Frust und Lust im Rampenlicht

Musik machen in der Gemeinde oder bei Jugendgottesdiensten kann auch die Suche nach der persönlichen Anerkennung als Musiker mit sich bringen. Dieser Artikel bringt Verständnis auf und gibt Hilfen für den Umgang
Frust und Lust im Rampenlicht

Es gibt viele Möglichkeiten, in einer Gemeinde mitzuarbeiten. Manche davon finden ganz im Hintergrund statt – für viele deshalb die ideale Möglichkeit, sich einzubringen, ohne groß im Rampenlicht zu stehen und vor Menschen etwas sagen zu müssen. Andere Dienste finden immer in der Öffentlichkeit statt: Kinder- und Jugendarbeit beispielsweise, oder die aktive Gottesdienstgestaltung: Predigt, Moderation und eben die Musik. Weil die aber so sehr eine Frage des Geschmacks ist, wird in der Gemeinde oft kontrovers darüber diskutiert und dabei bekommt die Musik manchmal eine sehr wichtige Rolle, die ihr gar nicht zusteht. Musik zu machen ist nur ein Dienst unter vielen anderen.

Ein schöner Dienst!

Zugegeben: Musik zu machen, ist etwas Tolles! Ich kann mir mein Leben ohne Musik nicht vorstellen und empfinde es als ein großes Privileg, Gott damit dienen zu können. Ich darf mich an einer Stelle einbringen, die mir unheimlich viel Spaß macht. Daran kann ich mich freuen. Dadurch, dass Musik uns Menschen viel tiefer berühren kann als Worte und immer auch auf der emotionalen Ebene wirkt, hat sie schon eine besondere Rolle – und vielleicht macht sie deshalb auch so viel Spaß.

In der Regel wird Musik in der Gemeinde im Team gemacht. Die gemeinsamen Proben bieten dir eine Gelegenheit, sich zu treffen, zu reden, Spaß zu haben und gemeinsam kreativ zu sein – das ist für viele musikalische Menschen etwas besonders Wertvolles! Dadurch, dass Musik uns Menschen viel tiefer berühren kann als Worte und immer auch auf der emotionalen Ebene wirkt, hat sie schon eine besondere Rolle

Innerhalb der Gemeinde macht man Musik in einem geschützten Rahmen: Sich als Musiker in der Gemeinde einzubringen ist etwas anderes, als im säkularen Bereich Musik zu machen. Es kommt nicht in erster Linie auf die Professionalität an, mit der man Musik macht. Natürlich soll die Musik gut sein, aber Musikteams in der Gemeinde geben oft auch die Möglichkeit, sich an seinem Instrument zu entwickeln, besser zu werden, ohne dabei den Anspruch zu erheben, richtig gut und professionell zu sein. Auch wenn es andere gibt, die vielleicht besser sind, ist innerhalb der Gemeinde oder einer christlichen Arbeit doch das vorrangige Ziel die persönliche Einstellung vor dem Anspruch auf Perfektion. Das empfinde ich immer wieder als sehr entlastend – auch wenn ich natürlich den Wunsch habe, Musik zu machen, die sich gut anhört.

Ein gefährlicher Dienst!

Doch bei allem Schönen erlebe ich beim Musikmachen auch eine gefährliche Seite: Ein Dienst in der Öffentlichkeit wird in der Regel anders wahrgenommen als ein Dienst im Hintergrund. Wer Demut lernen will, so habe ich mal als Tipp gehört, soll sich einen Dienst suchen und ihn mit aller Hingabe so tun, dass niemand merkt, dass man ihn tut. Also wirklich im Hintergrund arbeiten. Das finde ich das Gefährliche daran. Ich stelle fest, dass ich mich leicht davon abhängig machen kann, solche positiven Rückmeldungen zu bekommen. Das funktioniert bei manchen Diensten in der Gemeinde nicht: beim Predigen, Moderieren, Musik machen… Da, wo man vor einer Öffentlichkeit etwas tut, fällt man auf. Und oft bekommt man bei diesen Diensten auch eher eine Rückmeldung, ein Lob für das, was man tut. Das finde ich das Gefährliche daran. Ich stelle fest, dass ich mich leicht davon abhängig machen kann, solche positiven Rückmeldungen zu bekommen. Während ich auf der Bühne stehe und für Gott singe, achte ich manchmal innerlich nur darauf, ob es gut klingt, damit mir später jemand sagt, dass es gut war. Oft ist mir das Lob der anderen wichtiger als das Wissen, dass Gott sich über mich freut. Und dabei tut er das ja ganz besonders, wenn mir seine Meinung wichtiger ist als alles andere. Wenn ich ihm gefallen will und nicht in erster Linie den Gottesdienstbesuchern. Das ist immer wieder ein Spagat:

Die Musik im Gottesdienst soll den Menschen, die mitsingen, gefallen und sie in der Anbetung unterstützen. Aber das ist eben nicht alles: Gott soll die Musik gefallen – und ihm gefällt besonders die Herzenseinstellung.

Ein demütiger Dienst

Was kann ich aber dafür tun, dass ich mit der richtigen, einer demütigen Herzenseinstellung Musik mache und mich nicht zu sehr vom Lob der Menschen abhängig mache?
  • Ich erinnere mich daran, wie sehr ich es als Geschenk Gottes empfinde, in diesem Bereich mitarbeiten zu dürfen. Das macht mich dankbar.
  • Ich erinnere mich daran, dass es viele andere gibt, die besser singen oder ein Instrument spielen können als ich, und dass Gott mich trotzdem gebrauchen will. Das macht mich demütig.
  • Ich erinnere mich daran, dass ich mit Jesus über alles sprechen kann, auch über mein Bedürfnis nach Anerkennung. Und darüber rede ich zu Beginn oder am Ende des Gottesdienstes mit ihm und bitte ihn, mich davon frei zu machen, jetzt nach Lob von Menschen suchen zu wollen. Das gelingt mal mehr und mal weniger gut. Aber manchmal schenkt er mir dann auch ein Lob in Momenten, in denen ich überhaupt nicht damit gerechnet habe.
  • Ich erinnere mich daran, dass ich die Musik nicht in erster Linie für die Menschen mache, die im Gottesdienstsaal sitzen. Manchmal stelle ich mir vor, dass Jesus an der Wand des Saals lehnt und mich ansieht und mir zuhört. Ich sehe, dass er lächelt und sich an den liebevollen Worten freut, die ich ihm zusinge. Und dass er mir ein Zeichen gibt, das bedeutet: ‚Ich liebe dich. Ich bin froh, dass ich dir diese Begabung mitgegeben habe und ich freue mich daran, dass du sie so einsetzt. Ich freue mich an diesem Lied, das du gerade singst.‘ Bei solchen Gedanken wird mein Herz voll Freude und ich weiß, für wen ich wirklich singe. Und in meiner Vorstellung zu sehen, wie er sich darüber freut, ist mir Lob genug in diesem Moment.
  • Ich erinnere mich daran, wer mich geschaffen hat und sich mit mir an schönen Dingen freut: Gott, mein Vater. Und wenn ich Lob von Menschen bekomme für etwas, das ich gut gemacht habe, dann freut er sich mit mir über dieses Lob. Als sich der Chor, den ich einige Jahre geleitet habe, auflöste, gab es nach dem Abschiedskonzert jede Menge Applaus – auch für mich als Chorleiterin. Ich habe das sehr genossen – wer würde das nicht?  Freu dich daran! Das darfst du, denn Gott tut es auch Aber das Schönste daran wird für mich immer bleiben, dass ich mir in dem Moment absolut bewusst war, dass Jesus sich gerade so richtig für mich freut. Weil er mir gern gute Dinge gibt, weil er mich gern glücklich sieht und weil er selbst gern belohnt. Weil ich mir darüber bewusst war, konnte ich mich am Lob von anderen von Herzen freuen ohne Angst zu haben, dabei eine falsche Einstellung zu haben. Dieses Erlebnis ist mir so sehr in Erinnerung, weil das eine neue Erfahrung für mich war und dieser Gedanke – Jesus freut sich mit mir über Lob – ein ganz neuer Gedanke für mich war.

Wenn du in deiner Gemeinde Musik machst, dann möchte ich dich ermutigen: Freu dich daran! Das darfst du, denn Gott tut es auch. Aber sei dir der Gefahr bewusst, die ein solcher Dienst in der Öffentlichkeit birgt und rede mit Gott darüber, wo dir das Schwierigkeiten macht. Und ich hoffe, dass meine Gedanken dir helfen können, mit dieser Versuchung, sich vom Lob der Menschen abhängig zu machen, fertig zu werden. Dass du mit Freude für Gott Musik machst, statt mit einem schlechten Gewissen, weil du zu viel über die Menschen nachdenkst, die vor dir sitzen.

„Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele! Ich will den Herrn loben mein Leben lang, für meinen Gott singen und musizieren, solange ich bin.“ Psalm 146, 1+2

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