Der Heilige und die Liebe

Eine Umfrage ergab: zwei von drei Deutschen glauben, dass es ein höheres Wesen gibt. Aber die meisten sind sich uneins, wie dieses höhere Wesen sein soll. Auch unter Christen herrscht eine große Verunsicherung über die Eigenschaften Gottes. Ist er ein liebender Vater oder doch ein furchterregender Richter?
Der Heilige und die Liebe

Eine Umfrage ergab: zwei von drei Deutschen glauben, dass es ein höheres Wesen gibt. Ein großer Teil der Deutschen (knapp 50 Prozent) würde darin übereinstimmen, dass Gott derjenige ist, der diese Welt gemacht hat und alles in seinen Bahnen lenkt. Aber die Frage, die Menschen seit Anbeginn der Zeit bewegt, die viele Kriege verursacht hat und tausenden von Menschen das Leben kostete, lautet: Wer ist denn dieser Gott, was macht sein Wesen aus?

In seinem Namen wurden Menschen verfolgt, gefoltert und getötet. Wir denken nur mal an die Kreuzzüge, den 30 jährigen Reformationskrieg oder an die Hexenverbrennungen im Mittelalter zurück. Beim Irlandkonflikt schlagen sich bis heute Katholiken und Protestanten die Köpfe ein. Und wir haben alle noch gut den 11. September 2001 im Gedächtnis, an dem fast 3000 Menschen starben. Alles im Namen Gottes und zu seiner Ehre.

Die vielen Religionen haben alle ein unterschiedliches Gottesbild, aber auch unter Christen gibt es viele verschiedene Meinungen und Überzeugungen, wer Gott ist. Nimm dir mal einen Augenblick Zeit und frage dich selber, wer Gott für dich ist?

Gott ist heilig, ist unnahbar weit von uns, und will trotzdem, dass wir ihn Papa nennen. Wir Menschen wären überhaupt nicht in Lage etwas über Gott zu sagen, wenn er sich uns nicht offenbaren würde. Gott hat sich, so glauben wir Christen, auf zwei offensichtlichen Arten geoffenbart. Durch seinen Sohn Jesus Christus und durch sein Wort. Auch wenn Gott nicht vollständig zu erklären ist, will ich versuchen im Folgenden zwei Seiten Gottes zu beleuchten, die wir in seinem Wort finden. Gott ist auf der einen Seite der unnahbare Heilige, der keinen in seiner Nähe duldet, wo man vor Furcht erzittert und vor dem niemand bestehen kann. Auf der anderen Seite ist er der menschenverliebte Gott, der alles tut, damit ihm keiner verloren geht. Der sich auf das menschliche Niveau herablässt und an jedem Einzelnen der sieben Milliarden Menschen interessiert ist.

Die Heiligkeit des ganz anderen Gottes

Denn ich bin der Herr, euer Gott. So heiligt euch und seid heilig, denn ich bin heilig! Und ihr sollt euch selbst nicht unrein machen.3. Mose 11,44

Heiligkeit ist die Wesensart Gottes, die sich von allem anderen unterscheidet. Heiligkeit drückt aus, dass Gott in keine Box zu pressen ist. Gott nennt sich der Heilige und setzt damit bewusst eine Grenze zwischen sich selbst und den Geschöpfen, die er unendlich liebt. Gott ist jemand, den man ernst nehmen muss und fürchten sollte.

Heutzutage wird das Thema Gottesfurcht allzu gern umschifft, denn es passt nicht zu unserem Gottesbild eines liebenden Vaters. Aber viele Menschen der Bibel, die Gott begegnet sind, überkam die pure Angst, denn sie hatten es mit einem heiligen Gott zu tun. Nur mal ein Beispiel von dem Propheten Jesaja:

Da sprach ich: Wehe mir, denn ich bin verloren. Denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich, und mitten in einem Volk mit unreinen Lippen wohne ich. Denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen.Jesaja 6,5

Vor dem heiligen Gott kann niemand bestehen und wenn man kurz davor ist, dass einem der Atem stehen bleibt im Angesicht seiner Heiligkeit, dann kommt plötzlich der Ausspruch Gottes:

Fürchte dich nicht. Du bist mein!Jesaja 43,1

Die Liebe des ganz anderen Gottes

Nicht nur, dass Gott zu uns sagt, fürchte dich nicht länger vor mir. Sondern die Krone wird dem ganzen noch aufgesetzt indem Jesus uns dazu auffordert, zu dem Heiligen Gott, den man fürchten muss, „Abba“ zu sagen. In Römer 8,15 steht:

Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!
Aber das ist der Gott, der die Welt gemacht hat. Ein durch und durch heiliger Gott macht sich klein, um den Menschen nachzugehen und sie zu seinen Kindern zu machen.

Deshalb war es mir so wichtig, die Heiligkeit Gottes einmal voranzustellen. Heute wird so oft die Liebe Gottes, seine Barmherzigkeit und seine Freundlichkeit betont. Das ist auch gut so, denn sie sind wichtige Aspekte seines Wesens. Aber die Liebe Gottes kann erst dann richtig verstanden werden, wenn wir seine Heiligkeit ernstnehmen. Gott ist heiliger und furchtsamer, als wir je glauben können und er ist liebevoller und barmherziger, als wir jemals begreifen werden. Und beides ist genauso richtig wie falsch, wenn man es einseitig betrachtet. Denn Gott ist nicht in eine Box zu pressen. Er ist der ganz Andere!