Johannes Hartl und wir

Ich bin traurig! Ich würde gerne mit einem Bruder wie Johannes Hartl zusammenarbeiten, aber vor allem seine Kirche trennt uns.
Johannes Hartl und wir

Marco, was hältst du von Johannes Hartl?“

Solche Fragen liebe ich gar nicht. Ich glaube, dass es grundsätzlich Gottes Aufgabe ist, Menschen zu beurteilen. Wir müssen allerdings manchmal Lehren, Praktiken und sichtbare Ergebnisse wachsam wahrnehmen und anhand von Gottes Wort versuchen einzuordnen. Das ist schon schwierig genug. Und anhand dessen müssen wir als geistliche Leiter – z.B. Eltern, Jugend- und Gemeindeleiter – dann entscheiden, welche Einflüsse wir in unserer Familie, Jugendgruppe oder Gemeinde fördern, welchen Hype wir unkommentiert vorüberziehen lassen oder wovor wir aktiv warnen.

Kennenlernen

Als „betroffener“ Vater und Mitarbeiter habe ich nun im Lauf der Zeit etliche Predigten von Johannes Hartl gehört. Ich habe seine autobiographischen Notizen über seine Reise ins Gebet, seine Verständnishilfen für uns Evangelikale unter dem Titel „Katholisch als Fremdsprache“ sowie einige Kapitel aus dem „Mission Manifest“ gelesen. Ich habe diverse Kritiken über ihn von evangelikaler sowie von katholischer Seite zur Kenntnis genommen. Irgendwann, eher am Anfang, bin ich mit meiner interessierten Tochter mal für einen Tag zu seinem Gebetshaus in Augsburg gefahren und habe einige Stunden des normalen Alltagsprogramms erlebt. Experte würde ich mich damit noch nicht nennen – aber irgendwann muss man den Sack mal zubinden.

Was ich übrigens auch getan habe: ich habe oft mit Gott über diese ganze Sache geredet. Mich vor Ihm gefreut über vieles in Johannes Hartls Predigten und in seinem Buch „In meinem Herzen Feuer“, was mir so bekannt vorkam und so klar biblisch war, dass ich deutlich den Eindruck hatte: der Mann ist ein Bruder im Herrn![1] Dann meine Fragen an Gott, wie ER denn über diese oder jene geschilderte Erfahrung denkt. Als ehemaliger Afrika-Missionar habe ich einiges gesehen und gehört, was in meiner eigenen Gemeindeerfahrung nicht vorkam und dennoch von Gott gebraucht wurde – deswegen bin ich etwas zurückhaltend mit schnellen Urteilen. Aber dann meine Traurigkeit, in „Katholisch als Fremdsprache“ so viele meiner Meinung nach falsche Lehren der Römisch-katholischen Kirche zu finden – und Johannes Hartl verteidigt sie?!

Im Kern – und drumherum …

Irgendwann war ich zu diesem Schluss gekommen: Ich glaube nicht, was einige evangelikale Kommentatoren verbreiten – dass Johannes Hartl im Herzen katholisch sei und nur ein evangelikales Mäntelchen umhänge, um uns Evangelikale zu fangen. Ich hatte den Eindruck, es ist umgekehrt: Johannes Hartl hat Jesus im Herzen und brennt für ihn, aber steckt leider tief in seiner katholischen Kirche fest. Johannes Hartl hat Jesus im Herzen und brennt für ihn, aber steckt leider tief in seiner katholischen Kirche fest. Ich hatte überlegt und gebetet, wie ich das illustrieren könnte und kam am nächsten Tag auf der Fahrt Richtung Frankfurt an einem Pannenauto vorbei. Dessen Fahrer trug wohl die obligatorische Warnweste, aber nun zog er sich noch einen dicken Mantel darüber! Kein Witz, vor unser aller Augen!

Pannenhelfer Johannes Hartl“ (um mal in dem Bild zu bleiben – wir sind das alle in Gottes Reich!) hilft vielen Menschen, sich selber und ihr Leben im Licht Gottes zu sehen. Wenn er seinen „katholischen Mantel“ im Auto liegen lässt und nur die „Warnweste des Evangeliums“ trägt – und das tut er in vielen seiner Vorträge – dann kann man gute Bibelauslegung mit herausfordernden geistlichen Anwendungen hören. Damit sticht er bei manchen Großveranstaltungen seine protestantischen Kollegen aus. Echte Orientierung in gesellschaftlichen Fragen, aber auch klare biblische Worte zu Sünde, Buße, Bekehrung, ein Leben mit Jesus, Gnade … viel Licht von Gott in seinen Worten.

Dummerweise ist da noch der „katholische Mantel“. Und der ist nicht nur ein Accessoire für Johannes Hartl, wie ich einige Zeit dachte, sondern Teil seiner festen Überzeugungen. Dass er innerhalb der katholischen Kirche arbeitet, in der Gott ihn gesucht und gefunden hat (soweit ich das sehen kann), ist für mich nicht das große Problem – wir kennen auch andere, die dort offensichtlich mit Jesus leben – aber dass er dabei grundlegende Irrtümer seiner Glaubensgemeinschaft verteidigt und um Verständnis dafür wirbt, das schon!

Traurig

Neben dem Evangelium, das er verkündigt, steht Johannes Hartl auch für Folgendes:

1. Hierarchie und Amtsverständnis

Der Papst und seine Bischöfe seien die Amtsnachfolger von Petrus und den Aposteln – mit der damit verbundenen Autorität. Der Papst könne also unfehlbare Aussagen machen und damit neue verbindliche Glaubenssätze schaffen. Die Gemeinschaft der Bischöfe könne sich nicht irren[2], auch z.B. hinsichtlich der richtigen Auslegung der Heiligen Schrift.
Die Priester würden geweiht, und auch, wenn sie in Sünde lebten und in die Hölle kämen, seien sie und ihre Amtshandlungen dann zu respektieren, weil sie „durch die Weihe Anteil an der Vollmacht und Autorität Jesu“ bekommen hätten[3]

Das widerspricht klar den Anforderungen des Neuen Testaments für Älteste und hat das Christentum an unglaublich vielen Stellen der Lächerlichkeit preisgegeben.

2. Rolle der Tradition

Es gebe eine komplexe Beziehung zwischen der „Heiligen Überlieferung“ (Tradition der Kirche) und der Heiligen Schrift. Irgendwie sei Letztere „der Maßstab für alles“, aber doch machten „beide in der Kirche das Mysterium Christi gegenwärtig“[4] und letztendlich entscheide die Überlieferung der Kirche über das rechte Verständnis der Schrift.

Steht da wirklich die Schrift zuoberst?

3. Sakramente

„Alle Getauften sind Geschwister im Herrn.“[5] „Die Taufe verbindet uns mit dem Leben Jesu Christi … Dadurch tritt ein Mensch ein in den Neuen Bund. Er wird aufgenommen und eingegliedert in den Leib Christi. Nun gehört der Mensch zu Jesus. Er trägt den Ehrennamen ‚Christ‘“. Und in der Fußnote: „… und damit erhalten wir eine neue Identität. Wir gehören für immer zu ihm.“[6] „Die Taufe ist heilsnotwendig.“[7] Johannes Hartl betont zwar sehr, dass zum Empfang der Sakramente die persönliche Entscheidung für Jesus hinzukommen müsste, damit sie „wirksam“ würden[8], aber ob sich die „Wirksamkeit“ auf das Leben im Dies- oder Jenseits bezieht, wird nicht klar. Er geht jedenfalls an etlichen Stellen als völlig selbstverständlich davon aus, dass zur Familie Gottes gehöre, wer getauft wurde[9] .
In der Eucharistie (also beim Abendmahl) „empfangen wir in diesem Moment Jesus, unseren Geliebten“[10].
Die Sakramente allgemein sollen Gnade nicht nur symbolisieren sondern vermitteln[11].

4. Heiligen- und Marienverehrung

Er erklärt ausführlich die Verehrung der Heiligen[12] und die Verehrung Marias[13] und betont dabei, dass sie uns Menschen lediglich Jesus näher bringen würden – alles andere sei eine Fehlentwicklung[14].

Dass Johannes Hartl so selten öffentlich über diese katholischen Überzeugungen spricht, muss man ihm nicht als Hinterhältigkeit auslegen – ich glaube ihm, dass er tatsächlich unter den Zuständen seiner Kirche leidet, sich dort nach Glaubenskraft sehnt[15], den Ruf zur Umkehr vermisst und Bedarf an Reformation sieht[16]. Er will unbedingt, dass mehr Menschen zu Jesus finden, dass sie die Bibel lesen und danach leben! Dem entspricht der Schwerpunkt seiner Predigten.

Einheit?

Seine Sehnsucht nach Einheit glaube ich ihm auch, allerdings finde ich die Grundlage nicht sehr überzeugend: die „strukturelle Nähe“ der verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften (das sind z.B. wir Protestanten …) sei nicht so wichtig wie die „Einheit durch die Taufe: durch sie gehören alle zur Kirche. Auf der persönlichen Ebene ist der gelebte Glaube entscheidend. Hier gilt das Wort von Augustinus, der sagt, dass es Gläubige gibt, die zwar ‚strukturell‘ zur katholischen Kirche gehören und dennoch draußen sind und solche, die ‚strukturell‘ draußen sind, in Wahrheit aber drinnen sind – also zur Kirche gehören. Mit anderen Worten: entscheidend ist der persönlich gelebte Glaube, das ausstrahlende Feuer, die Zeugenschaft, die persönliche Heiligkeit.“[17] Das heißt im Klartext: den Status einer Kirche kann die Römisch-katholische Kirche uns Protestanten nicht zugestehen, aber wenn wir getauft sind und unseren Glauben leben, dann gehören wir ja „in Wahrheit“ zu ihrer Kirche dazu!

Das sehen zumindest wir Evangelikalen grundlegend anders: Für uns gehört jeder wiedergeborene Mensch zur Familie Gottes, zum Leib Christi, zur unsichtbaren, globalen Gemeinde Jesu. Auf DER Basis ist dann auch geistliche Gemeinschaft, gemeinsames Gebet und manche Zusammenarbeit möglich, unabhängig von der „strukturellen“ Zugehörigkeit des Einzelnen. So funktionieren die Evangelische Allianz und unzählige Missionswerke und -teams. Während ich also unterschreiben würde, dass tatsächlich „der persönlich gelebte Glaube entscheidend ist“ und nicht die Mitgliedschaft in einer Kirche, wirkt das Denken von Johannes Hartl und seiner Kirche an dieser Stelle auf mich ziemlich arrogant.

Wo bleibt dabei Jesus?

Viele dieser Lehren und Praktiken sollen laut Johannes Hartl die Funktion erfüllen, Menschen auf Jesus Christus hinzuweisen bzw. sie ihm näher zu bringen. Das Ergebnis nach meiner Beobachtung in den fünf Ländern, in denen ich gelebt habe, sieht allerdings anders aus: Der Klerus mit seinen unverständlichen Entscheidungen und viel zu oft unglaubwürdigem Leben, der Taufritus, die Handhabung der Sakramente und die de-facto Anbetung (und nicht nur „Verehrung“) von Maria und den Heiligen – all das verstellt vielen Menschen in der katholischen Kirche sehr wirksam den Blick auf die „Warnweste“: Jesus Christus und sein Evangelium. Dieser lange und viel zu blickdichte Mantel katholischer Tradition verhindert äußerst effektiv, dass Menschen zum rettenden Glauben kommen.

Johannes Hartl ist sich der Dimension der Sache bewusst, wenn er schreibt: „Es gab im Lauf der Jahrhunderte Millionen, wenn nicht vielleicht sogar Milliarden von katholischen Christen, denen das Evangelium von Jesus Christus nicht klar verkündet wurde. Das ist ein großes Problem!“ Stimmt – und er weiß eigentlich, wo die Antwort liegt: in Christus. Allerdings geht das Zitat bedauerlicherweise folgendermaßen weiter: „… Wir müssen Sorge tragen, dass das Wesentliche wesentlich bleibt, notfalls darum ringen und dazu umkehren. Denn Heiligen- und Marienverehrung werden dann zur Ehre Gottes, wenn sie zentriert auf Jesus Christus, auf Gott, hin gelebt werden.“[18] Der Mantel bleibt also, auch bei Johannes Hartl. Milliarden fehlgeleiteter Katholiken sind nicht genug?

Zusammenarbeit?

Was ich von Johannes Hartl halte, war die Frage. Ich glaube, er ist ein sehr begabter Bruder mit dem sehr guten Anliegen, dass Menschen zu Jesus finden und mit ihm leben. Er wendet sich in seinem Werben um Verständnis und Einheit ausdrücklich an uns Evangelikale[19] – mit wem ließe sich in Sachen Evangelisation besser zusammenarbeiten?[20] Wir lieben Jesus und das Evangelium wie er, sind einsatzbereit und haben – gefühlt oder tatsächlich – einige Defizite, die er auszugleichen sucht. Seine eigene Kirche verliert trotz ihrer noch beeindruckenden Größe an Bedeutung, wie er selber schreibt, viele protestantische Kirchen haben den Glauben aufgegeben, aber wir Evangelikalen (besonders unsere charismatisch beeinflussten Zweige) wachsen weltweit seit Jahrzehnten und wohl auch weiterhin und er hat einiges von uns gelernt. Da sollten wir uns natürlich zusammentun. Viele im christlichen Lager sehen die Logik dahinter und den tatsächlichen Wunsch unseres Herrn nach unserer Einheit und ignorieren dabei geflissentlich den für Johannes Hartl unverzichtbaren Mantel katholischer Traditionen.

Was ich davon halte? Ich bin traurig! Ich würde gerne mit einem Bruder wie Johannes Hartl zusammenarbeiten, aber vor allem seine Kirche trennt uns. Ich würde gerne mit einem Bruder wie Johannes Hartl zusammenarbeiten, aber vor allem seine Kirche trennt uns. Es gäbe aus dem charismatischen Teil seiner Überzeugungen auch noch ein paar Themen, die ich schwierig finde[21], aber die von ihm vertretenen katholischen Überzeugungen unterminieren zentrale und wichtige Lehren der Bibel so nachhaltig, dass wir das nicht einfach übersehen können. Ich bin Hunderten von Gläubigen begegnet, die Gott gefunden haben, obwohl (so sagen sie) sie damals zur Römisch-katholischen Kirche gehörten. Unter großen Kämpfen und oft auch Opfern haben sie diese Kirche verlassen, als sie realisierten, dass es dort um alles andere als Jesus ging. Die würden ihre Kinder sicher nicht jemandem überlassen, der ihnen wieder das nahe bringt, was sie damals jahrzehntelang von Jesus ferngehalten hat.

Nun sind wir Evangelikalen manchmal sehr schnell bei der Hand, jemanden einen „Irrlehrer“ zu nennen. Ich bin da etwas zurückhaltend. Bei aller Zurückhaltung müssen wir allerdings feststellen, dass Johannes Hartl neben vielem Wahren auch (aus protestantischer Perspektive) eindeutig und grundlegend Falsches (= Irrlehre) vertritt. Und anderes, das sich in seiner Variante doch irgendwie etwas biblisch-gestützt oder zumindest -möglich anhört, z.B. hinsichtlich der Heiligen oder Maria, sieht dann aber in der katholischen Praxis in Stein gehauen, vom Priester geweiht und in jedem unserer Dörfer geglaubt, ziemlich anders aus.

Fazit für mich

  1. Ich will mich Ulrich Parzany und Uwe Brinkmann (und vermutlich tausend anderen …) anschließen und für Johannes Hartl beten:
    „Ich bete mit dafür, dass durch diesen Aufbruch in der Katholischen Kirche viele Menschen Jesus Christus als ihren Retter und Herrn kennen lernen und sich zu ihm bekehren.“[22]
    „Möge der Herr Johannes Hartl reichlich segnen und eine Erweckung innerhalb der katholischen Kirche auslösen. Mögen die so Erweckten sich dann aber auch neu auf die Schrift besinnen und die falschen Lehren in ihrer Kirche ausmisten – und wenn das nicht geht: diese verlassen!“[23]
  2. Ich rate meinen Kindern und Mentees zu großer Zurückhaltung. Klar, von so einem sympatischen, gelehrten und wortgewandten Typ mit solch spannenden geistlichen Erfahrungen, der so interessante Themen anpackt, da lernt man gerne. Aber er ist eben auch der Typ, der mit all seiner Brillianz immer noch solch fundamentale Irrtümer vertritt, dass man sich fragen muss, welchen seiner Lehren man vertrauen soll und welchen nicht. Auch wenn sich Johannes Hartl nicht so leicht in eine Kategorie einordnen lässt – die Warnungen im Neuen Testament vor Irrlehre haben ihren Grund und wir sollten uns von ihr fernhalten.
  3. Einige von uns Leitern sollten im Auge behalten, was es jeweils Neues bei Johannes Hartl gibt. Und wir sollten im Gespräch mit unseren jungen Leuten sein (die sowieso alles Interessante vor uns mitbekommen …) und sie beim Nachdenken und Anwenden oder Verwerfen des Gehörten begleiten. Besonders die mit geistlicher Sehnsucht – die Lauen interessieren sich nicht für Johannes Hartl.
  4. Die Weitergabe von Gottes gesunden Gedanken (= Lehre) und noch mehr das Miteinander-Erarbeiten biblischer Überzeugungen muss in unseren Gemeinden auf jeder Ebene gefördert werden. Die Dinge sind heute nicht mehr so einfach, das Sortieren der verschiedenen Einflüsse ist weitaus komplexer geworden. Wenn unsere jungen und älteren Leute prüffähig (1. Thes 5,21f), reif und stabil (Eph 4,13f) werden sollen, müssen sie Gott und sein Wort gut kennen und leben lernen. So werden sie auch mit künftigen, neuen Fragen umgehen können – und bei all dem tief verinnerlichen, dass unsere Hauptaufgabe die Förderung des Evangeliums und nicht der Kampf gegen irgendetwas oder -jemanden ist.

Und übrigens

Jetzt ist bekannt, was ich von Johannes Hartl halte.[24] Was mich aber ebenfalls traurig macht ist, dass auch wir Evangelikalen viel öfter einen Mantel über der Warnweste tragen, als wir das vermutlich meinen. Wir haben damit vielleicht nicht Millionen oder Milliarden auf dem Gewissen, wie Johannes Hartl das seiner Kirche bescheinigt, und es dreht sich bei uns nicht so oft um grundlegende Irrtümer – aber ich möchte nicht wissen, wie viele zehn- oder hunderttausende vor lauter Streit, theologischer Abgehobenheit, Leitungsschwäche, unverständlicher Predigten, schierer Vernachlässigung und manchem Anderen die leuchtende Weste des Evangeliums bei uns nicht mehr leuchten sahen und sich in die Welt geflüchtet haben. Gar nicht zu reden von all denen, die uns gar nicht erst gefunden haben, als sie Christus brauchten, weil wir zu sehr mit dem Mantel unserer Eigenversorgung und -pflege beschäftigt waren …[25]

Balken kommt vor Splitter[26]: Jahre bevor ich diese vier Seiten über ein Phänomen in der katholischen Kirche geschrieben habe, habe ich mich ausführlich mit den Stärken und Schwächen meiner eigenen Bewegung beschäftigt – und das macht demütig. Leider muss man sich als Vater und Mitarbeiter dennoch manchmal mit den Splittern anderer beschäftigen …

Wer eine etwas gründlichere Untersuchung braucht, ohne direkt ein ganzes Buch lesen zu müssen, dem sei die 25-seitige Schrift „Kathpop – und die evangelikale Krise“ von Uwe Brinkmann empfohlen. Mit einem etwas weiteren Fokus, klarer Überzeugung in der Sache, aber Respekt vor der Person geschrieben – so wie der Umgang mit kritischen Themen in unseren Gemeinden eigentlich immer aussehen sollte.


[1] Die „Urteilshoheit“ darüber liegt, wie bereits im ersten Absatz erwähnt, natürlich letztendlich bei Gott. Aber die gestellte Frage war ja nicht nur, was ich von den Lehren von Johannes Hartl halte, sondern von ihm selber. Und zu einer differenzierten Antwort gehört aus meiner Sicht auch dieser Eindruck.
[2] Katholisch als Fremdsprache, Johannes Hartl und Leo Tanner, WeG-Verlag, 2015 – S.136
[3] S. 64 + 81
[4] S. 62
[5] S. 72 und andere Stellen
[6] S.79
[7] S.87
[8] S.85-90
[9]  Dies ist eins von mehreren Themen, wo ich mich frage, ob Johannes Hartl mit seinen Worten das meint, was ich als Evangelikaler höre.
[10] S.97
[11] S.84
[12] S.104-114
[13] S.115-129
[14] Gründlichere Ausführungen zu den katholischen Lehren von Johannes Hartl und seiner Ablehnung der reformatorischen Soli finden sich in den Literaturhinweisen.
[15] S.69
[16] S.70
[17] S.72-73
[18] S.126
[19] Er wendet sich in seinem Buch „Katholisch als Fremdsprache“ ständig an die evangelisch-freikirchlichen, bzw. evangelikalen Gläubigen.
[20]
Gefühlt die Hälfte der Mitarbeiter im Gebetshaus Augsburg stammen laut der Website bereits aus „evangelisch-freikirchlichen Gemeinden“, tausende besuchen die dortigen MEHR-Konferenzen.
[21] Z.B. sein Umgang mit „heiligem Chaos“ (inkl. diversen Manifestationen wie Ruhen / Lachen / Brüllen im Geist), wo er selber sagt, dass dabei alles an Geistlichem, Seelischem oder sogar Dämonischem im Menschen freigesetzt werden kann: sein Podcast „Ruhen im Geist“ hier
[22] Link
[23] Link
[24]
Johannes Hartl hat diesen Artikel übrigens vor der Veröffentlichung zu lesen bekommen. Er bestätigte die sachliche Richtigkeit, auch wenn er manche Aussage über das, was Katholiken glauben, anders formulieren würde. Abschließend bedauert er meine „Absage an Ökumene mit Nicht-Protestanten“, bedankt sich aber für„den spürbaren Wunsch um faire und unpolemische Darstellung“.
[25]
Mit diesem Absatz wird nichts von dem Vorangesagten relativiert. Auch ist klar, dass ein katholisches Dogma eine andere Tragweite hat, als manche falsche Lehre oder Praxis im Protestantismus. Und dennoch gehen durch beides wertvolle Seelen verloren – Grund genug für einen wenigstens kurzen Blick auf uns selber am Ende meiner Beschäftigung mit Johannes Hartl.
[26] Mat 7,5