Bist du suchtgefährdet?

Sucht – Kein Thema für deine Jugendstunde – oder vielleicht doch?! Denn inzwischen ist jeder vierte Deutsche süchtig
Bist du suchtgefährdet?

Worum geht’s?

Nach einem Gemeindebesuch bin ich bei einem der Verantwortlichen zum Mittagessen eingeladen. Wir kommen ins Gespräch. „Du warst beim Sozialamt beschäftigt? Da hast du viel Elend gesehen. Wie hast du das verkraftet?“, will ich wissen. „Nun“, antwortet er zögernd, „wenn ich nicht jeden Tag meinen Cognac gehabt hätte…“
Mir verschlägt es die Sprache. Kann das sein, oder habe ich mich verhört? Wenn er gesagt hätte: „Wenn ich nicht jeden Tag meinen Herrn gehabt hätte“, so hätte ich das verstanden und genickt. Aber so?

In einer Infobroschüre eines christlichen Werkes lese ich: „Rund 870.000 Protestanten in Deutschland sind alkoholabhängig. Etwa 2.000 der insgesamt 24.000 Pastoren und Pfarrer der Landes- und Freikirchen leiden unter der Alkoholsucht. Bei den katholischen Geistlichen sind etwa ebenso viele betroffen.

Jeder vierte Deutsche ist süchtig!

Wusstest du, dass die Suchtproblematik bei Senioren rapide zunimmt? Die zunehmende Vereinsamung führt selbst in Seniorenheimen zu hoher Abhängigkeit. Ca. 56% aller Heimbewohner nehmen Psychopharmaka – das heißt über jeder zweite! Ca. 31% nehmen Sedativa (Beruhigungsmittel) oder Hypnotika (Schlafmittel), ca. 27% Antipsychotika und ca. 16% Antidepressiva. 8-10% der häufig verschriebenen Medikamente haben Suchtwirkung.
Junge Leute sind auf anderen Gebieten gefährdet: weiche und harte Drogen (BTM), Spielsucht, Eß- und Brechsucht (Bulimie), Pornografie, Chatten oder „Second-Life“.

Mit wem haben wir’s zu tun?

Wusstest du, dass in Deutschland laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

ca. 250.000 Menschen unter Spielsucht leiden?

ca. 800.000 Menschen Medikamenten abhängig sind?

ca. 19.000.000 Menschen mehr als 16 Zigaretten pro Tag brauchen?

ca. 3.500.000 Menschen ess- und brechsüchtig sind?

ca. 2.500.000 Menschen Alkoholabhängig sind?

ca. 100.000 Menschen harte Drogen nehmen?

Schweigen wir darüber und verschließen die Augen, weil wir meinen, wir seien ja davon nicht direkt betroffen… Wir verharmlosen und wollen nicht wahrnehmen, wie viele auch in unseren Gemeinden und Jugendgruppen betroffen sind – auch jeder Vierte?

Keine Schnapsidee für deinen Jugendkreis oder deine Gemeinde. Setz dieses Thema einmal in deinem Jugendkreis an. Vielleicht wird es zu heftigen Auseinandersetzungen führen. Das aber ist ein sicheres Zeichen dafür, dass das Thema „gebissen“ hat und manche hinterfragt hat. Vielleicht veränderst du auch dein Verhalten als Mitarbeiter?

Worauf wollen wir hinaus?

Suchtabhängig nicht nur von Suchtmitteln?

Die Fachleute unterscheiden stoff- und stoffunabhängige Suchtbeziehungen. Fast jede Form menschlichen Interesses kann sich zu einer Abhängigkeit steigern: Sammelleidenschaft, Putzsucht, Machtsucht, Egoismus, Kaufsucht, Workaholic, Sexualität bis zur Perversität. Die Bibel zählt ebenso deutlich die Hab- und die Ehrsucht dazu. Wann ist darüber zuletzt einmal in der Gemeinde gepredigt worden? Geiz ist übrigens nicht geil, sondern ebenso eine sündige Sucht. Manche Süchte werden in unserer Gesellschaft und in unseren Gemeinden geächtet, manche scheinen legalisiert zu sein und etliche werden einfach totgeschwiegen…

Auch Christen haben Probleme mit Suchtmitteln.

Als Vorstandmitglied der Gefährdetenhilfe Kurswechsel lebe ich, wie die Jungs in den beiden Wohngemeinschaften, bewusst abstinent. Das heißt: Kein Alkohol, kein Nikotin, keine Drogen, keine Musik mit Stöpseln im Ohr, und Medikamente nur wie vom Arzt verordnet. Da ich in vielen Gemeinden zu Diensten unterwegs bin, muss ich mich häufig wegen meines Lebensstils outen: „Du trinkst gar keinen Alkohol? Hast du Probleme?“
Daran merke ich, wie oft ein Gefährdeter Stellung beziehen muss und wie unsensibel und leichtfertig viele Christen mit Suchtmitteln umgehen. Wenn ich dann das Thema anspreche, weiß jeder von nächsten Angehörigen oder von Geschwistern in der Gemeinde, die handfeste Probleme mit Suchtmitteln haben. Aber weil man hilflos ist, wird das Thema gemieden.
Hinter vorgehaltener Hand tuschelt man über andere, aber keiner wagt es offen anzusprechen. Warum nur? Da klagen Geschwister über einen der Ältesten, dass er seinen Alkoholkonsum mit Salmiakpastillen zu kaschieren versucht. Von einem anderen weiß man, dass er nur Korn trinkt, damit seine Umgebung nichts riecht. Da kommen die Ältesten einer Gemeinde zu mir mit der Bitte, ob ich nicht einmal bei ihnen über das Thema Abhängigkeit sprechen könnte, da sie um etliche Jugendliche Sorgen hätten, weil Alkohol, Nikotin und Hasch wohl an der Tagesordnung seien. Auf die Gegenfrage, ob sie bereit seien, öffentlich vor der Gemeinde sich zur persönlichen Abstinenz zu bekennen, um ein Vorbild in der Konsequenz zu sein, kneifen die meisten.

Reden hilft nicht viel

Authentische Vorbilder sind heute gefragt, Menschen die leben, was sie sagen. Jeder Abhängige weiß, wie schädlich Suchtmittel sind – nicht erst, seit auf jeder Zigarettenpackung der deutliche Hinweis dick gedruckt vermerkt ist. Aber hat das irgendetwas gebracht? Hören wir mit der Verharmlosung auf und sprechen Klartext. Hören wir auf, mit der WHO oder der Bundesstelle für Suchtgefahren von „Suchterkrankung“ oder „Abhängigkeitssyndrom“ zu sprechen. Entgegen großer Plakate, die behaupten: „Sucht ist keine schlechte Angewohnheit, sondern eine Krankheit!“, muss für uns Christen deutlich sein: „Sucht ist Sünde!“ Entgegen großer Plakate, die behaupten: „Sucht ist keine schlechte Angewohnheit, sondern eine Krankheit!“, muss für uns Christen deutlich sein: „Sucht ist Sünde!“

Sucht ist Sünde!

Warum? Weil ich für die Lösung eines Problems nicht die Hilfe bei Jesus Christus suche, sondern in einem Mittel.
Ja, auch Christen haben Schlafstörungen, leiden unter Hemmungen oder Beziehungsschwierigkeiten, haben Stress und jede Menge Sorgen, sie sind vor den Problemen des Alltags ebenso wie Nichtchristen nicht gefeit. Wie aber gehen wir damit um? Wie bauen wir Ärger ab, wie bewältigen wir den täglichen Frust im Beruf oder in der Familie?
Natürlich sind die Folgen der Abhängigkeit häufig Krankheiten. Denken wir an Leberzirrhose, Raucherlunge, Persönlichkeitsstörungen und manche Art von Depression. Aber die Ursache ist zunächst Sünde. Freiheit von der Sucht ist deshalb nicht zunächst eine Therapie, der ich mich unterziehe, sondern echte Buße und Umkehr. Ich muss erkennen, dass ich für mein Problem nicht die Hilfe bei dem Herrn Jesus gesucht habe und ihn um Vergebung bitten. Dann erst folgen die bewusste Verhaltensveränderung und das Einüben neuer Gewohnheiten.

Wie gehen wir vor?

Woran erkenne ich, ob ich gefährdet oder gar bereits abhängig bin?

Zunächst lassen wir von jedem Jugendlichen folgenden Fragebogen des Blauen Kreuzes ankreuzen der sich auf Alkoholabhängigkeit bezieht (Siehe nächste Seite). Du kannst aber jedes andere Suchtmittel, mit dem die Jugendlichen eventuell Schwierigkeiten haben, stattdessen einsetzen (Nikotin, Drogen, Internet, Musik, SMS, Selbstbefriedigung, Pornografie):

Eine Abhängigkeit liegt vor, wenn ein oder zwei der folgenden Kriterien zutreffen:

  • Starkes Verlangen oder Zwang, Alkohol zu konsumieren
  • Verminderte Kontrolle über Alkoholgebrauch
  • Körperliche Entzugserscheinungen
  • Dosissteigerung
  • Einengung auf den Alkoholgebrauch
  • Vernachlässigung anderer wichtiger Gebiete
  • Fortgesetzter Alkoholgebrauch trotz eingetretener Folgen
  • Starke Neigung zu Depressionen

Wie werde ich frei?

Werde offen und ehrlich vor dem Herrn Jesus und gestehe dir und ihm ein, dass du Probleme hast, wo du seine Hilfe brauchst. Wahrscheinlich wird es gut sein, wenn du dich jemandem anvertraust, zu dem du vertrauen hast. Beschönige und verharmlose nicht, sondern tu Buße über falsches Verhalten. Überlege, wo du neue Verhaltensweisen bewusst einüben musst und Gefahrenbereiche meiden kannst. Lebe bewusst und offen in Gemeinschaft mit anderen Christen, isoliere dich nicht. Ein intensives Gebetsleben und das gemeinsame Bibellesen hilft dir, Schwachstellen zu erkennen und zu beheben. Der Herr Jesus vergibt und hilft dir, er hat versprochen an jedem Tag bei dir zu sein.

Fragenbogen des Blauen Kreuzes zum Thema Alkoholabhängigkeit

  • Trinkst du, weil dir der Alkohol eine befriedigende Erleichterung verschafft, dir Kraft und Mut gibt und deine Leistungsfähigkeit verbessert?
  • Suchst du regelmäßig im Alkohol Zuflucht, wenn du Hemmungen und Spannungen überwinden, Unlustgefühle und Verstimmungen beseitigen willst?
  • Trinkst du heimlich? Suchst du nach Gelegenheiten, wo du ohne Wissen der anderen ein paar Gläser trinken kannst?
  • Versteckst du Alkohol?
  • Hattest du wegen deines Trinkens schon Schuldgefühle?
  • Hast du durch dein Trinken zu Hause oder an der Arbeitsstelle Schwierigkeiten bekommen?
  • Hast du schon behauptet, dass du nicht trinken musst, obwohl du oft nicht auf Alkohol verzichten kannst?
  • Hast du, wenn du eine geringe Menge Alkohol getrunken hast, ein unwiderstehliches Verlangen nach mehr?
  • Hast du schon festgestellt, dass du während einer Trink periode Dinge getan oder gesagt hast, an die du dich am nächsten Tag nicht mehr erinnern konntest?
  • Verspürst du schon am Morgen ein starkes Verlangen nach Alkohol?
  • Hast du den Eindruck, etwas Besonderes vollbracht zu haben, wenn du längere Zeit nicht getrunken hast?
  • Versuchst du ein Trinksystem (z.B. nicht vor bestimmten Zeiten zu trinken) oder wechselst du die Alkoholsorten (z.B. anstatt Bier oder Schnaps nur noch Wein)?

Wenn du eine Frage angekreuzt hast, empfehle ich dir, dich und deine Trink gewohnheiten genau zu beobachten und deinen Alkoholkonsum zu reduzieren.
Wenn du zwei oder mehr Fragen angekreuzt hast, dann besteht zumindest die Gefahr, dass sich aus „harmlosen“ Gewohnheiten eine Abhängigkeit entwickelt.