In Versuchung

Ein Theaterstück über Versuchungen im eigenen Leben und wie man sich ihnen stellt. Beispielsweise zum Einstieg für eine Predigt geeignet.
In Versuchung

Drei junge Erwachsene setzen sich unabhängig voneinander mit einem Thema auseinander. Das Thema ist für die jeweilige Person eine Versuchung mit der sie umgehen muss.

Die Personen stehen an drei unterschiedlichen Stellen auf der Bühne. Die Person die gerade spielt, wird mit einem Scheinwerfer angestrahlt. Die anderen Personen stehen im Nebel und frieren ein (Sie bewegen sich nicht mehr), so dass die Konzentration voll auf die schauspielernde Person gerichtet ist. Die Personen interagieren nicht miteinander. Sie treffen für ihre jeweilige Problematik keine Entscheidung – die Fragen bleiben offen im Raum stehen und sind so ein guter Aufhänger für eine Predigt.

Charaktere:

Person 1:

Junge Frau, hübsch angezogen, wirkt noch sehr jung. Sitzt während dem Anspiel nachdenklich auf einem Sessel (Füße hochgezogen, die Armen um die Knie geschlungen). Wirkt beim lauten Nachdenken eher verzweifelt.

Person 2:

Junger Mann, wirkt durch sein Auftreten und seine Sprache cool. Während des Theaterstücks sitzt er entspannt auf einem Sofa. Wenn er sich beim lauten Denken aufregt, springt er auf. Seine Emotionen sind greifbar, sehr ausdrucksstark, wirken überzeugt und hart.

Person 3:

Junger Mann, wirkt sehr schüchtern, etwas „altmodisch“ und „verpeilt“. Man spürt ihm ab, dass er viel nachdenkt. Seine Emotionen sind eher verhalten, aber trotzdem klar. Während des Stücks geht er auf und ab, grübelt, kratz sich am Kopf, verschränkt die Arme vor dem Körper.

Ablauf:

alle 3 Personen stehen auf der Bühne / Person 1 in der Mitte, Person 2 rechts, Person 3 links / der Raum ist abgedunkelt / der Lichtstrahler richtet sich auf Person 2

Person 2:

(schaut in seinen Geldbeutel / ist empört, ärgert sich über sich selbst / Emotionen klar erkennbar spielen / sich in jemanden hineinversetzen, der sich über eine Gegebenheit unverhältnismäßig aufregt)

So ein Mist – ich fass es nicht. Mein Geldbeutel ist schon wieder leer. Das kann doch nicht wahr sein! Gestern hatte ich doch noch 20 Euro. O sch… stimmt, ich hab mir ja die Kippen gekauft. Hm, das Geld hätte ich heute für meinen neuen I-pod gebraucht. Marc bringt ihn heute mit. Was mache ich jetzt nur – ich kann doch nicht zu ihm hingehen und sagen, „Ey Alter – ich hab doch kein Geld“. Das kommt total uncool. Ich muss mir das Geld beschaffen. Nur wie?

(Das „Wie“ auch mit Gestik und Mimik verdeutlichen. Hilflosigkeit spiegeln. In der Haltung so lange verharren, bis Licht aus ist.)

Person 1:

(Licht geht wieder an / auf Person 1 gerichtet / sitzt auf einem Sessel / sehr nachdenklich / Körperhaltung wie oben beschrieben / wirkt träumerisch / schwärmt / Emotionen klar aber zurückhaltender spielen)

Ach, sieht Tobias gut aus! Seine braunen Haare, seine Muskeln – einfach ein Traum! Heute haben wir uns unterhalten und ich hätte noch Stunden weiter mit ihm reden können. Er ist so einfühlsam, interessiert sich für mich und meine Probleme – heute wollte er sogar wissen wie es in der Schule gerade ist. Und er merkt sich immer alles! Er wusste sogar noch, dass ich vor einer Woche eine Mathearbeit geschrieben habe und wollte wissen, wie sie lief. Das ist so schön, wenn man merkt, dass man jemandem wichtig ist. Das Problem ist nur – er glaubt nicht an Gott. Er meint, es gäbe schon irgendwie und irgendwo ein höheres Wesen. Aber das hätte nichts mit uns hier auf der Erde zu tun. … Was tue ich nur. Ich finde es schon wichtig, und im Jugendkreis sagen sie es auch immer. Aber ich mag Tobias so – gibt es da nicht einen Kompromiss?

(wirkt völlig verzweifelt / Emotionen halten bis Licht aus ist)

Person 3:

(Licht geht wieder an / Person 3 ist sehr nachdenklich / wirkt etwa durch den Wind / Emotionen eher linkisch ausdrücken / geht auf der Stelle auf und ab / kratzt sich beim Denken am Kopf…)

Hm, irgendetwas an mir scheint anders zu sein als an den anderen. Nur was? Ich versteh das nicht… Warum lachen mich die anderen immer aus? Ich bin doch ganz normal. Okay, okay, ja ich denke manchmal vielleicht über Dinge nach, über die andere nicht nachdenken. Aber das ist ja nicht so wichtig. Ich müsste den anderen nur beweisen, dass ich genauso cool bin wie sie. Das bin ich ja auch! Dieser Kevin – ich wäre so gern in seiner Clique. Die sind alle so cool und so smart und alle bewundern sie. Wenn ich zu denen gehören würde, würden mich alle akzeptieren und keiner würde mich mehr auslachen. Gestern habe ich mit Kevin gesprochen – diese Mutprobe – wie soll ich die nur schaffen? Er meint, damit ich zu der Clique gehöre, muss ich einer alten Frau die Handtasche wegnehmen. Eigentlich mach so was nicht, aber ich will doch dazu gehören!

(wirkt verzweifelt, nachdenklich, ratlos – in Haltung bleiben, bis Licht aus ist)

Person 2:

(Licht zu Person 2 / hat einen Gedankenblitz / springt auf / freut sich eine Lösung zu haben)

Ich weiß es! Meine Schwester hat doch immer Geld in ihrer Sparbüchse. Heute Mittag hat sie Schule, da schleich ich mich kurz in ihr Zimmer und hole mir was raus. Sie merkt bestimmt nicht, wenn ich ein paar Euro nehme. Wenn ich wieder Kohle hab, kann ich ja wieder was zurück tun. Und wenn nicht – auch egal. Hauptsache, ich hab meine Handykarte!

(Überzeugung auch in Gestik und Mimik spiegeln)

Person 1:

(Licht zu Person 1 / immer noch verträumt und schwärmerisch)

Ach, Tobias – ich bekomme schon Schmetterlinge im Bauch wenn ich nur an ihn denke! Ich wäre so gerne mit ihm zusammen. Es ist nicht einfach die Entscheidung zu treffen. Im Jugendkreis heißt es immer, dass es wichtig ist, dass man in einer Beziehung einen gemeinsamen Glauben an Gott hat. Aber – haben die überhaupt eine Ahnung? Ich hab mich jetzt in Tobias verliebt! Und ich weiß, dass er sich auch in mich verliebt hat! Ich will eine Beziehung mit ihm! Jetzt! Und ob wir den gleichen Glauben haben – egal. Hauptsache ich bin mit ihm zusammen!

(auch hier: Überzeugung in Gestik und Mimik spiegeln)

Person 3:

(Licht zu Person 3 / läuft wieder auf und ab)

Dazugehören – das ist alles was ich möchte. Ja, ich höre schon die Stimme meiner Mutter: sei nett zu älteren Menschen. Das gehört sich so – du möchtest auch, dass man dir mit Respekt begegnet. Aber das sind die Vorstellungen meiner Mutter. Die sind veraltet. Sie ist ja bei allen beliebt – aber ich möchte auch endlich dazugehören und nicht mehr immer ausgelacht werden. Ich mache die Mutprobe! Gleich morgen. Ich möchte dazugehören, akzeptiert sein, egal was ich dafür tun muss!

(auch er wirkt überzeugt / in Gestik und Mimik erkennbar)

Abschluss:

Licht geht noch einmal von Person zu Person / jeder sagt Abschlusssatz – in ruhigem, fragendem Tonfall / man spürt, dass Frage aus tiefstem Herzen kommt / trotzdem ohne große „Show“

Person 2:

Klauen – meiner Schwester einfach Geld wegnehmen und ihr Vertrauen zerstören, nur dass ich einen Joint rauchen kann. Ist es mir das wirklich wert?

Person 1:

Eine Beziehung mit einem Mann eingehen, der nicht an Gott glaubt. – Ist mir meine Beziehung zu Tobias wert, dass ich meine Beziehung zu Gott in Gefahr bringe?

Person 3:

Dazugehören – ist mir die Clique und mein Ansehen so viel wert, dass ich gegen meine eigenen Werte handle und Dinge tue, die ich nicht gut finde und die gegen meine Überzeugungen sind?

Licht aus