Was siehst du?

Wenn wir Davids Jugendleiter gewesen wären, hätten wir ihn kämpfen lassen? Taugen Jugendliche zum Jünger?
Was siehst du?

Mindestens einmal in der Woche begegnest du ihnen – den Teens und Jugendlichen aus deiner Gruppe. Du verbringst Zeit mit ihnen, gestaltest für sie ein Programm und lässt sie an deinem Leben Anteil haben. Jede Woche siehst du sie wieder. Aber was siehst du da eigentlich?

Was siehst du, wenn du deine Teens anschaust?

Nimm dir doch ein paar Minuten Zeit, um darüber nachzudenken. Siehst du Teenager, die viel Blödsinn machen, nie still sitzen können und scheinbar nur dummes Zeug im Kopf haben? Siehst du Jungs und Mädels, die Orientierung, Liebe und ihren Platz im Leben suchen? Siehst du eine Gruppe, die scheinbar gelangweilt dein Programm über sich ergehen lässt und für die das Wort „Danke“ zu einer fremden Sprache gehört?

Was siehst du? Oder besser gesagt, mit was für Augen siehst du? Mit deinen eigenen Augen oder mit Gottes Augen? Um das besser zu verstehen, lade ich dich auf eine Zeitreise ein. Lass uns ein paar tausend Jahre zurückgehen.

Eine Zeitreise

Fehlt dir auch die Perspektive Gottes – die in einem kleinen Schafhirten und Hobby-Musiker einen Helden und König sieht?Stell dir vor, du wärst ungefähr um das Jahr 1.000 v. Chr. Jugendleiter in Israel gewesen. Die Rahmenbedingungen für deine Jugendarbeit waren damals nicht so optimal wie heute in deiner Gemeinde, denn Israel war damals im Krieg. Ein Teil deiner Mitarbeiter wurde zum Militär eingezogen. Nur die jüngeren Teens waren noch da. Die Nachrichten von der Front regten auch nicht gerade dazu an, Lobpreisabende zu gestalten – denn der militärische Gegner verfugte über eine Kampfmaschine gegen die Bruce Lee wie ein Milchbubi wirkte. Während du über das Programm im Teenkreis nachdenkst, besucht dich ein 15 oder 16 Jahre alter rothaariger Junge. Du freust dich über den Besuch und ihr plaudert ein wenig. Doch nach wenigen Sätzen sagt dir der Teen: „Ich will beim Kampf mitmachen. Ich will gegen die gegnerische Kampfmaschine antreten. Hast du was dagegen?“ Wahrscheinlich würde alle Farbe aus deinem Gesicht weichen und du würdest entsetzt aufschreien: „Klar, habe ich was dagegen.“ Im nächsten Augenblick fallen dir viele gute Gründe ein. „Zum einen geht das aus Gründen der Aufsichtspflicht überhaupt nicht. Zum anderen hast du doch eh keine Chance und wir können es uns als Jugendkreis auch nicht erlauben, unseren besten Musiker so einen Mist machen zu lassen. Nein, auf keinen Fall – du bleibst hier und kämpfst nicht!“

Gottes Perspektive

Doch nun mal Hand aufs Herz. Was hättest du geantwortet? Wenn du im Jahre 1.000 v. Chr. der Jugendleiter von David gewesen wärst – hättest du David gegen Goliath kämpfen lassen? Ich hätte ihn nicht kämpfen lassen. Nicht nur aus aufsichtsrechtlichen Gründen. Vor allem aus einem Grund: weil mir die Perspektive Gottes wahrscheinlich gefehlt hätte. Die Sicht Gottes, dass er aus einem kleinen Schafhirten und Hobby-Musiker einen Helden und König machen kann. Die Sicht Gottes, dass ER mit scheinbar unbedeutenden nervigen Teens große Ziele verfolgt. Diese Sicht hätte mir damals wohl gefehlt.

Und heute? Gott ist der Gleiche geblieben und Teenager und Jugendliche haben sich wohl auch nicht so stark verändert. Schon vor tausenden von Jahren haben sich Erwachsene über die Art der Teens beschwert. Deshalb die Frage: Was siehst du? Siehst du Gottes Möglichkeiten, wenn du deine Teens anschaust? Siehst du in ihnen Jungs und Mädchen, die zu Helden und Heldinnen Gottes werden können?

Siehst du in ihnen Jugendleiter, Seelsorgerinnen, Älteste, Mütter und Väter, die mit ihrem Leben Gott die Ehre geben? Das heißt nicht, dass wir die Augen verschließen sollen und nur noch träumen, was mal aus den Teens werden könnte. Es bedeutet, dass ich der Realität ins Auge schaue. Aber allen Realitäten: sowohl der sichtbaren Realität, dass Teenager manchmal anstrengend sind (und sehr oft auch einfach nur genial drauf sind) und mich als Mitarbeiter in ganz unterschiedlichen Bereichen fordern. Aber auch der Realität Gottes, der mit diesen Teens an seiner Gemeinde baut. Der Realität Gottes, der die schwierigen, coolen, schüchternen, vorlauten, voll aktiven Teens gebrauchen kann und will. Schon jetzt und auch in der Zukunft, wenn sie älter und erwachsen geworden sind. Diese Sicht motiviert mich auch dann, wenn es Durststrecken und Probleme gibt. Denn Gott bleibt der Gleiche.

Mein Gebet ist daher immer wieder:

Herr, zeige mir deine Perspektive, die du für die Teens hast. Ich will sie mit deinen Augen sehen.