Tipps für Freizeitköche

Gute Küche auf einer Freizeit trägt viel zur guten Atmosphäre bei. Hier einige Tipps zum Gelingen.
Tipps für Freizeitköche

Da stand ich nun – mit einem Auto voller Essen, einer kleinen Küche und einer 60-köpfigen Gruppe, die übers Wochenende satt gemacht werden wollte. Eigentlich war das anders geplant…

Ich war grad mal 17 Jahre, hatte bis dahin nicht viel mit Kochen zu tun und wollte während der Freizeit unserer Jugendleiterin in der Küche helfen. Den Einkauf hatten wir größtenteils vorher erledigt. Doch nun kam ihr Mann allein mit dem restlichen Essen am Freizeitheim an – seine Frau war krank geworden.

Da ging’s dann erstmal ans Telefon. Wer hat Ahnung vom Kochen? Wer kann Tipps geben? Wie viele Nudeln brauche ich? Die Hühner für das Frikassee waren gepult, aber was fang ich nun damit an? Wie viele Brötchen soll ich zum Frühstück aufbacken? Nach diesem Wochenende hatte ich einige Kilo gekochte Nudeln und Reis übrig, eine Menge Brot für die Enten, Erholungsbedarf und viele neue Erfahrungen gesammelt. Der Sprung ins kalte Wasser war eine echte Herausforderung, er hat mir aber auch gezeigt:

Wenn man sich mal ans Kochen auf einer Freizeit oder an einem Aktionstag wagt, dann merkt man, dass es gar nicht so schwer ist. Natürlich gibt es aber einige Dinge zu bedenken und zu beachten:

Wer kocht mit wem?

Es ist wichtig, dass die Verantwortlichkeit geklärt und die Stärke des Küchenteams der Gruppenstärke angepasst ist. Eine Gruppe mit sechzig Teilnehmern zum Beispiel ist mit drei Leuten gut zu bewältigen. Erkundigt euch auch frühzeitig beim zuständigen Gesundheitsamt, welche gesetzlichen Auflagen für Küchenmitarbeiter gelten. In der Regel ist eine „Belehrung nach dem Infektionsschutzgesetz“ notwendig, worüber ihr eine entsprechende Bescheinigung (früher Gesundheitszeugnis) erhaltet.

Für wen und wie viele wird gekocht?

Welche Teilnehmer erwarten mich? Wie ist die Gruppe zusammengesetzt? Koche ich für Kids, Teens oder Erwachsene? Gibt es mehr Männlein oder Weiblein? Wie sieht es aus mit Vegetariern, Muslimen, Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten oder Diäten? Erkundigt euch, ob ein Teilnehmer während der Freizeit Geburtstag hat. Toll ist dann eine kleine Überraschung aus der Küche … ein Geburtstagskuchen, eine Kerze oder Süßigkeit am Platz. Außerdem macht Action und viel frische Luft mehr Hunger als kreatives Basteln in der Stube

Wo wird gekocht?

Hier gibt es einiges zu bedenken. Koche ich im Haus oder im Zelt? Steht mir eine normale Haushalts- oder eine Großküche zur Verfügung? Wie ist die Küche ausgestattet (gibt es z. B. einen Backofen oder eine Fritteuse)? Sollte man etwas von zu Hause mitnehmen? Welche Lager- und Kühlmöglichkeiten sind vorhanden?

Wo kaufe ich ein?

Ein Punkt, der vorab auch geklärt werden muss, ist die Beschaffung der Lebensmittel. Welche Geschäfte sind in der Nähe? Eventuell gibt es in der Nähe einen Bauernhof, Bäcker oder Metzger, die ihre Produkte frisch und günstig verkaufen. Besonders zu bedenken ist auch, dass Lebensmittelgeschäfte und Discounter vor Ort zwar gerne verkaufen, aber auch froh sind, wenn man Großbestellungen vorher aufgibt. Aldi freut sich nicht darüber, wenn ihr Aufbackbrötchen, Käse, Eier und Äpfel leerkauft und die ansässigen Bewohner nichts mehr abbekommen. Bevor man die Lebensmittel „zu Hause“ besorgt, sollte der Transport geklärt sein. Bei warmer Witterung kann euch die Frischmilch innerhalb kürzester Zeit im Auto sauer werden. Gibt es Einkaufsgelegenheiten vor Ort, um noch Kleinigkeiten oder frische Lebensmittel zu besorgen?

Und was gibt’s jetzt zu essen?

Oberste Maxime: Macht eure Gruppe lecker satt. Ihr seid nicht dafür da, die Essgewohnheiten der Teilnehmer zu verändern. Die Verpflegung auf einer Freizeit ist für ihr Gelingen stark mitentscheidend. Ihr könnt die ganze Woche über gesunde Vollwertkost von Frischkornbrei bis Löwenzahnsalat kochen und bleibt darauf sitzen oder ihr kocht Nudeln mit Tomatensauce und Hackfleischsauce mit Nudeln und seid auf der sicheren Seite. Das schließt ausgewogene gesunde Ernährung keinesfalls aus! Es bedarf nur etwas mehr Kreativität in der Planung und Zusammensetzung der Menüs. Oberste Maxime: Macht eure Gruppe lecker satt. Kinder essen meist lieber Salat und Rohkost als gekochtes Gemüse. Ein Nachtisch kann das Hauptgericht ergänzend abrunden und sollte möglichst nicht fehlen. Um besondere Highlights wie zum Beispiel Ausflüge, Feste, Motto- oder Abschlussabend berücksichtigen zu können, ist es wichtig, sich mit der Freizeitleitung abzusprechen oder an den vorbereitenden Mitarbeiterbesprechungen teilzunehmen.

Kleines Mengen-ABC:

Durchschnittswerte pro Person und Mahlzeit

  • Frühstück/Abendessen
    • Brötchen / Brot zusammen 120g
    • Belag (Wurst + Käse) 100g
    • Butter 20g
    • Marmelade/Schokocreme/Honig 40g
    • Milch 250 ml
  • Hauptgericht (Gesamtmenge 500g)
    • Suppe 500-750g
    • Nudeln 100g
    • Tortellini 200g
    • Reis 70-80g
    • Kartoffeln ungeschält 250g
    • Kartoffelbrei 150-200g
    • Kartoffelsalat 150-200g
    • Gemüse geputzt 200g
    • 1 Kopfsalat 4-5 Personen
    • 1 Gurke 4 Personen
    • Soße 125-200ml
    • Fleisch 80-100g
  • Nachtisch 150g
    • Hefeteig für Stockbrot oder Pizza von 150-200g Mehl
    • Getränke pro Mahlzeit 0,3 l (Im Sommer auch zwischendurch zu trinken ausreichend anbieten!)

Gibt es zum Frühstück zusätzlich Obst, Müsli, Cornflakes, Ei oder abends Reste vom Mittag oder Salat, variieren die Mengen entsprechend. Andere Ideen für ein abwechslungsreiches Abendessen sind:

  • Essiggurken, Salatgurken, Tomaten, Paprika, Karotten, Kohlrabi
  • Verschiedene Salate: Nudelsalat, Geflügelsalat, Reissalat, Wurstsalat, Käsesalat, Kartoffelsalat, Krautsalat, Eiersalat, …
  • Pizza, Toast, gekochte Eier, Fischkonserven
  • Suppen jeglicher Art

Übrigens: Pro Person und pro Woche fast 1 Rolle Toilettenpapier… [/lasso)

Noch einige ganz praktische Tipps:

Fangt rechtzeitig mit den Vorbereitungen und dem Kochen an. Wasser braucht zum Kochen in so großen Mengen immer länger als geahnt. Gemüse putzen, waschen, schneiden nimmt ebenfalls viel Zeit in Anspruch.

Einfache Rechnung:

Angenommen du schälst vier Kartoffeln pro Minute (für eine Person). Dann brauchst du für 50 Personen 50 Minuten. Die Zeit hältst du aber nur, wenn du dich zwischendurch durch nichts und niemanden ablenken lässt. Also rechne lieber eine Stunde … Manches kann schon am Abend vorher vorbereitet werden, z. B. Wackelpudding oder Gemüse, das man dann in entsprechenden Gefäßen kühlstellt. Abendessen und Frühstück bieten sich in Buffetform an.

Viel Spaß beim Kochen, Planen und Ausprobieren!