Bibelarbeiten Halten

Ein Hintergrundartikel über die Spannung des von Menschen geschriebenen und von Gott inspirierten Wort Gottes
Bibelarbeiten Halten

Du bist mit Jugendstunde dran und hast den Text aus Lukas 8,26ff gewählt. Die Heilung des besessenen Geraseners. Ist dir eigentlich bewusst, wie viele Fragen du schon beantwortest hast, bevor du deine Bibel aufschlägst? Du gehst davon aus, dass du Gottes Wort liest? Entschuldige, geschrieben hat doch Lukas, zwar Arzt, aber trotzdem Mensch. Sollte ihn als Mensch nie sein Erinnerungsvermögen getäuscht haben? Sollte er nie ein wenig übertrieben haben? Lief die Geschichte wirklich so ab, wie sie dasteht? Na klar, sagst du, die Bibel ist absolut Gottes Wort und damit völlig fehlerlos. Hier werden dir schon einige Religionslehrer in der Schule widersprechen. Sie sei nur teilweise Wort Gottes, sagen manche. Ein Glaubenszeugnis, sagen wieder andere, d.h. nützlich, aber nicht immer absolut zuverlässig, subjektiv eben. Was stimmt nun? Wir wollen einmal fragen, was die Bibel dazu über sich selbst sagt.

„Sondern von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist.“ (2. Petrus 1,21)

Gott blendete die Person der Verfasser nicht aus, sondern er bezog sie ein.

Der Apostel Petrus schrieb an Christen, die mit Irrlehrern kämpften. Gottes Wort soll ihnen Licht im Dunkel sein. Wie nebenbei lese ich: „Menschen redeten.“ Das klingt lapidar, ist aber von großer Bedeutung. Wer die Bibel aufmerksam liest, merkt, wie uns in ihr Menschen mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Sprachstil und ihrer konkreten Lebenssituation begegnen. Da ist David, ein Meister der Dichtkunst. Seine Psalmen geben tiefe Einblicke in verschiedene Lebenslagen. Oder Paulus mit seinen oft langen Sätzen und seiner Argumentation. Ganz anders schreibt Johannes. Kurze Sätze, wiederkehrende Paare von Gegensätzen. Wer Griechisch lernt merkt,  Deshalb ist die Bibel ganz Menschenwort und ganz Gottes Wort. dass sich Johannestexte viel leichter übersetzen lassen als Texte von Lukas, dem Arzt. Die Bibel entstammt nicht einer fremden Welt, sondern sie wurde von Menschen im wirklichen Leben geschrieben. Das macht sie lebendig, verständlich und es unterstreicht ihre Tauglichkeit für die wichtigen Fragen des Lebens. Ihre Verfasser schrieben von Gottes Standpunkt aus, vom Heiligen Geist getrieben. Sie sind Kinder ihrer Zeit, aber indem sie von Gottes Standpunkt aus schreiben, ist das biblische Wort gleichzeitig Gottes Wort an uns Menschen. Es reicht über die Epoche seiner Schreiber hinaus und gilt bis heute. Die Bibel ist kein subjektives Menschenwort, das mit Fehlern behaftet ist.  Halten wir fest, dass Menschen schrieben. Ihre Persönlichkeit und ihre konkrete Situation flossen in die Schriften mit ein. Gleichzeitig schrieben diese Menschen von Gottes Standpunkt aus. Deshalb ist die Bibel ganz Menschenwort und ganz Gottes Wort. Vielleicht fragt jemand:

Können wir nicht Gotteswort und Menschenwort trennen? Schließlich wollen manche Abschnitte nicht so recht in unsere Zeit passen.

„Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ (2. Timotheus 3,16)

Weder Jesus Christus noch die Apostel teilten die Schrift in inspiriertes Gotteswort und möglicherweise fehlerhaftes Menschenwort. Sie ist vollständig „von Gott eingegeben“. Das kann auch wörtlich mit „gottgehaucht“ übersetzt werden. Wir verwenden dafür meist das Fremdwort „inspiriert“. Das weist wieder auf die Qualität der Bibel hin. Sie ist vollständig von Gott eingegeben und hat deshalb göttliche Eigenschaften. Sie ist fehlerlos und völlig zuverlässig. Durch Schreiber hören wir Gott selbst. Paulus warnt Timotheus vor Verfolgung und Irrlehrern. Worauf kann Timotheus bauen? Auf die Heilige Schrift! Sie ist von Gott eingegeben, sie führt zur Errettung, sie befähigt zu jedem guten Werk. (2. Timotheus 3,10-17)

Wir wüssten gerne, wie das genau vor sich ging, als Gott den Verfassern sein Wort „einhauchte“. Hier bleiben Fragen offen. Gott lässt sich manchmal nicht in die Karten schauen. Aber eins wird schnell deutlich: Beachtliche Teile der Bibel entstanden unter schwierigen Umständen. Paulus verfasste einige Briefe im Gefängnis. Johannes schrieb die Offenbarung in der Verbannung. Jeremia wurde wegen Gottes Wort verfolgt. Oft führte Gott Menschen in die Abgeschiedenheit, um durch sie seine Botschaft an uns auszurichten.

Aber, so könntest du einwenden, wenn Paulus und Petrus von der heiligen Schrift sprachen, dachten sie doch vor allem an das Alte Testament? Das Neue Testament war zumindest noch nicht komplett. Ist das genauso inspiriert?

„Wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat.“ (2. Petrus 3,15)

Petrus mahnt, weiterhin mit der Wiederkunft Jesu zu rechnen. Er bekräftigt seine Mahnung mit dem, was auch schon Paulus geschrieben hat. Petrus kennt mehrere Paulusbriefe, ihm ist das Denken des Paulus vertraut. Das heißt, auch die Paulusbriefe fanden Verbreitung und Anerkennung. Sie waren mit Gottes Weisheit geschrieben.

Und noch eins fällt in V. 16 auf: „… was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen wie auch die übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben.“ Petrus stellt die Paulusbriefe auf eine Stufe mit den Schriften des AT. Und welche Hinweise auf Inspiration finden wir in anderen Teilen des NT? Jesus Christus kündigt an, dass der Heilige Geist die Apostel in die ganze Wahrheit führen wird. (Johannes 16,13) Wir sollen also darauf vertrauen, dass uns die Apostel in ihren Schriften durch Gottes Geist die ganze Wahrheit mitgeteilt haben. Im Buch der Offenbarung wird ausdrücklich verboten, etwas hinzuzufügen oder wegzunehmen (Offenbarung 22,18). Das erklärt sie als absolut zuverlässiges Gotteswort. Das erklärt sie als absolut zuverlässiges Gotteswort. Auch hier gibt es keine Chance, Gotteswort und Menschenwort zu trennen. Die Offenbarung steht am Ende des Neuen Testamentes. Sie gleicht einem Schlusspunkt. Also dehne ich den Anspruch vom Alten Testament auf die gesamte Bibel aus:

Ganz Gotteswort und ganz Menschen-wort. Und das kann nicht getrennt werden