Berufung leben

Dieser Text ist Teil unserer Artikelserie “Der Jugendleitfaden -6 Prinzipien für geistliches Wachstum”. Wenn du wissen möchtest, was es damit auf sich …
Berufung leben

Dieser Text ist Teil unserer Artikelserie “Der Jugendleitfaden -6 Prinzipien für geistliches Wachstum”. Wenn du wissen möchtest, was es damit auf sich hat, kannst du hier unsere Einführung lesen.  Dieser Artikel gehört zu Prinzip 4: “Ich entdecke meine Berufung”.

Die Fußnoten im Text finden sich unter dem Artikel.


Berufung oder Selbstverwirklichung?

Was hat Gott eigentlich mit meinem Leben vor? Die meisten von uns Christen haben sich diese Frage schon gestellt. Vielleicht wurden wir mal beeindruckt von einem Vollzeitmissionar, der erzählte, wie deutlich ihn Gott in seinen Dienst geführt hatte. Da bleibt nur noch die Frage: Werde ich auch sowas erleben? Und wie höre ich Gottes Ruf, wenn er es tut? Und – mal ganz dumm gefragt – was mache ich in der Zwischenzeit?

Mein Eindruck ist, dass wir beim Thema Berufung zu stark fokussieren. Entweder der Fokus liegt nur auf einem Aspekt von Berufung (z.B. vollzeitliche Gemeindedienste) oder er liegt zu stark auf uns selbst. Im ersten Fall werden wir schnell enttäuscht, weil wir evtl. nie diesen entscheidenden „Ruf Gottes“ hören. Im zweiten Fall werden wir schnell über uns selbst enttäuscht und unsere ‚Dienste‘ für Gott geben uns nicht die Anerkennung / die persönliche Erfüllung / die Erfolge, die wir doch eigentlich erwartet hatten!

Rückblickend hatte ich während meiner Zeit als Student einen zu starken Fokus auf mich selbst. Ich träumte von großen Veranstaltungen unter Studenten, wo zwar viele zum Glauben kommen sollten, aber auch viele gut über mich reden würden. Gott musste mich durch einige Tiefen darauf aufmerksam machen, dass ich „Berufung“ noch nicht wirklich verstanden hatte.

Gott wird manchmal einfach „benutzt“ auf unserer Suche nach Selbstverwirklichung. „Wow, der ist aber aktiv in der Gemeinde, alle mögen ihn und er hat Gaben ohne Ende!“ oder „Leider habe ich noch nie einen Einsatz in Afrika mitgemacht. Das muss noch unbedingt in meinen Lebenslauf!“. Aber sind das Idealbilder eines Christen, der Berufung wirklich auslebt? Gott sei Dank, nein!

Berufung ist keine Selbstverwirklichung. Berufung ist Selbstverleugnung (siehe z.B. Matthäus 16,24-26). Gottes Einladung, Berufung zu leben, ist auch gleichzeitig ein Befehl, dem wir Folge zu leisten haben. Es geht hier nicht so sehr um mich, sondern um Gott, dem ich Gehorsam schulde! Und wenn wir Berufung zu sehr auf uns[1]beziehen, dann werden wir Mühe haben, dieses Thema in der Bibel überhaupt zu verstehen!

Bitte versteh mich nicht falsch. Wir dürfen Großes von Gott erwarten und Großes für Ihn tun, ganz klar! Aber letztlich sind wir nur Steine im großen Mosaik Gottes. Auch beim Thema Berufung ist es Gott, dem unweigerlich die Ehre zukommt (siehe Römer 1,5 / 9,20-21 / 11,36). Es geht hier um so viel mehr als ‚Du‘ oder ‚ich‘ – und doch können ‚Du‘ und ‚ich‘ eine Rolle spielen in Gottes großen Plänen!

Aber wie? Und wie merke ich, wenn Gott mich für eine spezielle Aufgabe beruft, falls es seinem Willen entspricht? Und was gilt ganz sicher für mich? Mit dieser letzten Frage wollen wir uns im Folgenden beschäftigen…

Berufen, heilig zu sein.

{Gott hat} uns gerettet und mit einem heiligen Ruf berufen. (2. Timotheus 1,9)

„Seid heilig, denn ich bin heilig!“ (1. Petrus 1,16)

Gottes Berufung setzt voraus, dass Er uns zuerst retten muss. Ohne eine Wiedergeburt wirst du nie Gottes Berufung leben können (nach Johannes 3,2). Wir müssen „aus Gott geboren sein“, um Gottes Ruf folgen zu können (Johannes 1,12-13 / Johannes 6,44). Begegnen wir Menschen (sogar in christlichen Gemeinden), die ihr Leben nicht darauf richten, Gottes Berufung zu leben, dann könnte es daran liegen, dass sie nie „von neuem geboren wurden“.

Wir können uns schnell einbilden, dass wir Dinge „für Gott“ tun. In einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, habe ich viele Dinge „für Gott getan“. Ich habe sogar in der Schule eifrig gegen Evolution argumentiert und andere in unserer Bibelgruppe unterrichtet. Aber erst am Ende meiner Zeit als Teenie habe ich angefangen, das Evangelium wirklich zu verstehen. Ich kehrte um von meinen Sünden und nahm Jesus als meinen kostbarsten Schatz auf. Diesen Prozess nennt die Bibel „Wiedergeburt“. Erst mit einer Wiedergeburt kam wirkliche Veränderung in mein Leben. Jesus fing an, an meinem Charakter zu arbeiten. Vorher konnte ich damit leben, dass ich beim Erzählen oft einfach ein bisschen übertrieb. Oder dass ich in meiner Freizeit Dinge konsumierte, welche Gott hasst, – das war mir vorher gar nicht so bewusst! Mein Leben so leben, wie ich will, und nebenbei „Dinge für Gott tun“? – Nein! Damit wollte ich aufhören. Ich wollte anfangen, mein ganzes Leben als Berufung Gottes zu sehen.

Wer aus Gott geboren ist, der hat auch die Vollmacht (oder „das Recht“), Gottes Sohn oder Tochter zu werden (Johannes 1,12-13). Das heißt so viel wie „charakterlich Gott immer ähnlicher zu werden.“[2]Die Bergpredigt von Jesus könnte man mit folgendem Satz zusammenfassen: „Ahmt Gottes Charakter nach, und zwar in jedem Bereich eures Lebens.“ Gott spricht: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“ (1. Petrus 1,16 / 3. Mose 20,26, vgl. Matthäus 5,48). Gott ist heilig und Er beruft uns deshalb auch „in unserem ganzen Wandel“ heilig zu sein (1. Petrus 1,15). Unsere Berufung ist deshalb eine „heilige Berufung“ (2. Timotheus 1,9, vgl. Römer 1,7).

Stell dir vor, ich würde dich besuchen kommen. Du hälst mir die Tür auf, um mich herein zu lassen. In diesem Moment beginne ich zu erzählen, dass ich eben von einem 40 Tonnen schweren Lastwagen mit 80 km/h angefahren wurde! Du würdest doch (mit kritischem Unterton) sagen: „Wie kann das sein? Wer eine Begegnung mit einem 40-Tonner hat, der kann danach nicht einfach so weitermachen – so als wäre nichts geschehen!“. Aber ich könnte dich daraufhin fragen „Wer ist denn größer? Ein Lastwagen oder Gott?“. Eine Wiedergeburt heißt, eine verändernde Begegnung mit dem lebendigen Gott zu haben. Wie kann es sein, dass du eine Begegnung mit Ihm hattest, wenn du danach einfach so weitermachen kannst – so als wäre nichts geschehen?[3]

Gott, wenn wir eine Begegnung mit ihm haben (und er uns beruft), beginnt auch „in uns zu schaffen, was ihm gefällt, durch Jesus Christus.“ (Hebräer 13,21). Wir bekommen von ihm die Vollmacht, seine Söhne und Töchter zu werden. Wir beginnen das zu lieben, was Gott liebt und zu hassen, was Gott hasst. Wir beginnen, in einem lebenslangen Prozess, heilig zu werden, weil er heilig ist.

Das Wort „heilig“ hat für uns Christen aber nicht nur den Aspekt, dass wir gute Werke tun. Der Kontext des Zitats aus dem Alten Testament „Seid heilig, denn ich bin heilig“ lehrt auch den Aspekt, dass wir als Volk Gottes „abgesondert“ oder „andersartig“ sein sollen (3. Mose 20,26b). Aber was heißt es „anders“ zu sein? Zumal es Menschen gibt, die nicht an Jesus glauben und trotzdem anstreben, „gute Menschen“ zu werden!

Als Petrus erklärt, was er mit „seid heilig“ meint, scheint ihm Folgendes sehr wichtig zu sein: „Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi (wenn Jesus wiederkommt).“ (1. Petrus 1,13). Wir sollen also merkbar anders sein als unsere Mitmenschen. Man sollte nämlich an unserem Leben sehen, dass wir alles auf Gottes Versprechen in Bezug auf die Zukunft setzen und dass wir auf seine Gnade[4]hoffen. Die Berufung „heilig“ zu sein besteht deshalb vor allem darin, dass wir ein Leben führen, welches von Glauben an Gottes Versprechen geprägtist (siehe Hebräer 11,6 / Römer 14,23b).

Ein auffälliges Beispiel dafür sind die Christen im 1. Jahrhundert, an die der Hebräerbrief geschrieben wurde. Ihnen wurden offensichtlich ihre Güter geraubt wegen ihres Glaubens an Jesus (siehe Hebräer 10,34). Und was machen sie? Sie freuen sich in dieser schlimmen Situation! Wieso freuen sie sich? Weil sie auf Gottes Versprechen hoffen, und zuversichtlich sind, dass sie dafür eine große Belohnung bekommen werden! (Verse 34-35). Von außen gesehen war ihr Benehmen seltsam. Dieses seltsame Benehmen meint Gott mit „seid heilig!“.

So sind wir berufen, als Außenseiter zu leiden (1. Petrus 2,21-24 + 4,1-4), aber dennoch Menschen voller Hoffnung zu sein (Epheser 1,18+4,1 / Philipper 3,14). „Nachdem wir eine kurze Zeit gelitten haben, [sind wir] zur Herrlichkeit in Jesus Christus berufen“ (1. Petrus 5,10). Auf diese Weise ahmen wir Jesus nach und teilen mit ihm sogar SEINE Berufung, wenn wir durchhalten (nach Hebräer 3,1-6 / Hebräer 12,1-2). Unglaublich, oder?

Das ist unsere Berufung. Alle weiteren Gedanken über Berufung dürfen wir nur als Fußnote dieser großen Berufung Gottes sehen. Sie lautet:

„Gestaltet euren Alltag nach meinen Gebotenund richtet euer Leben so aus, dass ihr in der Welt lebt, arbeitet, für die Wahrheit einsteht, leidet, einander liebt, eine fröhliche Hoffnung ausstrahlt, genauso wie mein Sohn es tat. All dies soll durch Glauben an meine vielen Versprechenangetrieben sein.“[5]

Somit beginnt Gottes Berufung für einen Christen nicht erst dort, wo er an die Enden der Erde reist oder Organisationen und Vereine gründet[6]. Nein, Ihnenbeginnt im Hier und Jetzt. In seiner Rolle als Vater. In ihrer Rolle als Mutter. Im Kind sein und im Erwachsen-werden. In der Schule, im Beruf, im Alltäglichen.

Berufen im Beruf

Und Jahwe Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden,

ihn zu bearbeiten und ihn zu bewahren (1. Mose 2:15).

Nicht nur zufällig kommt unser heutiges Wort für „Beruf“ vom Wort „berufen“. Produktive, erfüllende Arbeit ist Gottes gute Erfindung, ja Gott selbst ist ein guter Arbeiter (1. Mose 1,31). Einer der ersten Aufträge an den Menschen war ein Mix aus Gärtnerei und Taxonomie[7](1. Mose 2,15+19-20). Jesus selbst arbeitete ca. 18 Jahre als tüchtiger Zimmermann (vgl. Markus 6,3 mit Lukas 2,40+52).

Auch ein großer Teil unseres Alltags wird darin bestehen, dass wir einem Beruf nachgehen. Wenn Gott uns ruft, dann sollen wir nicht unbedingt unseren Beruf oder unsere Rolle in der Gesellschaft verlassen. Zum Beispiel musste Paulus einige aus der Gemeinde in Korinth dazu auffordern, in ihrem Beruf zu bleiben (1. Korinther 7,20-24).

Ja, wir alle kennen die Frustration und Schwierigkeiten beim Arbeiten. Diese kamen beim Sündenfall dazu (1. Mose 3,17-19). Arbeit an sich war aber schon vor dem Sündenfall da – Gott wusste, dass es uns guttut, die Erfüllung und Befriedigung sinnvoller Arbeit zu erleben. Arbeit tut uns so gut, dass wir sogar im tausendjährigen Reich und in der neuen Schöpfung arbeiten werden, z.B. als Priester, Regierungsbeamte oder Richter (2. Timotheus 2,12 / 1. Korinther 6,2-3 / Offenbarung 20,6).

Bevor Martin Luther im 16. Jahrhundert auftrat hatte sich in der Kirche folgende Meinung durchgesetzt: Es wurde ein Unterschied gemacht zwischen geistlichen Tätigkeiten des Klerus (Bischöfe, Prediger etc.) und der Arbeit des normalen Bürgers[8]. Das geht jedoch gegen die Schrift. Die Bibel lehrt nämlich, dass einfache Dienste und Arbeiten als Gottesdienst bezeichnet werden kann (Kolosser 3,23 / Jakobus 1,27 / siehe auch Psalm 90,17 / Sprüche 14,23). Ja, es gibt vollzeitliche Dienste in der Mission oder in der Gemeinde. Aber selbst der einfachste Straßenkehrer kann Gott gefallen, indem er den Müll im Namen Jesu aufräumt, und das mit dankbarem Herzen (nach Kolosser 3,17). In einem Pfarrhaus hing über dem Spülbecken ein Schild: „Hier wird dreimal täglich Gottesdienst gefeiert“.

Arbeit ist also Gottesdienst. Das gilt selbst für den Christen der über längere Zeit keinen großen Sinn in seiner Arbeit sehen kann. Bestimmt war es so für den einen oder anderen Sklaven im damaligen Korinth (1. Korinther 7)! Wenn ich aber Gott mit meiner Arbeit diene, ist sie immer sinnvoll!

Für Ihn sind selbst kleine, ‚unbedeutende‘ Arbeiten wichtig. Wenn wir „im Kleinen treu erfunden werden“ und bewusst für Gott arbeiten, sieht es Gott (Lukas 19,17). Den alltäglichen Pflichten aus dem Weg zu gehen ist schlicht und einfach Ungehorsam. Wir werden so auch nie die Erfüllung finden, welche bedeutungsvolle Arbeit geben kann. Wir werden von Gott sogar scharf ermahnt (siehe 2.Thessalonicher 3,6-15).

Gott sieht mein Arbeiten. Damit wird auch deutlich: noch wichtiger als was wir arbeiten ist wie wir arbeiten. Doch wie, oder mit welcher Motivation sollten wir unsere Berufung im Beruf ausleben?

Gott ist letztlich unser Arbeitgeber. Er will, dass wir unseren Lohn in erster Linie von Ihm erwarten (Hebräer 11,6). Dann geht es nicht mehr so sehr um mich, (oder wie wichtig meine Arbeit ist, siehe Psalm 90,5-6[9]), sondern um Gott (und wie gnädig Er ist darin, dass er „unnütze Knechte“ belohnt, siehe Lukas 17,10).

Sobald wir beginnen, über unseren Beruf (also über was wir arbeiten) unseren Selbstwert zu definieren, schleicht sich auch die geheime Motivation ein: ich arbeite gut, damit ich von Menschen gesehen werde (Epheser 6,5-8). Wir werden dann dadurch motiviert, dass Menschen uns loben / anerkennen / unser Gehalt erhöhen / uns befördern. Dann verspielen wir nicht nur Gottes Berufung, sondern auch seinen Lohn und seine Anerkennung (Matthäus 6,1-4 + 25,21)!

Da wir in erster Linie für Gott arbeiten, werden einige Berufe aus ethischen Gründen[10]für einen Christen nicht möglich sein. Ansonsten sind uns keine Grenzen gesetzt und wir können kreativ sein, wie wir dem Herrn dienen in täglicher Arbeit.

Gott geweihte Arbeit ist etwas wirklich Schönes. „Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Steige sind Friede.“ (Sprüche 3,17 mit Sprüche 16,3) Wirkliche Arbeit, wie alle Berufungen Gottes, ist ein gutes Geschenk Gottes.

Ehe und Familie

Gottes Berufung zu leben bringt sehr viel Freude. Das ist vielleicht nirgendwo so offensichtlich wie beim Thema Ehe und Familie. Wen Gott beruft, beschenkt er auch. Mit Verantwortung kommt auch Gnade. Der Schutz und die Geborgenheit in einer Ehe (1. Mose 2,23-24), das gemeinsame Ausleben der Sexualität (1. Mose 1,28 / Hohelied), die Freude an Kindern (Psalm 127,3-5) sind alles Ideen Gottes. Sie helfen uns, die große Verantwortung zu tragen.

Wer berufen ist, Familie zu haben, trägt wirklich eine große Verantwortung. Wenn wir diese in Ehe und Familie mit Füßen treten, hört Gott nicht auf unsere Gebete und wir sind in seinen Augen sogar schlimmer als wo wir noch nicht an Jesus geglaubt haben (1.Petrus 3,1-7 / 1.Timotheus 5,8)!

Wer verheiratet ist, wurde von Gott zur Ehe berufen. Wer Kinder hat, ist von Gott dazu berufen. Das gilt, ganz unabhängig davon, wie die Ehe geschlossen wurde und ob die Kinder „geplant“ waren. Das gibt einer Familie Halt, auch wenn Zweifel, Spannungen und Probleme auftauchen. Wir können uns für oder gegen die Berufung „Ehe“ entscheiden, aber nur vor der Eheschließung. Einmal verheiratet, sind wir dazu berufen alles daran zu setzen, dass unsere Familie sich zu Gottes Ehre entwickelt. (Ob wir am Ende damit Erfolg haben, können wir Gott überlassen, von dem letztlich alles abhängt.)

Aber nicht jeder wird heiraten. Nicht jeder wird Kinder haben. Und oft haben ‚Singles‘ oder Kinderlose Mühe, das anzunehmen.

Einerseits ist das verständlich, denn unsere Kultur im Westen neigt dazu, Identität in sexueller Erfüllung zu finden.[11]Andere Kulturen finden ihre Identität in Familie und Kindern.[12]Aber viel zu oft laufen wir Christen diesen Trends hinterher. Wer keine erfüllende Ehe / Familie hat, ist für viele „noch nicht ganz am Ziel angekommen“. Aber wer bestimmt für uns, was „erfülltes Leben“ ist? Unsere Kultur oder Jesus Christus? Jesus war Single, hat weder eigene Kinder gehabt, noch hat er je Sex erlebt. Aber er hat sowas von Gottes Berufung ausgelebt…

Mission

Seltsamerweise wird Jesus trotz seiner Ehelosigkeit als „fruchtbar“ bezeichnet, und als einer der „Nachkommen haben“ wird (Jesaja 11,1 + 53,10). Jesus hat eine weit wichtigere Berufung gelebt als leibliche Kinder aufzuziehen. Gott hat durch ihn „viele Söhne zur Herrlichkeit gebracht“ (Hebräer 2,10).

Im der Zeit des Neuen Testaments hat das radikale Auswirkungen auf unsere Berufung, „fruchtbar zu sein“. So kann Paulus, ein eheloser Mann, uns sogar empfehlen den gleichen Lebensstil zu wählen (1. Korinther 7). Er verzichtete als Unverheirateter auf eine geniale Sache (Ehe), damit er einer weiteren Berufung Gottes noch besser nachgehen konnte:

Gehet [nun] hin und machet alle Nationen zu Jüngern, und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.

(Jesus in Matthäus 28:19-20)

Für einige von uns bedeutet diese Berufung ein vollzeitiger Dienst, für alle anderen ein Lebensstil, der die (weltweite) Mission als Ziel hat. Das beinhaltet freudiges Geben und Unterstützen von Missionaren.

Meine Frau und ich arbeiten als Betreuer im „Help Center“, einer Lebensgemeinschaft für Jugendliche mit Lebensproblemen aller Art. Viele Jugendliche (im Help Center, aber auch in unseren Gemeinden) leben mit folgendem Denken: „Gottes Berufung ist eher was Langweiliges, Einschränkendes. Obendrein ist ‚Missionieren‘ total peinlich.“[13]

Das ist ein Irrtum. Wer wirklich einen missionarischen Lebensstil pflegt, weiß, wieviel Mut und Kreativität gerade dieser Aspekt von Gottes Berufung fordert. Meine persönliche Erfahrung ist, dass auch unser Umfeld eine Art Respekt hat vor Menschen, die völlig von einer Sache überzeugt sind. Missionieren braucht zwar Mut, lässt aber auf viele Menschen einen tiefen Eindruck (Apostelgeschichte 4,13 / Matthäus 5,16). Zusätzlich ist das Evangelium nicht irgendeine Botschaft. Gott selbst steht mit seiner Kraft hinter seinem Evangelium (Römer 1,16)![14]

Einfacher und mutiger Gehorsam, Menschen von Jesus zu erzählen, wird bei uns mehr Adrenalin, Spannung, Glück, Erfüllung und Frieden produzieren als sämtliche Erlebnisse, mit denen wir uns manchmal ablenken. Diese Berufung fordert von uns eine Dringlichkeit. Sie fordert ein Leben, welches sich nicht mit trivialen Dingen ablenkt. Sie fordert eine Liebe für Menschen. Diese erwartet, wenn sie nicht umkehren, der schreckliche Zorn Gottes (Römer 1,18 / Johannes 3,36 / Hebräer 10,31)! Nicht zuletzt deshalb fordert die Berufung zur Mission ein ernsthaftes Gebetsleben, und ein „Flehen für sie zu Gott, dass sie errettet werden“ (Römer 10,1).

Die Berufung zur Mission ist nicht nur eine von mehreren Berufungen, sondern sie hat auch mehrere Aspekte in sich. Jesus sagte: „machet [sie] zu Jüngern, […] und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe!“. Mission schließt also ein, dass wir anderen (die z.T. schon bekehrt sind) durch unser Leben ein Vorbild sind und dass wir sie konkret anleiten. Der Missionsbefehl beinhaltet also Gottes Berufung zum Gemeindedienst…

Gemeinde

Als Nachfolger von Jesus sind wir automatisch in die weltweite Gemeinde integriert. Ein Teil unserer Berufung wird es sein, in der Gemeinde zu dienen.

Gemeindedienst ist in vielem ähnlich wie unsere tägliche Arbeit. Arbeit ist Gottesdienst, Gemeindedienst ist Gottesdienst – viele Prinzipien lassen sich übertragen. Zum Beispiel macht es wenig Sinn eine Ausbildung als Fliesenleger anzufangen, wenn du eigentlich eine Leidenschaft für Sprachen hast und ohnehin schon wegen Kniebeschwerden klagst. Genauso wenig macht es Sinn, einen Predigtdienst anzustreben, wenn du keinen gescheiten Satz formulieren kannst!

Was ist, wenn ich für gar nichts in der Gemeinde Leidenschaft habe? Dann wird es schwierig, überhaupt in der Gemeinde mitzuarbeiten. Vielleicht wäre es dann mal dran, grundsätzlich meine Beziehung zu Gott hinterfragen. Eine wirkliche Beziehung zu Gott verändert uns (Hesekiel 36,26-27+31). Er überträgt Seinen Eifer und seine Leidenschaft auf uns (4. Mose 25,11 / Psalm 69,9).  Gabentests haben ihren Wert und wir sollen darüber nachdenken, welche Gaben uns Gott geschenkt hat.[15]Aber wer keine persönliche Begegnung mit dem Herrn der Gemeinde gehabt hat, wird auch nie den Blick für Gottes Willen für die Arbeit in der Gemeinde haben (nach Sprüche 3,6 / Römer 12,2 / Matthäus 16,16-19).

Gemeindedienst ist auch darin anderen Berufungen ähnlich, weil es extrem wichtig ist, mit welcher Motivation wir einen Dienst tun. Ja, Gott will uns mit unseren Gaben gebrauchen. Es ist ihm extrem wichtig, dass wir uns entfalten und gerne dienen. Aber er möchte erst die richtige Einstellung in uns sehen (1. Samuel 16,7 / Jeremia 17,10 / Sprüche 24,12 / Philipper 2,5). Ansonsten begeben wir uns auf dünnes Eis. Menschen können wir täuschen und ihnen was vorspielen, aber den Heiligen Geist können wir nie täuschen (Apostelgeschichte 5,1-11 / 1. Korinther 3,16-17).

Wir dürfen also überlegen, um Rat fragen, ausprobieren und darüber beten, wie wir unsere Gaben in der Gemeinde Gottes einsetzen. Aber unsere Gaben werden schnell zu Versuchungen, wenn sie im Mittelpunkt stehen.

Ein Professor an einer Theologischen Hochschule wurde einmal gefragt, wieso er die Aufgabe übernahm, in der Gemeinde die Stühle zu stellen. Sollte er nicht eine zentralere Rolle spielen, mit seinem Bildungsstand? Seine Antwort: „Ich will lieber an der Schwelle stehen im Hause meines Gottes, als wohnen in den Zelten der Gesetzlosen.“ (Psalm 84,10).

Jesus macht ein sehr schönes Anschauungsbeispiel in Lukas 14,7-11, welches sich auch auf Gemeindedienste übertragen lässt. Sage schneller zu, wenn es um Aufgaben in der Gemeinde geht, welche nicht so viel Anerkennung mit sich bringen. Sei vorsichtig darin, die „ersten Plätze beim Fest“ (bzw. in der Gemeinde) einzunehmen.

Bibelstellen wie Lukas 2,26 / Jakobus 1,27 / Johannes 13,4-5 sagen uns, dass Dienste wie …

treues Beten und Fasten; die Armen in ihren Schwierigkeiten zu besuchen; praktische Dienste wie putzen, organisieren, kochen, Gebäudebau/-unterhalt; Zeit haben für Gespräche und Seelsorge; Ermutigung und Ermahnung

… genauso schöne Dienste werden können, wie …

Gemeindeleitung, Lehrer, Prediger oder (musikalische) Anbetungsleitung.

Gottes Berufung – Gottes Prioritäten – Gottes mächtige Hilfe

Unsere Berufung als Christ ist also auf keinen Fall eintönig! Ganz im Gegenteil: Gottes Berufung ist facettenreich. Wir sehen Gottes schöpferische Kraft und Fantasie in der Artenvielfalt von Tieren, Pflanzen, Insekten etc. auf der Erde. Aber wir sehen seine Phantasie, auch wenn wir in der Bibel blättern (denken wir nur an die ausgefallenen Illustrationen und Zeichen, durch die Gottes Propheten damals zu seinem Volk gepredigt haben!). Seine Berufung kann also auch in unserem Leben unerwartete Wendungen und vielfältige Aspekte annehmen, an die wir vorher nie gedacht hätten.

Aber diese Vielfalt der Berufung Gottes kann uns auch überfordern. Wo fange ich an? Was hat höchste Priorität?

Ich habe zu Beginn des Artikels versucht zu zeigen, dass unsere Heiligkeit oberste Priorität hat. Diese oberste Priorität haben manche mit „Gott zu ehren und ihn für immer zu genießen“[16]zusammengefasst.

Das impliziert, dass wir Gott kennenlernen müssen. In der Bibel zeigt er sich uns. Deshalb – das klingt jetzt für manche etwas nüchtern – ist persönliches Bibelstudium absolute Priorität. Sprüche 2,1-9 sagt folgendes: Betendes, fleißiges, sehnsüchtiges Suchen in Gottes Wort ist die Basis für die Gottesfurcht und Erkenntnis Gottes. Diese wiederum führt dazu, dass wir Gottes gute Berufungen für uns ausleben (siehe Vers 9). Wenn wir den Berufenden nicht verstehen, werden wir erst recht an seiner Berufung vorbeileben.

Für alle Ehemänner / Ehefrauen, Väter / Mütter, Arbeitnehmer(innen), Zeugen Jesu, Gemeindemitarbeiter(innen) ist folgendes die tägliche Herausforderung: Gott absolut an erste Stelle zu setzen. Praktisch heißt das: Zeit und Konzentration für Anbetung, Gebet und Bibellesen als wichtigsten Termin am Tag einzuplanen, aber auch Gott zu bitten, dass Er uns belebt, sodass wir Ihn lieben mit unserem ganzen Sein und uns an Ihm erfreuen:

„{Gott}, willst du uns nicht wieder beleben, dass dein Volk sich in dir erfreue?“ (Psalm 85,6)

Nur dann merken wir: Er gibt die Kraft und Weisheit, alle unsere Berufungen zu leben, ohne eine zu vernachlässigen.

Dann erleben wir: Gott wird mich nie zu etwas berufen, wozu er mich nicht befähigt.[17]

Gott sagte durch Jesaja (Jesaja 41,8-10) zum Volk Israel, welches er „auserwählt“ (V.8) und „berufen“ (V.9) hatte: “fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ (V.10).

Vielleicht hast du es gemerkt: Von unserem Ruf, Söhne und Töchter Gottes zu werden, bis hin zu spezifischen Berufungen, ist es absolut unmöglich für einen Menschen, Gottes Berufung auszuleben – außer für den Christen! Wir sollen Gott im Alltag, an der Arbeitsstelle, in unserer Ehe und Kindererziehung, in unserem Eifer für verlorene Menschen, in unserem Dienst in der Gemeinde nachahmen? Unmöglich – bis Gott durch den Heiligen Geist in unser Leben einzieht. Und Er kann sich selbst sehr gut nachahmen.

Gott ist der Rufende, aber er ist auch der, der es möglich macht. Das gilt für alle, die er auserwählt und befähigt.


Fußnoten

[1]Wenn ich Berufung zu sehr auf mich beziehe, werde ich, unter anderem, ständig auf außergewöhnliches Reden Gotteswarten. Wenn es um mich geht, dann muss doch Gott eine weltbewegende Aufgabe für michhaben! Die Bibel sagt aber: Gott beruft zwar jeden Christen, aber nur selten beruft Er einen Menschen für eine bestimmte, auf ihn zugeschnittene Aufgabe (vergleiche z.B. Römer 1,6 mit Römer 1,1, oder 1. Korinther 1,2+24 mit 1. Korinther 1,1). Das ist für manche eine ungewohnte Perspektive auf Berufung!

[2]Im Palästina des 1. Jahrhunderts übte ein Sohn im Normalfall den Beruf seines Vaters aus. Sein Vater vererbte ihm nicht nur sein Aussehen und seinen Charakter, sondern auch seine Tätigkeit (bzw. seine Arbeit). Dieses Prinzip greift auch für uns, wenn wir wiedergeboren sind. Jesus sagte einmal, dass Friedensstifter glücklich sind, weil man sie als ‚Söhne Gottes‘ erkennen wird (wörtlich: „heißen“ vgl. Matthäus 5,9). Im damaligen jüdischen Verständnis hieß das folgendes: diese Menschen sind in dieser speziellen Tätigkeit Gott ähnlich, denn Gott ist DER Friedensstifter. Die Bibel sagt deswegen auch, dass Gläubige „zum Frieden berufen sind“ (1. Korinther 7,15). Was für diesen Bereich (Friedensstiften) gilt, gilt auch für jede andere moralische Eigenschaft Gottes. – Achtung: Wir sollen seine moralischen Eigenschaften (d.h. seine Liebe, Barmherzigkeit, Geduld etc.) nachahmen, aber es gibt Eigenschaften Gottes, die wir nie nachahmen können und die wir uns nie anmaßen sollen (z.B. seine Allgegenwart, Allmacht, Allwissenheit, Souveränität, Transzendenz etc.)! Im zweiten Sinne ist nur Jesus DER Sohn Gottes, weil er allestut, was der Vater auch tut (Johannes 5,19-29). Er ist deshalb völlig „Gott gleich“ (Johannes 5,18).

[3]Illustration frei übertragen von einer Predigt von Paul Washer über Matthäus 7,13-27. Das Prinzip hinter der Geschichte wird tatsächlich in vielen Abschnitten der Bibel gelehrt (z.B. 2. Korinther 5,17 / Galater 5,22-23 / Jakobus 2,14-26).

[4]Das beinhaltet sowohl dietagtäglicheGnade Gottes (z.B. Philipper 4,19 / Römer 8,28+31-39 / Epheser 1,19) als auch die zukünftigeGnade in der Ewigkeit (z.B. Römer 8,18). Beide werden uns durch Gottes vergangeneGnade garantiert. Seine vergangene Gnade wurde einerseits am Kreuz (Römer 5,8-9 / Römer 8,32) und anderseits vor Grundlegung der Welt (z.B. Epheser 1,4 / Römer 8,29-30) an uns gezeigt.

[5]Diese Berufung hat allerdings nicht nur höchste Priorität, sondern ist auch die Kraftquelle für alle anderen Aspekte von Gottes Berufung. Die Berufung „heilig zu sein, wie Jahwe heilig ist“, ist für den Christen nämlich auch gleichzeitig die Pflicht, „seine Lust zu haben an Jahwe“. Gott, der „glückliche Machthaber“, möchte dass wir in ihm glücklich sind. Diese heilige Freude gibt uns schließlich die Kraft, auch die unbequemen Aspekte von Gottes Berufungen auszuhalten (zitiert aus, bzw. frei nach Psalm 37,4 / Philipper 4,4 / 1. Timotheus 6,15 / 1. Thessalonicher 1,6-7 / Nehemia 8,10 / 2. Korinther 3,12+18 + 7,1 / Apostelgeschichte 4,13+29 / Epheser 6,19-20).

[6]„Der kluge Mensch hat die Weisheit stets vor Augen, doch die Augen eines Narren wandern bis an das Ende der Erde.“ – Sprüche 17,24.

[7]Taxonomie heißt so viel wie „Klassifizierung und Namensgebung“ (zum Beispiel in der Biologie).

[8]Dem Klerus galt folgende Aufforderung: Tu supplex ora (lat.„Du bete demütig!“)im Gegensatz zu Tuque labora(„und du arbeite!“)für die Bauern.

[9]Psalm 90 ist übrigens ein Gebet von Mose, in welchem Mose Gott bittet, seine Arbeit zu segnen. „Bring unsere Arbeit in Ordnung, fördere sie!“ betet er im letzten Vers des Psalms.

[10]Kaum ein Arbeitgeber hält sich an alleMaßstäbe der Bibel. Als Angestellte sollen wir uns trotzdem unseren Vorgesetzten unterordnen (sogar „mit Zittern“, siehe Epheser 6,5). Das gilt aber nur solange wir nicht aufgefordert werden zu sündigen. Gottes Ruf, „heilig zu sein“ bleibt immer höchste Priorität. In vielen Firmen zählt Profit höher als Menschen und Schein ist wichtiger als Tatsachen. Hier muss der Christ ganz klar Stellung nehmen. Wir müssen „Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29).

[11]Erkennbar an Formulierungen wie „Ich binhetero-, bzw. homosexuell!“.

[12]Zum Beispiel in vom Islam geprägten Kulturen.

[13]Um dem Missionsbefehl auszuweichen werden oft „Ersatzberufungen“ gesucht (Karriere / Hausbau / Hobbies / oder sogar Aufgaben in der Gemeinde). Wir missachten dabei Gottes direkten Befehl, wenn wir unsere Aufmerksamkeit zu stark auf solche Dinge fokussieren.

[14]„Fußnote 5“ ist hier sehr wichtig! Die Intensitätin der wir Gott als mächtig und souverän genießenwird unseren Mutfür sein Evangelium entweder anspornen oder schwächen(siehe Römer 1,16 oder Apostelgeschichte 4,24-31 + 5,29+41).

[15]Berufung und (Be-)Gaben geht für Gott Hand in Hand (nach Römer 11,29). Gott wird mich nie zu etwas berufen, wozu er mich nicht begabt. Dieses Prinzip zieht sich durch alle Facetten von Gottes Berufungen: Im Berufsleben, in Ehe und Familie und in einem missionarisch ausgelegten Leben. Die Frage nach meinen Gaben ist vielleicht besonders in der Gemeindearbeit sehr wichtig. Römer 12 und 1. Korinther 12 fordern auf, nüchtern darüber nachzudenken, wo Gott uns Gaben geschenkt hat, und wie wir mit ihnen dienen können. Nach 1. Korinther 12,31 sollen wir uns Gaben von Gott erbitten, um der Gemeinde in Liebe zu dienen.

Jeder Christ hat nach 1. Petrus 4,10-11 mindestens eine (geistliche) Gabe. Gaben sind aber nicht immer offensichtlich. Ähnlich wie die Früchte des Geistes (Galater 5,22) müssen sie kultiviert, gepflegt und geübt werden (Galater 5,25), wie eine junge Pflanze, die täglich gegossen werden muss. Gottes Gaben sind dafür da, benutzt und gebraucht zu werden (1. Petrus 4,10), ähnlich wie unsere Muskeln und Gelenke (Hebräer 12,12-13) oder ein kleines Flämmchen, welches man anfachen muss (2. Timotheus 1,6).

Manche Gaben entdecken wir erst, indem wir „zufällig“ einen Dienst übernehmen, der normalerweise nicht zu unserem Tätigkeitsbereich gehört.

[16]So formuliert es der erste Abschnitt des „kürzeren Westminster Katechismus“ von 1647.

[17]Gottes Berufungen gehen Hand in Hand mit seinen Gnadengaben. Im 2. Buch Mose berufte Gott Bezaleel und Oholiab zum Bau der Stiftshütte und er gab ihnen durch seinen Geist die Fähigkeiten, die sie dazu brauchten (2. Mose 35,30-36,2). Dieses Prinzip wird z.B. auch in Römer 11,29 angedeutet.