Jugendgottesdienstmodelle

Dieser Text soll dir helfen, zwischen Modellen von Jugendgottesdiensten abzuwägen.
Jugendgottesdienstmodelle

Du hast den großen Wunsch bei dir vor Ort einen Jugendgottesdienst durchzuführen oder du machst schon seit Jahren „irgendwas“ in dieser Richtung und überlegst, was du verändern solltest?

Dieser Text soll dir helfen, zwischen Modellen von Jugendgottesdiensten abzuwägen. Ich habe mich mit Stärken und Schwächen einiger Modelle beschäftigt.

Stärken und Schwächen von Jugendgottesdiensten

Stärken

  • Die Vielfalt im Altersspektrum bei Jugendgottesdiensten wird bewusst eingeschränkt, um ganz besonders auf die Bedürfnisse von Menschen einzugehen, die in einer Orientierungsphase sind und deren Weltbild sich gerade im Aufbau befindet. Daher kann man viel konkreter mit jungen Menschen arbeiten. Ähnlich ist das bei Angeboten für Kinder, Jungschar, Frauen, etc.
  • Die größte Stärke von Jugendgottesdiensten ist, dass sie in die bedeutendste Umbruchphase im Leben hineinwirken. Sehr häufig stellt man in dieser Phase die Weichen für das zukünftige Leben. Eine besondere Stärkung des Glaubens und der Persönlichkeit kann also hier geschehen. Hat man diese regelmäßigen Zeiten mit anderen Jugendlichen nicht, kann es sehr schnell zu einem Bruch mit dem Gemeindeleben kommen.
  • Bei Jugendgottesdiensten lässt sich sehr frei und locker über Themen reden, die in der Gemeinde häufig nur wenig Eingang finden. Diese Themen sind aber für Jugendliche enorm wichtig: bspw. Gottes Wille für mein Leben, Freund- und Partnerschaft, Sinn- und Orientierungssuche.

Schwächen

  • Diese große Stärke von altersmäßig abgegrenzten Gruppen ist auch immer eine Schwäche. Denn Gemeinde funktioniert nach dem Vorbild im Neuen Testament nicht altersmäßig abgegrenzt. Jugendliche verwechseln die gelöste Stimmung bei einem Jugendgottesdienst zu häufig mit einem Ideal von Gemeinde. Das Ideal ist dann die kleine Gruppe, wo es naturgemäß weniger Reibungen und mehr Gemeinsamkeiten gibt wie in der Gemeinde. Die Gesamtgemeinde kann so aus dem Auge verloren werden. Deswegen ist es wichtig, die Gemeinde bei Jugendgottesdiensten immer neu in den Fokus zu nehmen.
  • Abenteuer, erlebter Glaube und Erlebnispädagogik (zum Teil auch häufig manipulativ), die bei Angeboten für Kinder häufig noch gefördert werden, führen bei Angeboten für Jugendlichen in manchen Gemeinden zu großen Spannungen.

Formuliere ein Ziel für deinen Jugendgottesdienst

Die Leiter des Jugos sollten vor dem Start eines Jugendgottesdienstes wissen, weshalb sie den Jugendgottesdienst durchführen. Gibt es ein Ziel oder schwimmt man nur auf einer Welle mit? Eine klare Vorstellung und Formulierung derselben hilft sehr für die Zukunft und bei der Mitarbeitergewinnung. Die folgenden Punkte können helfen, das Ziel klarer zu sein. Dabei gibt es eine Einteilung nach zeitlichen und inhaltlichen Modellen.

Zeitliche Modelle

Quartals- bzw. Eventjugo

Stärken

  • Quartalsjugendgottesdienste haben eher Eventcharakter. Dadurch erreicht man viele Jugendliche; viele, die mit Gemeinde und Kirche nichts zu tun haben.
  • Bei Quartalsangeboten lassen sich drei Monate Vorbereitungszeit auf ca. 2-3 Stunden Durchführungszeit inkl. 5-6 Stunden Auf- und Abbau pressen (abhängig von der Größe der Veranstaltung). Dadurch lassen sich aufwändigere Jugos organisieren.
  • Lässt sich super zu einer regionalen (über den Ort hinausgehenden) Jugendarbeit einsetzen. Die regionale Zusammenarbeit zwischen Gemeinden wird dadurch gestärkt.

Schwächen

  • Der Jugo wird nicht als Wiederholung wahrgenommen. So steht jeder Gottesdienst für sich.
  • Quartalsangebote können als Themen häufig nur die Schwerpunktthemen enthalten, die den Jugendlichen auf dem Herzen liegen. Man kann nicht so einfach „tiefer gehen“.
  • Der Eventcharakter nimmt den Bezug zur Realität der Jugendlichen. Es wird etwas geliefert, das in der eigenen Gemeinde, im Jugendkreis oder sogar im Alltag unrealistisch erscheint.
  • Bei gemeindefernen Jugendlichen wird ein „Erleben von Gott“ auf einmal im Quartal beschränkt.
  • Die Motivation kann bei quartalsmäßigem Angebot gerade bei unstetigen Mitarbeitern schnell nachlassen.
  • Die hohe Erwartungshaltung kann bei aufwändigeren Jugos auch enttäuscht werden.

Herausforderung

  1. Wie kann man den Eventcharakter erhalten, aber auch deutlich machen, dass es im Gemeindealltag und im Leben nicht eventmäßig läuft?
  2. Wie kann das Event auf eine kleine Gruppe runtergebrochen weiterlaufen?

Monatlicher Jugo

Stärken

  • Die Stärke liegt in der Balance zwischen regelmäßiger Wiederholung und dem Event („nur“ 12 Mal im Jahr). So bleibt der Jugo aber immer noch etwas Besonderes, den man nur einmal im Monat erlebt.
  • Die häufige Wiederholung lässt Quartalsthemenreihen durchführen (3 Jugos zu einem Thema im Quartal).
  • Jugendliche bekommen eine regelmäßigere Bindung zu Gott.

Schwächen

  • Die Regelmäßigkeit kann zu einem Gemeinde- bzw. Kirchenersatz für Jugendliche werden.
  • Man braucht ein motiviertes Team, das jeden Monat bereit ist sich zu investieren.
  • 12 Themen und unterschiedliche Prediger im Jahr sind schwierig zu finden.

Herausforderung

  1. Wie kann ich die Balance zwischen Regelmäßigkeit und Event halten?
  2. Wie motiviere ich ein Mitarbeiterteam regelmäßig für ein ganzes Jahr?

Wöchentlicher Jugo

Stärken

  • Fortlaufendes Thema sehr gut möglich: Biblische Bücher durchpredigen oder Themenreihen.
  • Die Wiederholung ist ideal. Man bleibt am Jugendgottesdienst dran. Wenn man eine Woche nicht kann, kann man nächste Woche wieder dazu kommen. Regelmäßigkeit stärkt das Vertrauen.
  • Guter Ersatz für viele kleine Jugendkreise, die sich hier zu einem Jugendgottesdienst finden könnten.
  • Ideales Angebot für Jugendliche, die nicht so konstant dabei sind.

Schwächen

  • Jugendgottesdienst wird zur Routine. Dadurch wird nicht nur der Gottesdienst immer gewöhnlicher, aber auch kann der Jugo zum festen Gemeinde- bzw. Kirchenersatz für Jugendliche werden.
  • 52 Themen und Prediger vorzubereiten erfordert eine Menge Aufwand.
  • Mitarbeitermotivation für ein ganzes Jahr.

Herausforderung

  1. Wie motiviere ich meine Mitarbeiter für einen wöchentlichen Einsatz?
  2. Wie mache ich deutlich, dass Jugos nur Zusatzangebote zur Gemeinde sind?

Inhaltliche Modelle

Niederschwelliger Jugo

Dieser Jugo richtet sich speziell an gemeindeferne Jugendliche bzw. an Jugendliche, die aus einer niedrigeren sozialen Schicht bzw. einer niedrigeren Bildungsschicht kommen.

Stärken

  • Viel Action und Partyelemente aus dem säkularen Bereich denkbar. Dadurch kann man besonders viele Jugendliche mit dem Evangelium zu erreichen.
  • Sehr am Besucher ausgerichtet. Hilft dadurch einen Erstkontakt mit Christen und Nichtchristen zu schaffen.

Schwächen

  • Ernste, schwerverständliche oder „härtere“ Bibelpassagen stehen in der Gefahr aus Rücksichtnahme auf die Gemeindefernen verschwiegen zu werden.
  • Am Besucher ausgerichtet. Steht das niederschwellige Angebot ohne Vertiefungsmöglichkeit und Folgeangebot da, bekommen Besucher einen merkwürdigen Eindruck vom Glauben.

Herausforderung

  1. Wie vermittle ich geistliche Inhalte, die die Zielgruppe bei niederschwelligen Jugos begreift?
  2. Wie gelingt es, dass nach einiger Zeit nicht die lockeren Spielaktivitäten weiter im Vordergrund stehen, sondern Jesus Christus?

Schwarzbrot Jugo

Ein „Schwarzbrot Jugo“ ist ein tieferes Studienangebot für Jugendliche, die mehr von Gott und der Bibel wissen möchten und häufig schon ein bestimmtes Glaubensfundament haben.

Stärken

  • Erreicht eine gewisse Tiefe, die bei einer 30 Minuten-Predigt seltener erreicht wird.
  • Es ist relativ sicher, dass die Leute, die dabei sind, wirklich Interesse an Gott und der Bibel haben.
  • Kleine Gruppe. Es lässt sich viel intensiver arbeiten. Die Gruppe ist sehr homogen. Bietet mehr Möglichkeit zu direktem Austausch.

Schwächen

  • Wenn das Studienangebot das einzige Angebot ist, das man für Jugendliche schafft, erreicht man eher Vielleser bzw. junge Menschen mit höherem Bildungsgrad. Der Bildungsferne geht dabei unter.
  • Spricht einen kleineren Kreis an Jugendlichen an.
  • Kann sich bei jungen Christen, die inhaltlich (vom Bildungsgrad) nicht mitkommen, schnell zu einem Zwang entwickeln, dem man nur aus Pflicht und nicht aus Liebe folgt.
  • Erfordert extrem fitte Ansprechpartner und Leiter.

Herausforderung

  1. Wie kann ich den Gruppenzwang, der aus einem gemeinsamen vertieften Glaubenserlebnis für andere kommt, erkennen?
  2. Wie kann ich Leute hier begleiten, die aus einer niedrigeren sozialen Schicht kommen?
  3. Wer bereitet diese aufwändigen Sessions vor? Haben wir im Team die nötige Mannpower dafür?

Formuliere eine Vision

Mitarbeiter brauchen eine gemeinsame Vorstellung (Vision), die sie teilen. Wenn die Vision fehlt, merkt man über längere Zeit, dass ein gemeinsames Nachvornegehen immer schwieriger wird. Deswegen sollten Menschen, die Mitarbeiter sind, die Vision gut finden, eine bestimmte geistliche Ausrichtung dabei haben und aus diesem Grund mitarbeiten und nicht, weil es viel Party und Action gibt, oder weil gerade ein bestimmter Jugendgottesdienst „in“ ist.

Die nächsten Schritte

Bete, bevor du einen Jugendgottesdienst startest. Bitte Gott darum, dir Dinge klar zu machen. Checke den Artikel von Markus: http://www.cj-lernen.de/beitrag/

Mache dir vorher Gedanken darüber, in welche Zielgruppe deine Jugendlichen fallen. Wie „fit“ sind die Jugendlichen geistlich? Brauchen sie eher „was Einfacheres“ oder „Schwarzbrot“?
Überlege dir, ob dein Team groß genug für regelmäßige Veranstaltungen ist. Und wäge dann ab, ob du eine Mischung aus den verschiedenen vorliegenden Modellen in deiner Arbeit integrieren möchtest.