Jugendliche für Gemeinde gewinnen

Wie werden Jugendliche zu aktiven Gemeindemitgliedern? Durch Partizipation und Mentoring, meint Markus, der früher selbst vorhatte seine Gemeinde zu verlassen, sobald er volljährig ist.
Jugendliche für Gemeinde gewinnen

Markus, wie kommt es, dass bei euch im Gottesdienst so viele junge Leute sind?“ – diese Frage stellte mir ein leitender Bruder einer anderen Gemeinde, zu der fast keine jungen Leute mehr kommen.

Hinter dieser Problematik stecken die Fragen: Wie motivieren wir Jugendliche, auch in die Gemeinde zu kommen? Wie schaffen wir den Übergang von der Jugendgruppe zur Gemeinde? Insbesondere für Jugendliche, die nicht durch ihre Eltern mit zum Gottesdienst gebracht werden. Oder solche, die von ihren Eltern den Wert von Gemeinde nicht vorgelebt bekommen.

Als Teenager mit ca. 15 Jahren stand für mich der Entschluss fest, meine Gemeinde zu verlassen. Dass ich nun noch in derselben Gemeinde bin und mich aktiv einbringe, liegt vor allem an fünf Punkten, die ich dir vorstellen möchte:

1. Jugendarbeit mit Partizipation

Viele Jugendliche fühlen sich in der Jugendgruppe wohl, weil sie dort Gleichgesinnte treffen, moderne Lieder singen und lockere Gemeinschaft haben. Aber nicht wenige sind sehr passiv. Sie sitzen das Programm ab, wobei sie das Thema mehr oder weniger interessiert. Das eigentliche Leben erwacht – gefühlt – häufig erst nach dem Programm. Das liegt daran, dass die Jugendlichen keine Eigenverantwortung tragen, sie gestalten die Jugendstunden nicht mit und bleiben Konsumenten der Jugendarbeit. Deswegen fängt hier das Problem an: Die Jugendgruppe ist nichts anderes als ein Teil der Gemeinde. Und die Gemeinde ist ein lebendiger Organismus, wo jeder mitgehalten soll (Allgemeines Priestertum, s. 1. Petrus 2,5). Jeder wird gebraucht (1. Kor. 12,22). In einer nicht partizipativen Jugendarbeit wird also bereits das passive Verständnis von Gemeinde vorgeprägt.

Wenn wir aktive Gemeindemitglieder wollen, müssen wir aktive Jugendliche heranziehen.

Ich empfehle euch als Jugendgruppe den Partizipationscheck (siehe Anlage rechts) zu machen.

2. Als Jugendgruppe in der Gemeinde aktiv werden

Um den Übergang in die (aktive) Gemeindeteilnahme zu ermöglichen, sollten wir in der Jugendarbeit bereits viele Berührungspunkte mit der restlichen Gemeinde schaffen. Du merkst, Ich halte nicht viel von der Unterscheidung zwischen Jugend und Gemeinde, weil es diese Unterscheidung in der Bibel gar nicht gibt. Nochmals: Jeder ist ein Teil und wird gebraucht! Jugendarbeit darf nicht abgekapselt von der restlichen Gemeindearbeit laufen. Unser Motto „Gemeinde lebt vom Mitmachen“ schlug sich in verschiedenen Aktionen nieder: Wir haben in regelmäßigen Abständen sonntags als Jugend den Gottesdienst gestaltet. Da hatte jeder eine Aufgabe und war plötzlich sehr involviert. Man wurde herausfordert und lernte dadurch, sich aktiv in die Gemeinde einzubringen. Als andere Idee: Ihr könnt ein Gemeindedinner anbieten, zu dem ihr alle Leute der Gemeinde einladet, die die Jugendgruppe nicht besuchen (Link zum Artikel Gemeinderestaurant). Es gibt viele Möglichkeiten, Berührungspunkte zwischen der Jugend und der restlichen Gemeinde zu schaffen.

3. Bringe deine Jugendlichen in Aufgaben unter

Mit Sicherheit gibt es jetzt schon Möglichkeiten, dass sich Jugendliche in der Gemeinde einbringen können. Und damit meine ich nicht beim Kaffee ausschenken, sondern dort, wo sie herausgefordert werden und Verantwortung übernehmen müssen: Kinderstunde, Musik, Dekoration, Technik. Als Bruder kannst du gemeinsam mit den Jungs Beiträge für die Abendmahlsstunde, Predigten oder die Moderation vorbereiten und durchführen.

4. Startet eine >> Junge Erwachsenen << Arbeit

Wenn die Pubertät weitestgehend durch ist, wünschen sich die jungen Erwachsenen einen eigenen (Haus)kreis, wo sie sich zu Hause fühlen und geistlich tiefer gehen können. Sie brauchen ihre eigene Kleingruppe.

5. Mentoring in Zweierschaften

Jugendliche werden wertgeschätzt, wenn etwas ältere Christen (z.B. Jugendleiter) sich Ihrer persönlich annehmen, sie verstehen, sie begleiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Diese Zweierschaften können zu echten Freundschaften werden, in denen die Jugendlichen die Mentoren schätzen lernen und ihnen vertrauen. Dann könnt ihr mit ihnen gemeinsam die Bibel lesen, sie können offen und ehrlich ihre Frage stellen (was sie sich niemals in der Jugendgruppe trauen) und ihr könnt ihnen den Wert von Gemeinde erklären. Jugendliche fühlen sich häufig nicht gut genug für die hohen Ansprüche der „obergeistlichen“ Sonntagsstunden. Nehmt ihre Zweifel und ihre Fragen ernst. Das geht am besten im vertrauten Rahmen von Zweierschaften. Wenn du mehr über Mentoring wissen willst, lies hier weiter.

Die Integration Jugendlicher in die Gemeinde darf also nicht erst geschehen, wenn sie aus der Jugend herauswachsen, sondern muss eine hohe Priorität in der laufenden Jugendarbeit besitzen.

Weil ich mit 16 Jahren Teil einer aktiven jungen Erwachsenen-Arbeit wurde, engagierte Mentoren hatte, die mich herausfgefordert haben und wir gemeinsam Gemeinde mitgestalten durften, bin ich zum aktiven Teil der Gemeinde geworden. Ich habe die Gemeinde nicht verlassen, sondern liebgewonnen! Und diese Mentalität hat sich fest verankert. Mittlerweile machen junge Leute einen großen Teil der aktiven Mitarbeit aus und das ist für mich der Schlüssel zur Integration in die Gemeinde. Das habe ich auch dem Bruder aus der anderen Gemeinde gesagt.