Führer und Diener

Nehemia: Ein Mann, der dafür sorgt, dass etwas passiert. In dieser Bibelarbeit wollen wir einige Merkmale seines Dienstes herausarbeiten, die uns in unserem eigenen Dienst inspirieren können.
Führer und Diener

Worum geht’s?

Es gibt drei Arten von Menschen in dieser Welt:

  • Da sind die Menschen, die nicht wissen, was passiert.
  • Da sind die Menschen, die zuschauen bei dem, was passiert.
  • Und dann sind da die Menschen, die dafür sorgen, dass etwas passiert. Nehemia ist genau so ein Mann. Mit ihm wollen wir uns beschäftigen.

Worauf wollen wir hinaus?

Es ist unmöglich, in einer Bibelarbeit erschöpfend die ganze Persönlichkeit Nehemias zu erfassen. Wir wollen uns deshalb einige Merkmale seines Dienstes näher anschauen, die uns in unserem eigenen Dienst inspirieren können.

Wie gehen wir vor?

Nehemia identifiziert sich mit seinem Volk (Nehemia 1,1-4)

Nehemia interessiert sich für den geistlichen Zustand seines Volkes, er fragt nach. Ihm ist der Zustand seines Volkes nicht gleichgültig und deshalb trifft ihn die Beschreibung vom beklagenswerten Zustand Jerusalems wie ein Hammer. Er muss sich setzen, weint und trauert.

Wann habe ich das letzte Mal geweint oder getrauert über den Zustand der Gemeinde an meinem Ort oder auch in der Welt?
Berührt mich die Not um mich herum noch oder ist es mir genug, dass es mir und meiner Familie gut geht?

Nehemias Haltung in dieser Sache fordert mich und dich wirklich heraus, uns zu hinterfragen, wie wir uns mit unserer Gemeinde und ihren Nöten identifizieren.

Nehemia pflegt Umgang mit Gott

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auf Not und Probleme zu reagieren. Die einen resignieren und werfen das Handtuch, andere verfallen in Aktionismus.

Was hingegen tut Nehemia?
  • Nehemia kommt damit erst einmal zu Gott, er betet und das sollten wir uns von ihm abschauen. Nehemia ist ein Beter, das zieht sich durch das ganze Buch.

Das war wohl der Grund, weshalb Nehemia unterscheiden konnte, was Gottes Sache und was seine Sache war.

In Kapitel 4,3 lesen wir:

„Da beteten wir zu unserem Gott und stellten eine Wache gegen sie auf, Tag und Nacht zum Schutz vor ihnen.“Nehemia4,3

Es gibt einfach eine Zeit, wo wir nach dem Willen Gottes handeln sollen, wo wir dran sind sozusagen. Bei Nehemia sehen wir eine große Ausgewogenheit zwischen Beten und Handeln.

Nehemia ist also ein hervorragendes Beispiel für einen geistlichen Leiter, der in einer engen Beziehung zu seinem Gott lebt und auf ihn hört. So lesen wir z.B. in Kapitel 7,5:

„Und mein Gott gab mir es ins Herz.“ Nehemia7,5

Nehemia war also ganz nah dran an seinem Gott. Sein tiefes Glaubens- und Gebetsleben machte ihn erst zu dem wirksamen Leiter, der er war.

Für geistliche Leiter ist es entscheidend, immer wieder vor Gott zu stehen. Der Herr Jesus ist uns darin natürlich das größte Vorbild. Wie ernsthaft hat er immer wieder gebetet und sich dabei von seinem Vater abhängig gemacht!

Wenn unser Herr das nötig hatte, wie viel mehr dann wir!?

Nehemia ergreift Initiative, plant und organisiert (Nehemia 2,4-8)

Nehemia trägt sein Anliegen dem König vor. Man sieht, dass er vorausgedacht und geplant hat. Er hat anscheinend die Pläne schon in der Schublade gehabt, weil er dem König konkret seine Vorstellungen sagen kann. Er brauchte Begleitschutz und Holz zum Bauen. Beides wurde ihm gewährt.

  • Ich denke, wir bräuchten heute in unseren Gemeinden auch mehr Leiter, die Initiative ergreifen. Damit meine ich auf keinen Fall blinden Aktionismus. Aber es muss Brüder geben, die nach sorgfältiger Prüfung der Situation anfangen, Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Das setzt Planung voraus, die unter der Leitung des Heiligen Geistes geschieht. Nehemia ist ein großartiges Beispiel eines weisen Planers und Organisators. Dabei hat er ein ganz klares, großes Ziel vor Augen.

Nehemia motiviert zur Mitarbeit

Nehemia war kein Träumer. Er wusste genau, dass er die Mauer nicht alleine aufbauen konnte. In Kapitel 2,17-18 weihte Nehemia, nach gründlicher Prüfung der Situation, einige Männer in seine Pläne ein, um sie für diese Aufgabe zu gewinnen.

Wie macht er das?
  • Zuerst führt er ihnen die traurige Situation der Stadt vor Augen und dann fordert er sie auf, mit zu bauen, „damit wir nicht länger geschmäht werden können.“ (2,17) Diese Schmach, diese Schande betraf ja nicht nur ihn oder das Volk, letztlich betraf diese Schande Gott. Jerusalem war doch Gottes Stadt. Letztlich ging es um Gottes Ehre und das soll immer der tiefere Grund sein, warum wir uns in Bewegung setzen.
  • Dann erzählt Nehemia davon, wie er bisher die Führung und die Hilfe Gottes erlebt hatte und wie auch der persische König hinter ihm stand. Das überzeugte die Leute, mitzuarbeiten und sie sagten: Wir wollen uns aufmachen und bauen! „Und sie stärkten ihre Hände zum Guten“. (Nehemia 2,18b)

Nehemia war ein Mann, der die Menschen für dieses große Werk, motivieren und begeistern konnte (siehe Kapitel 3,38): „Das Volk war mit ganzem Herzen an der Arbeit.“

Im Reich Gottes brauchen wir diese Teamarbeit. Nur dann können wir wirklich etwas bewegen. In unserer Gemeinde reden wir mit den Jungbekehrten über Mitarbeit. Wir sagen ihnen, dass es völlig normal für einen Christen ist, mitzuarbeiten und das von Anfang an. Sie werden motiviert und angeleitet, sich ihren Gaben entsprechend einzusetzen.

Nehemia ermutigt das Volk

Natürlich wird diesem Werk Gottes Widerstand entgegengebracht.

Wir lesen das in Nehemia 4,8u.14. Wie ermutigt Nehemia an dieser Stelle seine Leute?
  • „Unser Gott wird für uns kämpfen!“

Er vermittelt ihnen große Glaubenszuversicht, indem er das Volk auf die Macht und Größe Gottes hinweist.

Nicht mit psychologischen Tricks hält er die Leute bei der Stange, sondern nimmt ihnen die Furcht, wenn er ihnen zuruft: „Gott steht auf unserer Seite, er hilft uns, er kämpft für uns, wir sind nicht allein.“

Wie oft hat unser Herr Jesus seinen Jüngern mit den Worten „Fürchtet euch nicht!“ Mut gemacht! Lasst uns Leiter sein, die andere mit Gottes Wort und mit dem Hinweis auf Gottes Kraft ermuntern, dran zu bleiben, auch wenn es schwer fällt!

Nehemia bewältigt Probleme

Der Feind schläft nicht und will von Anfang an das Werk vereiteln. Hier können wir manche Lektion von einem Leiter, der angesichts von Schwierigkeiten nicht aufgibt, lernen. Mutig packt er sie an und löst sie mit Gottes Hilfe und unter Gebet.

Als er sich Spott und falschen Beschuldigungen gegenüber sieht, antwortet er: „Der Gott des Himmels, er lässt es uns gelingen.“ (Nehemia 2,19-20) In Nehemia 3,33-38 geht es weiter mit den Feinden. Mit beißendem Spott wollen sie ihn entmutigen.

Wie reagiert er?
  • Er spricht mit Gott darüber, macht sich bewusst, dass hier letztlich Gott geschmäht wird und genau das veranlasst ihn, nicht das Handtuch zu werfen, sondern weiter zu machen.

In Kapitel 5,6-7 tauchen dann noch andere Probleme auf. Zuerst wurde Nehemia sehr zornig. Er handelt aber dann nicht im Zorn, sondern überlegt erst, was zu tun ist.

Er tut etwas sehr Unpopuläres. Was ist das?

Er klagt die Edlen und Vorsteher an und hält ihnen ihr Unrecht vor. Er handelt in Autorität und ist mutig genug, diese Missstände anzusprechen. Und was er sagt, kommt an. In Nehemia 5,8c-10 erinnert er sie an ihre Verantwortung vor Gott und dann geht er selbst mit gutem Beispiel voran. Das ist entwaffnend und überzeugend.

Dieses Handeln Nehemias ist bemerkenswert und gleichzeitig entlarvt es mich. Mir fällt es nämlich oft genug nicht leicht, Missstände konkret anzusprechen. Aber genau das muss ein Leiter immer wieder machen.

Wie geht es dir in diesem Punkt? Scheust du dich auch, dich mal unbeliebt zu machen, in- dem du Geschwistern die Wahrheit – natürlich in Liebe – sagst?

Dann erleben wir vielleicht auch, wie Nehemia hier, dass sich etwas ändert bzw. dass Geschwister ihr falsches Verhalten einsehen und ändern.

Wir wollen am Ende dieses Punktes festhalten:

Nehemia überwindet alle aufkommenden Probleme, indem er sie mit Gebet und in der Kraft Gottes angeht. Am Ende schließt er dieses große Werk mit Gottes Hilfe in einer Rekordzeit von 52 Tagen ab.

Nehemia ist ein Vorbild

In vielen Dingen geht Nehemia mit gutem Bei- spiel voran. Das verleiht seinem Handeln Autorität. So erlässt er Schuldforderungen und setzt damit ein Zeichen. Nehemia war sich auch nicht zu fein, selbst mit anzupacken. Er war Tag und Nacht im Einsatz. Nehemia 5,16: „Und auch beim Werk an dieser Mauer packte ich mit an.“

So muss ein Führer sein, das findet Gottes Wohlgefallen und dazu fordert uns auch das Wort Gottes auf, vgl. 1. Petrus 5,2-3:

„Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, …, nicht als die da herrschen über die … Herde, sondern indem ihr Vorbilder der Herde werdet.“1.Petrus5,2-3

Es ist wohl immer eine Gefahr für Leiter zu herrschen. Nehemias Motivation, es nicht zu tun, war seine Gottesfurcht. Ein wirklich guter Grund!

Geistliche Leiterschaft ist immer  dienende Leiterschaft.

Der Herr Jesus ist für uns das größte Beispiel eines dienenden Leiters.

„Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“Markus 10,45

Nehemia bringt Opfer

Woran kann man erkennen, dass Nehemia seinen Dienst mit großer Opferbereitschaft tut?

  • Das fängt schon damit an, dass er sich „beurlauben“ lässt von seiner Arbeit im Königspalast. Als Mundschenk hatte er eine herausragende Stellung mit viel Verantwortung und sicher auch mit hohem Ansehen. Schließlich war er immer in der Nähe des Königs.
  • Darüber hinaus war er bereit auf eine angemessene Bezahlung seiner verantwortungsvollen Arbeit zu verzichten, vgl. Nehemia 5,18b: „Und trotzdem forderte ich nicht das Brot des Statthalters, denn der Dienst lastete schwer genug auf diesem Volk.“

Wir werden hier an unseren Heiland erinnert, der wie kein anderer zu Opfern bereit war. Nehemia verließ den Königspalast, der Herr Jesus den Himmel. Nehemia war bereit, an einem Schutthaufen zu arbeiten. Der Herr Jesus war bereit, in die Tiefe unserer Not und unseres „Schuldhaufens“ herabzukommen.

Als Leiter musst du Opfer bringen. Bist du dazu bereit?

Zusammenfassung am Schluss:

Wir haben Nehemia kennen gelernt als einen geistlichen Leiter und Diener seines Volkes. Er pflegte beständig Umgang mit Gott im Gebet. Aus dieser Gottesbeziehung heraus ergreift er Initiative. Mit viel Geschick plant und organisiert er, um seine Ziele zu erreichen. Er motiviert andere zur Mitarbeit und ermutigt das Volk mit dem Hinweis auf die Größe und Macht Gottes. Schwierigkeiten geht er nicht aus dem Weg, sondern packt die Probleme mit großer Glaubenszuversicht offensiv an. Dabei scheut er sich nicht, ganz offen und konkret auch Missstände im eigenen Volk anzusprechen. Er ist seinem Volk in vieler Hinsicht ein Vorbild und packt selbst kräftig mit an. In seiner Leiterschaft erweist er sich als ein echter Diener, der zu großen persönlichen Opfern bereit ist.

Wir tun gut daran, uns an Nehemia ein Beispiel zu nehmen. Dann werden wir mutige, geistliche Leiter sein, die das Volk Gottes voran bringen.