Gute Ideen stibitzen

Es gibt gute Materialien auf die man in der Jugendarbeit zurückgreifen kann. Doch ist es sinnvoll, etwas Fremdes zu übernehmen?
Gute Ideen stibitzen

Stehlen ist verboten – stimmt! Außer wenn es um gute Ideen in der Jugendarbeit geht. Kleine Einschränkung: Urheberrechte sind natürlich grundsätzlich zu beachten, aber das ist hier nicht der Punkt.

Das Problem einer kleinen Jugendgruppe ohne Mitarbeiter ist: Wer soll’s denn machen? Wer hält denn Freitag für Freitag die Jugendstunde? Und woher kommen denn die Ideen für die Andachten und Bibelarbeiten? Eine kleine Gruppe von relativ unerfahrenen Leuten verfügt nicht über einen überfließenden Ideenpool. Von deren Ideen kann man profitieren. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden.

Und hier ist eben stibitzen angesagt, oder sagen wir besser: Stöbern. Das hört sich nicht so gefährlich an. In der Teenager- und Jugendarbeit sind seit vielen Jahren unglaublich kreative Leute am Werk. Von deren Ideen kann man profitieren. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden.

Um beim Stöbern fündig zu werden, muss man wissen, wo man stöbern kann. Und man muss ein wenig Fleiß aufwenden und die verschiedenen Quellen querlesen – bis man fündig wird:

Wer fündig wird, der hat den ersten Schritt getan. Wer aber nun meint, man könne vorgekautes Material von anderen eins zu eins übernehmen, der kann eine ganze Menge Fehler begehen:

  • Die gute Idee eines anderen, muss nicht unbedingt eine gute Idee für mich sein. Denn die „fremde Rüstung eines anderen“ muss zu mir passen, sonst lasse ich es besser. Wenn es beispielsweise darum geht, eine Andacht durch Zeichnen zu verdeutlichen, dann sollte ich, mit meinen rudimentären Zeichenfähigkeiten, schlicht und ergreifend die Finger davon lassen.
  • Der Gedankenaufbau eines anderen mag durchaus sinnig sein, aber er entspricht nicht meiner Art und Weise, wie ich die Dinge vermittle, die Gott mir wichtig gemacht hat. Ich bin beispielsweise mehr der anwendungsorientierte Typ. Würde ich nun versuchen den mehr abstrakten Gedankenaufbau eines anderen zu übernehmen, würde das künstlich wirken. Ich sollte es besser lassen. Das bedeutet also, dass dem ersten Schritt ein zweiter folgen muss: das geistliche Anliegen muss zu meinem eigenen werden
  • Das Entdecken einer guten Idee wirkt appetitanregend, aber dadurch ist die Mahlzeit noch nicht fertig zu bereitet. Gedanken  eines anderen müssen zu meinen Gedanken werden. Erst wenn ich mich selbst genügend mit einem Thema auseinandergesetzt habe, kann ich es glaubwürdig vermitteln. Beachte ich dies nicht, dann wirkt die Andacht oder Bibelarbeit wie das Einheitsessen aus der Konserve.

Das bedeutet also, dass dem ersten Schritt (das Entdecken einer guten Idee) ein zweiter folgen muss: das geistliche Anliegen muss zu meinem eigenen werden. Dazu muss ich mich mit dem Thema, den Bibelstellen auseinandersetzen. Ich muss mir Gedanken machen, wer die Leute sind, denen ich etwas weitergeben will. Was ist ihre Lebenssituation? Inwieweit betrifft das Thema sie? Was würde ihnen weiterhelfen? Was will ich schlussendlich als Botschaft von Gott weitersagen? Bei diesem zweiten Schritt kann es sein, dass die Ursprungsidee eine ziemliche Veränderung erfährt. Und das ist vollkommen okay. Weil du gut und sorgfältig gearbeitet hast, präsentierst du eine Andacht oder Bibelarbeit, die nicht mehr auf der Idee eines anderen beruht, sondern sie zu deiner eigenen geworden ist.

Fazit:

Ideen klauen – in diesem Sinne – ist erlaubt. Ja, ich empfehle es sogar. Aber es muss ein gedanklicher und geistlicher Prozess folgen, wo das fremde Thema zu deinem eigenen Anliegen wird.

Wer fleißig stöbert und aufrichtig betet, der wird noch viele gute Ideen für die Jugendarbeit entdecken.