„Hey, habt ihr mal Feuer für uns?“

Wenn Evangelisation mit einer Zigarette beginnt.
„Hey, habt ihr mal Feuer für uns?“

Stell dir vor, du sitzt mit deiner Jugendgruppe in deinem Jugendraum und durchs Fenster stellen ein paar Jugendliche, die ihr nicht kennt, genau diese Frage.

Was tust du? Wie reagiert ihr als Gruppe? Diskutiert ihr erst darüber, ob Rauchen Sünde ist und ob das auch für die gilt, die da von außen zu euch reinschauen?

Oder geht ihr einfach ans Fenster und gebt ihnen Feuer für ihre Zigaretten?

Unsere Erfahrung

Diese Frage durchs Fenster unseres Jugendraumes war der Anfang einer interessanten Beziehung zwischen unserer Jugendgruppe und ein paar Jungs, die in der Nachbarschaft unseres Gemeindehauses wohnen.

Der Jugendleiter sprang sofort auf, suchte das Feuerzeug, mit dem normalerweise die Geburtstagskerzen angezündet werden, und gab es den drei Jungs, die da durchs Fenster zu uns hereinschauten.

Sie bedankten sich höflich und verschwanden wieder. Doch kaum eine Stunde später waren sie wieder da. Wieder baten sie um Feuer. Ich brachte ihnen das Feuerzeug nach draußen und lud sie ein, hereinzukommen. Wir waren inzwischen zum gemütlichen Teil des Jugendabends übergegangen, saßen auf unseren Sofas, aßen Kekse und tranken Saft oder Sprudel.

Zuerst trauten sich die Jungs nicht zu uns herein, also brachten wir ihnen die Getränke und das Gebäck nach draußen und wir kamen ein bisschen ins Gespräch.

Später saßen sie tatsächlich einfach im Jugendraum, erzählten aus ihrem Leben und kamen in den folgenden Wochen regelmäßig nach dem offiziellen Jugendprogramm vorbei, um etwas zu trinken, zu knabbern, ein bisschen zu reden und dann wieder zu verschwinden.

Worauf es ankommt

Was aus diesen Jungs wird, weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es nur einen Grund für die Jungs gab, immer wieder zu kommen. Und das war weder das Feuerzeug noch das kostenlose Getränk.

Es war die Tatsache, dass sie spürten, angenommen zu sein. Wir interessierten uns für sie, fragten nach, lachten mit ihnen, teilten unsere Zeit mit ihnen.

Praktische Tipps für deine Jugendarbeit

Die Frage ist, wie eine Jugendgruppe zu einem Ort wird, wo dieses „angenommen werden“ gelebt wird und von Fremden auch so empfunden wird.

Es gibt so viele praktische Umsetzungsmöglichkeiten, die helfen können, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen. Dazu gehören sicherlich:

  • ein gepflegter und gemütlicher Jugendraum
  • Essen und Getränke (auch Jesus saß oft beim Essen mit Fremden zusammen)
  • vielleicht ein bisschen Hintergrundmusik – je nach Geschmack und Möglichkeiten
  • eine Gruppe von Jugendlichen, die sich tatsächlich „lieb hat“, was man am Umgang untereinander auch merkt

Aber vor allem gehört dazu die Haltung gegenüber Fremden. Nehmen wir die Leute, die Gott uns vor die Nase (oder vor das Fenster) stellt, so an, wie Jesus sie angenommen hätte?

Sehen wir diese Leute als Störenfriede oder als Menschen, die verloren gehen, wenn wir ihnen vorenthalten, was uns selbst errettet?

Was deine Jugendlichen lernen müssen

Methoden und Äußerlichkeiten sind schön und gut, aber sie können nie die Liebe, das Interesse und die Wertschätzung ersetzen, die wir unseren Gästen gegenüber aufbringen können – wenn wir nur wollen.

Unseren Jugendlichen geben wir natürlich auch Tipps, was den Umgang mit Fremden angeht und diese Tipps sollten regelmäßig wiederholt und vor allem angewandt werden, weil sie sonst im Laufe der Zeit doch schnell wieder vergessen werden:

  • freundlich und wertschätzend auf Gäste zugehen
  • Gäste nach dem Namen fragen – und ihn sich auch merken fürs nächste Mal, das zieht unheimlich!
  • niemals einen Gast allein herumstehen lassen – es sei denn, er wünscht es so
  • Gästen die wichtigsten Örtlichkeiten zeigen (Toiletten zum Beispiel)
  • am besten vor Beginn der Jugendstunde fragen, ob der Gast sich selbst kurz vorstellen möchte
  • wenn man sich allein nicht traut, einen Gast anzusprechen, dann einfach einladen, sich zu einer Gruppe dazuzustellen oder zu zweit auf den Gast zugehen
  • offene Fragen stellen, auf die der Gast so ausführlich antworten kann, wie er möchte

Jesus sagte selbst: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus stoßen. Er hat niemanden gemieden, weder Kranke, Besserwisser noch Trauernde oder Betrüger. Allen hat er sich gestellt, ja, er hat mit vielen auch zusammen gegessen.

Für uns heißt das: Wen Gott uns vor die Nase stellt, den sollten wir annehmen – zu Gottes Ehre. Dann fühlen sich Gäste auch wohl. Und vielleicht bekommen diese Gäste dann nicht nur Feuer für ihre Zigaretten. Vielleicht werden auch ihre Herzen irgendwann entzündet – von Gottes Liebe.