Die Speerspitze deiner Jugendlichen entdecken

Dieser Text ist Teil unserer Artikelserie “Der Jugendleitfaden -6 Prinzipien für geistliches Wachstum”. Wenn du wissen möchtest, was es damit auf sich …
Die Speerspitze deiner Jugendlichen entdecken

Dieser Text ist Teil unserer Artikelserie “Der Jugendleitfaden -6 Prinzipien für geistliches Wachstum”. Wenn du wissen möchtest, was es damit auf sich hat, kannst du hier unsere Einführung lesen.  Dieser Artikel gehört zu Prinzip 4: “Ich entdecke meine Berufung”.


 Jugendliche und junge Erwachsene befinden sich in einer Lebensphase, in der sie sich große Fragen stellen: Wer bin ich? Was kann ich? Wo ist mein Platz auf der Welt? Du als Jugendmitarbeiter kannst ein wichtiger Ratgeber werden, der ihnen bei den Weichenstellungen hilft.

Eine deiner wichtigsten Aufgaben als Jugendmitarbeiter besteht darin,

  • die Potenziale, die in deinen Jugendlichen schlummern, zu entdecken.
  • ihre Leidenschaft, sich für etwas einzusetzen, zu wecken.
  • sie bei der Suche nach ihren von Gott gegebenen Fähigkeiten und Aufgaben zu unterstützen, zu fördern und herauszufordern.

In die richtige Richtung gehen

Wie kann das gehen? Ein guter Anfang ist, den Jugendlichen zu helfen in der richtigen Richtung zu suchen. Der Schwerpunkt unseres Lebensdienstes ist nach Frederick Buechner der „Ort, an dem die Tätigkeit, die mir am meisten Freude bereitet, mit einer echten Not in dieser Welt zusammentrifft“. Das heißt, es gilt grob gesagt, zwei Kernfragen zu klären.

  1. Worin besteht das Potenzial dieses jungen Menschen?
  2. Welche Not, welches Anliegen brennt in ihm?

Jeder Mensch ist von Gott in der Zusammenstellung und Interaktion von Persönlichkeit, angeborenen und erworbenen Fähigkeiten, Geistesgaben und seiner Biografie komplex und einzigartig geschaffen. All diese Faktoren spielen zusammen und geben ihm eine besondere Ausrichtung, eine Art Speerspitze seiner Kompetenzen.

Um den Jugendlichen mehr Sicherheit in ihrer Selbsteinschätzung zu geben, kannst du ihnen helfen, sich in den folgenden Kategorien zu reflektieren. Gerade zur Reflexion von Persönlichkeit und Geistesgaben kannst du auch auf vorgefertigte Tests zurückgreifen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Bei allen Grenzen, denen formalisierte Tests unterliegen, sind sie doch eine gute Orientierungshilfe.

Worin besteht das Potenzial dieses jungen Menschen?

Kategorien unseres Charakters

  1. Persönlichkeit:

Der Charakter eines Menschen. Hiermit sind alle individuellen Eigenschaften und Merkmale in seinem Erleben und Verhalten gemeint. Ein verbreiteter Test zur Reflexion der eigenen Persönlichkeit ist das persolog® Persönlichkeitsprofil (auch DISG Test).

  1. Angeborene & erworbene Fähigkeiten:

Die beiden Kategorien sind manchmal nicht ganz leicht zu trennen – versucht es trotzdem! Welche angeborenen Stärken hat der Jugendliche? Welche Kompetenzen hat er formal (durch eine Aus- oder Weiterbildung, ein Studium, Auslandsaufenthalte, etc.) oder informell (mithilfe eines Mentors oder durch seine Mitarbeit in einem Projekt, etc.) erlernt?

  1. Geistesgaben:

In der Bibel werden verschiedene geistliche Begabungen erwähnt, die Gottes Geist in Christen hervorbringt. Jeder hat mindestens eine Gabe und keiner hat alle. Sie sind primär zum Aufbau der Gemeinde und allgemein zum Einsatz in Gottes Reich bestimmt. Um eine erste Orientierung über mögliche geistliche Begabungen zu bekommen, ist es oft gar nicht schlecht, einen Gabentest zu machen. Danach kann man sich in verschiedenen Aufgaben ausprobieren, nach Feedback fragen und so Stück für Stück der Sache auf den Grund gehen.

  1. Biografie:

Was hat diesen Jugendlichen in seinem Leben geprägt? Was hat er erlebt? Wo hat er Gott erfahren? Der Erfahrungsschatz eines Menschen ist oft eine seiner größten Ressourcen im Hinblick auf das, was er geben bzw. von Gott weitergeben kann und zu welchen Menschen er einen besonderen Zugang findet.

Die Speerspitze finden

Wenn deine Jugendlichen angefangen haben, sich über ihre verschiedenen Eigenschaften klarer zu werden, macht es Sinn das bunte Sammelsurium an Erkenntnissen zu bündeln, um einen Überblick zu gewinnen. Eine Möglichkeit, sich diese eigene Speerspitze visuell zu erarbeiten, besteht darin ein Stärkenpuzzle oder Kompetenzprofil zu zeichnen (siehe Thomas Härry, Von der Kunst, sich selbst zu führen). Dazu notiert man alle Merkmale, die man entsprechend der obigen Kategorien an sich entdeckt hat, und markiert sie je nach Kategorie mit einer eigenen Farbe oder Form.  Anschließend schreibt man auf ein leeres Blatt Papier alle Begriffe. Wichtigere Merkmale werden größer geschrieben, untergeordnete kleiner. Besonders herausstechende Eigenschaften werden so auch besonders bemerkbar. Außerdem kann man die Formen dort überlappen lassen, wo Merkmale zusammenspielen. So entsteht langsam ein sehr buntes Bild von den Stärken, die den Jugendlichen ausmachen.

Welches Anliegen brennt in ihm?

Zweitens ist es wichtig, zu klären, welches Anliegen bzw. welche Ziele der Jugendliche verfolgen will. Die Menschen die bleibend etwas geprägt, verändert oder geschaffen haben, waren häufig extrem fokussiert auf ihr Hauptanliegen. Bei der Suche danach kann es hilfreich sein, den Jugendlichen eine Lebensaussage erarbeiten zu lassen.

Eine Lebensaussage formulieren

Stell dir vor, du bist am Ende deines Lebens angekommen. Woran sollen sich die Leute bei deiner Beerdigung erinnern? Wofür möchtest du dich eingesetzt haben? Für welche Werte möchtest du gestanden haben? Wo möchtest einen du Unterschied gemacht haben? Formuliere basierend darauf 1-2 kondensierte Leitsätze. Wichtig ist es, möglichst konkret zu werden und nicht bei vagen Aussagen stehen zu bleiben.

Ein Wort zum Schluss

Auf den ersten Blick mag die Suche nach dem eigenen Stärken- und Anliegenschwerpunkt nach einem hoffnungslosen Unterfangen im Wirrwarr unterschiedlichster Merkmale aussehen. Ermutigt eure Jugendlichen! Es geht nicht darum, sofort eine Lösung für alle Daseinsfragen zu finden, sondern kontinuierlich einzelne Puzzleteile zu entdecken und hinzuzufügen, um langsam (meistens über Jahre) das Bild zu verdichten und herauszufinden, welchen Platz Gott ihnen in dieser Welt zugewiesen hat.