Entdecke die Möglichkeiten

Die Bibel ist die Gebrauchsanweisung für gelingendes Leben und Lehren. Einige aufgefundene Prinzipien sollen Mut machen zum Weiterforschen.

Wieder mal stecke ich in den Vorbereitungen zu meiner Gruppenstunde. Die Zeit scheint mir davonzulaufen. Rasch alle Sachen zusammengepackt, ein Blitz-Gebet zum Himmel. „Herr, hilf, dass ich rüberbringe, was du sagen möchtest.“ Atemlos komme ich an, die ersten warten schon. Ein kurzer Blick, flüchtig die Hand geschüttelt und dann nichts wie los.

Die Stunde ist vorüber. Ich werde das dumpfe Gefühl nicht los: Irgendetwas lief heute schief. Was wäre denn besser gewesen in den Situationen, in denen ich mir so hilflos vorkam?

Weshalb kann ich nicht einfach die Bibel aufschlagen und nachschauen, was für meinen Kreis, für meine Situation das Richtige ist?

Auch wenn die Bibel zu vielen Fragen keine konkrete Antwort gibt, so lassen sich doch viele Prinzipien finden, an die wir uns anlehnen können. Es lohnt sich, sie zu entdecken. Einige biblische Prinzipien führe ich nachfolgend auf. Es gibt aber mehr. Also Augen auf beim Bibellesen und immer einen Stift und ein Blatt Papier zur Hand!

Grüße die Freunde, jeden mit Namen!3. Johannes 1,15b

Wie hieß noch der kleine blonde Junge mit dem traurigen Gesicht? Ach – „Namen sind Schall und Rauch“, steht schon beim alten Goethe.

Die Bibel sieht das ganz anders. Namen sagen dort etwas über die Person aus, haben meist eine Bedeutung. Gott hat sein Volk im Alten Testament mit Namen gerufen und dadurch seine besondere Beziehung zu ihm zum Ausdruck gebracht (Jesaja 43,1). Auch bei Moses war es so (2. Mose 33,12).Im Neuen Testament lesen wir vom Apostel Paulus. Er kam viel herum, kannte viele Menschen. Auch ihm waren Namen wichtig. Seine Briefe enthalten ganze Listen mit Namen von Personen, an die er Grüße weitergibt.  Menschen, die mir wichtig sind, kenne ich mit Namen.  

Menschen, die mir wichtig sind, kenne ich mit Namen. Und es ist doch keine große Sache, die Namen unserer Gruppenteilnehmer (Teilnehmer steht jeweils repräsentativ für beide Geschlechter) mal kurz aufzuschreiben. Wir werden schnell merken, es tut unseren Teilnehmern gut, wenn wir sie mit Namen ansprechen. Das verbindet. Plötzlich erscheint mir der Einzelne vertraut, ich erinnere mich an seine Schwächen und Stärken. Das nächste Mal kann ich vielleicht in besonderer Art und Weise mit ihm umgehen, für ihn beten. Namen sind eben doch mehr als Schall und Rauch.

Den Juden bin ich wie ein Jude geworden,  damit ich die Juden gewinne 1. Korinther 9,20

Paulus berichtet, dass er verschieden auf die Volksgruppen seiner Zeit zugegangen ist. Juden und Griechen begegnete er so, wie sie es in ihrem Umfeld gewohnt waren. Weshalb können wir den Kindern nicht mal Kind sein und für sie „den Clown“ spielen, sie mal zum Lachen bringen? Wieso nicht zu ihnen auf den Boden oder auf einen kleinen Stuhl sitzen?

Überhaupt: Ein großer Teil der Wahrnehmung läuft bei den Kindern über Körperkontakt. Jesus hat die Kinder in seine Arme genommen, sie herzlich gedrückt (Markus 10,16). Hier heißt es allerdings vorsichtig und weise sein, besonders bei gegengeschlechtlichen Personen. Der Kindesmissbrauch ist eine große Gefahr. Das sollte uns jedoch nicht davon abhalten, mal einem Kind väterlich auf die Schulter zu klopfen oder es an der Hand zu nehmen. Es ist gut, wenn die Initiative hier von den Kindern ausgeht und wir es auch so belassen. Dann kann ich auch mal bei einer spielerischen Rangelei mitmachen…. Das bedeutet nicht, dass ich mich in meinem Alltag so benehmen oder mir gar ein „Piercing“ anbringen lassen muss!

Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der Herr. Sprüche 20,12

Um auf jeden in der richtigen Weise eingehen zu können, müssen wir ihn/sie erst mal kennen lernen. Für jeden Missionar der äußeren Mission ist das eine Selbstverständlichkeit. Doch auch in heimischen Gefilden ist das eine hilfreiche Sache.

Wo mit beschäftigen sich unsere Teilnehmer? Wo und wie wohnen sie? Was sind ihre Bedürfnisse und Nöte? Woran freuen sie sich? Welchen Frust haben sie? Das sind wichtige Aspekte der Beziehung. Wenn wir ihnen keinen großen Stellenwert geben, dann lernen wir die Einzelnen nur „schmalspurmäßig“ kennen.

Jesus kannte seine Gesprächspartner durch und durch. Er hatte den Blick Gottes. Es ist deshalb wichtig für uns, Gott um einen klaren Blick für sie zu bitten. Niemand kennt die Menschen besser als er. Wenn wir dann mehr von unseren „Pappenheimern“ wissen, fällt es uns leichter, auch ihre nervigen Seiten zu ertragen. Manches Verhalten wird nachvollziehbar. Wir entdecken dahinter eine schwierige Familiensituation, die Angst vor einer verhauenen Arbeit oder den Blödsinn, den einer angestellt hat. Bitte Gott daher um einen klaren Durchblick für deine Teilnehmer!

Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. „Matthäus

Wir sind schnell versucht, falsches Verhalten sehr vehement in die Schranken zu weisen. Schnell wird dabei jemand bloßgestellt. Jesus tut das nicht! Er wirft den Sündern ihre Schuld nicht vor. Er nimmt den Sünder an. Dennoch verschweigt er Schuld nicht (Johannes 4,18).

Jesus möchte, dass Menschen versöhnt leben – mit Gott und anderen. Zum Umgang mit schwierigen Mitchristen gibt die Bibel einen wichtigen Rat: Kläre eine Sache zunächst unter vier Augen. Wenn das nicht wirkt, sollen Helfer dazukommen (Matthäus 18,16). Und erst wenn auch das nichts bringt, soll die Sache öffentlich gemacht werden (Matthäus 18,17).

Fällt dir gerade einer deiner schwierigen Teilnehmer ein? Nimm ihn doch bei der nächsten Schwierigkeit zur Seite. Verlass mit ihm den Raum und sprich über die Situation. Am schönsten ist’s, wenn die Dinge dadurch in Ordnung kommen.

Was willst du, dass ich für dich tun soll? Lukas 18,41

Von Jesus lernen wir auch, dass er Fragen verwendet, anstatt zu kritisieren (Matthäus 6,28; Lukas 22,46). Mit ihnen kritisiert er falsches Verhalten (Johannes 7,19) oder will wissen, was die Menschen von ihm erwarten. „Was ist denn los mit dir?“, „Warum tust du das?“, „Was kann ich für dich tun, damit du wieder mitmachen kannst?“, sind geschickte Fragen, um im Kontakt zu bleiben. Und wenn man gemeinsam die Kurve gekriegt hat, kommt Freude auf. Spontane Kritik hingegen zerstört meist die Beziehung und verwischt die Spur zum eigentlichen Problem der Teilnehmer.

…Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn. Lukas 19,9

Lob und Tadel am besten nicht an der Person festmachen. Personenbezogene Kritik kann sehr schmerzhaft sein, wie ein Stich ins Herz. Für manche(n) ist jedoch auch Lob unangenehm. Man verbindet damit eine hinterlistige Schmeichelei oder fürchtet schon den Moment, wenn es vorbei ist. Deshalb ist es sinnvoller, den Rahmen zu bewerten:

„Die Stunde verlief jetzt aber ruhig – prima!“ statt:  „Schön, dass du die Kurve noch gekriegt hast!“.

„Mir ist es hier zu laut – geht es auch leiser?“ statt: „Müsst ihr immer so laut sein?“.

„Das ist aber ein toller Drachen geworden!“ statt: „Das hast du jetzt aber gut gemacht!“

Der Fantasie sind in diesem Bereich keine Grenzen gesetzt. Hier heißt es üben, wer ein Meister werden will! Und nicht aufgeben, wenn mal was schief gelaufen ist. Wenn man gemeinsam die Kurve gekriegt hat kommt Freude auf.

Da sprach der Herr: Wie könnte ich Abraham verschweigen, was ich tun will? 1. Mose 18,17

In der Bibel werden Gläubige als Freunde Gottes angesehen. Das beginnt schon bei Abraham (1. Mose 49,1). Freunde informieren einander über ihre wesentlichen Handlungen. So ist es auch bei Gott. Will er uns Angst einjagen? Im Gegenteil, er möchte, dass wir ihn verstehen. Wir sollen sein Handeln wahrnehmen, vielleicht sogar nachvollziehen können. Mit dieser Gewissheit und seinen Informationen können wir uns getrost jeder Herausforderung stellen.

Genauso können wir unseren Teilnehmern doch ein Programm geben. Wir können die Abläufe unserer Stunden durchsichtig machen. Dann weiß jeder Bescheid. Und ganz nebenbei hat mancher Leiter Vorfreude auf manche Aktivitäten miterleben dürfen.

Wen sucht ihr? Johannes 18,4

„Ja, aber hallo“, da taucht doch mitten in unserer Stunde jemand auf und zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Einfach weitermachen und nichts anmerken lassen? Die eigene Lautstärke erhöhen? Hier gibt es sicher viele Möglichkeiten. Wir tun auf alle Fälle gut daran, Störungen nicht zu ignorieren, die Störer besser direkt ansprechen. Auch auf Störungen in den eigenen Reihen direkt eingehen: „Was tust du?“, hilft hier meist schon weiter.

 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem! Römer 12,21

Häufig betonen wir nur, was unser Gegenüber nicht tun soll. Gerade Kindern und neuen Teilnehmern fehlt aber oft der Überblick für die Gesamtsituation. Sie brauchen klare Anweisungen, um in der entsprechenden Situation die bessere Handlungsweise zu erkennen.

Jesus lässt die vielen Regeln und Verbote des alttestamentlichen Gesetzes in kurze Handlungsweisen zusammenfassen. (Lukas 10,26-28). Das vereinfacht die Sache ungemein. So formuliert er z.B. bei Matthäus die „Goldene Regel“: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus 7,12). Wir dürfen einander ermutigen, das Richtige zu tun. Und es ist besser, ich erkläre, warum ich etwas tue, anstatt nur zu sagen, weshalb ich es unterlasse.

Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen…Matthäus 25,21

Diesen weiteren biblischen Grundsatz können wir aus dem Gleichnis von den anvertrauten Geldbeträgen (Talenten) ableiten.

Welche Aufgaben in unseren Kreisen können von Kindern und Jugendlichen selbst übernommen werden? Wo können sie mithelfen?   Denn was sie brauchen, das wollen sie nicht, und was sie wollen, das brauchen sie nicht! Am Anfang braucht es einen Vertrauensvorschuss und eine Aufgabe, eine Herausforderung. Dann kann Treue und Fleiß durch mehr Verantwortung belohnt werden. Verantwortung ohne dienende Treue zerstört (Matthäus 24,45ff). Es ließe sich mancher Ärger vermeiden, wenn dieser Grundsatz in unseren Kreisen und Gemeinden berücksichtigt würde.

„Und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Matthäus 28,20

Bei Diskussionen um zeitgemäße Vermittlung von Glaubensinhalten besteht die Gefahr, dass das Wort Gottes beschnitten wird. Aufrüttelnde Texte werden ausgespart. Alles, was nicht zur wohligen Sicherheit beiträgt, wird weggelassen. Nichts soll uns aus der Ruhe bringen.

Sind aber diese Texte nicht wichtig? Ein Zitat von Reiner Wende (Missionswerk Leukämiehilfe e.V.) trifft den Nagel auf den Kopf: „Denn was sie brauchen, das wollen sie nicht, und was sie wollen, das brauchen sie nicht!“ Am Ende wählt man sich Redner, die nur noch das sagen, was einem ins Konzept passt (2. Timotheus 4,3+4). Paulus zeigt auf, wie nützlich das gesamte Wort Gottes ist (2. Timotheus 3,16+17). Es muss gesagt werden, auch wenn es den Menschen nicht passt, wenn nötig unter Drohen (2. Timotheus 4,2). Das mag mir oft gar nicht schmecken.

„Bete ohne Unterlass“ 1. Thessalonicher 5,17

Schnell verzetteln wir uns im Alltag mit nebensächlichen Dingen und stehen dann 3-2-1… mit leeren Händen da. Wir sollten sie vorher hinhalten, die Hände zum Gebet. Auch wenn es selbstverständlich scheint: Zu einer guten Vorbereitung gehört das Gebet. Gerade weil wir um die Begrenztheit unserer Fähigkeiten und Mittel wissen.

Selbst Jesus hielt durch regelmäßiges Gebet den Kontakt zu seinem Vater im Himmel. Das ging nicht von selbst und war ihm sehr wichtig. „Nach seiner Gewohnheit“ ging er schon früh am Morgen hinaus, um mit dem Vater im Himmel zu reden (Lukas 22,39).

Weshalb bilden wir uns ein, wir würden mit einer Spar-Ration auskommen? Das anhaltende Gebet gehört zur „geistlichen Waffenrüstung“ des Gläubigen (Epheser 6,18). Wichtige Dinge auf dieser Welt geschehen eben nicht durch Militär oder menschliche Kraft, sondern durch den Geist Gottes (Sacharja 4,6b). Es lohnt sich zu beten, für unsere Teilnehmer und für alle Menschen.

Gottes Segen zum Anwenden und Finden weiterer biblischer Prinzipien!