Wort oder Tat?

Aus der Reihe: Briefe zur Diakonie.
Wort oder Tat?

Liebe Mitarbeiter,

86,6 % der jungen Erwachsenen in evangelikalen Gemeinden finden es wichtig, sich sozial zu engagieren. Das ergab die dranStudie 19plus vor 2 Jahren.  Nur 50,6 % stimmen dagegen der Aussage zu: „Ich denke regelmäßig daran, wie ich durch mein Leben andere zum Glauben einladen kann.“ Ein interessanter Trend. Wenn Gemeinden früher etwas für die Menschen in ihrem Ort tun wollten, veranstalteten sie eine Evangelisation. Da wurde dann von Jesus, dem Erlöser, gepredigt. Wenn Christen heute an ihre Mitmenschen denken, fragen sie eher: Mit welchem sozial-diakonischen Projekt können wir praktisch helfen? Sozial sein passt irgendwie besser in unsere Zeit als die Proklamation, dass Jesus der Herr ist und jeder ihm gehorsam sein soll.

Sozial sein passt irgendwie besser in unsere Zeit als die Proklamation, dass Jesus der Herr ist und jeder ihm gehorsam sein soll. Mit dieser Botschaft zieht man schnell den Verdacht auf sich, „intolerant“ zu sein oder sogar „fundamentalistisch“. Also doch lieber Diakonie statt Evangelisation? Taten statt Worte?

Das Neue Testament ist klar: Wir haben einen Verkündigungsauftrag. Der Apostel Petrus nennt Christen ein ganz besonderes Volk von Königen und Priestern, das mit dem Ziel auserwählt wurde

„zu verkündigen die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ (1. Petrus 2,9)
„Wie sollen sie an den glauben, von dem sie noch nichts gehört haben? Und wie sollen sie von ihm hören, wenn es ihnen keiner sagt? … Der Glaube kommt also aus dem Hören der Botschaft und die Verkündigung aus dem Wort von Christus“ (Römer 10,15.17)
Denn „das Evangelium ist Gottes Kraft“ (Römer 1,16). Es gibt also gerade hier keinen Grund zögerlich zu sein oder sich zu schämen.

Diakonie kann deshalb niemals Ersatz sein für das Reden vom gekreuzigten und auferstandenen Jesus. Denn gute Taten sind nie eindeutig. Auch Angehörige anderer Religionen, Humanisten und Kommunisten können da eine Menge bewirken (und wir sollten das anerkennen). Erst wenn unsere Liebe zu den Mitmenschen in einen Zusammenhang gestellt wird mit dem, der „die Welt so sehr liebt, dass er seinen eigenen Sohn für sie gab“, bekommen sie die Chance echtes Leben zu finden. Ein Leben, nach dem viele sich sehnen, das nicht abhängig ist von den äußeren Umständen. Diakonie kann deshalb niemals Ersatz sein für das Reden vom gekreuzigten und auferstandenen Jesus. Denn gute Taten sind nie eindeutig

Zugleich beginnt und endet das „Verkündigen der Wohltaten Gottes“ nicht mit Predigt oder missionarischem Gespräch.

Evangelisation ohne Diakonie ist in sich selbst widersprüchlich. Denn so wie Gott uns nicht nur mit Worten liebt, sollen auch die Menschen, die ihn noch nicht kennen, nicht nur Worte hören, sondern wirklich Liebe spüren. Auch da ist das Neue Testament eindeutig.

Nicht zuletzt vermittelt Verkündigung ohne tatkräftige Nächstenliebe ein falsches Bild vom Glauben.