Ewige Schönheit?

Schönheitsideale
Ewige Schönheit?

Schönheit fällt ins Auge. Schönheit fasziniert. Ist betörend. Blendend. Seit Beginn der Menschheitsgeschichte fühlen sich Menschen von Schönheit angezogen. Selbst die frühesten Spuren menschlicher Kultur tragen den Aufdruck unseres Sinns für Ästhetik. Zu Berühmtheit gelangten schon in der Antike Frauen von faszinierender Attraktivität. Sie umgibt bis in die Gegenwart die Aura unvergleichlicher Schönheit. Betrachtet man jedoch die Schönheitsikone verschiedener Epochen, stößt man mitunter auf eklatante Gegensätze.

Antikes Ägypten

Neben Kleopatra, der letzten Pharaonin, galt auch Nofrete, die Frau des Pharaos, als überdurchschnittlich schön. Zu ihrer Zeit wurde ein schlanker Körperbau mit schmalen Schultern, einer hohen Taille und symmetrischen Gesichtszügen idealisiert. Besondere Aufmerksamkeit viel aber auch auf die Augen, die mit üppigen Kajalstrichen und Lidschatten bis zu den Schläfen betont wurden.

Griechische Klassik

In der hellenistischen Hochphase hingegen galten füllige Frauen und helle Haut als besonders schön. Aus dieser Zeit stammt Venus, die Göttin der Schönheit und der Liebe. In allen Epochen der Kunst und Literatur wurde sie als der Inbegriff weiblicher Schönheit gefeiert und in immer neuen Facetten dargestellt.

Renaissance

Die Renaissance entdeckte diese Ideale neu: Gemälde von Botticelli, da Vinci, Giorgione und ihren Zeitgenossen stellen ausgeprägte Kurven und einen erhöhten Körperfettanteil besonders im Bereich der Taille als Vorbild weiblicher Körperlichkeit dar.

19. Jahrhundert

Die Idealisierung fülliger Körperformen reichte noch bis ins späte 19. Jahrhundert. Korsagen wurden getragen, um trotz der bevorzugten Fülle in Oberweite und Hüfte eine schmale Taille zu schnüren.

1920er

Erst die 1920er Jahre führten einen radikalen Wandel der Schönheitsideale des westlichen Kulturraums herbei. Weniger Oberweite, eine natürlich schmale Taille, kurze Bobhaarschnitte und ein insgesamt jungenhafterer Körperbau wurden zum neuen Vorbild.

1930er bis 1950er

Im „Age of Hollywood“ kennzeichnete Schönheitsikone wie Marilyn Monroe wieder die „Sanduhr“-Silhouette – ein betont weiblicher und kurviger Körperbau.

1990er

Der Heroin Chic der 90er Jahre prägte ein gegensätzliches, radikaleres Schönheitsideal. Extrem dünne Körper, die weiblicher Züge größtenteils entbehrten galten als attraktiv. Durchscheinende Haut, tiefe Augenringe und andere Zeichen körperlicher Verwahrlosung gehörten zum Look dieser Zeit.

Heute

Innerhalb der letzten 15 Jahre nahmen die Ideale erneut eine andere Gestalt an. Als derzeitiges Vorbild qualifiziert ein flacher, straffer Bauch, schlanke Oberschenkel und insgesamt eine gesunde und athletisch trainierte Schlankheit, sowie eine große Oberweite und weite Hüften.

Kleopatra, Venus und Marilyn Monroe galten alle in ihrer Zeit als Inbild weiblicher Schönheit, doch viel mehr als das war ihnen nicht gemeinsam. Während die Frage nach Schönheit zu allen Zeiten und in allen Kulturen von Bedeutung war und ist, sind die Maßstäbe, mit denen sie bemessen wird weder absolut noch zeitbeständig.

Schönheitsideale sind kulturelle und gesellschaftliche Konstrukte

Wie alle anderen Elemente einer Kultur unterliegen Schönheitsideale verschiedensten Einflussfaktoren und sind ständigen Veränderungen unterworfen. Die Umweltbedingungen unserer Gesellschaft beeinflussen erheblich, was wir als schön empfinden. Sozioökonomischen Gegebenheiten, sowie das Level an Sicherheit und Frieden bedingen beispielsweise, ob Übergewicht als Indikator für Wohlstand und attraktiv wahrgenommen wird oder nicht.

Obwohl und gerade weil der permanente Einfluss der Medien den Eindruck vermittelt, dass die Schönheitsideale des Tages universell und absolut sind, ist es wichtig, diesem Druck das Wissen entgegenzusetzen,
… dass Schönheit sich nicht in die Form der aktuellen Ideale pressen lässt.
… dass Schönheit bleibt, aber Schönheitsideale flüchtig sind.
… dass Gottes Maßstab für wahre Schönheit bleibt, wenn unsere Ideale längst einem neuen Standard gewichen sind.