Den anderen verstehen

Dies ist die Zusammenfassung eines Vortrags von Johannes Reimer.
Den anderen verstehen

Wofür ist das Modell wichtig?

Du setzt dich ins Flugzeug und fliegst in ein anderes Land. Vom Flughafen zum Hotel fährst du mit dem Taxi. Du beobachtest alles genau und schaust dir neugierig an, wie hier alles aussieht. So anders. Irgendwie merkwürdig. Die Kleidung. Die Häuser. Die Menschen. Du beschließt, nicht nur im Hotel zu bleiben, sondern dich auch unter die Einheimischen zu mischen. Auf dem Markt, wo nicht alles so geordnet zugeht wie in Deutschland, beobachtest du die Menschen genauer, wie sie handeln, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen, wie sie in den Cafés sitzen, … Du versuchst, die Sprachbarrieren zu überwinden und fängst an, dich mit Händen und Füßen und deinen Englischkenntnissen zu unterhalten. Du
lernst jemanden kennen, der auch ganz gut deutsch spricht. Ihr unterhaltet euch über das Land, über die Unterschiede zu Deutschland und über die Gemeinsamkeiten. Und ihr geht weiter und fangt an, euch über die Religion zu unterhalten und seht, wie sie den Alltag der Menschen prägt. Da werden einige dieser merkwürdigen Dinge für dich auf einmal verständlich. Während eines Urlaubs in einem fremden Land merkst du schnell, dass hier eine andere Kultur herrscht. Die Menschen handeln anders, denken anders und glauben häufig etwas anderes. Während eines Urlaubs kann man nur einen oberflächlichen Eindruck von dem bekommen, was die Kultur ausmacht. Aber um das Denken der Menschen zuverstehen, ist es gut zu wissen, wie Kultur „funktioniert“. Und das betrifft nicht nur die Kultur eines anderen Landes, auch innerhalb einer Gesellschaft gibt es viele Sub-kulturen. So macht es auch Sinn, zu versuchen, die Jugendlichen in ihren verschiedenen Sub-kulturen zu verstehen, um ihre Kleidung und ihr Handeln nicht als lächerlich und pubertär abzutun, sondern zu ihrem Denken und Glauben vorzustoßen.

Wie ist das Modell zu verstehen?

Wenn wir einer neuen Kultur begegnen, sehen wir zuerst die Äußerlichkeiten, die Kleidung, die Gebäude, also die materielle Kultur.

Beim näheren Hinsehen lernt man dann die Verhaltensnormen und die Verhaltensweisen kennen, also die soziale Kultur.

Warum die Menschen so handeln und sich so kleiden, versteht man dann jedoch noch nicht. Dafür sind Zeit, Gespräch und Miterleben notwendig, man lernt die kognitive Kultur kennen.

Aber auch diese Kultur ist abhängig, und zwar von der religiösen Kultur, den Dingen, die wir glauben. Ob ich an die Existenz von Geistwesen glaube oder nicht, hat entscheidende Auswirkungen auf mein Denken und Handeln.

Die Kultur lernen wir in diesem Modell von Außen nach Innen kennen.

Und wie sieht das praktisch aus?

Du siehst einen Jugendlichen und fragst dich, warum er so viele schwarze Klamotten mit rosa Tieren darauf trägt (materielle Kultur) und beobachtest, dass er sich oft zurückzieht und ein Einzelgänger ist (soziale Kultur). Jetzt machst du etwas anders als sonst. Du denkst dir nicht: Die Jugend von heute wird auch immer komischer, sondern du fängst an, mit dem Jugendlichen zu reden und dich zu informieren und lernst einfühlsam seine kognitive Kultur, sein Denken kennen. Und mit der Zeit kann es sein, dass er sich dir öffnet, er sein Innerstes (seine Überzeugungen, seinen Glauben, seine religiöse Kultur) preisgibt. Du lernst ihn und Leute, die so ähnlich sind wie er, besser verstehen, bekommst einen Zugang zu ihm und kannst ihm von Jesus erzählen, in einer Art und Weise, die er dann auch verstehen kann und dir relevant für sein Leben ist!