Gesetz im Neuen Testament

Dieser Artikel ist eine kommentierte Bibelstellensammlung. Auflistungen wie diese sollen dabei helfen, sich einen ersten Überblick vom Umgang der Bibel …
Gesetz im Neuen Testament

Dieser Artikel ist eine kommentierte Bibelstellensammlung. Auflistungen wie diese sollen dabei helfen, sich einen ersten Überblick vom Umgang der Bibel mit einem bestimmten Thema zu machen, oder gezielt auf einzelne Aspekte hinweisen. Sie sind dabei aber nie umfassend und sollen uns viel mehr motivieren selbst über das Thema nachzudenken.


„Gilt das Gesetz noch für Christen?“ Die Frage wird vielleicht oft zu schnell mit einem einfachen „Ja, – das meiste jedenfalls!“ oder „Nein, – wir leben ja unter Gnade!“ beantwortet. Im Folgenden ein Versuch, Neutestamentliche Lehre über das Gesetz und den Glauben aufzuzeigen und diese miteinander zu verknüpfen.

Kein Gott des Neuen Testaments

Gott war schon immer voller Gnade (Joel 2:13), er ändert sich nicht zwischen dem AT und dem NT (4. Mose 23,19 / Jakobus 1,17). Der gleiche Gott, der das Gesetz gab, gab auch seinen Sohn Jesus Christus (Johannes 3:16) und nur wer aus Glauben lebt ist Gerecht vor Gott (1. Mose 15,6 / Römer 1,17 / Römer 3,21-26) – „durch den Glauben an Jesus Christus und […] nicht durch Einhalten des Gesetzes“ (Galater 2:16).

Nicht aufgelöst, sondern erfüllt!

“Ich bin nicht gekommen [das Gesetz] aufzulösen, sondern zu erfüllen.“Jesus Christus in Matthäus 5,17
Die Aussage von Jesus lässt uns stutzen. Insbesondere, weil Jesus zwei Verse später ermutigt, die Gebote weiterhin zu lehren und dann sagt: „Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Himmelreich eingehen!“ (Matthäus 5,20). Was heißt es denn, dass Jesus das Gesetz „erfüllt“ hat? Hat das Gesetz noch Bedeutung für uns?

Als richtende, verdammende Instanz; nein! Die alten Zeichen und Rituale (z.B. die Beschneidung) müssen von Gläubigen im NT nicht mehr eingehalten werden. Als die Frage aufkam, ob Neubekehrte aus den nichtjüdischen Völkern auch beschnitten werden sollen entschlossen sich die Apostel klar dagegen (Apostelgeschichte 15,19) – mit der Einschränkung, dass man den Juden kulturell angemessen und in Liebe begegnet (Apostelgeschichte 15,20-21 / siehe auch Römer 14,13-23).

Auch das Opfersystem des AT wurde durch ein Besseres ersetzt (Hebräer 10,1.11-14) und ist für uns nicht mehr gültig. Durch das einmalige Opfer, Jesus Christus, sind wir vom Gesetz ein für alle Mal befreit und können eine Beziehung mit Gott haben (Hebräer 10,19-22 / 1. Petrus 3,18).

Im gleichen Atemzug warnt die Bibel aber davor, „willentlich gegen die Wahrheit [dieser guten Nachricht] zu sündigen“ (Hebräer 10,26-31). Gott sagt ganz klar, dass wenn wir gewisse Dinge ausleben, wir das Reich Gottes nicht erben werden (Galater 5,13.19-21 / 1. Korinther 6,9).

Jesus selbst gibt uns Bedingungen, wie wir „in seiner Liebe bleiben“; unter anderem, dass wir seine Gebote befolgen (Johannes 15,10.14 / siehe auch Hebräer 12,14). Er sagt, dass gesetzlose Menschen am Tor des Himmels abgelehnt werden (Matthäus 7,23).

Was nun? Sind wir befreit von einem Gesetz, nur um ein anderes erfüllen zu müssen? Oder anders gefragt, gibt es ein alles entscheidendes Kriterium was uns wirklich freimacht, als Gott gefällige Menschen zu leben?

Glaube, der durch die Liebe wirkt

„Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch unbeschnitten sein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirkt“ (Galater 5,6).

Glauben und Liebe scheinen im NT in ihren Bedeutungen fast zu zerfließen. So sagt z.B. Johannes, dass Jesus uns einen Befehl gibt: Glauben und Liebe (1. Johannes 3,23). Für Paulus sind Glauben und Liebe fast unzertrennliche Eigenschaften, die er in seinen Gemeinden erwartete (Epheser 1,15 / Philemon 5 / Kolosser 1,4 / 1. Thessalonicher 3,6 / 2. Thessalonicher 1,3 / 1. Timotheus 1,14 / 2. Timotheus 1,13). Galater 5,6 sagt: Die alten Zeichen des Gesetzes sind jetzt irrelevant. Das einzige was gilt ist der Glaube, der durch die Liebe wirkt. Der Glauben bewirkt alles was Gott gefällt und ist wirksam durch die Liebe, – Liebe wächst aus echtem Glauben (siehe auch 1. Timotheus 1,5).

Wenn wir echten Glauben haben, haben wir auch Liebe zu Gott und unserem Mitmenschen. Für den Apostel Johannes ist deshalb die Nächstenliebe ein ermutigender Beweis, dass wir „aus dem Tod in das Leben übergegangen sind“ (1. Johannes 3,14).

Wie wir jetzt das Gesetz „erfüllen“

Müssen wir also ein Gesetz erfüllen? Nicht direkt. Wir sollen Buße tun und an das Evangelium glauben. Aber ungeheuchelter, echter Glauben äußert sich in Liebe. Und das Geniale ist, dass die Liebe (zu Gott und dem Nächsten) das Gesetz erfüllt! „So ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.“ (aus Römer 13,10, siehe auch Matthäus 22,37-40 / Galater 5,14 / 1. Thessalonicher 3,12-13, 1. Johannes 5,3).

Dieses Prinzip nennt Paulus auch gerne „im Geist wandeln“ oder „das Gesetz des Geistes“ (Römer 8,1-4). Jakobus nennt es „das Gesetz der Freiheit“ (Jakobus 1,25 / Jakobus 2,12).

  1. Gott liebte uns als wir noch Sünder waren (Römer 5,6). Aus dieser ersten Tatsache folgt
  2. Gottes Garantie, dass er uns auch in Gegenwart und Zukunft mit Gnade überhäuft (siehe z.B. Römer 5,15 / Römer 8,31-39 / Epheser 3,16 / 2. Korinther 12,9 / Philipper 1,6 / Philipper 4,13).

Wer diese zwei Tatsachen begreift (und im Herzen von Gott verändert wurde) wird sich nach „mehr von Gott“ sehnen (Psalm 37,4 / Psalm 73,25-26 / Philipper 3,8.10). Oder anders ausgedrückt: Gott lieben (1. Petrus 1,8). Das Gesetz wird von dieser Liebe erfüllt.

Gott, der Wirkende im Gerechten

Echte Gerechtigkeit kommt aus der Liebe, die wiederum aus dem Glauben an Gottes vielfältigen Versprechen kommt. Deshalb steht Gott am Anfang von wirklichem Gehorsam.

Ein selbstgerechter, gesetzlicher Mensch sucht Anerkennung für sich selbst, – glaubender Gehorsam aber reflektiert Gottes Größe und Zuverlässigkeit und zeigt unseren Mitmenschen, dass Gott der wirkliche Held ist (Matthäus 5,16).

Gott macht sich verantwortlich für die Gerechtigkeit seiner Kinder. Gott macht sich verantwortlich für die Gerechtigkeit seiner Kinder. Letztlich bewirkt Er unseren Gehorsam. „Der Gott des Friedens aber […] vollende euch in jedem guten Werk, um seinen Willen zu tun, in euch schaffend, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus“ (Hebräer 13,21, siehe auch 1. Korinther 15,10 / Römer 15,18 / Philipper 2,13 / 2. Korinther 8,16).

Statt auf andere herabzuschauen sollten wir unsere Gerechtigkeit daran messen, wie sehr wir Gott und den Nächsten lieben. Wie gerne und wie freudig setze ich Gottes Willen um? Wir müssen merken, dass der Schöpfer des Universums in unserem Leben der Wirkende ist (Philipper 2,12-13). Sein Handeln setzt uns frei, ganz für Ihn zu leben (Philipper 1,21).