Diakonie ohne Hintergedanken

Diakonie ohne Hintergedanken - aus der Reihe "Briefe zur Diakonie"
Diakonie ohne Hintergedanken

Liebe Mitarbeiter,

die Situation ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Ich saß am Tresen unseres Jugendcafès. Neben mir drei Teenager, die regelmäßig bei uns Billard spielten. Plötzlich sagte einer von ihnen:

„Ich weiß wie das hier läuft. Wir dürfen hier nur kostenlos spielen, weil wir uns das ganze Zeug von Gott anhören. Und ihr wollt, dass wir irgendwann in eure Gemeinde kommen.“

Ja natürlich, wir wünschen den Jungs, dass sie Jesus kennen lernen, weil es das Beste für ihr Leben wäre. Aber das hier ist doch kein Deal, oder gar eine Erpressung: Ihr hört uns zu und befriedigt unser „Missionsbedürfnis“ – dafür bekommt ihr von uns ein bisschen Abwechslung in euren tristen Alltag organisiert.

In der Folge habe ich immer wieder über unsere Motive nachgedacht. Warum machen wir das alles? Und ist das gut so?

„Unter jungen Christen gibt es einen Trend zu sozial-evangelistischen Aktionen“
Dieses Versprechen an den Wirt, der den Verletzten weiter pflegen soll, ist ja quasi ein Blankoscheck. Und das alles ohne Hintergedanken.

Beim Gleichnis vom barmherzigen Samariter fällt auf: Der diakonisch handelnde Samariter hat keine Hintergedanken. Er hilft einfach, weil ein anderer Mensch Hilfe braucht. Er tut das, was notwendig ist. Vielleicht sieht er ihn nie wieder. Und trotzdem gibt er großzügig von seiner Zeit und seinem Geld. „Wenn du noch mehr brauchst, will ich es dir bezahlen, wenn ich zurückkomme.“ Dieses Versprechen an den Wirt, der den Verletzten weiter pflegen soll, ist ja quasi ein Blankoscheck. Und das alles ohne Hintergedanken.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch der Rahmen, in dem Jesus das Gleichnis erzählt. Ein Schriftgelehrter fragt nach dem Weg zum ewigen Leben und das Gespräch kommt auf das wichtigste Gebot:

„Liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ (Lukas 10,27)

Das heißt doch: Nächstenliebe ist der Weg zum (ewigen) Leben – aber nicht zuerst, für den der sie empfängt, sondern erstaunlicherweise für den, der sie übt. Es geht hier eigentlich um mich. Erst wenn ich andere Menschen genauso wichtig nehme, wie mich selbst, mich für ihre Situation interessiere und bei Bedarf helfe, erst dann fange ich wirklich an zu leben. Erst dann bin ich wirklich Mensch, denn in mir spiegelt sich das Bild Gottes.

Wenn andere dadurch Jesus kennen lernen, umso besser.