. Es ist Aufgabe der Eltern, ihre Sorgen den Kindern mitzuteilen und so den Teenagern einen verantwortlichen Umgang beizubringen.

Gemeinsam sollten auch Grenzen bei den Spielen gesetzt werden: Viele Computerspiele beinhalten gewaltverherrlichende Szenen, die Auswirkungen auf unser Denken haben. Hier sollten deutlich Grenzen gesetzt werden.

Eventuell kann der Einsatz von einem Rechenschaftsprogramm wie z.B. www.x3watch.com besprochen werden. Dieses kostenlose Programm überwacht die Internetaktivitäten des Rechners und gibt alle 14 Tage Rückmeldung, ob von dem PC aus pornographische Seiten angesteuert wurden.  Das Gespräch sollte allerdings den Computer nicht immer nur als Feind der Eltern ansehen, gemeinsam kann man sich durchaus an den schönen Seiten des Internets freuen.

Gemeinsam Surfen

Ist es nicht schön, wenn man gemeinsam über gelungene und witzige Videoclips lachen kann. Ein gemeinsamer Internet-Spieleabend kann Sorgen bei den Eltern abbauen. Schöne christliche Musik über lastfm.de oder chrosschannel.de… Gute christliche Internetseiten können Anlass für tiefgehende Gespräche werden. Wer hat schon Erfahrung mit einem Familien-Chat über Facebook mit einer befreundeten Familie?  Alte Beziehungen können so aufgefrischt werden.

Gute Alternativen finden

Bei vielen Jugendlichen wächst ganz neu die Lust und Sehnsucht  auf das „realen Leben“: Weg von virtuellen, künstlichen Welten hinein in die Schönheit der Wirklichkeit: einen Spieleabend in der Familie, ein Lagerfeuer im Garten, gemeinsames Kochen, eine Nachtwanderung, Backen… Und nicht zu vergessen: Als Christen sind wir ein „Volk des Buches“! Wir müssen aufpassen, dass die Jugendlichen nicht in der oberflächlichen Internetwelt die Fähigkeit verlernen, längere Texte zu lesen. Meine Kinder sollen beispielsweise in jeden Ferien mindestens ein Buch lesen. Für die einen ist das lächerlich wenig, für die anderen harte Arbeit…

Der richtige Umgang mit dem Medium Computer bleibt ein Lernfeld für Alt und Jung. Grundsätzlich ist es viel wichtiger, den Jugendlichen Medien-Kompetenzen zu vermitteln, als Kontrolle aufzudrücken. Aber das ist auch mit Gottes Hilfe ein weiter Weg.