Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin

Bravsein wird häufig mit Alles-richtig-machen verbunden. An der Geschichte mit der Frau am Jakobsbrunnen zeigt sich, wie Gott tatsächlich über „böse Mädchen“ denkt.
Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin

Worum geht’s?

Was habe ich davon, wenn ich ehrlich bin? Was habe ich davon, dass Gottes Maßstäbe in meinem Leben sichtbar werden? Was soll mir das bringen auf Gottes Wort zu hören?

Zugegeben, das sind provokative Fragen. Aber sie sind ehrlich. Und darum soll es in dieser Andacht gehen. Mit einem ehrlichen Herzen vor Gott und den Menschen leben. Das Sprichwort “Der Ehrliche ist der Dumme” spricht für sich und ist damit völlig konträr zu der Aussage eines ehrlichen Lebens. Wenn man das sagt, was (scheinbar) von einem erwartet wird, kommt man wohl besser (vor)an. Was aber passiert weiterhin mit solchen unwahren Aussagen? Glaube ich sie später sogar selbst? “Eine kleine Geschichte am Rande, die nicht ganz der Wahrheit entspricht, kann doch gar niemandem schaden.” Vielleicht schadet sie niemand anderem, aber sie schadet einem selbst.

Brav hat im Deutschen einen verniedlichten Charakter von “alles richtig machen” oder auch “bloß nicht auffalllen”. Man nennt Kinder (und Teenager) brav, wenn sie folgsam das tun, was die Eltern und Lehrer ihnen sagen. Interessanterweise bedeutet der gleiche Wortstamm im englischen Sprachgebrauch etwas völlig anderes. Der englische Begriff ist vollkommen positiv belegt. Betrachtet man nur mal den Held in dem Film “Braveheart”.

Der Held trifft eine Entscheidung für seine Werte und steht mutig dazu und er siegt.

Die Wortherkunft beschreibt dazu folgendes: “Das romanische Wort wird auf ‘barbarus’= fremd, ungesittet zurückgeführt. Die Bedeutungsentwicklung lief dann über wild, tapfer und wacker, tüchtig, ausgezeichnet zu folgsam und lieb. Den Zusammenhang kann man erahnen, wenn man bedenkt, dass wilde, tapfere Krieger, die sich tüchtig im Kampf bewährten, um den eigenen Klan zu verteidigen, gern gesehen waren.”  Aber: Wenn etwas getan ist oder eine Entscheidung getroffen wurde und ein anderer sagt: “Das hast du genau richtig gemacht!”, fühlt sich das unendlich gut an. Der Mensch braucht Bestätigung. Das liegt in seinem tiefsten Innern verborgen. Die Frage ist nur, wem ich Gehör schenke.

In der Bibel existiert der Begriff “brav” nicht. Die Bibel versteht Gebote und Hinweise als Leitlinien für das Leben im Miteinander. Es geht in der Bibel nicht darum Dinge zu tun um Gott zu gefallen, sondern aus der Herzensbeziehung zu Jesus heraus zu leben. Das zieht sich vom Alten bis ins Neue Testament. Der Prophet Habakuk schreibt:

“Der Gerechte wird aus Glauben leben” Habakuk 2,4

Im Neuen Testament bestätigt Jesus das, indem er sagt, dass er das Gesetz erfüllt (Matthäus 5,17). Paulus greift das auf (z. B. Römer 10,4) und führt weiter aus, dass der Gläubige eben nicht mehr Sklave sein muss, sondern als Kind Gottes lebendig leben kann (Galater 5, 1-6). Er stellt fest, dass das Gesetz eine Art schützende Leitlinie für das Leben sein kann, aber letztlich nicht zum Leben selbst führt. Paulus treibt es sogar noch auf die Spitze: Wenn für den Menschen das Gesetz im Vordergrund steht, ist der Glaube umsonst und Jesus vergeblich gestorben. (vgl. 1. Korinther 15,14 und Galater 3, 21-29) Wir haben Gottes feste Zusagen nicht mehr Sklaven zu sein die etwas tun müssen, sondern wir dürfen als Kind Gottes leben. Damit ist “der christliche Glaube in seinem Kern genau das Gegenteil von Religion. Wie Paulus sagt: Christus ist aller moralischen und religiösen Leistungen und Verzichte zur Verbesserung der Gottesbeziehung Ende. Wer an ihn glaubt, dem wird von Gott eine absolut neue und höchst erfreuliche Gottesbeziehung geschenkt.” (ideaSpektrum, Die kleine Kanzel, 2001)

Mit wem haben wir’s zu tun?

Der Mensch steht jeden Tag auf dem Schlachtfeld. Dieses Thema betrifft nicht nur die Jugendlichen, sondern spielt in jedem Leben eine elementare Rolle. Jeder Mensch steht täglich vor der Herausforderung er/sie selbst zu sein. Da es insbesondere in der Teenagerzeit schwierig ist überhaupt zu wissen, wer man ist, erschwert das die Situation. Insbesondere in den Social Communities (Facebook, schülerVZ, etc) scheint es völlig egal zu sein, ob man die Wahrheit sagt oder nicht. Hauptsache man ist “drin”. Dieses Thema könnte schnell abgleiten in eine gespaltene Denkrichtung im Sinne von ‘richtig’ oder ‘falsch’. Darum geht es hierbei jedoch nicht. Gott will Beziehung mit dem Menschen. Das ist für den fühlenden menschelnden Menschen oft schwer zu begreifen. Unehrlichkeit zerstört Beziehungen von Mensch zu Mensch und von Mensch zu Gott. Das merkt man nicht unbedingt sofort, aber langsam und schleichend wächst die Distanz wie ein unüberwindlicher Berg. Diesen dann wieder hinaufzuklettern ist Arbeit. Im Tal der Unwahrheit wird es eng und stickig. Auf dem Berg der Ehrlichkeit ist Freiheit. Der Blick ist weit und die Dinge sind erkennbar. Allerdings steht man eben selbst auch äußerst gut sichtbar da oben. Und die Leute aus dem Tal können wunderbar mit dem Finger zeigen. Das bedeutet für die jungen Menschen Kampf und dazu brauchen sie Unterstützung. Ein offenes und wachsames Auge für das Herz der Teilnehmer ist gefragt und unbedingt notwendig.

Worauf wollen wir hinaus?

  • Nach Gottes Maßstäben zu leben schränkt nicht ein, sondern befreit zu dem/zu der zu werden, der/die man selbst ist, zu dem/der man geschaffen wurde.
  • Es geht nicht darum Gesetze zu erfüllen und eine Religion zu leben, sondern lebendig zu sein und das Leben in vollen Zügen zu leben.
  • Ehrlich zu sein beginnt zuallererst bei mir selbst.

Wie gehen wir vor?

Anspiel: “Nichts ist, wie es scheint”

Drei Mitarbeiter bekommen eine Art “Herzenshaltung” vorgegeben und spielen eine kurze Alltagsszene in dieser Stimmung vor: beispielsweise traurig, fröhlich, total steif, extrem schüchtern oder unsicher. Damit rüberkommt, was das Anspiel ausdrücken soll, ist es wichtig beim Spielen ein wenig zu übertreiben. Das macht die “Herzenshaltung” besonders deutlich. Im Anschluss interviewt der Leiter des Abends einige Teilnehmer mit folgenden möglichen Fragen:

Was ist dir aufgefallen?
Waren alle Leute heute so wie immer?
Nein? Woran hast du das gemerkt?

Wie jedes Beispiel hinkt auch dieses etwas, da durch die Vorgaben eher emotionale Stimmungen dargestellt werden. Das werden die Teilnehmer auch sofort erkennen. Es dient als “Kleiderständer” dafür, wie sich auch eine Lebensstimmung im Alltag äussert. In der Auflösung dieses Spiels soll es darum gehen zu erleben, wie der Mensch sich verhält wenn er ein und dieselbe Sache tut. Er wird beeinflusst durch die innere Haltung (in diesem Fall eine Information) und zeigt das nach außen – auch wenn er nichts darüber an sich sagt. Man merkt es ihm an. Diese Auflösung soll zunächst offen bleiben und abschließend nach der Erarbeitungsphase noch einmal aufgerollt werden. Das bietet die Möglichkeit einen in sich geschlossen Rahmen zu gestalten.

Erarbeitung – Die Frau am Jakobsbrunnen

Es geht nicht um richtig oder falsch – es geht um dein Herz.

1. Teil:

Lest Johannes 4, 5-30 in Kleingruppen durch. Was fällt euch an diesem Text auf?

Warum spricht Jesus mit der Frau?
Warum ist das so etwas Besonderes?
Wofür braucht der Mensch Wasser?
Was muss die Frau tun, um Wasser des Lebens zu bekommen?
Von welchem Wasser spricht Jesus hier?

Erwartung: Die letzte Frage bleibt gegebenenfalls offen. Das ist aber auch in Ordnung und kann am Schluss beantwortet werden. So wird der Spannungsbogen aufgebaut und führt die Stunde am Ende zu einem runden Ganzen zusammen.

Situation

Person 1

Superfröhlich

Person 2

Deprimiert/gequält

Person 3

wütend/sauer

  • Verabredung im Kino
schlägt Kino ausgehen vor hat keine Lust, hängt schlaff in der Gegend rum ist beleidigt, weil die anderen sie/ihn angeblich mit einbeziehen
  • gemeinsam Spaghetti kochen
sucht fröhlich pfeiffend alle Utensilien zum kochen zusammen sitzt gelangweilt am Küchentisch nimmt Materialien von Person 1 und pfeffert sie wütend durch den Raum
  • Spiel zu zweit am PC (z.B. Autorennen)
ist total engagiert dabei, hat Spaß, jubelt und lacht spielt missmutig vor sich hin wettert gegen das Spiel, Person 1 und die ganze Welt

2. Teil:

Szenisches Spiel: Zwei freiwillige Personen spielen die biblische Szene nach. Die Gruppe sitzt drumherum und passt genau auf. Falls jemandem etwas auffällt oder er es anders machen würde, klatscht er in die Hände. Die Protagonisten “frieren” in der Bewegung ein, derjenige, der abgeklatscht hat, geht in das szenische Spiel und übernimmt die Rolle in der neuen, von ihm gedachten Variante. Anschließend übernimmt der Leiter des Abends. Die Jugendlichen, die am Schluss gespielt haben, bleiben mit in der Szene. War die Frau brav? Oder war sie böse? Warum? Der Leiter klebt dem Protagonisten “Samariterin” einen Zettel auf den Rücken mit der Aufschrift “böse”. Wie geht Jesus hier vor? Er scheint den Zettel “böse” gar nicht zu sehen. Der Leiter geht hin, nimmt den Zettel ab und sieht darunter ihr Herz. Warum sagt Jesus als Antwort auf eine ganz einfache Frage sowas? Was hat er sich dabei gedacht? (Den Teens Zeit geben darüber nachzudenken und sie frei antworten lassen.) Auf die Bitte hin ihr Wasser zu geben antwortet Jesus mit einem Spiegelbild. Ganz sachlich stellt er dar, wie die Tatsachen sind, aber ohne einen Vorwurf zu machen. Jesus sieht ihren Hunger nach Leben. Und indem er ihr den Spiegel vor Augen hält gibt er ihr die Möglichkeit ihn selbst zu erkennen.

3. Teil:

Lest Verse 28-30. Die Frau erkennt, dass Jesus besonders ist. Sie läuft zu den anderen Menschen in der Stadt und diese hören auf sie. Sie hat keine Angst Jesus zu begegnen. Sie hat erlebt, dass sie die Wahrheit sagen darf und dass sie das frei macht.

Vertiefung – Ehrlichkeit und Freiheit

Die Wahrheit befreit dein Herz zu einem Leben mit Jesus. Das ist letzlich das Wasser, das Jesus anbietet: die Lebendigkeit des Lebens. Da wo Jesus ist, ist kein Zwang, sondern Leben. Die Folge davon wird sein, dass du andere mit deiner Freiheit zu leben zum Leben anstecken wirst. Unehrlichkeit bindet dein Herz fest. Meistens bleibt es nicht bei einer Unehrlichkeit. Nun urteile selbst, lohnt sich das oder lohnt sich das nicht.

Jesus sagt:

“Wenn du in meinem Wort bleibst, bist du wirlich mein Nachfolger, und du wirst die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird dich frei machen.” Johannes 8,31b+32

In Gottes Wort bleiben heißt in Beziehung mit ihm leben. Das heißt nicht, irgendwelche Regeln zu befolgen, sondern von Herz zu Herz ihm nahe sein.

Alle diese Überlegungen führen doch letztlich zu der einen: Was denkst du über dich selbst? Warum musst du irgendwelche Lügenmärchen erfinden? Gott sagt über dich:

“Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der rettet; er freut sich über dich in Fröhlichkeit, er schweigt in seiner Liebe, er jauchzt über dich mit Jubel.” Zefanja 3,17

Gott klagt dich nicht an wenn du mal unehrlich warst. Aber er sieht, dass du dir damit letztlich selbst schadest, weil du dich und andere belügst. Das brauchst du bei Gott nicht. Du kannst zu ihm kommen, so wie du bist.

Glaubst du ihm das? Traust du dich ehrlich in den Spiegel zu schauen?

Es folgt eine Zeit der Stille. Gestaltet diese Zeit so, wie ihr den Eindruck habt, dass es gut passt. Vorschlag für den Hintergrund: Lied von Alex Park – “Gib mir Ehrlichkeit” (bei Youtube zu finden).

Abschluss-Ermutigung

Danach werden als Ermutigungs-GiveAways die Vögel mit den Bibelversen ausgeteilt. Der Vogel symbolisiert die Freiheit, aber gleichzeitig auch den Frieden mit mir selbst und Gott. Ein Angebot für Seelsorge ist an dieser Stelle unerlässlich. Es ist wichtig den Teens im Gespräch die Möglichkeit zu geben herauszufinden, was es für den Einzelnen bedeutet ehrlich zu werden. Viele Teens quälen sich mit den Normen herum, die sie gelernt haben. Sie brauchen die liebevolle Unterstützung der Mitarbeiter, um gelernte Regeln von einem lebendigen Glauben an Jesus zu unterscheiden. Das eine schließt das andere nicht aus – aber eben auch nicht zwingend ein. Ermutigt die Jugendlichen nicht nur Regeln zu befolgen, alles richtig zu machen, sondern zu einem ehrlichen Leben mit Gott. Und damit auch zu einem eigenständigen, ehrlichen Glauben.

Was brauchen wir?

  • DIN A4-Blätter in zwei Farben. Auf dem einen steht in großen Buchstaben “BÖSE”. Aus dem anderen wird ein Herz ausgeschnitten. Diese werden übereinander gelegt und in der Gegenstandslektion am T-Shirt eines Teilnehmers befestigt.
  • Give away

Literaturtipps:

  • Krüger, Horst “Sind wir denn nichtfrei? Christsein zwischen Gesetz und Gnade” Leuchter Skriptum Erzhausen 2002
  • Hybels, Lynne “Brave Mädchen verändern nichts” Gerth Medien Asslar 2006
  • Eldredge, John “Der ungezähmte Christ” Bunnen 2005