Freundschaftsevangelisation

Freundschaftsevangelisation – Nichts für dich? Warum dieses Thema jeden angeht, erfahren wir in diesem Artikel.
Freundschaftsevangelisation

Vielleicht hast du schon einmal diese (natürlich erfundene!) Geschichte gehört: Der Herr Jesus kommt nach seiner Himmelfahrt zurück in den  Himmel. Die Engel heißen ihn voller Begeisterung willkommen und reden über seine Erfahrungen auf der Erde. Sie fragen ihn, wie das Evangelium nun weiter ausgebreitet werden soll. Er erklärt ihnen: „Ich habe 11 Männern den Auftrag gegeben, das Evangelium in die ganze Welt zu tragen.“ Etwas ungläubig schauen ihn die Engel an und fragen ihn dann: „Und wenn diese Männer versagen? Was machst du dann? Was ist dein Plan B?“ Seine Antwort: „Es gibt keinen Plan B!“

Das ist der Grund, warum wir Christen dran sind. Evangelisation ist unser Ding, unser Auftrag. Und dieser Auftrag geht uns alle an. Höre ich da einen Einwand? Höre ich da, wie du sagst, du hättest gar nicht die Gabe der Evangelisation? Das kann ganz gut möglich sein, aber damit bist du noch nicht raus aus der Sache. Eine Art der Evangelisation ist tatsächlich die Verkündigung des Wortes Gottes und vielleicht ist das wirklich
nicht deine Gabe. Die andere Art der Evangelisation könnte man die Evangelisation ohne Worte oder das gelebte Zeugnis nennen. Und genau hier bist du gefragt. Diese Art der Weitergabe des Evangeliums hat einmal jemand so beschrieben: „Verkündige allezeit das Evangelium und wenn es sein muss, benutz dafür Worte.“

Ich denke, das hat der Herr Jesus u.a. gemeint, als er seinen Jüngern vor seiner Himmelfahrt folgendes mit auf den Weg gab: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ (Apostelgeschichte 1,8)
Wenn du diesen Vers liest, dann merkst du, dass die Jünger nicht aufgefordert wurden, Zeugen zu sein. Jesus stellte fest, dass sie seine Zeugen sein würden. Und wie sie das waren! Nachdem der Heilige Geist in ihrem Leben war, ging es richtig los. Nichts und niemand konnte sie stoppen. Es gab
gleich Ärger mit den religiösen Behörden, aber das war ihnen egal.

„Denn es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.“ (Apostelgeschichte 4,20) Sie waren wirklich Zeugen und gute noch dazu. Das ist auch deine Wahl: Du kannst ein guter oder ein schlechter Zeuge sein. Ein Zeuge bist du so oder so.

Jetzt schauen wir uns mal an, wie wir gute Zeugen sein können.

Der Herr Jesus als Vorbild

Der Herr Jesus ist dabei unser Vorbild. In Matthäus 11,19 wird er „ein Freund der Zöllner und Sünder“ genannt. Deshalb wagen wir es, von Freundschaftsevangelisation zu sprechen, obwohl das nicht ganz ungefährlich ist.

Hingabe an Gott als Voraussetzung

Es gibt junge Christen, die nehmen diesen Vers als Vorwand, um mit ihren nicht gläubigen Freunden abzuhängen und bei allem mitzumachen, was diese machen. Das vermittelt uns der Herr Jesus aber ganz sicher nicht durch sein Beispiel. Für ihn gilt, wie es einmal jemand ausgedrückt hat: „Der Herr Jesus hat sich mit den Sündern identifiziert, ohne sich an ihrer Sünde zu infizieren.“ Es gibt diesen Weg, aber es gibt ihn nur dort, wo wir in enger Gemeinschaft mit Jesus leben. Schließlich sind wir als Gläubige nur in der Welt, aber nicht von der Welt (vgl. Johannes 17,14). Und der Herr Jesus bittet den Vater für seine Jünger: „Mach sie durch die Wahrheit zu Menschen, die dir geweiht sind. Dein Wort ist die Wahrheit.“
(Johannes 17,17 nach NGÜ)

Aus diesem Vers lernen wir, dass für uns die Hingabe zu Gott die wichtigste Voraussetzung ist, ein wirkungsvoller Zeuge für Jesus zu sein. Wenn sein Wort keinen Raum in unserem Leben hat und Gott nicht Zugang zu allen Bereichen unseres Herzens hat, ist die Gemeinschaft mit unbekehrten Menschen ein Spiel mit dem Feuer. Der Herr Jesus ist uns hier ein leuchtendes Beispiel. Seine Gemeinschaft mit dem Vater war allezeit denkbar eng. Das haben die Leute gespürt und das hat sie angezogen, die Kranken und die Beladenen, die Ausgestoßenen und die unter ihrer Schuld Leidenden.

Warum kamen diese Leute zu Jesus? Fritz Rienecker gibt diese Antwort: „Bei ihm fanden sie, was sie sonst noch nie gefunden hatten, eine herzliche Liebe und echte Heiligkeit, frei von jeder pharisäischen Scheinheiligkeit“.

Nähe und Liebe zu unseren Freunden

Und das ist auch unsere Chance. Wir können unseren Freunden, die ohne Gott leben, auch begegnen und ihnen nahe kommen, wenn unser Leben geprägt ist von Jesu Liebe und von echter Heiligkeit. Das wird unsere Freunde auch anziehen, denn jeder hat eine tiefe Sehnsucht nach wirklicher Liebe und Annahme. Sie werden uns (vielleicht heimlich!) dafür bewundern, wenn wir nicht bei allem Unsinn mitmachen. Feste Überzeugungen, wie wir sie haben sollten, sind selten und ziehen die Aufmerksamkeit der Leute auf uns.

Unser Leben muss anders sein

Dazu muss unser Leben aber wirklich anders sein. Paulus erklärt es den Philippern einmal so: „Verbannt alle Unzufriedenheit und alle Streit-
sucht aus eurer Mitte, denn ihr sollt ein tadelloses Leben führen, das in keiner Weise vom Bösen beeinflusst ist. Wenn ihr als Kinder Gottes mitten in dieser verdorbenen und heillosen Welt vorbildlich lebt, werdet ihr unter euren Mitmenschen wie Sterne am Nachthimmel leuchten.“ (Philipper 2,14-15, NGÜ)

So wie damals die Sterne den Menschen auf Reisen Orientierung gaben, können wir auch unseren Freunden Orientierung sein für ihr Leben. Denn diese Welt ist damals wie heute „verdorben und heillos“ und braucht dringend das Licht des Evangeliums. Der Herr Jesus will durch dich und mich den Menschen Orientierung geben. Dazu müssen wir ihnen nahe kommen, sonst funktioniert das nicht. Und
ohne Jesus nahe zu sein mitten in dieser kaputten Welt funktioniert es erst recht nicht. Unzufriedenheit und Streitsucht darf unser Leben dabei nicht kennzeichnen. Welchen Gott würden wir denn sonst repräsentieren?

Jemand hat sich einmal die Mühe gemacht, in allen vier Evangelien zu zählen, wie viele Begegnungen Jesus mit Menschen hatte. Nach dieser Zählung hatte er über 120 Begegnungen mit Menschen im ganz alltäglichen Leben in einer ganz alltäglichen Umgebung. Jesus ging hin zu den Menschen, um sie dort abzuholen, wo sie waren.

Eines Abends ging unser Sohn zu einem Badmintonspiel. Ich war überrascht und fragte ihn: „Seit wann interessiert dich Badminton?“ Seine Antwort fand ich richtig gut. Er meinte trocken: „Ich interessiere mich gar nicht für Badminton, aber ich interessiere mich für meinen (nicht gläubigen) Freund und der spielt das.“ Er ging hin zu seinem Freund, holte ihn auf seiner Ebene ab und zeigte so sein Interesse an ihm. Dadurch vermittelte er seinem Freund, dass Gott sich für ihn interessiert.

Jungen Leuten das Evangelium nahe zu bringen ist übrigens besonders effektiv. Die meisten Menschen bekehren sich nämlich im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Und da sind natürlich vor allem Gleichaltrige gefragt, dieser Altersgruppe zu begegnen. Willst du dich von Gott gebrauchen lassen, andere Menschen zu Jesus zu führen? Du kannst damit für diese Leute einen Unterschied für die Ewigkeit machen! Bist du bereit dazu? Gerade an unserer Bereitschaft fehlt es aber oft. Dabei ist es so großartig, Gottes „Handlanger“ zu sein in der Errettung von Menschen. In den letzten Jahren haben wir es wiederholt in unserer Gemeinde erlebt, dass Jugendliche ihre Freunde für den Herrn Jesus gewonnen haben. Da ist die Freude groß!

Hoffnung verbreiten

Hören wir, wie Petrus uns dazu Mut macht in 1.Petrus 3,15-16a:
„Haltet den Herrn, den Christus, in euren Herzen heilig. Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung jedem gegenüber, der Rechenschaft von euch über die Hoffnung in euch fordert, aber mit Sanftmut und Ehrerbietung; …“

Petrus spricht von dieser ständigen Bereitschaft, Stellung zu beziehen. Das hat etwas mit Hingabe zu tun. Das bedeutet, sich Gott zur Verfügung zu stellen, wo immer er Möglichkeiten schenkt. Und von der Heiligung als Voraussetzung ist hier auch wieder die Rede.

Diese Hoffnung in uns muss man uns natürlich abspüren können. Verbreitest du eigentlich Hoffnung in deinem Freundeskreis? Oder bist du eher bekannt als Miesepeter? Hoffnung in unserem Leben macht den Unterschied. Das zieht Menschen an! Was noch wichtig ist: es soll in Sanftmut und Ehrerbietung passieren. Von oben herab zu reden kommt nicht gut an, das stößt einfach nur ab. Wir wollen aber Leute neugierig machen und sogar ein bisschen eifersüchtig auf unsere Hoffnung, die wir in Jesus haben.

Evangelisation hat mal jemand so definiert: Evangelisation ist, einen Menschen, der Gott nicht kennt dahin zu führen, dass er eine Liebesbeziehung zu Gott hat. Diese Definition gefällt mir deswegen so gut, weil sie auf das Wesentliche abzielt. Gott zu lieben ist unsere eigentliche Bestimmung. Gott zu lieben ist auch der wesentliche Inhalt unseres Glaubens (vgl. Matthäus 22,36-40). Durch Freundschaftsevangelisation vermitteln wir unseren Freunden auf anschauliche Weise, dass sie von Gott geliebt sind. Das ist eine großartige Sache und bereichert unser Leben ungemein. Damit wir dabei nicht in das „System Welt“ mit hinein gezogen werden, müssen wir auf eine enge Beziehung zu unserem Herrn achten. Wir dürfen auch nicht vergessen, mit einem Beinfest in der Gemeinschaft der Gläubigen zu stehen. Dann wird unser Leben eine Einladung für unsere Umgebung sein, sich auf eine Liebesbeziehung mit Gott einzulassen.