Das AT geht uns nichts mehr an? Weit gefehlt!

Hat das Alte Testament noch irgendeine Bedeutung für Christen? Wie wichtig die Geschichte mit Israel ist wird in dieser Bibelarbeit herausgearbeitet.
Das AT geht uns nichts mehr an? Weit gefehlt!

Überblick

Paulus beschreibt die Kontinuität von Gottes Heilshandeln an seinem Volk. Die Geschichte Israels mit Gott ist damit für diejenigen, die an Jesus glauben, nicht die Geschichte irgendeines Volkes, sondern ihre eigene, da auch sie ein Teil des Gottesvolkes sind. Sie können aus dem Alten Testament etwas über das Wesen Gottes und seine Vorstellungen über die Menschen lernen.

Ziel

Die Jugendlichen erkennen die Relevanz des Alten Testaments für ihr eigenes Leben und die Gemeinde und sind in der Lage diese Erkenntnis praktisch umzusetzen.

Einstieg

  1. Variante 1: Tauscht euch über die folgenden Sprichworte aus:
    Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn andre ihn begehen.
    Kluge Leute lernen aus den Fehlern anderer, der Durchschnitt aus eigenen Fehlern, der Dumme noch nicht einmal das.
  2. Variante 2: Tauscht euch über dieses Zitat eines bekannten Theologen (R. Bultmann) aus:
    Für den christlichen Glauben ist das Alte Testament nicht mehr Offenbarung, wie es das für die Juden war und ist. Wer in der Kirche steht, für den ist die Geschichte Israels vergangen und abgetan. Israels Geschichte ist nicht unsere Geschichte, und sofern Gott in jener Geschichte gnädig gewaltet hat, gilt diese Gnade nicht uns. Die Ereignisse, die für Israel etwas sagten, Gottes Wort waren, sagen uns für uns nichts mehr. R. Bultmann

Erarbeitung und Anwendung

Lest den Text im Zusammenhang (1.Korinther 10,1-14) in einer möglichst verständlichen Übersetzung.

Aus dem, was mit unseren Vorfahren geschah, sollen wir eine Lehre ziehen. Die Schrift berichtet davon, um uns zu warnen – uns, die wir am Ende der Zeit leben. 1. Korinther 10,11

Dieser Vers gibt uns, zusammen mit dem Abschnitt (1.Korinther 10,1-14), einen Idee davon, wie Paulus das Alte Testament gesehen hat und welche Auswirkungen diese Sichtweise auf die Gemeinde hat. In den Versen 1-5 beschreibt er einige Ereignisse rund um den Auszug aus  Ägypten und die daran anschließende Wüstenwanderung. Diese ausgewählten Ereignisse bezieht er in den Versen 6-11 typologisch auf die Gemeinde in Korinth und warnt sie damit davor, nicht die gleichen Fehler zu begehen. Er schließt den Abschnitt mit einer Warnung vor Götzendienst und einer Erinnerung an die Treue Gottes (Verse 12-14).

Das Verhältnis von Israel und der Gemeinde

Bevor wir uns mit dem Text selbst beschäftigen, gehen wir noch darauf ein in welchem Bezug Israel und die Gemeinde zueinander gesehen werden. Dieses Thema ist komplex, aber wir werden versuchen einen Überblick vorzunehmen, um später Missverständnisse in der Auslegung des Textes zu vermeiden. Es gibt Theologen, die eine klare und strikte Trennlinie zwischen Israel und der Gemeinde ziehen (siehe Einstiegsvariante 2) und sogar diese Trennlinie zum Kernpunkt ihrer Theologie machen:

Derjenige, der die konsistente Unterscheidung zwischen Israel und der Gemeinde nicht vornimmt, wird unausweichlich keinen dispensationalistischen Standpunkt einnehmen können; im Gegensatz zu demjenigen der das tut. C.C. Ryrie
Die Gemeinde ist die Gemeinschaft von allen wahren Gläubigen aller Zeiten. … Das muss alle wahren Gläubigen aller Zeiten einschließen, sowohl die Gläubigen im Zeitalter des Neuen Testaments als auch die Gläubigen im Zeitalter des Alten Testaments W. Grudem

Schlussfolgerungen

Paulus benutzt die Kontinuität von Gottes Heilshandeln an Israel und der Gemeinde als Grundlage für seine Argumentation. Er schreibt an eine Gemeinde, die sowohl aus jüdischen als auch aus nicht-jüdischen Christen besteht und nennt die Väter Israels „unsere Väter“. Damit zeigt er, dass beide zusammen Gottes Volk sind, die nicht-jüdischen Völker die an Jesus Christus glauben wurden in das Volk Gottes hineingenommen (Römer 11,17-24), sie gehören jetzt zu Israel (Galater 6,16) und haben in Jesus Teil an den Versprechen die Gott Israel gemacht hat (Epheser 3,6). Das bedeutet, dass die Geschichte Israels die Geschichte der geistlichen Vorfahren jedes Christen ist. Die Ereignisse, Versprechen und Warnungen im Alten Testament sprechen damit auch zu jedem, der an Jesus glaubt.

Ergebnissicherung

In diesem Teil sollen sich die Jugendlichen selbstständig mit dem Text und den daraus resultierenden Fragen bzw. Anwendungen für ihr Leben beschäftigen. Hierzu sind Kleingruppen (max. 3-4 Jugendliche) oder eine fest abgegrenzte Selbst-Studienzeit (z.B. 20 Minuten), in der nicht gesprochen werden darf, gut geeignet. Unabhängig davon, welche Variante gewählt wird, können Zettel mit Fragen verteilt werden als Anregung zum Nachdenken bzw. für die Gesprächsrunden.

Mögliche Fragen:

  • Was bedeutet es für dich zu Gottes Volk zu gehören?
  • Welche Bedeutung hat das Alte Testament für dich?
  • Wie liest du das Alte Testament? Seltener als das Neue Testament? Mit einer anderen inneren Einstellung als das Neue Testament? Warum?
  • Fällt es dir eher leicht oder schwer die Versprechen die Gott seinem Volk Israel gegeben hat auch für dich persönlich anzunehmen?