Nehemia - 50 Tage Mauerbau

Der Weg von der Idee zur Umsetzung eines Projektes ist nicht immer einfach. Hilfreiche Voraussetzungen dazu sind Motivation, Management, Motoren und Mut.
Nehemia - 50 Tage Mauerbau

Worum geht’s?

Mit Projekten haben wir es in Gemeinden und Jugendgruppen immer wieder zu tun. Es gibt viele gute Ideen für Projekte und Aktionen, sie verstauben aber häufig in der Schublade, weil die Motivation, das richtige Management, der Mut oder der Motor fehlt.

Eins der gewaltigsten Projekte des Alten Testaments ist der Mauerbau unter Nehemia. Es gehört einiges dazu, innerhalb von 50 Tagen aus einem riesigen Schutthaufen eine Stadtmauer zu bauen. Warum dieser Bau, rein menschlich gesehen, erfolgreich war, zeigen uns vor allem die ersten drei Kapitel des Buches Nehemia.

Mit wem haben wir’s zu tun?

Jugendlichen wird oft vorgeworfen, sie seien faul und unkreativ. Doch bei vielen ist genau das Gegenteil der Fall. Viele Jugendliche sind motiviert und haben sehr kreative Ideen. Leider fehlen häufig die Menschen, die diese Motivation und Kreativität aus ihnen herauskitzeln und in die richtigen Bahnen lenken.

Motivation und Kreativität allein reichen aber nicht aus. Woran es häufig fehlt, ist die Fähigkeit der Planung, um eine Sache auch sinnvoll anzugehen und keinen unüberlegten Schnellschuss abzufeuern, dem die Luft auf halber Strecke ausgeht.

Ebenfalls mangelt es an der Sicht, dass Jugendstunden mehr sein können, als zweistündige Treffen mit Musik, der Bibel und netten Leuten. Dazu braucht es entweder Mitarbeiter mit Weitsicht oder einzelne Jugendliche, die als Motoren fungieren, also Anregungen geben, wie Ideen umgesetzt werden können und andere bei deren Umsetzung mitreißen.

Worauf wollen wir hinaus?

In Nehemia 1-3 treiben genau diese Dinge den Mauerbau voran: Motivation, Management, Motoren und Mut.

Durch diese Bibelarbeit sollen die Jugendlichen ein Gespür dafür entwickeln, was Faktoren und Voraussetzungen für eine erfolgreiche Projektarbeit sind.

Sie sollen lernen, dass die richtige Motivation ein unverzichtbarer Ausgangspunkt ist.
Sie sollen verstehen, dass eine sinnvolle Planung (Management) wichtig ist, damit ein Projekt nicht im Sande verläuft und welche Elemente es beim Planen zu bedenken gibt.
Sie sollen erkennen, dass es in beinahe jeder Gruppe menschliche Motoren gibt, die ein Projekt vorantreiben und die Einzelnen motivieren. Diese Motoren sind nicht nur unter den Mitarbeitern zu finden.
Sie sollen verstehen, dass neben der Planung auch Mut erforderlich ist, um ein Projekt in die Tat umzusetzen und sich nicht „totzuplanen“.

Zu guter Letzt sollte den Jugendlichen ein Anreiz zum Nachdenken gegeben werden, welche Rolle sie selber einnehmen können.

Wie gehen wir vor?

Als Einstieg in das Thema wird mit der Gruppe ein kleineres Bauprojekt durchgeführt. Da dies etwas Zeit in Anspruch nimmt, lässt sich die Bibelarbeit auch gut auf zwei Gruppenstunden aufteilen.

Phase 1: Mini-Bauprojekt „Eine ungewöhnliche Mauer“

In Gruppen von 4-5 Personen, je nach Größe der Gesamtgruppe, haben die Jugendlichen den Auftrag, einen Mauerabschnitt zu bauen. Sie bekommen dazu Material, das zum Teil ungewöhnlich für eine Mauer ist, und eine Bodenplatte, auf der der Beginn und das Ende ihres Abschnitts eingezeichnet sind (siehe Bauanleitung). Der Zeitansatz hierfür beträgt etwa 40 Minuten. Erfahrungsgemäß ergeben sich in einer Gruppe verschiedene Rollen:

  • Motivierte Jugendliche, die Spaß an der Aktion haben und sie voranbringen wollen.
  • Mitläufer, die keine eigenen Ideen einbringen, aber Aufträge erledigen, die sie bekommen.
  • Materialplaner, die überlegen, wie das vorhandene Material eingesetzt werden kann.
  • Bauplaner, die eine kreative Idee haben, wie die Mauer gestaltet werden könnte.

Das Ziel soll sein, dass die Jugendlichen in einer ähnlichen Situation sind, wie Nehemia und die Mauerbauer von Jerusalem.

Reflexion: Wie lief’s und warum?

Nach Abschluss des Bauprojektes soll über den Ablauf des Mini-Projektes nachgedacht werden. Das ist für den weiteren Verlauf der Bibelarbeit wichtig. Zunächst kann allgemein überlegt werden, wie das Bauen in den einzelnen Gruppen funktioniert hat und welche Erfahrungen es dabei gab.

Danach sollte aber auch über die unterschiedlichen Rollen (siehe Einstieg) gesprochen werden. War es hilfreich, vorher zu überlegen, wie man vorgeht? War es hilfreich, zu überlegen, wie und wofür man das Material verwendet? Wie wichtig war es für die Gruppe, einen Motivator zu haben? Wie lief der Übergang zwischen der Bauplanung und dem eigentlichen Bauvorgang ab? War es schwierig, die Überlegungen umzusetzen?

Als Abschluss und Vorbereitung auf die eigentliche Bibelarbeitsphase lesen die Gruppen gemeinsam und laut die ersten drei Kapitel des Buches Nehemia (am besten in einer gut lesbaren Übersetzung, z. B. NeÜ – Bibel heute), um einen Einblick zu bekommen, wie das Thema weiter behandelt wird.

Phase 2: Das biblische Mauerprojekt

Die einzelnen Faktoren und Voraussetzungen für den Mauerbau werden in Gruppen erarbeitet. Jede Gruppe bekommt einen Text zugeteilt, aus dem anhand von Arbeitsblättern wesentliche Kennzeichen und Faktoren herausgearbeitet werden. Außerdem sollen die Jugendlichen sich ein konkretes Beispiel ausdenken, wie diese Kennzeichen in einem von der eigenen Jugendgruppe gestalteten Projekt aussehen könnten.

Die Ergebnisse werden anschließend im Plenum vorgestellt und sollten nach Möglichkeit mit Flipchart oder OHP visualisiert werden.

Motivation – Trauer um die Mauer (Nehemia 1)

Überlege, was du deinen Bruder bei einem Besuch als erstes fragen würdest. Vergleiche das mit Nehemias Frage. Was sagt das über sein Verhältnis zu Jerusalem aus?
Nehemia ist seit seiner Geburt in Persien. Was ist so erstaunlich an seiner Reaktion?
Was motiviert Nehemia, über einen Wechsel nach Jerusalem nachzudenken?
Überlegt euch ein konkretes Beispiel für ein Projekt in eurer Jugendgruppe. Was sollte eure Motivation sein und welche Rolle spielt es dabei zu motivieren? Was hängt alles von der Motivation ab?

Eine Hauptstadt ohne Mauer war ein Kennzeichen für die Schwäche des Volkes und einen schwachen Gott. Nehemia ist der Zustand Jerusalems nicht egal, er hat Interesse an dieser Stadt und ihren Bewohnern. Aus dem Wissen heraus, dass Jerusalems Mauer in Schutt und Asche liegt, fällt Nehemia in Trauer. Er kann den Gedanken nicht ertragen, dass sowohl das Volk als auch sein Gott durch den Zustand der Stadt zum Gespött werden. Aus dieser Trauer wächst die Motivation, die ihn antreibt, aus einer sicheren Position am persischen Hof nach Jerusalem zu gehen. Obwohl er Jerusalem nie gesehen hat, liegt ihm das Wohlergehen dieser Stadt so sehr am Herzen, dass er selber mit anpacken will. Ihn treibt der Wunsch an, dass Gott geehrt und nicht verspottet wird.

Jeder sollte sich fragen, wie viel Motivation er aufbringt und was er bereit ist, einzusetzen, um daran mitzuwirken, dass Gott geehrt wird und wie das geschehen kann.

Management – Schlauer an die Mauer (Nehemia 2,1-16)

Nehemia bekommt vom König eine einmalige Chance. Welche wichtigen Aspekte hat er vor Reiseantritt bereits bedacht?
Was macht Nehemia nach seiner Ankunft in Jerusalem?
Mit welcher Absicht handelt er wohl so?
Überlegt euch ein konkretes Beispiel für ein Projekt in eurer Jugendgruppe. Welche praktischen Aspekte sollten bereits vor Beginn bedacht werden, um richtig vorbereitet zu sein?

Nehemia geht nicht unüberlegt auf sein Vorhaben zu. Er überlegt vorher genau, welches Material er in welcher Menge benötigt und woher es kommen könnte. Er legt sich auf eine Zeit fest und sichert sich die schriftliche Unterstützung des Königs zu, damit er von den Nachbarstatthaltern keine Steine in den Weg gelegt bekommt.

In Jerusalem angekommen, geht er auf Erkundungstour, um die Lage besser beurteilen und dadurch gezielter handeln zu können.

Projekte erfordern eine gute Planung. Angefangen bei einer Situationsanalyse, der Materialplanung und manchmal bis hin zu offiziellen Genehmigungen finden wir bei Nehemia eine gute Grundlage dafür, dass an verschiedene Sachen gedacht werden muss, bevor man anfängt und nicht erst, wenn man mittendrin steckt.

Motor und Mut – Power an der Mauer (Nehemia 2,17-3,5.8)

Wovon berichtet Nehemia den Menschen in Jerusalem, um sie zu begeistern?
Welchen Stellenwert kommt Nehemia als Motor für den Mauerbau zu?
Schaut genau hin, wer mit dem Bauen beginnt. Warum könnte man diese Leute als mutig bezeichnen? Zieht auch den Vers 8 mit hinzu.
Überlegt euch ein konkretes Beispiel für ein Projekt in eurer Jugendgruppe. Wie könntet ihr andere Jugendliche dafür begeistern, mit anzupacken? Woher kann man den Mut zum ersten Schritt bekommen?

Die Motivation Nehemias überträgt sich mehr und mehr auf die Bewohner Jerusalems. Wie bekommt Nehemia das hin? Zunächst stellt er ihnen ihre eigene Situation vor Augen und bezeichnet die ganz deutlich als Unglück. Möglich, dass sie sich schon daran gewöhnt hatten, Nehemia zeigt ihnen aber, dass es etwas viel Besseres für sie gibt. Anschließend berichtet er von den positiven Erfahrungen, die er bereits gemacht hat. Alles deutet darauf hin, dass Gott sie gebrauchen will und sich zu dem Bauprojekt gestellt hat. Ohne Nehemia als Motor wäre das Projekt nicht begonnen worden.

Welche Möglichkeiten haben wir, andere zu ermutigen oder mitzureißen. Oft ist es bei Projekten ähnlich wie hier: Eine Person wird zum Motor, indem sie motiviert und mitreißt, aber auch beharrlich darauf hinweist, dass etwas getan werden soll. Auch unter den Jugendlichen gibt es solche Leute.

Nachdem der Funke von Nehemia übergesprungen ist, bedarf es noch einer Sache. Das Vorhaben muss umgesetzt werden. Dabei den ersten Schritt zu machen, ist nicht einfach. In diesem Fall ist auffällig, dass diejenigen, die mit dem Bau beginnen, nicht gerade zu den Personen gehören, die Ahnung gehabt hätten. Von Priestern und Leviten erwartet man viel, aber nicht unbedingt Kenntnisse im Mauerbau. Trotzdem sind sie sich weder zu schade zum Steine schleppen, noch haben sie als Laien Angst vor der Aufgabe. Ähnlich verhält es sich mit den Goldschmieden und Salbenmischern in Vers 8. Dass gerade diejenigen beginnen und voll dabei sind, die ein ganz anderes Handwerk gelernt haben, motiviert sind, keine Scheu zu haben, egal, wie gewaltig die Aufgabe vielleicht erscheint. Nach Planung und Motivation muss man einfach loslegen.

Denkzettel

Zum Abschluss der Bibelarbeit erhält jeder seinen persönlichen Denkzettel und ein paar Minuten Zeit, Erkenntnisse aus der Bibelarbeit für sich schriftlich festzuhalten.

Wie stark motiviert es dich, für Gottes Ehre mitarbeiten zu können? Wo siehst du Veränderungsbedarf?
Unter welchem Typ ordnest du dich am ehesten ein – Manager oder Motor? Wie könntest du das in deine Jugendgruppe einbringen?
Fehlt dir manchmal der Mut, Dinge anzupacken? Wie willst du in Zukunft damit umgehen?

Was brauchen wir?

  • Bauanleitung
  • Baumaterial
  • Bibeltext zu Nehemia in einer gut lesbaren Bibelübersetzung
  • Flipchart oder OHP, Stifte für jede Gruppe
  • Arbeitsblätter