Deine Frage: Wie bringe ich neues Leben in unsere Gebetsrunde?

Wie gehen wir mit der schwachen Beteiligung unserer Gebetsrunden um? Was können wir tun damit unsere Jugendlichen geistliche Anliegen mitbringen? Dieser Artikel versucht auf diese Fragen eine Antwort zu geben.
Deine Frage: Wie bringe ich neues Leben in unsere Gebetsrunde?

Ihr fragt, unser Team antwortet. Dieser Artikel ist als Antwort auf eine Frage von euch entstanden. Gerne antworten wir auch auf deine Fragen!
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„Hi! Erstmal ein riesen großes Dankeschön für eure Arbeit und die Website! Sie ist wirklich hilfreich, um inspiriert zu werden. Ich bin […] Teil unseres Jugendleitungsteams. Wir sind eine relativ kleine Jugend (ca. 10-15 Leute) und sehr gemischt (Alter 15-28). Typischerweise haben wir einen Lobpreisteil, Austausch in der Gruppe über Gebetsanliegen, dann Gebet in kleinen Gruppen und anschließend ein Thema. Jetzt ist mir schon seit längerem aufgefallen, dass der Austausch immer unpersönlicher geworden ist und immer nur die gleichen Leute etwas sagen. Es ist so, als wenn es immer mehr an „Leben“ verliert und man nur oberflächliche, allgemeine Anliegen austauscht und nicht so sehr auf zum Beispiel „Wie geht es mir geistlich“… Auf der Website habe ich bis jetzt noch keine passende Inspiration gefunden. Habt ihr mal Erfahrung mit sowas gemacht und praktische Ideen, wie man in die Sache neues Leben hereinbringen könnte?
Ich wäre euch echt sehr dankbar!“

Hallo […], super, dass du fragst! Und danke für dein Feedback! Ich kenne die Herausforderung einer oberflächlichen Sammelrunde sehr gut. Es scheint als wäre die nächste Klausur das Einzige, was die Gruppe bewegt. Cool, dass es dir ein Anliegen ist, geistliche Tiefe im Gebet zu fördern.
Die Tatsache, dass du uns schreibst, zeigt dass du jemand bist der bei Herausforderungen nicht resigniert und kritisiert sondern dein Möglichstes tun willst um die Situation positiv zu beeinflussen.
Diese Sicht brauchen wir immer wieder als Leiter und Mitarbeiter. Nur mit einer solchen Einstellung können wir was bewegen und mit dieser Einstellung werden wir auch was bewegen.

Bezogen auf deine Herausforderung, denke ich, dass wir uns bemühen sollten mangelte Beteiligung immer individuell zu betrachten, denn die Gründe können sehr unterschiedlich sein.
Wir als Jugendleiter haben es oft zu schnell vergessen wie groß die Überwindung war, in Gruppen etwas zu sagen oder gar zu beten. Deshalb will ich uns gleich zu Beginn ermutigen, die fehlende Beteiligung der Jugendlichen, nicht generell als Desinteresse zu interpretieren, sondern eher als Unsicherheit.
Sicherlich ist es gut die Gründe der einzelnen durch sensibles nachfragen oder persönliche Beziehung herauszufinden. Grundsätzlich jedoch gilt, gerade bei Teens, dass sie sich Hilfestellung, Vorbildverhalten und konkrete Anleitung in geistlichen Praktiken wünschen.

Wenn du dich weiter mit den Ursachen, warum so wenig beten, beschäftigen möchtest, kannst du hier weiterlesen.  Dieser Artikel führt nochmal andere Gründe auf und liefert Fragen zur eigenen Reflexion.

Möglichkeiten

Um endlich auf deine Frage zu antworten, hier einige Vorschläge und Erfahrungen die ich gemacht habe. Vieles ist nur kurz beschrieben, aber wenn du dich ausgiebiger damit auseinandersetzen möchtest, dann findest du zu vielen der Punkte weitere Artikel die dich inspirieren und dir teilweise fertige Konzepte liefern.

Persönliches Beziehung

Einer der wichtigsten Aufgaben die wir als Mitarbeiter haben ist die persönliche Beziehungspflege. Denn gute Beziehungen schaffen Vertrauen. Sie geben uns die Sicherheit die wir brauchen um uns so zu geben wie wir wirklich sind. Unsere Jugendlichen sollten genau diese Sicherheit spüren, wenn sie in der Jugend sind.
Wir als Mitarbeiter sind maßgeblich verantwortlich dafür welche Atmosphäre bei unseren Treffen vorherrscht.

Wenn du daran arbeiten möchtest dann reflektiere dich und deine Jugendgruppe jetzt einmal selbst:

Verhältst du dich wertschätzend? Begegnest du Menschen mit Achtung und Rücksichtnahme?

Verhältst du dich verständnisvoll? Versuchst du die Wahrnehmungen deines Gegenübers zu verstehen und nachzuempfinden?

Verhältst du dich echt? Lässt du andere an deinem Leben und an deinen Erfahrungen teilhaben?

Wenn du diese Werte vorlebst, dann kann das ein wichtiger erster Schritt für deine Gruppe sein.

Ein großer Vorteil der entsteht wenn du dich in persönliche Beziehungen investierst, ist dass du nah an den Teens bist. Du kannst im kleinen und geschütztem Rahmen die Anliegen aus erster Hand bekommen. Wenn die Beziehung erstmal vorhanden ist, haben wir Mitarbeiter einen großes Einfluss auf die Teens. Hier gilt es besonders feinfühlig zu sein. Wir sollten aufpassen, dass wir sie nicht überfordern, aber wir sollten auch zusehen, dass wir sie überhaupt fordern. Mit gezielten Fragen kann man besonders viel erreichen.

Beispiel 1:

Jana (16) kommt zu dir. Du fragst sie was ihr letztes tolles Erlebnis mit Gott war. Sie erzählt von ihrem Gespräch mit einer Freundin. Du fragst sie, ob sie nicht Lust hat das als Dankesanliegen in der Gebetsrunde zu nennen. Sie überlegt kurz und sagt, dass sie daran gar nicht gedacht hat und stimmt zu.

Beispiel 2:

Johannes (17) hat letzte Woche darum gebeten das ihr als Jugend für seine Matheklausur betet. Diese Woche fragst du ihn ob er Gottes Unterstützung gespürt hat. Er sagt, dass er auf jeden Fall ein gutes Gefühl bei der Klausur hat. Du fragst weiter ob er denn noch andere Bereiche hat wo er Gottes Unterstützung braucht. Jan überlegt und sagt, dass er zur Zeit etwas Stress zu Hause hat. Du fragst ihn vorsichtig, ob es helfen würde wenn ihr als Jugend gemeinsam dafür betet. Er sagt, dass Gebet ja eigentlich immer gut ist und das es schön wäre wenn die Jugend dafür betet.

Diese beiden Beispiele sind frei erfunden und vielleicht zu optimistisch. Aber ich glaube, dass wir durch gute Fragen viel bewegen können. Im zweiten Beispiel ist es Jan selber der sagt, was für Auswirkungen Gebet hat. Die Erkenntnis, dass folglich das Gebet in der Jugend auch für seine Situation relevant ist, hat er selber gewonnen.
So können wir durch einfaches Interesse und gute Fragen einzelne in eine gute Richtung lenken.

Gruppendynamik

Persönliche Beziehungen sind nicht nur zwischen Teilnehmer und Mitarbeiter wichtig. Auch die Teilnehmer untereinander brauchen gute Beziehungen um einander vertrauen können.

Hier kannst du ganz viel mit Kooperationsspielen erreichen. Bevor ihr mit dem Programm anfangt, könntet ihr ein kurzes Spiel spielen.
Wenn du Zeit hast dich gut vorzubereiten, kannst du sogar versuchen eine Anwendung aus dem Spiel zu ziehen.
Beispiel: Jeder aus der Gruppe stellt sich auf einen erhöhten Gegenstand (Tisch oder Stuhl – Möglichst stabil) Und lässt sich von dort rückwärts in die Arme der Gruppe fallen. In der Gebetszeit kannst du auf die Erfahrung zurückgreifen und jeder kann erzählen wo er schonmal von Gott getragen/aufgefangen wurde.
Natürlich sind auch gemeinsame Ausflüge gut für die Gruppendynamik. Wir sollten den großen Einfluss von „Spaß Elementen“ der Jugend auch immer mal wieder nutzen um unser Geistliches Anliegen zu vermitteln.

Beten mal anders

Das Sammeln als ganze Gruppe ist schön, weil das den Zusammenhalt und das Anteilnehmen fördert. Wenn es aber genau da Herausforderungen gibt, weil die Teens nur wenig Anliegen formulieren, hilft es manchmal wenn die Methoden angepasst werden. Hier kannst du total kreativ werden.

Gebetsstationen

Nach einigen hinführenden Liedern zu einem bestimmten Thema, können die Teilnehmer an Stationen persönlich mit Gott reden. Dabei wäre es eine Möglichkeit, dass sie Zettel haben wo sie ihre Gedanken aufschreiben können.
Danach könnte man in einer Runde fragen jedem einzelnen wichtig geworden ist.
Ziel dieser Methode ist es, die Teilnehmer an ein persönliches geistliches Anliegen hinzuführen. Durch die genauen Vorgaben fällt es vielen leichter sich darauf einzulassen.

Kleine Gruppen

Für einige ist das Reden in größeren Gruppen unangenehm. Dieser Herausforderung können wir mit Kleingruppen entgegenwirken.
Möglich wäre es die Gruppe in Jungs und Mädchen aufzuteilen. In den Gruppen können dann Anliegen gesammelt werden die etwas persönlicher sind.

Thematische Vorgaben

Gerade in Verbindung mit der Anbetungszeit lässt sich zum Beten gut ein Thema herausnehmen.
Bevor ihr die letzten Lieder singt (zb. zum Thema: Gottes Schöpfung), wird angesagt, dass jetzt noch drei Lieder gesungen werden bei denen ihr bewusst Gott für seine Schöpfung danken wollt. Nach den Liedern könnte man eine Runde machen wo jeder erzählt, wie er Gott in der Natur erlebt hat, oder was ihm besonders an seiner Schöpfung gefällt.

Themenbezogene Gebetsrunden müssen nicht immer durch Lieder eingeleitet werden. Aber es ist eine Chance um zu vermitteln, dass Lieder auch Gebete sind. Diese zwei Elemente gehören stark zusammen.
Ziel und Stärke einer Thematischen Gebetszeit, ist dass die Teilnehmer begrenzt werden und es dadurch leichter sein kann für einige ein konkretes Anliegen zu entwickeln.

Teilnehmer mit einbeziehen

Junge Menschen brauchen einen sicheren Rahmen in dem sie ihre Fähigkeiten und Begabungen ausprobieren und ausbauen können. Dieser Rahmen sollte die Jugend sein.
Sprecht als Gruppe darüber, und ermutigt die Teilnehmer kurze Elemente in eurer Jugendstunde zu übernehmen.
Das könnte beispielsweise gut die Gebetsrunde sein.
Bei dieser Methode ist es wichtig den Teilnehmern zu signalisieren das du als Ansprechpartner bei Fragen oder bei der Ideenfindung gerne unterstützt.
Wenn die Jugendlichen ihre eigenen Programmpunkte gestalten und durchführen steigert das die Verbundenheit und somit auch die verantwortungsbewusste Teilnahme.

Vorbild sein

Zum Schluss einen Hinweis der schon in anderen Punkten erwähnt wurde.
Sei den Jugendlichen ein Vorbild. Zu Beginn ging es um drei Werte die es gilt vorzuleben. Sei wertschätzend, verständnisvoll und echt.
Wenn du als Leiter oder Mitarbeiter in der Gebetsrunde mal ehrlich berichtest womit du gerade geistlich zu kämpfen hast, hat das einen großen Einfluss auf die Jugendlichen. Sie merken, dass sie mit ihren Herausforderungen nicht alleine sind. Sie erleben, dass die Jugend ein sicherer Raum ist in dem man ehrlich seine Schwächen zugeben kann. Und wenn sie sich drauf einlassen, werden sie merken, dass Gott auch heute noch Gebet erhört.
Ein Ziel für das es sich lohnt zu arbeiten.