Eins plus eins macht vier

Was passiert, wenn Jüngerschaft nicht bloß ein Thema in der Jugendstunde ist.
Eins plus eins macht vier

Wie sehr haben meine Freundinnen und ich uns als Jugendliche danach gesehnt: Wir wünschten uns eine etwas ältere Frau, zu der wir immer kommen könnten. Eine Person, der wir vertrauen und die uns hilft, Antworten zu finden auf Fragen, die das Erwachsenwerden an uns stellt. Und vor allem bei den Dingen, die das Leben als Christ betrifft. Wir stellten uns vor, in ihrer Küche zu sitzen, eine Tasse Cappuccino in der Hand. Während sie das Abendessen für ihre Familie kocht, würden wir reden. Wir haben eine solche Person nicht gefunden. Weil wir wussten, wonach wir uns als Teens gesehnt hatten, haben meine Freundin und ich uns entschieden, unseren Mädels dieses Angebot zu machen.

Wir hatten keine Ahnung, wie man Jüngerschaft gestaltet. Vielleicht wussten wir nicht mal, wie man das nennt. Wir boten den Mädchen einfach unsere Freundschaft an. Teenkreis ist für mich nur die Plattform, die eine regelmäßige Begegnung mit den Jugendlichen ermöglicht, um mich im persönlichen Rahmen mit ihnen zu verabreden und private Begegnungen zu ermöglichen. Denn Teeniearbeit ist mehr als eine Gruppenstunde einmal die Woche.

Das Leben der Teenager stellt ihnen so viele Fragen. An wen können sie die richten? Wer hilft ihnen, Antworten zu finden? Eltern sind in dieser Phase häufig nicht mehr die ersten Ansprechpartner. Teenager brauchen Vorbilder, an denen sie sich orientieren. Wie gut, wenn sie Beziehungen zu älteren Christen haben.

Ganz nach Jesu Vorbild

Jesu Auftrag an uns lautet:

Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, indem ihr diese tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und sie lehrt alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.Matthäus 28,19-20
Markus 3,14

Mein Zuhause

Jüngerschaft bedeutet für mich, dass ich mein Zuhause und mein Leben für einen oder mehrere andere öffne. Ich lade gerne die Teeniemädels zu einem gemütlichen DVD-Abend bei mir ein. Gemeinsam machen wir uns einen leckeren Obstsalat. Erzählen und Gekicher erfüllt die Wohnung. Sie fühlen sich wie zu Hause, denn hier darf jeder an den Kühlschrank gehen, sich gemütlich in eine Decke kuscheln, oder die Füße auf den Tisch legen.

Dass mein Zuhause auch für sie ein schöner Ort geworden ist, zeigt sich, wenn sie beginnen auch in der Woche an der Tür zu klingeln und einfach gemeinsam Zeit verbringen wollen. Sie sollen wissen, dass sie jederzeit herzlich Willkommen sind. Das bedeutet nicht, dass ich alles stehen und liegen lasse, wenn einer meiner Teenies klingelt. Vielmehr können sie dabei sein, bei dem, was ich gerade tue und dabei hat man Zeit zu quatschen.

Eine Freundin erzählte mir von Monika, zu der sie eine intensive Beziehung aufgebaut hatte. Monika bekam von ihr einen Wohnungsschlüssel. An einem Abend hatten sie viele Leute zu Besuch. Sie hatte keine Motivation, nachts noch zu spülen. „Das mache ich morgen nach der Arbeit,“ dachte sie sich. Als sie nach Hause kam, krempelte sie die Ärmel hoch, ließ sich Spülwasser ein. – Sie wollte nach dem Geschirr greifen, doch die Küche war sauber! Monika war da, hatte den Aufwasch gemacht und war wieder gegangen. Meine Freundin hat ihr Zuhause geöffnet. Und Monika hat sich bei ihr gut aufgehoben und wie zu Hause gefühlt!

Mein Leben

Hier sehen sie, ob und wie Glaube trägt.Während die Teenies sich bei mir zu Hause fühlen, sehen sie mein Leben. Hier ist nicht der Ort, an dem fromme Reden geschwungen werden. Hier sehen sie, wie ich bin, wie ich lebe. Sie entdecken, welche Dinge mich belasten und wie ich damit umgehe. Sie sehen, wie ich mich über Dinge freuen kann, wie ich mit meiner Familie oder meinem Arbeitgeber umgehe und vieles mehr. Und sie beobachten, wie ich meinen Tag in der Beziehung zu meinem himmlischen Vater lebe. Christ sein wird praktisch. Hier sehen sie, ob und wie Glaube trägt.

Manchmal wird es mir mulmig, wenn ich daran denke, dass ich auf sie wirke so wie ich bin – ungeschönt. Ich weiß, dass ich viele Schwächen habe. Montagabend im Teenkreis kann ich die noch ganz gut verstecken. Doch wenn die Mädels Teil meines Lebens werden, dann entdecken sie auch meine Schwächen.

Mir ist es wichtig, dass sie sehen, wie mein Glaube in meinen Alltag gehört. Doch auch da bin ich am Lernen. Beispielsweise lebte ich lange Zeit mit einem christlichen Leistungsdenken. Es ist wichtig, dem Herrn zu dienen. Doch viel wichtiger ist es, in Beziehung mit dem Herrn zu sein. Sie ist das A und O. Ich kann meinen Teens nur Vorbild sein, wo ich schon gelernt habe. Es tut mir leid, dass ich in vergangenen Mentoringbeziehungen zu viel Dienst und zu wenig Beziehung zu meinem Heiland zeigen konnte. Doch mein Vater ist gnädig, so wie er mir diese Sache gezeigt hat, wird er sie auch den Mädels zeigen. Das macht mich ruhig.

Ihr Herz

Wenn meine Teenies spüren, dass mir etwas an ihnen liegt und daran, wie es ihnen geht, werden sie beginnen, mich in ihr Herz schauen zu lassen. Vielleicht fragen sie mich an der Spüle:

Woher weißt du eigentlich, dass Jesus dich liebt?

Gemeinsam die anderen sehen

Und während wir gemeinsam leben und gemeinsam beten, denken wir nicht nur an uns. Beispielsweise sprechen wir über eine Seniorin in unserer Gemeinde. Sie ist oft einsam. Wir verabreden uns, backen einen Kuchen und gehen gemeinsam für ein Stündchen zu ihr. Oder wir denken an Missionare. Da kommt die Idee, ihnen ein Päckchen zu packen, gefüllt mit vielen Kleinigkeiten.

Eins und eins macht vier

Unsere Teenies werden groß. Sie sind zu selbstständigen Erwachsenen geworden. Ein Freund fragte mich, ob mir aufgefallen sei, wer derzeit die aktivsten in der Jugend sind. Es sind überwiegend die, die als Jüngere wenigstens eine Zeit lang in einer Jüngerschaftsbeziehung gelebt haben. Das machte mein Herz froh. Eine junge Frau gab Zeugnis mit einer Präsentation und erzählte, wie wichtig ihr „himmlischer Daddy“ für sie geworden ist. Es brachte mich zum Weinen und wieder mal konnte ich von ihr lernen. Andere bringen ihre Zeit bewusst für Gott ein, indem sie ein Jahr für Gott machen, oder an einer Bibelschule sind. Ich freue mich zu sehen, wie „unsere Teens“ ihr Leben mit Gott und für ihn leben. Sie sind es nun, die ihren Glauben, für andere sichtbar weiterleben.